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Ludwig Signet 105 Gigabeat Drumset Test

Ein Ludwig Signet 105 Gigabeat Drumset, welches Gegenstand dieses Tests ist, haben die meisten Arbeiter im Ludwig-Werk in Monroe/USA vermutlich noch nie zu Gesicht bekommen, denn außer dem Verpacken der Einzelteile gibt es bei diesem Do-it-yourself-Bausatz für sie kaum etwas zu tun. Mit Hilfe eines Stimmschlüssels darf der Kunde höchstpersönlich Hand anlegen und aus den in einem einzigen Karton befindlichen Kesseln, Fellen, Spannreifen, Halterungen, Standbeinen, Schrauben und Böckchen – insgesamt etwa 140 Teile – ein dreiteiliges Shell-Set auf die Beine stellen. Wer jetzt an schweißtreibende Heimwerkerorgien denkt, liegt aber falsch, denn das Signet Set steht garantiert schneller als ein Billy-Regal, und vor allem klingt es besser.

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“Made in America by Ludwig and you” verkündet die Werbebroschüre stolz, und tatsächlich werden die Ahornkessel des Signet im selben amerikanischen Werk hergestellt, in dem Ludwig auch die Classic Maple, Legacy und Keystone Drums produziert. Durch die Abwälzung des Zusammenbaus auf den Kunden ist es möglich, ein 100% USA-Maple-Set für knapp über 1000 Euro anzubieten. Das Ludwig-Flaggschiff Classic Maple in derselben Zusammenstellung kostet deutlich mehr als das Doppelte. Für den Test lieferte uns der holländische Fentex-Vertrieb die Gigabeat-Konfiguration, bestehend aus einer 20 x 15″ Bass Drum, einem 12 x 8,5″ Rack Tom und einem 14 x 14″ Floor Tom im “Indian Teak”-Finish. Zusätzlich lag ein Elite-Tomhalter dabei, der aber nicht zum regulären Lieferumfang gehört. Gleiches gilt für den abgebildeten Ständer, an dem der Tom-Halter befestigt ist.

Details

Mut zur Lücke
Mit den Kesselgrößen des Signet 105 Drumsets betritt Ludwig Neuland, denn eine 15 Zoll tiefe Bass Drum ist mir im Ludwig-Programm bisher noch nicht begegnet, und das 12 x 8,5″-Format des Rack Toms füllt gar eine Lücke, deren Existenz mir bislang überhaupt nicht bewusst war. Halbe Zollgrößen? Soll da etwa ein neuer Trend eingeleitet werden? Oder geht es hier schlicht darum, jede noch so kleine Lücke zu nutzen, um sich von der Konkurrenz abzusetzen? Wie auch immer – einen riesigen Klangunterschied dürfte ein halbes Zoll, also 1,27 Zentimeter, Differenz gegenüber einem herkömmlichen 12 x 8″-Tom in der Praxis wohl kaum bewirken. Das Floor Tom kommt hingegen ganz konventionell in der klassischen 14 x 14″-Größe daher. Alle Trommeln tragen ein winziges Messing-Badge mit dem geschwungenen “S” der Signet-Serie sowie der Aufschrift “Ludwig USA”.

Fotostrecke: 3 Bilder Die nackte Wahrheit: Rohkessel des Ludwig Signet ohne Hardware …

Neben dem Gigabeat bietet die Signet-Serie lediglich eine weitere Konfiguration namens “Terabeat” mit einer 22 Zoll Bassdrum sowie 10″, 12″ und 16″-Toms an. Neben “Indian Teak”, der Farbe des Testsets, sind mit Alpine Blue und Macassar Ebony noch zwei weitere Finishes erhältlich. Ludwig betont dabei, dass für diese exotisch anmutenden Oberflächen keine seltenen Bäume abgeholzt werden müssen. Sehr löblich, möchte man fast sagen, aber das tun andere Hersteller auch schon lange nicht mehr. Ebenso ökologisch wertvoll muten die Außenseiten der Kessel an, die im Sinne eines möglichst natürlichen Looks nicht hochglanzlackiert, sondern mit einem matten Satin Finish versehen wurden. Sechs Lagen nordamerikanisches Ahornholz werden für die fünfeinhalb Millimeter dünnen Kessel verarbeitet, bevor als äußere Schicht das Furnier aufgetragen wird. Die Kesselgratung verläuft beidseitig im 45 Grad-Winkel, wobei das Fell auf den mittleren beiden Kesselschichten aufliegt. Es handelt sich also um ein symmetrisches Profil, das dem Fell mehr Auflagefläche bietet als die weit verbreitete Variante, bei der die Gratung dicht an der Kesselaußenseite liegt.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Macassar Ebony Finish bildet die äußere Lage des dünnen Kessels.

