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Lehle RMI Acouswitch IQ DI Test

Seine Entwicklungen haben unter Musikern inzwischen vielfach den Ruf, zum Non-plus-ultra zu gehören, wenn es um elektronische Schalter, Looper, Splitter, Preamps und ähnliche Helferlein für den Gitarristen geht. Die Geräte von Burkhard Lehle zeichnen sich allesamt durch ihre saubere Signalübertragung aus, bei der Soundverluste und Nebengeräusche Fremdwörter sind und die in puncto Soundqualität, Verarbeitung und Lebensdauer genau dem entsprechen, was man gemeinhin mit dem Markenzeichen „Made In Germany“ verbindet. Inzwischen würdigen auch international renommierte Gitarristen, z.B. Peter Stroud (Sheryl Crow Band), Eddy Duffy, Charlie Burchill (Simple Minds), Mike Box (Uriah Heep), Nick Perri (Shinedown), Kevin Churko (Ozzy Osbourne) seine Arbeit.

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Wie alle Produkte wurde auch der neue RMI Acouswitch IQ DI von Lehle in der Soundschmiede in Voerde am Niederrhein entwickelt. Für den Vertrieb zeichnet sich die Firma RMI mit Sitz in Luxemburg verantwortlich. RMI steht für Ruppert Musical Instruments, ein Unternehmen des Bassisten Jacques Ruppert, der zusammen mit Lehle bereits den RMI Basswitch IQ DI entwickelte. Das Grundkonzept wurde jetzt auf den Acouswitch übertragen, der sich – wie der Name vermuten lässt – an den Akustikgitarristen wendet. Lehle, selbst Gitarrist, weiß, wo der Schuh gemeinhin drückt, und deshalb stehen am Anfang jeder Entwicklung Fragen wie die folgenden:
Wie kann man Sound und Pegel unterschiedlicher Pickups optimal mischen und angleichen, wenn nur ein Eingang am Verstärker, am Mischpult oder nur ein DI-Kanal zur Verfügung steht? Was tun, wenn ein empfindlicher Piezo mit einem aktiven magnetischen Schalllochtonabnehmer mit hohem Output kombiniert werden soll? Kann man den Pegel von zwei Akustikgitarren angleichen bzw. den Sound von beiden aufeinander abstimmen, auch wenn nur ein Akustikverstärker/eine Aktivbox mit einem Eingang und einer IQ-Regeleinheit genutzt werden kann/soll? Gibt es eine Vorrichtung, mit der man spontan den Pegel der Akustikgitarre erhöhen kann, um ein Fill oder ein Solo zu spielen, eventuell einen Fußschalter, sodass die Hände am Instrument bleiben können? Gibt es eine einfache Möglichkeit, zwei Gitarren bzw. zwei Tonabnehmersysteme an ein externes Effektgerät anzuschließen und in den Effektweg zu schalten? Gibt es eine Vorrichtung, z.B. einen Fußschalter, mit der man spontan die Effektgeräte aus dem Signalweg herausnehmen kann, wenn sie nicht mehr benötigt werden?
Tatsächlich will unser Testkandidat, der RMI Acouswitch IQ DI, als All-In-One-Lösung alle diese Herausforderungen meistern. Kann er das? Wer Lehle-Produkte kennt und vielleicht schon einmal dem bereits erwähnten RMI Basswitch IQ DI begegnet ist, wird wenig Zweifel hegen. Spannend bleibt, wie das Konzept für Akustikgitarre umgesetzt wurde.

