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Mackie Axis System DC16 DL32R Test

Unlängst erhielt der Autor eine Produktdemonstration des Mackie Axis System, das – bestehend aus dem DL32 Rackmixer samt DANTE-Karte und dem DC16 Controller – einen durchweg positiven Eindruck hinterließ. Durch den Hardware Controller DC16 sollen sich auch komplexere Mixaufgaben deutlich schneller und souveräner bewältigen lassen. So zumindest die Theorie. Was passiert, wenn man den Autor zusammen mit dem Mackie Axis System auf eine Heavy Metal Cover Band loslässt, erfahrt ihr in diesem Testbericht.

AXIS_Digital_Mixing_System_Front_iPad_Plane

Details

Zu Beginn noch eine Lernstandserhebung bezüglich der Systemkomponenten. Der Mackie DL32R ist ein 19“ Rackmixer mit 32 Eingängen und 14 analogen XLR-Ausgängen. Dazu notieren wir zwei Monitorausgänge (Klinke) und einen digitalen AES/EBU Ausgang. Ist der Mixer mit der optionalen DANTE-Karte bestückt, dann lassen sich die 32 Eingange und 28 Mixbusse des DL32R über das DANTE-Protokoll verwalten.
Die zur Verfügung stehenden Mix-Tools des DL32R sollten auch anspruchsvollen Anwendern gerecht werden: Jeder Kanal verfügt über einen parametrischen Vierband-EQ sowie durchstimmbaren Low Cut und eine vollständige Dynamic Sektion (Gate & Kompressor). In allen Ausgängen stehen Terzband-GEQs bereit und das Mitschneiden der Eingangssignale ist denkbar einfach. Bis zu 32 Kanäle lassen sich ohne zusätzlichen Computer auf eine Festplatte aufzeichnen und bei Bedarf für einen virtuellen Soundcheck direkt von der Festplatte in den DL32R zurückspielen.
Die Effektsektion ist dagegen eher übersichtlich. Zur Auswahl stehen zwei HallFX-Einheiten und ein Delay-Effekt. Die Routing-Optionen für die Einzelkanäle sind recht umfangreich. Jeder Kanal kann in bis zu vierzehn Mixbusse (Monitorwege), drei Effektbusse, sechs Subgruppen, sechs VCA-Gruppen geroutet werden. Darüber hinaus stehen sechs Mute-Gruppen zur Auswahl. Bis dato sind Apples iOS-Geräte die einzige Möglichkeit, den DL32R über einen externen Router fernzusteuern. Mit dem Mackie DC 16-Controller lässt sich nun beherzt Hand anlegen. Was bietet die schicke Hardware an Mix-Optionen?

Fotostrecke: 2 Bilder Bei unserem Praxistest musste das System 18 Inputs und sechs Monitorwege verwalten.

DC16 Control Surface

Viele aktuelle Digitalmixer verfügen über ein oder zwei Bildschirme. Nicht immer sind diese Touch-fähig und oftmals selten größer als sieben Zoll. Daher scheinen sich Mackies Entwickler gedacht zu haben, warum nicht gleich iPads als Display verwenden? Um mit dem Axis System arbeiten zu können, gehört mindestens ein iPad an den Start. Allerdings kann der schicke DC16 bis zu drei Tablets auf seiner „Smart Bridge“ beherbergen. Die iPads residieren auf einer Metallschiene und lassen sich über rückseitige USB-Ports sogar aufladen.
Die iPads sind vor allem wichtig, um das Routing und integrale Systemeinstellungen vornehmen zu können. Die meisten Mix-Funktionen dagegen können vom DC16 übernommen werden. Dafür hat Mackie nicht an der nötigen Hardware gespart. Im Gegenteil, denn die verbauten siebzehn Alps-Motorfader sind in Begleitung von Select-, Mute- und Solo-Tastern und geben über LED-Ketten zusätzlich Auskunft über die anliegenden Pegel und Gain Reduction Verhältnisse. Zur besseren Orientierung zeigt eine Mix-Select-LED pro Kanal an, welchen Mix der Fader gerade bedient (z.B. FX-Sends, Subgruppen oder Monitorwege).
Einen starken Eindruck hinterlassen die 26 Displays: Für jeden Kanalzug ein Display und je vier weitere links und rechts der Faderbank. Mehrfarbig, hintergrundbeleuchtet und grafikfähig sind diese Screens hervorragend ablesbar und helfen enorm bei der Orientierung. Mit den Bank- und Channel-Tastern wählt man beispielsweise die Eingangskanäle, Busse und VCA-Gruppen entweder in Gruppen von 16 Kanälen oder Kanal für Kanal an. Hat man ausgesuchte Kanäle in View-Gruppen eingepflegt, dann können diese mittels der View-Group-Buttons separat auf der Oberfläche erscheinen. Ein Feature, dass Midas Pro User als Pop-Group kennen.