Passt, wackelt und hat Luft
Bis hierher nichts Spektakuläres zu vermelden, aber interessant wird’s nun bei den winzigen Spannböckchen, die, abgesehen von den drei eingeprägten Rillen, auf den ersten Blick so gar nicht nach Ludwig aussehen. Diese so genannten “Insta-Lite Lugs” sind nämlich nicht, wie wir das bisher kennen, mit je zwei Schräubchen am Kessel befestigt, sondern werden einfach in die dafür vorgesehenen großen Löcher gesteckt. Solange kein Fell montiert ist, wackeln die Böckchen munter in den Löchern herum, erst die Zugkraft der Spannschrauben hält sie bei gespanntem Fell in Position. Übrigens sind die Insta-Lite Lugs so konzipiert, dass die Luft aus dem Kessel durch eine Öffnung im schwarzen Kunststoffeinsatz nach außen entweichen kann. Folglich ist ein separates Luftloch in der Kesselwand auch nicht vorhanden. Auch die Halteböckchen der Toms müssen in Do-it-yourself-Manier selbst angebracht werden. Da die Befestigungsschrauben Vierkant-Ausführungen sind, ist dafür aber nichts weiter als ein herkömmlicher Stimmschlüssel nötig. Diese “Triad Suspension Mounts”, die frappierende Ähnlichkeit mit einem altertümlichen Auto haben, bestehen aus zwei Teilen, die durch Gummimanschetten voneinander isoliert sind.

Fotostrecke: 3 Bilder Außer den drei Rillen erinnert bei den Spannböckchen nichts an Ludwig Drums.

Wie in alten Zeiten: Halterung am Kessel
Ein bisschen verwunderlich ist es ja, dass in heutigen Zeiten die Aufhängung wieder direkt am Kessel angeschraubt wird, aber Ludwig hat im letzten Jahr mit der ähnlich konzipierten Atlas Tom Mount, die – im wahrsten Sinne des Wortes – viele positive Resonanzen hervorgerufen hat, bewiesen, dass es auch ohne frei schwingende Aufhängung funktionieren kann. Die freundlicherweise vom Vertrieb mitgelieferte Elite-Tomhalterung, die zur Befestigung an einem Beckenständer vorgesehen ist, setzt auf die bewährte Kunststoffkugel/L-Arm-Kombination, und auch die Beine des Floor Toms haben, abgesehen von ihrem mit zwölf Millimetern recht großen Durchmesser, nichts besonderes zu bieten. Demgegenüber sind aber die “Stiletto” Bass Drum-Beine insofern recht eigenwillig konstruiert, als dass sie sich in der Länge nicht verstellen lassen. Einmal ausgeklappt und fixiert lässt sich an auch der Position nichts mehr ändern. Eigentlich auch kein Problem, wenn man sich damit arrangieren kann, dass der vordere, von den filigranen Spannklauen gehaltene, Holzspannreifen etwa fünf Zentimeter über dem Boden schwebt. Zur Anpassung an verschiedene Untergründe sind die Spitzen zwischen Metalldorn und Gummifuß umstellbar.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Halteböckchen am Rack Tom ist direkt an den Kessel geschraubt …

Die Toms des Signet 105 Drumsets sind mit 2,3 Millimeter starken Stahlspannreifen sowie klaren Ludwig Weathermaster Fellen – Heavy auf der Oberseite und Medium als Resonanzfelle – bestückt. Die Bezeichnungen sind allerdings irreführend, ich würde die Stärken dieser Felle eher als Medium und Thin bezeichnen. Die Bass Drum hat ein klares einschichtiges Schlagfell mit integriertem Dämpfungsring sowie ein weiß-glattes Heavy-Resonanzfell. Beim Testset fehlt das normalerweise zum Auslieferungszustand gehörende große Ludwig Front-Logo.