Details

Das Design erinnert auf den ersten Blick an eine „herkömmliche“, allerdings etwas umfangreichere Stompbox, nur sollen mit dem Acouswitch keine Effekte generiert werden. Das Gerät mit einem integrierten Vorverstärker wird zunächst als Schaltzentrale zur Vernetzung verschiedener Komponenten z.B. Gitarren, Tonabnehmer, Effektgeräte, Mischpulte oder Pedale benötigt. Tatsächlich beherrscht der Acouswitch IQ DI (fast) alle Funktionen, die der Kanalzug eines Mischpults auch bereithält. Neben einer komfortablen Dreibandklangregelung mit parametrischen Mitten wird der Musiker mit einem seriellen und einem parallelen Effektloop, einem Line-Out, einem DI-Out, einem Booster und vielen weiteren Features hervorragend bedient.
Der größte Unterschied zum herkömmlichen Mischer besteht allerdings in den Fußschaltern. Diese erlauben, zwischen zwei Instrumenten oder Tonabnehmern hin- und herzuschalten, ohne dass man die Hände zu Hilfe nehmen müsste. Außerdem ist dem ersten Kanal noch ein zweiter an die Seite gestellt. Der kann zwar nicht so viel wie der erste (ein reiner Thru-Channel), wertet den Acouswitch aber enorm auf, weil die Kanäle eben gewechselt werden können. Sieht man die vielen weiteren Möglichkeiten, dann wird klar, dass man sich davor hüten sollte, den RMI mit herkömmlichen Bodentretern oder einem einfachen Mischpult zu vergleichen.

Mit den Abmessungen 16,2 cm (T) x 22 cm (B) x max. 4,2  cm (H) bringt das unverwüstlich wirkende Metallgehäuse mit seiner hellbraunen Mattbeschichtung immerhin 1375 Gramm auf die Waage, und zwar ohne Netzteil. Betrachten wir zunächst die Rückseite des Acouswitch. Hier befinden sich sämtliche Aus- und Eingänge.
Die Akustikgitarre wird mit dem Klinkeneingang A (INST A), der Standardeingangsbuchse des Acouswitch, verbunden. Der Clou: Ein zusätzliches Instrument (umgestimmte Gitarre, Bottleneckgitarre o.ä.) oder ein weiterer Tonabnehmer des gleichen Instruments, z.B. ein magnetischer oder piezokeramischer Pickup, kann mit dem Klinkeneingang B (INST B) verkabelt werden. Wenn A und B belegt sind, kann auch der A/B-Fußschalter des RMI Acouswitch IQ DI in Betrieb genommen werden. Das Pedal hält nun zwei Basiskonstellationen bereit: Ein kleiner Kippschalter (MIX) an der Rückseite legt fest, ob jeweils einer der beiden Eingänge betrieben wird oder beide gleichzeitig.
Ruht der Mix-Kippschalter in der oberen Position, wählt der A/B-Fußtaster zwischen Kanal A oder Kanal B. Soll bei einem Auftritt zwischen zwei Instrumenten oder zwei Tonabnehmern umgeschaltet werden, ist er der richtige Partner, ein Tonabnehmer oder ein Instrument bleibt jeweils stumm. Ein Fußtritt wechselt zwischen beiden Optionen. Sollen zwei Tonabnehmer des gleichen Instruments oder zwei Akustikgitarren gleichzeitig übertragen werden, muss der Schalter MIX in der unteren Position bleiben.