Fotostrecke: 2 Bilder Der DC16 ist ein tolles Stück Hardware.

Für die Einstellungen im Kanal (EQ, Dynamcis, Panorama, Gain, Low Cut) können entweder die iPads herangezogen werden, oder die Taster und Encoder des Channel Editings, die sich oberhalb der Faderbank befindet. Die beliebte „Sends on Fader“ Funktion, um Monitor- und Effektwege zu versorgen, ist ebenfalls implementiert. Da sich der DC16 über einen der zwei eingebauten DANTE-Ports mit dem DL32R verbindet, kann der Controller zudem mit einigen Audio-Ausgängen (Kopfhörer, Monitorausgänge) sowie einem Talkback-Eingang und einer Stereo-Miniklinkenbuchse für einen Zuspieler aufwarten. Einer der drei USB-Anschlüsse des Controllers verbindet ein iPad direkt mit dem DC16, weshalb sich dieses ebenfalls für das Einspielen der Pausenmusik verwenden lässt. Leider besitzt der DC16 ein externes Netzteil, dessen Stecker sich aber zumindest verriegeln lässt.

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Praxis

Beim Auspacken des Controllers entdeckt der Autor als erstes einen unmissverständlichen Wink mit dem Zaunpfahl, und zwar in Form eines großen Aufklebers, der betont, dass vor dem Betrieb alle Bestandteile des Axis Systems mit der neusten Firmware gefüttert werden möchten. Dazu gibt es einen dezidierten Weblink, der den Anwender mithilfe einer Zip-Datei mit allen notwenigen Dateien und Anwendungshinweisen versorgt. Erste Amtshandlung ist demnach das Aufspielen der neusten Firmware beim DL32R, der Dante-Karte und dem DC16. Die Updates gehen zügig vonstatten und wir gehen an die Inbetriebnahme.  

Fotostrecke: 4 Bilder Konkreter Arbeitsauftrag, das Axis möchte mit aktueller Firmware gefüttert werden.

On the road

Es steht ein Job an und das Axis System macht es einfach, die Show nach den Rider-Angaben entsprechend vorzubereiten. Mit 18 zu erwartenden Inputs und sechs Monitorwegen ein gnädiger Einstieg. Der Autor beschriftet die Eingangskanäle, setzt schon den ein oder anderen EQ und stellt Kompressoren und Gates nach Erfahrung ein. Als Effekte kommen ein Gated Reverb für die Drums, ein Plattenhall für den Gesang und ein Tap Delay für Soloinstrumente und Lead Vocals zum Einsatz. Viel mehr geht in Punkto FX auch nicht, denn der DL32R kann maximal drei Effekte gleichzeitig zur Verfügung stellen. Wem das zu wenig ist, dem bietet sich via DANTE zumindest die Möglichkeit, ein Waves-Multirack in das Setup einzubinden.

