Line 6 Lowdown HD400 Test

DETAILS

Der LowDown HD400 wurde für den Einbau in ein 19“ Rack konzipiert und nimmt bei einer Einbautiefe von 240 mm drei Höheneinheiten in Anspruch. Das verschraubte Metallgehäuse ist aber so ordentlich verarbeitet und macht einen so stabilen und zuverlässigen Eindruck, dass es unter normalen Bedingungen auch beim Betrieb außerhalb des Racks seine Innereien ausreichend schützen sollte. Gummifüße besitzt der Amp allerdings nicht, wer auf ein Rack verzichtet, der sollte deshalb auf der Unterseite eine Rutschsicherung nachrüsten. Ansonsten könnte es passieren, dass sich das neue Schätzchen schon beim ersten Gig selbstständig macht.

Optisch kommt der HD400 ziemlich elegant daher, die 2 mm starke Frontplatte aus gebürstetem Metall passt hervorragend zu den großen Metallschutzbügeln und den zehn Drehreglern in Chrom. Zudem ist das Bedienfeld sehr klar strukturiert, was im Idealfall auch eine unkomplizierte und intuitive Bedienung erlaubt.

Gehen wir die Features im Einzelnen durch: Direkt nach den zwei Klinkenbuchsen mit unterschiedlichen Empfindlichkeiten für passive und aktive Bässe folgt das „Sound-Zentrum“ des HD400. Dabei handelt es sich um einen Regler, mit dem fünf verschiedene Verstärkermodelle angewählt werden können. Hinter dem Modell „Clean“ verbirgt sich der Sound eines Eden Travelers, ein cleaner Fusionbass-Ton mit klaren Höhen und warmen Bässen. Für die Einstellung „R&B“ hat Line6 den legendären Fliptop Combo B-15 von Ampeg analysiert, der in den 60er und 70er Jahren von vielen Motown-Bassisten vorzugsweise im Studio verwendet wurde. Bei den nächsten Verstärkermodellen geht es heftiger zur Sache. „Rock“ soll den Sound eines 74er Ampeg SVT-Heads samt zugehöriger 8 x 10“  Kühl-Gefrierkombinationsbox, sozusagen die Mutter aller Rockbass-Stacks, reproduzieren. Die Einstellung „Brit“ dagegen steht für einen angezerrten Basssound á la John Entwhistle, für den ein Marshall Super Bass aus dem 1968er Jahrgang Pate stand. Das letzte Amp Modell „Grind“ ist eine Kombination aus einem angezerrten Sansamp PSA-1, der über einen Ampeg SVT verstärkt wird, wovon sich Line 6 einen aggressiven, modernen Rocksound verspricht.