Ein Druck auf den A/B-Fußtaster bewirkt in diesem Fall lediglich eine Umkehrung der Einstellungen, z.B. EQ und Pegel. Zwei unterschiedliche Tonabnehmersysteme einer Gitarre gleichzeitig … Whow! … das kann den Sound einer Akustikgitarre satt und fett machen. Aber zwei Akustikgitarren gleichzeitig und dann noch über eine Anlage?
Ist lediglich ein Instrument bzw. ein Tonabnehmer mit Eingang A verbunden, schickt der A/B-Schalter dessen Signal auf Kanal A oder B. So kann zusätzlich zum Basis-Sound (über Kanal A) auf Knopfdruck ein zweiter Sound (über Kanal B) abgerufen werden. Das Signal durchläuft nach dem Schalten den Kanal B und wird am Vorverstärker des Kanals A vorbeigeroutet. Eine Leuchtdiode (blau oder weiß), die sich über dem A/B-Schalter befindet, gibt den Status an.
LINE OUT (Klinke) an der Rückseite wird mit dem Akustikverstärker oder einer Aktivbox verbunden. Schade, dass es keine Anschlussmöglichkeit für eine zweite gibt.
TUNER OUT (Klinke) kann mit einem Stimmgerät verkabelt werden. Dieses wird komplett aus dem Signalweg genommen, den es damit nicht beeinträchtigen kann. Es besteht die Möglichkeit, die Stimmung laufend zu überprüfen, wenn das Stimmgerät eingeschaltet bleibt. Wird das Instrument gestimmt, kann der große MUTE-Taster an der Oberfläche gedrückt werden. Dieser schaltet sowohl das Line-Out-Signal als auch das DI-Signal stumm. Eine Leuchtdiode über dem Schalter gibt den Status (blau und weiß) an.
An die serielle Effektschleife SERIAL LOOP (mit Aus- und Eingang) kann z.B. ein Volume-Pedal oder ein Kompressor angeschlossen werden. Der serielle Loop dient hauptsächlich dazu, Effektgeräte einzuschleifen, die kontinuierlich eingeschaltet bleiben sollen. An die MIX-Effektschleife (mit Aus- und Eingang) kann z.B. ein Hallgerät angeschlossen werden. Der MIX LOOP ist der Standard-Einschleifweg des RMI Acouswitch IQ DI.
Wenn beim Mischen des Originalsignals mit dem Return-Signal des Effekts Phasenauslöschungen entstehen, schafft der Phasenumkehrschalter Abhilfe. Der Acouswitch wird von einem externen Netzteil angetrieben. Das Netzteil ist allerdings nicht im Lieferumfang enthalten, was allerdings in diesem Fall kein großes Problem darstellt. Denn der Acouswitch stellt keine hohen Ansprüche und nimmt fast alles, was man ihm vorsetzt, und das in der Regel ohne Widerworte. Das verwendete Netzteil sollte aber mindestens neun und nicht mehr als 20 Volt Spannung liefern. Die Polung spielt dabei genauso wenig eine Rolle wie die Tatsache, ob Wechsel- und Gleichspannung vorliegen. Der Acouswitch erledigt alles ganz selbständig: Gleichrichtung, Stabilisierung und Transformation auf 18 Volt. Dies stellt eine ausreichende und saubere Stromversorgung der internen Komponenten sicher.
Betrachten wir nun die Oberseite des Pedals. Der Acouswitch ist nämlich auch tageslichttauglich. Das Logo, mit fluoreszierender Farbe auf der Bedienoberfläche aufgetragen, leuchtet unübersehbar in der Dunkelheit. Drei große Fußtaster (A/B, Mute und Mix Loop/Boost) prägen auffällig das Design. Über jedem Taster befindet sich eine weiße bzw. dunkelblau leuchtende LED, die den Betriebszustand anzeigt.