Fotostrecke: 2 Bilder Durchsichtig: Die gar nicht so „heavy“ Schlagfelle der Toms.
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Praxis

Der Zusammenbau: Böckchen, wo steckst Du?
Die federleichten Ahornkessel des Ludwig Signet Drumsets sind sehr sauber verarbeitet. Auf den Fellauflageflächen sind keine Unebenheiten zu entdecken, und die senkrecht verlaufende Naht im Kesselinneren kann man zwar sehen, aber nicht fühlen. Auch die Verchromung der Hardware-Teile hinterlässt einen guten Eindruck. Der Zusammenbau des Ludwig Signet 105 Drumsets dauert etwa 20 bis 30 Minuten und bedarf im Prinzip keiner weiteren Erklärung. Vier Böckchen für die Toms und zwei für die Bass Drum werden per Stimmschlüssel angebracht, dann werden die 44 Spannböckchen in die dafür vorgesehenen Löcher im Kessel gesteckt und anschließend die Felle aufgezogen. Bei der Installation der Bassdrum-Stimmschrauben ist darauf zu achten, dass die Schrauben aufgrund der beweglichen Böckchen nicht schief sitzen, also rechtwinklig zur Fellfläche ausgerichtet sind. Das Stecksystem verursacht im Praxistest keine Probleme. Ich kann beim Spielen keine Nebengeräusche feststellen, auch nicht – wie ich zunächst befürchtet hatte – mit locker gespannten Fellen.
Mittlere Stimmung: Der Wolf im Schafspelz
Nun bin ich gespannt, wie die Trommeln denn nun klingen und beginne mit einem mittleren Tuning. Die Bass Drum bedarf aufgrund des vorgedämpften Fells keinerlei weiterer Dämpfungsmaßnahmen wie Filzstreifen, Schaumstoffmatten oder Wolldecken und klingt, mit einem fünfeinhalb Zoll großen Loch im Frontfell, für ihre Größe erstaunlich fett und punchy, gleichzeitig warm und nicht zu attack-lastig. Die Lautstärke steht in einem gesunden Verhältnis zu den Toms, die eine tolle Mischung aus hellem Attack und sattem Kesselton liefern. Die Kombination klare Felle – dünner Kessel – rundliche Gratung erweist sich hier als optimal. Ich habe sofort das Gefühl, dass die Bude rockt und eine Nummer größer klingt als sie eigentlich ist.

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Bass Drum mit Loch im Frontfell Toms mittlere Stimmung Set mittlere Stimmung Groove Set mittlere Stimmung Tom-Groove 1 Set mittlere Stimmung Tom-Groove 2

Tiefe Stimmung: Es rumpelt im Karton
Anschließend geht es in der Stimmung der Toms eine Etage tiefer, und auch hier überzeugen die Trommeln, die übrigens in allen Soundbeispielen ungedämpft sind, vollkommen und klingen so amtlich, dass ein Sound Engineer befürchten müsste, arbeitslos zu werden. Mikrofon dran und fertig! Ein perfekter Pop-Rock-Sound mit der bestmöglichen Mischung aus Punch, Klangfülle und kontrolliertem Sustain. Dass mich diese zarten Trommeln dazu inspirieren würden, einen QOTSA-mäßigen Groove in die Felle zu hämmern, hätte ich ihnen wahrlich nicht zugetraut.

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Toms tiefe Stimmung Set tiefe Stimmung Groove Set tiefe Stimmung Tom-Groove 1 Set tiefe Stimmung Tom-Groove 2