Audio Samples
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Gated Reverb Mid Size Room Mono Delay Ping Pong Delay Plate Reverb Spring Reverb

Metal Axis

Als Künstler des Tages gibt sich die „Chris Howling Band“ im Stamm-Venue des Autors die Ehre. Die Band ist professionell und gibt satt krachende Metal-Klassiker zum Besten. Während des Soundchecks stelle ich zunächst jeden Einzelkanal nach Gusto ein. Der DL32R bietet in der EQ- und Dynamic-Abteilung die Möglichkeit, zwischen einem „modern“ und vintage“ Algorithmus zu wechseln. Beim Gate gefällt mir die optische Kontrolle des Modern-Modus, beim EQ und Kompression greift der Autor bei einigen Kanälen allerdings gerne auf die Vintage-Variante zurück. Beide bieten nämlich keine optische Darstellung der EQ-Kurve oder des Kompressionsverlaufs, somit ist man gezwungen mit den Ohren und nicht mit den Augen zu mischen. Das Ergebnis gefällt mir sehr gut. 

Fotostrecke: 3 Bilder In der Masterfader App lassen sich drei iOS Geräte verwalten.

Das Axis System besitzt einen organischen Klang und durch den DC16 sind die entsprechenden Einstellungen schnell am Start. Besonders hervorheben möchte ich die gute Klangqualität der neuen Hall-Effekte, die sich mit der frischen Firmware enorm verbessert haben. Nachdem die Instrumente gecheckt sind, steht der Monitorsoundcheck an. Aufgrund der Backline-Lautstärke müssen die Monitore mittels EQ auf einen sinnvollen Kompromiss aus Klagqualität und Feedback-Sicherheit getrimmt werden. Wo geht das besser als auf der Bühne, direkt am entsprechenden Monitor? Hier spielt das Axis System einen konstruktionsbedingten Vorteil aus. Ich nehme kurzerhand ein iPad von der Smart Bridge und mache den Monitorsound zusammen mit den Musikern auf der Bühne. Da jeder Ausgang einen 31-Band-GEQ und einen RTA zur Feedback-Frequenzfindung besitzt, steht der Monitorsound nach kurzer Zeit.
Zurück am FoH lege ich das iPad wieder auf der Smart Bridge ab und es  synchronisiert sich selbstständig mit dem System und springt zurück auf die letzte Ansicht. Klasse!
Während der Show freunden sich Autor und DC16 mehr und mehr an. Während der ersten Nummern greife ich noch vergleichsweise häufig zum iPad. Doch nach und nach verinnerlicht man, wo welche Funktion liegen. Die große Stärke des DC16 sind die vielen fest belegten Bedienelemente. Nur wenige Taster sind über die „Alt & Shift“ Tasten mit zwei Funktionen belegt. In der Channel-Edit-Sektion sind alle Funktion fix. Somit sind EQ- und Threshold-Anpassungen sehr schnell vorgenommen. Auch das Auffinden spezifischer Instrumentengruppen ist dank der Gruppen Anwahl sehr einfach. Natürlich nur, wenn man zuvor die entsprechenden Gruppen definiert hat.

Fotostrecke: 4 Bilder Obwohl fast einen Meter breit, ist der FoH-Platz mit einem Axis System sehr kompakt.

Monitormixe oder Effektsends sind ebenfalls schnell aufgerufen und eindeutig identifizierbar. Die Gefahr, dass man im falschen Mixbus operiert, ist dank der farblichen Kodierung sehr gering. Von großer Hilfe für die souveräne Beherrschung des Mixes ist hohe Anzahl an echten Fadern. Durch den Bank-Schalter lässt sich mit einem Tastendruck zischen den Inputs 1-16 und 17-32 wechseln und Fader Nummer 17 bleibt stets der Herrscher über die Summenlautstärke.
Mit dem DC16 ausgestattet, stellt sich sehr schnell ein Gefühl wie im heimischen Wohnzimmer ein. Alles hat seinen gewohnten Platz und man kennt seine Laufwege zum Kühlschrank. Das Mackie Axis ist vermutlich eines der intuitivsten, derzeit erhältlichen 32-Kanal-Mischsysteme. Mir hat es jedenfalls auf der Baustelle viel Spaß bereitet, mit der Axis-Axt eine amtliche Metal-Schneise durch den Frequenz-Dschungel zu schlagen.