Sämtliche Einstellungen werden mit insgesamt neun Potis konfiguriert, die mit einem etwa ein Zentimeter hohen Sockel eine Höheneinheit bilden und auf diese Weise vor Fußtritten geschützt sind, sich aber trotzdem sehr komfortabel bedienen lassen. Aufgrund dieser originellen und optisch ansprechenden Gehäusekonstruktion kann man sämtliche Einstellungen auch noch mit einem Klebestreifen „archivieren“.
Nehmen wir besagte schwarze Potis einmal unter die Lupe: Die Lautstärke von Instrument A bzw. Tonabnehmer A (Kanal A) wird mit Volume A (ganz rechts) geregelt. Um eine optimale Anpassung des Signals zwischen Kanal A und B zu gewährleisten, erlaubt dieser Regler sowohl das Signal abzusenken als auch anzuheben. Die Nullstellung liegt bei 12 Uhr. Kanal B benötigt dann eigentlich keinen eigenen Volume-Regler mehr. Auf der Bühne kann eine (spontane) Angleichung des Pegels zusätzlich auch noch mit einem externen Volume-Pedal oder/und mit dem Volume-Regler am Preamp, der Gitarre oder am Pickup erfolgen, falls vorhanden. Die integrierte Dreiband-Klangregelung stellt den Sound des am Eingang A angeschlossenen Instrumentes ein. Zu dieser gehören ein Bass- (B) und ein Mittenpoti (ML), wobei Letzteres in Verbindung mit dem MF-Poti (MID-Frequenz) eine semiparametrische Regeleinheit bildet, und last, but not least ist auch ein Treble-Regler (T) an Bord.
Alle Regler arbeiten mit effektiven +/- 18dB, wobei der Bassregler speziell auf akustische Instrumente ausgelegt ist und bei 83Hz eingreift, der MF-Regler bietet die Möglichkeit, Frequenzen in einem Bereich von 100 HZ bis 6kHZ auszuwählen und gezielt mit dem ML-Poti zu bearbeiten, während die Höhen bei 12,5kHz justiert werden können.
Kanal B ist also ein reiner Thru-Channel und verfügt über keinen EQ und keinen Volume-Regler. An ihn schließt man deshalb Instrumente an, die entweder schon einen ansprechenden Sound mitbringen oder durch eine integrierte EQ-Einheit regelbar sind. Feinabstimmungen können (auf der Bühne) z.B. auch mit einem integrierten Vorverstärker am Instrument/Tonabnehmer etc. vorgenommen werden. Dazu unten mehr. Kanal B wird nicht trockengelegt. Die beiden Effektwege werden auch über diesen Kanal geroutet.
Um unliebsamen Frequenzen (Feedback) den Garaus zu machen, wird der Notchfilter eingesetzt. Die Regler BCL und BCF bilden zwei Seiten einer Medaille. Die eigentliche Störfrequenz lässt sich mit dem BCF-Regler lokalisieren, der BCL-Regler sorgt dann dafür, dass sie schmalbanig abgesenkt, also quasi „ausgeschnitten“ wird. Neutralstellung des BCL-Reglers ist in der Mitte, dort wird der Klang ohne Veränderung übertragen.
Dreht man den BCL-Regler nach links, wirkt er wie ein sehr schlanker Schnitt (Notchfilter) im Frequenzspektrum in einem Frequenzband von 45 Hz bis 500 Hz. Aber Achtung! Der BCL-Regler wird nicht nur als Notchfilter eingesetzt, sondern ist auch ein Body Contour Poti. Dreht man den BCL-Regler nämlich nach rechts, wird die vom BFC-Poti gewählte Frequenz breitbandig angehoben. So kann die Gitarre im Low-Mid-Bereich mit mehr „Bauch“ ausgestattet werden. Wir können also festhalten, dass der BCL-Regler über zwei Eigenschaften verfügt: Je nach seiner Stellung kann eine ausgewählte Frequenz schmalbandig herausgefiltert oder breitbandig angehoben werden. Dazu wirken BCL wie BCF auf beiden Kanälen – insgesamt eine Fülle von Möglichkeiten, über die man sich zuerst einmal klar werden muss.
Ganz links befinden sich zwei Regler, einer oberhalb (BOOST) und einer unterhalb (MIX) des Sockels, die mit dem parallelen Effektweg und dem MIX LOOP/BOOST-Fußtaster korrespondieren. Das Verhältnis von Effekt und Instrument wird mit dem MIX-Regler festgelegt. In der 6-Uhr-Position beträgt der Anteil 50 zu 50. Mit dem MIX LOOP-Fußschalter kann man die Effektsektion vollständig aus dem Signal herausnehmen, wobei sich der Einschleifweg hinter dem Mute-Schalter befindet. Das hat den Vorteil, dass ein eingeschleiftes Echo noch ausklingen kann, obwohl das Signal schon gemutet wurde.
Der obere Regler mit der Bezeichnung BOOST hat eine Doppelfunktion. Einerseits pegelt er die Lautstärke des Effektwegs, andererseits fungiert er als einfacher Booster. Wenn die Effektschleife also nicht belegt wird, kann man neben der Grundlautstärke auch eine Sololautstärke festlegen und mit dem Fuß über den MIX LOOP/BOOST-Taster zwischen beiden Lautstärken hin- und herzappen. Ein Feature, das dem Solisten entgegenkommt, wenn er sich in der Band präsentiert. (Hörbeispiel unten)
An der rechten Seite befindet sich ein DI-OUT und (unsichtbar von oben) drei kleine schwarze Taster (PAD, GROUND, PRE/POST), die damit korrespondieren. Der Ausgang der DI-Box arbeitet mit jedem Line-Input eines gängigen Mischpultes zusammen. Wenn am Mischpult keine XLR-Eingänge oder nur Mikrofoneingänge zur Verfügung stehen, kann der PAD-Schalter gedrückt werden, der das Ausgangssignal des Acouswitch an die Eingangsempfindlichkeit der Mikrofoneingänge anpasst. Zum Grundbesteck gehört natürlich auch der GROUND-Schalter. In der deaktivierten Stellung gewährleistet der eingebaute Lehle-Transformator eine galvanische Trennung zwischen der Abschirmung des RMI und dem Masseleiter des angeschlossenen XLR-Kabels. Sollten in dieser Konfiguration dennoch Brummschleifen auftreten, so kann mit einem Knopfdruck des Schalters Abhilfe geschaffen werden. Ungewöhnlich für eine DI-Box im Stomp-Format ist der PRE/POST-Schalter. Das Signal kann optional vor der Klangregelung und den Effektwegen oder dahinter abgegriffen werden. LINE-OUT wird dabei aber nicht einbezogen.

