Mackie Onyx Blackjack Test

Die Mackie Onyx-Serie erfreut sich schon seit vielen Jahren großer Beliebtheit – Gründe für den Erfolg sind logische Bedienkonzepte, gute Qualität und faire Preise. Und auch der letzte Streich, die Onyx i-Serie sorgte, nicht zuletzt auch aufgrund der ProTools-Anbindung (M-Powered) für Furore. Doch auch die Preamps dieser Mischpulte zauberten vielen Usern ein Lächeln ins Gesicht. Und genau hier setzt Mackie‘s neuster Coup an. Der Plan: Man nehme die Preamps der Onyx i-Serie, packe sie in neu entwickelte Recording-Interfaces und taufe das Ganze „Blackjack“ und „Blackbird“….fertig. Klingt doch einfach, oder…?

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Beim Blackbird handelt es sich um ein 16×16 Firewire-Interface, beim Blackjack um ein 2×2 USB-Interface. Letzteres erhielten wir brandheiß von Mackie direkt aus den Staaten, um es für euch unter die Lupe zu nehmen. Also öffnen wir das bonedo-Casino, lassen den Croupier die Karten verteilen und schauen, ob wir einen Blackjack schaffen. Ihre Einsätze bitte, meine Damen und Herren.

Details

Wäre Blackjack ein Insekt, hätten wir es wohl mit einer Hummel zu tun, denn rein äußerlich ist das kleine Interface eine ganz schöne Wuchtbrumme. Das sehe ich allerdings als durchaus positiv an, denn so wird gleich klar, dass ich es nicht mit einem weiteren dieser SMD-bestückten Plastik-Discount-Mini-Interfaces zu tun habe. Da ich mal nicht davon ausgehe, dass Mackie hier „relativ viel“ Gehäuse um ebenso viel Luft gebaut hat, wird sich im Blackjack wohl auch eine gute Portion Analogtechnik befinden – und dieser Eindruck soll sich noch bestätigen! Doch dazu später mehr. Das Gehäuse besteht komplett aus schwarzem Stahlblech und wurde sehr solide verarbeitet – hier ist nichts geklebt oder zusammengesteckt, sondern alles vernünftig verschraubt. Daumen hoch! Der „schwarze Jack“ misst 167mm in der Breite, 109,6mm in der Tiefe, ist 64,2mm hoch und bringt 700 Gramm auf die Waage. Am hinteren Gehäuseteil sitzt ein großer, silberner Metallbügel, der das Desktopgerät in einem benutzerfreundlichen Winkel von 25 Grad sicher zum Stehen bringt – auf der Unterseite sorgen vier kleine Gummi-Füße für Rutschsicherheit.

Die Benutzeroberfläche wurde sehr übersichtlich gestaltet: fünf Potis, vier Schalter, fünf LEDs und eine Klinkenbuchse – mehr braucht´s nicht. Die beiden Eingangskanäle sind komplett identisch aufgebaut. Das Gain-Poti bietet einen Regelbereich von 0 bis +60 dB (Mikrofon-Signal) bzw. -15 bis  +45 dB (Line-/Instrumenten-Signal). Über einen Schalter (Hi-Z), den eine stilisierte Gitarre ziert, schaltet man den Eingang auf „Instrument“ um, sodass man eine Gitarre direkt mit dem Interface verbinden kann, ohne vorher noch eine DI-Box bemühen zu müssen. Wie eingangs bereits kurz erwähnt, handelt es sich bei den Preamps um jene aus den größeren Onyx-Pulten – also keine abgespeckte Vorverstärkung, sondern etwas Bewährtes. Eine zweifarbige LED (Sig/OL) dient als Eingangspegel-Kontrolle – hier wird ein Pegel ab -20 dBu mit grünem und ab +7 dBu mit rotem Leuchten quittiert. Ganz ehrlich gesagt, halte ich persönlich von diesen Ein-LED-Anzeige-Konzepten nicht allzu viel, da man eigentlich nichts über den Pegel erfährt (außer: Signal da oder Signal übersteuert – aber die Kontrolle hat man auch, wenn man die Ohren auf macht). Meiner Meinung nach wäre auf der Oberfläche auch Platz für drei Signal-LEDs gewesen. Auf diese Weise bekäme der User wenigstens eine Minimal-Abstufung angeboten– hier hätte sich Mackie auf dem Markt der zweikanaligen Kompakt-Interfaces noch durch einen weiteren Punkt abgrenzen können. Nun ja, sei´s drum. Fahren wir mit den erfreulichen Dingen fort. Ach, erwähnte ich eigentlich schon, dass wir mit der Beschreibung der Eingangskanäle fertig sind…? Nein…? Ok, Input-Channel-mäßig wären wir durch. Das war doch mal übersichtlich, oder? Aber mehr braucht es ja auch nicht.