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Fazit

Zugegeben, preislich haut der neue Mackie DC16-Controller schon gut ins Kontor. Allerdings erhält der Anwender mit diesem Investment gleich zwei überzeugende Mehrwerte. Zum einen ist der Controller durchweg gelungen. Tolle Optik, hochwertige Hardware-Komponenten (Fader, Encoder, Taster) und eine beispielhafte Übersichtlichkeit, die es auch Fremdtechnikern noch kurzer Eingewöhnungszeit erlaubt, sicher durch eine unbekannte Audio-Landschaft zu navigieren. Auf der anderen Seite bedeutet die Kombination mit DANTE als Audioprotokoll einen deutlichen Performance-Boost für den Mackie DL32R Mixer. Komplexere Mischaufgaben oder selbst kleinere Festivals sind mit dem Axis System deutlich besser zu erledigen, als nur mit einem DL32R samt iPad. Wer allerdings einen Mixer mit völlig freier Konfiguration von DCAs, Subgruppen und Channel Layout bevorzugt und zudem eine Aversion gegen Apple-Produkte wie das iPad hegt, der sollte sich nach einem anderen Mixer umsehen.
Ein weiterer Vorteil dieses Systems ist seine Flexibilität. Sollte nach einem Festival eine Kleinbaustelle auf dem Stundenplan stehen, dann bleibt der DC16 einfach im Lager. Dieser modulare Aufbau ist neben der intuitiven Bedienung und dem schnellen Workflow die wichtigste Produkteigenschaft.  Anwender, denen einen direkter Zugriff ins Mixgeschehen und schnelle, professionelle Ergebnisse wichtig sind, dürften gefallen am Mackie Axis System finden.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • intuitive Bedienung
  • hochwertiger DC16-Controller
  • flexibles Routing durch DANTE
  • neue, professionelle Hall-Algorithmen
  • flexibel einsetzbar
  • gut zu transportieren
Contra
  • keine Modulationseffekte
  • Fernsteuerung ausschließlich mit iOS-Geräten möglich
Artikelbild
Mackie Axis System DC16 DL32R Test
Für 2.590,00€ bei
Mackie Axis System DC16 DL32R
Mackie Axis System DC16 DL32R
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Profilbild von Markus Galla

Markus Galla sagt:

#1 - 19.12.2016 um 08:22 Uhr

0

Wow....der Test liest sich ja sehr gut. Aber: Mischer plus zwei iPads belaufen sich mal eben auf über 7000€. Wenn sich an der Master Fader App und den Effekten nicht grundlegend etwas geändert hat (und die Hörbeispiele der Effekte scheinen zu zeigen, dass da in Bezug auf den Hall nicht viel passiert ist), finde ich das ganz schön viel Geld. Eine Midas M32 ist da günstiger. Und auch ein Midas Pro 1 IP liegt in der Preisklasse zwischen 7000 und 8000€ und ein großes Touch Display ist da schon inklusive. M. E. müssen sich Mackie und PreSonus anstrengen, den Vorsprung der Konkurrenz, vor allem auch preislich, wieder aufzuholen. Die Idee ist sehr gut und die Umsetzung des Controllers auch, aber ohne Korrektur des Preises des nach unten und Überarbeitung der Effektsektion gibt es ein Kaufargument nur noch für diejenigen, die den Namen Behringer partout nicht mögen. 3999€ Straßenpreis für einen reinen Controller ist schon heftig. Das lässt sich auch nicht mit den ALPS Motorfadern begründen.

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