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Praxis

Der Acouswitch hat viel zu bieten und es braucht schon einige Zeit, bis man sich im Klaren darüber ist, welche Möglichkeiten tatsächlich in ihm stecken. Plug & Play sieht vielleicht anders aus und auf den ersten Blick checkt man nicht unbedingt, dass manche Schalter und Taster mehrere Funktionen bereithalten und welcher Eingang mit welchem Kippschalter und Taster korrespondiert. Hat man dann aber alles für sich sortiert, lädt unser Proband zu interessanten Experimenten ein:
Zunächst habe ich einen piezokeramischen Untersatteltonabnehmer (Shadow Sonic Nanoflex) mit einem aktiven magnetischen Schalllochtonabnehmer (L.R. Baggs M1) kombiniert. Die Hoffnung dabei ist, dass ich mit einem Mix unterschiedlicher Systeme ein Komplettsignal erhalte, das sich in der Summe dynamischer, druckvoller und natürlicher präsentiert als das Signal der beiden Einzelkomponenten. Die hier ausgewählten Tonabnehmer sind sehr resistent gegen Rückkopplungen, gute Voraussetzungen also für einen ersten Test. Die Zuweisung der Tonabnehmer auf die beiden Kanäle des Acouswitch ergibt sich wie folgt: Der in meiner Akustikgitarre verbaute Piezo mit Preamp und EQ wird am Eingang INST B angeschlossen. Da der Kanal B des Acouswitch weder über eine EQ-Einheit noch über einen Lautstärkeegler verfügt, übernimmt diesen Job die in der Gitarre integrierte Elektronik. Der aktive magnetische Schalllochtonabnehmer findet an der Eingangsbuchse INST A seine Heimat. Bei ihm lässt sich lediglich die Lautstärke anpassen, mangels eigener Klangregelung ist er deshalb unbedingt auf die des Acouswitch angewiesen.
Es gilt nun, die Tonabnehmersysteme mit ihrem unterschiedlichen Sound und ihrer Ausgangsleistung aufeinander abzustimmen, also die Pegel anzugleichen und den Klang einzustellen. Zunächst wird der Kippschalter in die obere Position gebracht, sodass die beiden Signale separat bearbeitet werden können. Indem man mit dem Fußtaster A/B die Kanäle immer wieder umschaltet und vergleicht, lässt sich der Pegel der beiden Signale optimal angleichen und korrigieren. Beide Signale kommen direkt ohne Brummen und Rauschen über Monitore und Kontrollboxen. Leider bringen die Tonabnehmersysteme nicht nur ihre Stärken, sondern auch ihre Schwächen mit, die unser Kandidat gnadenlos realistisch und naturgetreu überträgt, kaschieren ist nicht sein Ding.
Die Ausgangslage:
In der Regel werden die hohen Frequenzen bei einem Piezo relativ unnatürlich abgebildet, wobei ein Piezo-Pickup mehr knarzt als ein anderer. Die Bässe dagegen werden in der Regel warm, rund und durchaus druckvoll repräsentiert. Im Studio, wo dies mehr ins Gewicht fällt, würde man in den kritischen oberen Frequenzbereichen vermutlich ein Studiomikrofon sprechen lassen und den Piezo dort kaltstellen. Außerdem kann ein Piezo bei wechselnden Pegeln den Ton relativ stark verändern, sodass größere Dynamikunterschiede in einem Musikstück zur echten Herausforderung werden können. Ein moderner Schalllochtonabnehmer überträgt die hohen Frequenzen in der Regel klarer und ohne Knarzen und reagiert auf Dynamikunterschiede eher gelassen. Insgesamt wird aber ein vergleichsweise dünnes, hartes und kühles Soundbild übermittelt, das mit dem Ton einer E-Gitarre, die über einen Transitorenverstärker geschickt wird, ein wenig Ähnlichkeit hat.
Aber wie klingen die beiden Tonabnehmer gleichzeitig?
Der kleine Kippschalter (MIX) wird in die untere Stellung gebracht, um die beiden Signale zu mischen. Über den DI-OUT des Acouswitch geht es zum Mitschneiden direkt ins Interface (AVID MBox).