Gleich neben den beiden Kanälen liegt die Sektion „Input Monitor“ – ok, „Sektion“ ist bei einem Poti und einem Schalter vielleicht etwas „overdosed“ formuliert. Doch die Funktionalität, die sich hinter diesem Feature verbirgt, ist für den gemeinen Recording-Alltag einfach toll. Man kann hier nämlich das Input-Signal auf analoger Ebene direkt hinter dem Gain-Poti abgreifen und auf den Monitor- und Phones-Ausgang routen. Das Ergebnis ist: keine Latenz! Über das Poti („TO MON“) bestimmt man das Level der Eingangssignale, und über den Schalter („Mono/Stereo“) legt man fest, ob man das Ganze mono oder stereo aufs Monitoring schickt (bei Stereo liegt Kanal 1 hart links und Kanal 2 hart rechts im Panorama). Die Ausgangs-Levels für Monitor und Phones werden über zwei Regler bestimmt – der Kopfhörer wird über eine 6,3mm Klinkenbuchse auf der Oberfläche angeschlossen. Ups, da habe ich bei den Eingangskanälen doch noch etwas vergessen: Natürlich können auch Kondensatormikrofone angeschlossen und mit der nötigen Phantomspeisung versorgt werden – hierfür steht ein Schalter nebst Indikator-LED bereit, um die 48 Volt an den Mic-Inputs anliegen zu lassen. Blieben noch zwei weitere Kontroll-Lämpchen: USB (signalisiert, dass mit der Verbindung zum Computer alles in Ordnung ist) und Power (Strom ist da).

Auf der Gehäuserückseite geht es (logischerweise) nicht minder übersichtlich zu. Zwei Combi-Buchsen (XLR/Klinke) stehen als Inputs bereit, zwei 6,3mm Klinkenbuchsen dienen als Monitor-Outputs und ein USB-Port (USB 1.1) sichert die Anbindung an den Rechner. Doch die USB-Buchse ist nicht nur für die Datenanbindung zum Computer zuständig, sondern versorgt das Blackjack auch noch mit dem notwendigen Strom – dieses Interface ist nämlich Bus-powered. That´s it.

Nun noch ein paar Worte in Sachen Computer, Recordingsoftware und Wandler. Als Mindest-Rechneranforderungen gibt Mackie Folgendes aus: PC – Pentium 4, Celeron oder Athlon XP, Windows 7, Vista oder XP, 512 MB RAM. MAC – G4, ab Mac OS 10.4.11, 512 MB RAM. Als PC-User muss man sich noch den „Mackie Universal Driver“ installieren, den es in seiner neuesten Version auf der Mackie-Internetseite zum freien Download gibt. Blackjack arbeitet mit den meisten, gängigen DAW-Softwares zusammen: Logic, Cubase, Sonar, Ableton Live,…und natürlich Mackie Tracktion, dessen 3er Version gleich mit dem Interface geliefert wird. Schade eigentlich, dass es nicht – wie bei der Onyx i-Serie – auch eine ProTools-Anbindung gibt. (Eine Frage an andere Stelle sei mir hier gestattet: Wann wird sich Digidesign endlich mal öffnen…?) Wandler-seitig arbeitet das Onyx Blackjack mit einer Auflösung von 24 Bit und einer Samplerate von 44,1 bzw. 48 kHz.