Hohe Stimmung: Immer noch nicht aus der Puste
Zu guter Letzt schwingen wir uns auf in höhere Gefilde, sprich: ein jazziges Tuning, in welchem sich Trommeln mit diesen Abmessungen eigentlich besonders wohl fühlen müssten. Mit einem geschlossenen Resonanzfell ist es leicht, der Bass Drum zu einem tonalen Charakter zu verhelfen, wobei sie ein langes Sustain entwickelt. Für einen authentischen Jazz-Sound wäre ein weiß-aufgerautes Schlagfell anstelle des Power Collar aber eine noch bessere Wahl. Wirklich verblüfft bin ich, dass den Toms auch in diesem Bereich nicht die Luft ausgeht und sie immer noch diesen vollen Grundton liefern. Die Ansprache erfolgt unmittelbar, und der volle Klang entfaltet sich bereits bei leisen Anschlägen. Die Verschraubung des Halteböckchens am Kessel des Rack-Toms wirkt sich offenbar überhaupt nicht auf das Schwingungsverhalten aus. Die interne Gummiisolierung des Böckchens erfüllt hier also voll ihren Zweck. Dasselbe gilt für das Stand-Tom, welches klanglich eine homogene Ergänzung nach unten darstellt. Obwohl die Werksfelle sehr gut mit den Toms harmonieren, stoßen sie doch am Ende des Tests an ihre Grenzen. Als ich die Felle abmontiere, muss ich feststellen, dass sie wabbelig sind und überhaupt keine Spannung mehr haben, obwohl ich sie noch nicht einmal extrem hart gespannt hatte. Auch wenn Ludwig stolz behauptet, dass diese Felle “Made in USA” sind, gehören sie meines Erachtens in die gleiche Liga wie die Remo-Felle aus chinesischer Produktion.

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Bass Drum hohe Stimmung Toms hohe Stimmung Set hohe Stimmung Jazz-Groove Set hohe Stimmung Shuffle-Groove
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Fazit

Mit dem Signet 105 Drumset ist es ausgerechnet Ludwig – einem Hersteller, der in erster Linie von seinem guten Ruf zehrt und nicht als Innovator bekannt ist -gelungen, ein absolut eigenständiges Produkt zu entwickeln. Aus einem Haufen Einzelteile muss sich der Kunde sein Drumset selbst zusammenbauen, was aber aufgrund des durchdachten Konzepts nicht schwer fällt und den Preis auf einem äußerst geringen Niveau hält. Die Optik hebt sich durch die neu gestaltete Hardware deutlich von bisherigen Ludwig-Produkten ab, aber der volle, voluminöse Sound, der sich durch alle Stimmbereiche zieht, wirkt sofort vertraut und erinnert an Drumsets, die das Doppelte kosten. Die Kombination aus leichten, dünnen, nordamerikanischen Maple-Kesseln und minimalistischer Hardware erweist sich als ideal, und durch bessere Felle könnte man das Set sogar noch aufwerten. Freunde eines natürlichen Looks kommen bei den drei erhältlichen, eigenwilligen Finishes auf jeden Fall auf ihre Kosten, aber es wäre meines Erachtens wünschenswert, wenn Ludwig in Zukunft die Farbpalette und auch die Auswahl an Kesselgrößen – derzeit insgesamt nur sechs – erweitern würde.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hervorragender Sound
  • leichte Stimmbarkeit
  • eigenständiges Design
  • gute Verarbeitung
Contra
  • mittelmäßige Felle
Artikelbild
Ludwig Signet 105 Gigabeat Drumset Test
Für 899,00€ bei
Ein Leichtgewicht mit tollem Sound: Das Ludwig Signet 105 Drumset
Ein Leichtgewicht mit tollem Sound: Das Ludwig Signet 105 Drumset
Technische Spezifikationen
  • – 20“ x 15“ Bass Drum
  • – 12“ x 8,5“ Tom Tom
  • – 14“ x 14“ Stand Tom
  • – Kesselmaterial: 100% nordamerikanisches Ahorn
  • – Kesselaufbau: 6 Schichten bei 5,5 Millimeter Wandstärke
  • – Kesselgratung: beidseitig 45 Grad
  • – Finish: Indian Teak (Holzfurnier)
  • – Kesselhardware: Snap-In Insta-Lite Spannböckchen, Triad Suspension Mount Tom Bracket, Stiletto Bassdrum-Beine
  • – Spannreifen: Toms – 2,3 Millimeter Stahlspannreifen, Bass Drum – Ahorn-Holzspannreifen
  • – Felle: Ludwig Weathermaster (Toms – Ludwig Heavy / Medium Clear, Bass Drum – Power Collar Clear / Heavy White)
  • Preis (UVP): 1199,- Euro
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