Audio Samples
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Picking Rhythm

Es entsteht ein direktes, transparentes, klares Signal (Pegelanteil ca. 50 : 50). Die Tonabnehmer ergänzen sich offensichtlich gut. Wenn man genau hinhört, „blecken“ auch bei diesem Beispiel noch die knarzenden Geräuschanteile vom Piezo durch. Ich bin deshalb konsequent noch einen Schritt weitergegangen und habe die Frequenzbänder der beiden Tonabnehmersysteme gesplittet. Dem Piezo habe ich kurzerhand die problematischen Höhen entzogen (am integrierten Vorverstärker der Gitarre), ihm aber den Druck und die Wärme im unteren Frequenzbereich belassen. Dem „Magneto“ habe ich weitgehend die tiefen Frequenzen genommen (am EQ des Acouswitch), aber „den seidig schimmernden Höhenanteil“ im oberen Frequenzspektrum stehenlassen.

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Separated

Nehmen wir uns nach diesem Experiment einmal die Boost-Funktion vor. Der linke Taster kann auch als Booster/Sidekick verwendet werden, wenn der parallele Effektweg nicht genutzt wird. Mit dem BOOST-Regler kann z.B. die Sololautstärke voreingestellt werden. Ich kann mir vorstellen, dass viele Akustikgitarristen gerne von diesem Angebot Gebrauch machen. Das Rauf- und Runterpegeln auf der Bühne stört den Ablauf, da der Fahrer, sprich Spieler, beide Hände am Steuer, sprich Griffbrett, halten sollte und das Pegeln im Allgemeinen vom Musikmachen ablenkt. Hat man eine Gitarre ohne integrierten Vorverstärker in der Zarge, wird das Justieren zur echten Herausforderung. Grund genug, einmal mit dem BOOST-Regler zu spielen und eine Sequenz mit Fill einzuspielen.

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Boost 2

Der Schaltprozess wird über eine spezielle Schaltmechanik und verschleißfreie Relais mit Goldkontakten ausgeführt, die laut Hersteller für 2 Millionen Schaltvorgänge ausgelegt sind. Das Umschalten verursacht überhaupt keine Geräusche. Und um es vorwegzunehmen: Der Booster ist eine Bereicherung für Solisten. Keine Frage. Ich wollte aber zusätzlich prüfen, ob der Taster auch bei einem Fill schnell genug reagiert.
Hier zeigte sind dann, dass die Pegelkorrektur zeitverzögert kurz nach dem Schaltvorgang eintritt und nicht gleichzeitig. Es handelt sich zwar nur um eine geringfügige Verzögerung, doch die kann bei einem spontanen Fill alles etwas eng werden lassen. Also genau auf den Punkt zu schalten reicht nicht, weil man dann den Pegelübergang akustisch wahrnimmt, was sehr unschön wirkt. Der Umschaltvorgang zwischen den Kanälen geht zwar erfreulich geräuschlos vonstatten, aber von einem echten Sidekick für Fills kann man hier nicht ausgehen. Vorausdenken ist angesagt, dann hat man eine Chance.
Mit zwei Gitarren wird der Acouswitch spielend fertig. Ein bisschen „Nachdenken“ muss man aber schon, wenn man die beiden Gitarren den Kanälen zuordnet. Wenn eine der beiden Gitarren keinen integrierten Vorverstärker hat (wie meine alte Taylor), dann kommt eigentlich nur Kanal A infrage. Dort kann der Sound komfortabel mit der Dreibandklangreglung gesteuert werden. Die zweite Gitarre mit integriertem Vorverstärker ist glücklich, wenn sie mit dem reinen Thru B-Channel verkabelt wird, und schließlich stehen am Amp auch noch Regel- und Pegelmöglichkeiten zur Verfügung. Es gibt bestimmt auch Fälle, bei denen man sich für beide Kanäle eine Klangregelung und ein Volume-Regler wünschen würde. Das Notchfilter arbeitet zuverlässig und stellt eine große Bereicherung dar, die Verkabelung der Effekte sowie der Anschluss eines Tuners zeigen sich allesamt absolut unproblematisch und gut durchdacht.
Allerdings konnte ich meine zweite Aktivbox nicht aufbauen, zwei Boxen kann man nicht anschließen. Der Acouswitch hat nur einen Line-Out. Mit einem zweiten könnte man eine zusätzliche Aktivbox in Betrieb nehmen und auch mit dem IQ DI von den Annehmlichkeiten eines Stereo-Effektes profitieren. Ich hätte zum Beispiel gerne alles mit einem schönen Stereo-Hall verschönert.