Zusätzlich existiert eine sechste Reglerstellung „Synth“. Der HD400 kann also nicht nur verschiedene Verstärker simulieren, sondern liefert auch auf Knopfdruck fette Bass-Synthie-Sounds, und zwar bevorzugt die Klassiker der 70er Jahre. Im Synthie Modus verwandeln sich die vier EQ-Potis Bass, Lo-Mid, Hi-Mid und Treble und der Kompressorregler „Opto Comp“ zu den wichtigsten Funktionen eines Analogsynths. Der Bassregler fungiert dann als Hochpassfilter, Lo-Mid steuert die Resonanz, Hi-Mid wird zum Envelope-Regler und steuert die Intensität der Filterhüllkurve, während man mit dem Treble-Poti Attack und Decay, also die Geschwindigkeit der Hüllkurve, bestimmt. Zusätzlich kann man mit dem Kompressor-Regler „Opto Comp“ verschiedene Wellenformen einstellen, die Bandbreite reicht dabei von Sägezahn über Dreieck- und Rechteckwellen bis zur Pulsbreitenmodulation. Auch der Deep-Schalter, der bei den Amp-Modellen als EQ-Preset zum Anfetten des Sounds fungiert, stellt im Synth-Modus eine ähnliche Funktion bereit. Er fügt dem Sound eine um eine Oktave tiefere Dreieckswelle hinzu und sorgt so für mehr Low-End. Der „Drive“-Regler entspricht dem Gainregler normaler Verstärker und versorgt auch den Synthiesound mit einer Verzerrung, wenn man ihn beherzt aufdreht.
Eine dermaßen große Soundvielfalt schreit natürlich nach einer Presetverwaltung, damit die mühevoll geschraubten Klänge blitzschnell abrufbar sind. Line6 hat dem HD400 vier Speicherplätze mit auf den Weg gegeben, die mit den beleuchteten Tastern oder den optional erhältlichen Kontrollern FBV Express oder FBV Shortboard per Fuß bedient werden können. Bei Auslieferung sind die Plätze mit Werkssounds belegt, die man aber mit eigenen Kreationen überschreiben kann. Die Leuchtdioden der Preset-Tasten geben übrigens bei aktiviertem Tuner auch Rückmeldung über die Stimmgenauigkeit; erst wenn die beiden mittleren Taster grün leuchten, ist die Tonhöhe korrekt. Welchen Ton man gerade stimmt, erfährt am beim Blick auf den Amp-Model-Regler. Leuchtet die Einstellung „Clean“, stimmt man gerade die H-Saite, bei „R&B“ die E-Saite, und so weiter, bis schließlich mit der letzten Einstellung „Synth“ die C-Saite eines 6-Saiter-Basses angezeigt wird.
Jetzt sind wir mit den zahlreichen Features fast durch, es bleiben noch die Potis „Chan Vol“ zum Angleichen der Lautstärkenunterschiede, die bei den Presets entstehen können, und „Master“ für die Endlaustärke des Amps.  Last, but not least wartet noch der von den Line6 Kombos bekannte „Smart FX“-Regler auf seine Vorstellung. Mit ihm erhält man Zugriff auf drei bei Bassisten sehr beliebte Effekte, nämlich einen Envelope Filter für den Wah-Wah Funk, den Oktaver mit EBS Octobass Simulation und zuguterletzt einen Chorus, der dem legendären Gerät von T.C. Electronic nachempfunden ist. Einzelne Parameter der Effekte kann man mit dem „Smart FX“ natürlich nicht steuern, der Regler verändert beim Drehen selbständig einige Parameter und macht den jeweiligen Effekt im Uhrzeigersinn intensiver.
RÜCKSEITE
Sämtliche Anschlussmöglichkeiten sind beim HD400 auf der Rückseite platziert. Dazu gehören der obligatorische Di-Out in Form einer XLR-Buchse inklusive Groundlift, ein Klinken Preamp-Out und zwei Speakon-Lautsprecheranschlüsse, ein Mini-Klinkenanschluss für den MP3 Spieler, ein Kopfhörerausgang als normale Klinke und die Buchse für die optional erhältlichen FBV-Pedale.

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Ben sagt:

#1 - 22.02.2013 um 19:21 Uhr

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Hi Rainer,
super Test, ich hab ihn kurzerhand bei Thomann geordert. Preis/Leistung sind schon echt super was das Klangliche und die Vielseitigkeit angeht. Da kann mein alter Trace mit 350W absolut nicht mithalten in Bezug auf Druck und Lautstärke.Die Verarbeitungsqualität lässt aber doch ziemlich zu wünschen übrig. Oder liegt es am B-Stock (die Netzsteckerbuchse fällt mir fast entgegen, ist ja auch ein gewisses Sicherheitsrisiko)? Und bei dem dünnen Blech würde sich ein Rackcase auch anbieten. Da der Verstärker aber auch nur die halbe Tiefe hat und der Ein-/Ausschalter auf der Rückseite liegt müsste es für mich jedoch eine Maßanfertigung werden.Ich denke er geht wieder zurück und dann gibt's als "Entschädigung" den kleinen TC BH250 :-) und wenn die Power nicht reicht dann kommt halt noch ein Großer dazu. Der schwarze Schmied verlockt ja schon ganz schön ...

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