Praxis

So, dann wollen wir mal die Pforten des bonedo-Casinos öffnen und die Karten austeilen. In Runde 1 ziehen wir mit Mackie´s neuem Interface gleich ein Ass, denn mehr Plug&Play geht wirklich nicht. Nachdem ich das Blackjack mit meinem Testrechner (iMac, 2.93 GHz Intel Core 2 Duo, 4 GB RAM, Mac OS 10.5.8) verbunden habe, steht es mir direkt und ohne Murren in der Systemsteuerung und Logic zur Verfügung. Alles bestens. Also noch rasch meine Abhöre verkabeln, Kopfhörer einstecken, Mikro anschließen und los geht´s. Zuerst höre ich mir ein paar Aufnahmen an, die ich auf meinem Rechner habe und bestens kenne. Was soll ich sagen…? Mir fällt nichts Negatives auf – sowohl die Monitorausgänge als auch der Headphone-Output klingen gut und nahezu neutral. Häufig ist es bei kleinen Interfaces ja der Fall, dass der verbaute Headphone-Amp etwas schwach auf der Brust ist und auch nicht wirklich gut auflöst – das ist beim Blackjack nicht so. Das, was da an meinem Kopfhörer (Ultrasone ProLine 2500) ankommt, ist druckvoll, nuanciert und laut genug. Als Mikrofon entschied ich mich bei diesem Test für ein MXL V6 – denn bei einem Interface, das zu einem Kampfpreis von 296 EUR (UVP) angeboten wird, einen 3000 Schleifen teuren Kondenser zu verwenden, wäre etwas unverhältnismäßig. So halten sich die Preise von Interface und Mikro ziemlich die Waage, und alles entspricht eher der Realität der Zielgruppe. Zudem handelt es sich bei dem MXL V6 wirklich um ein gutes Budget-Großmembrankondensator-Mikro, das präsente, silbrige Höhen, warme (fast ein bisschen Vintage-mäßige) Mitten und ordentlich Bass liefert. Die Bässe sind teilweise sogar etwas überpräsent, aber das ist für die Beurteilung der Preamps und Wandler keine schlechte Sache, denn so merken wir auch deutlich, was sich in diesem Bereich abspielt. Als Schallquelle diente mir eine Alvarez Dreadnought Akustik-Gitarre, die einen ziemlich voluminösen Sound mit silbrigen Höhen (da neue Saiten aufgezogen waren, waren die Höhen wirklich sehr schön präsent), durchsetzungsfähigen und trotzdem transparenten Mitten und einem ordentlichen Bass-Pfund hat. So, jetzt seid ihr, was das Test-Prozedere angeht, auf dem Laufenden.