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Fazit

Der Acouswitch wird sich vor allem auf der Bühne von seiner Schokoladenseite präsentieren, und vor allem für Solo- oder Bandmusiker, die zwei Gitarren einsetzen, ist er eine Bereicherung. Auch beim Zusammenspiel von magnetischem Schallloch- und piezokeramischem Untersatteltonabnehmer macht er eine hervorragende Figur. Der kleine Zauberkasten generiert einen richtig guten Sound und muss sich auch im Studio als DI-Box nicht vor hochklassigen und teueren Varianten verstecken. Das Gehäuse mit den hochwertigen Schaltmechaniken setzt im Hinblick auf Robustheit und Zuverlässigkeit neue Maßstäbe. Die Klangregelung des Acouswitch wirkt sehr effektiv, reagiert prompt und sehr sensibel und gibt dem Signal frischen Wind. Zwar konnte ich meine zweite Aktivbox für meine Stereoeffekte nicht anschließen, aber die Entwicklung geht in die richtige Richtung. Der RMI Acouswitch gehört eigentlich nicht nur in das Gepäck des ambitionierten Akustikgitarristen, sondern auch in den Bestand jedes professionellen PA-Verleihs.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • extrem robuste Konstruktion mit geschützten Reglern
  • akzeptiert alle Stromquellen von 9-20 Volt AC oder DC
  • Verarbeitung
  • Soundübertragung und –wiedergabe
  • DI-Sektion mit XLR-Out inkl. Transformator (Pad, Ground, Pre/Post)
  • zusätzlicher Ausgang für Stimmgerät
  • schaltbarer Effektweg mit Blend-/Mixregelung (auch als Soloboost nutzbar)
  • IQ-Einheit mit integriertem Notchfilter und Body Contour
Contra
  • nur ein Line-Out (kein Stereobetrieb möglich)
Artikelbild
Lehle RMI Acouswitch IQ DI Test
Für 349,00€ bei
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Facts
  • Lehle True Sound Technology
  • Eingangs-A/B-Schalter mit Mixfunktion für beide Kanäle gleichzeitig
  • Studiograde Preamp
  • 3-Band Klangregelung mit semiparametrischen Mitten von 100 Hz bis 6 kHz
  • Body-Contour-Regelung als Notchfilter oder variabler Low Mid Boost einsetzbar
  • schaltbarer Effektweg mit Blend/Mixregelung
  • schaltbarer Effektweg auch als Soloboost nutzbar
  • serieller Effektweg (nicht schaltbar)
  • Studiograde D.I.-Box mit Pad-, Pre/Post- und Groundliftschalter inkl. Lehle LTMZ Transformer 
für eine optimale galvanische Trennung
  • akzeptiert alle Stromquellen von 9 bis 20 Volt AC oder DC
  • zusätzlicher Ausgang für Stimmgerät
  • Muteschalter
  • Preis: 549,00 Euro (UVP)
Hot or Not
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Profilbild von sumi

sumi sagt:

#1 - 07.10.2013 um 02:30 Uhr

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sehr guter und ausführlicher Bericht. Vielen Dank !
Nur folgendes verstehe ich nicht:
" Sollen zwei Tonabnehmer des gleichen Instruments oder zwei Akustikgitarren gleichzeitig übertragen werden, muss der Schalter MIX in der unteren Position bleiben.
Ein Druck auf den A/B-Fußtaster bewirkt in diesem Fall lediglich eine Umkehrung der Einstellungen, z.B. EQ und Pegel."

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