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Das Blackjack-Interface leistet einen guten Job – das kann man nicht anders sagen. Der Sound der Preamps geht definitiv über „Homerecording“ hinaus. Die Signale werden in keiner Weise verfälscht. Der Bassbereich klingt angenehm neutral und wird dynamisch übertragen. Die Mitten werden fein genug aufgelöst, um auch Feinheiten in diesem Frequenzbereich heraushören zu können – eine dezente Überhöhung im Bereich der unteren Mitten sorgt für eine leichte Färbung, die aber bei vielen Signalen angenehm „warm“ rüberkommt. Auch ist ab einem gewissen Pegel eine geringfügige Kompression in den Mitten festzustellen – ich empfand dies aber als durchaus positiv, da das Signal dadurch etwas (wirklich nicht zu viel) verdichtet und präsenter wurde. Im Bereich der Höhen kam die bereits erwähnte „Silbrigkeit“ und Brillanz gut rüber, obwohl die letzte Offenheit nicht da war. Aber das ist wirklich kein Minus-Punkt für ein Produkt dieser Preisklasse, denn für echte „Open-End-Höhen“ muss man einfach wesentlich tiefer in die Tasche greifen – da kostet ein einkanaliger Preamp gut und gerne mal das Siebenfache des Blackjack. Und dann muss man auch noch in den entsprechenden Wandler investieren… Lassen wir also die Kirche im Dorf bzw. die Karten im Casino und fangen nun nicht an, zu zinken. Die Gitarre klingt dadurch auch keineswegs matt oder platt. Im Gesamten ist der Sound, den das Onyx Blackjack überträgt, sehr ausgewogen, transparent und für den aufgerufenen Kurs (296 EUR) absolut top –ich habe schon deutlich teurere Interfaces gehört, die wesentlich schlechter klangen. Die Möglichkeit des latenzfreien Monitorings der Eingangssignale ist einfach klasse und funktioniert super. Alles in allem kann man sagen, dass wir zum anfänglichen Ass für die Funktionalität und Plug&Play nun mit dem Sound noch die Zehn dazu gezogen haben, und das macht nach Adam Riese 21 Punkte und nach internationalen Casino-Regeln: Blackjack.

Hier gibt es nun noch drei Audio-Beispiele mit Akustik-Gitarre für euch, die mit dem Blackjack-Interface aufgenommen wurden. Alle Files sind völlig unbearbeitet.

Audio Samples
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Blackjack 1 Blackjack 2 Blackjack 3
Die Würfel sind gefallen: Blackjack hat den Praxistest bestanden
Die Würfel sind gefallen: Blackjack hat den Praxistest bestanden

Mackie hat hier definitiv nicht den schwarzen Peter verteilt, sondern den Blackjack gelandet. Dieses kompakte Interface weiß in Sachen Handling, Funktionalität und Sound absolut zu überzeugen. Hier gibt es eigentlich nichts zu meckern, und schon gar nicht, wenn man sich den Preis vor Augen hält. Wer also auf der Suche nach einem zweikanaligen Interface mit guten Preamps ist, dafür aber nicht gleich seine Großmutter verkaufen möchte, ist beim Blackjack sicherlich gut aufgehoben.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Gute Verarbeitung
  • Einfaches Handling
  • Gute Preamps
  • Latenzfreies Monitoring der Eingangssignale
  • Sound
Contra
  • Leichte Färbung in Mitten und Höhen
Artikelbild
Mackie Onyx Blackjack Test
Für 99,00€ bei
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Facts
  • 2×2 USB-Interface
  • 44,1/48 kHz – 24-Bit
  • 2x Onyx Mic-Preamp mit zuschaltbarer 48V Phantomspeisung
  • Cirrus Logic AD/DA Wandler mit 114dB Dynamic-Range (A-gewichtet)
  • Analoges Monitoring der Eingangssignale
  • Anschlüsse: USB bus-powered, 2 kombinierte XLR-/Klinke-Eingänge (schaltbarer Hi-Z Eingang für Gitarre/Bass), Kopfhörerausgang, Monitor-Ausgang 6.3 mm Klinke
  • Desktop-Gehäuse
  • für PC/MAC
  • inkl. Tracktion 3 Software
  • arbeitet mit den meisten DAW-Softwares zusammen
  • Maße: 167 x 109,6 x 64,2mm (BxTxH)
  • Gewicht: 0,7 kg
  • Preis: 296 EUR (UVP)
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Profilbild von Jan

Jan sagt:

#1 - 31.01.2014 um 18:23 Uhr

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Richtig richtig gut geschriebener Test, mit dem ich, nach längerer Benutzung meines Interfaces, total übereinstimme. Auch ein sehr unterhaltsamer Schreibstil - weiter so!

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