Bei der Vertonung von Filmen gibt es unter anderem Synchronsprecher, Foley Artists und Sounddesigner, die alle ihren Teil dazu beitragen, das Bildmaterial mit Sprache, Geräuschen und Samples zu bereichern. Der in Schottland ansässige Softwarehersteller Krotos Audio hat sich auf Sounddesign-Tools für Film- und Gaming-Postproduktionen spezialisiert und versucht all diese Parts in Plug-ins miteinander zu verschmelzen.
Mittlerweile umfasst das Sortiment drei Plug-ins zur Klanggestaltung, die es für unterschiedliche Budgets und Bedürfnisse in diversen Ausführungen gibt. Dehumaniser verwandelt Sprecherstimmen in Monster-Vocals, Weaponiser dient zur Erstellung authentischer Gunshots und mit Reformer lässt sich eigenes Audiomaterial mit einer dynamischen Trigger-Technologie in Echtzeit durch Multisamples ersetzen. Wir haben uns die drei Sounddesign-Werkzeuge in diesem Review einmal genauer angeschaut.
Details
Dehumaniser 2
Dehumaniser 2 ist ein Vocal-Processing-Tool, mit dem sich Vocals in Monster, Roboter oder Co. verwandeln lassen. Wirklich umfangreich wird das Ganze mit Layerings verschiedener Sound-Prozessoren, die sich mittels virtueller Patchkabel mit interaktiven Effektmodulen verbinden lassen. Das Plug-in kommt mit zehn Modulen:
Pitch Shifter
Delay Pitch Shifting
Granular
Noise Generator
Scrubbing Convolution
Flanger/Chorus
Ringmodulation
Spectral Shifting
Sample Trigger
Vocoder
Dadurch wird es zu einer All-in-One-Lösung für Vocal-Sounddesign, das die wichtigsten Funktionen vereint.
Weaponiser ist eine umfangreiche Library professionell aufgenommener Waffen. In einem übersichtlichen Kategorie-Browser lassen sich diese anhand von Attributen schnell auffinden. In der Hauptansicht können bis zu vier Samples geschichtet und zu einem Asset zusammengestellt werden. Dabei sind Geschwindigkeit und Lautstärke per normalem Regler oder wahlweise auch mit ADSR-Hüllkurve für jeden Layer anpassbar. Hinzu kommt eine Synth-Engine mit FM- und AM-Synthese, die als zusätzlicher Layer das Signal anreichern kann – neben dem typischen „Sinus-Sub-Wumms“ ist somit auch obertonreiches Material zu erschaffen.
Ein virtuelles Waffenarsenal mit ausgeklügeltem Layeringkonzept: Weaponiser
Reformer Pro
Reformer ist eine Foley Art Trigger-Plug-in, welches das am Eingang anliegende Signal mit Sounds aus der 3,8 GB großen Library triggert. Dabei werden die Klänge passend zur Dynamik und Länge des Ausgangsmaterials wiedergegeben. Statt aber nur einen Sound zu triggern, stehen gleich vier Soundslots bereit, in die jeweils Klänge unterschiedlicher Libraries geladen werden können. Die vier Klänge können nahtlos mit einem X/Y-Pad ineinander übergeblendet werden, um passend zum Videomaterial Klangfahrten durchzuführen.
Reformer triggert Audiomaterial mit Klängen aus der Library und eigenen Samples, passend zu Dynamik und Länge.
Ausgeliefert wird Reformer Pro mit dem sogenannten Krotos Bundle, das folgende Libraries enthält:
Bengal Tiger
Black Leopard
Leather Foley
Fruit and Veg
Fruit and Veg Crunch
Fruit and Veg Stabs
Fruit Squash
Gun Foley
Polystyren
Sizzle und Electronic
weitere Libraries lassen sich hinzukaufen. Die Files liegen im WAV-Format in 96 kHz vor. Statt der fertigen Sounds aus der Library können jedoch auch eigene Samples in das Tool geladen werden. Neben der Pro-Version, für die eine monatliche Zahlung von 15 Euro oder aber eine jährliche Zahlung von 159 Euro fällig ist, gibt es auch eine Freeware-Variante, die einen statt vier Soundslots zur Verfügung stellt – eine gute Möglichkeit, um in die Software reinzuschnuppern. Schauen wir uns im Praxisteil an, was sich mit den Tools anstellen lässt.
Das modulare Konzept mag auf den ersten Blick etwas kompliziert wirken, ist aber bei näherem Betrachten sehr intuitiv und übersichtlich gehalten. Das merkt man besonders dann, wenn man das Init-Patch „Fresh Patch“ lädt und den Sound von Grund auf selbst designt. Standardmäßig ist nämlich direkt ein Preset geladen, was das Tool umständlich aussehen lässt, da bereits viele Module geladen sind. Im leeren Patch gibt es erst mal nur das Input- und Output-Modul. Im oberen Drittel des Plug-ins lassen sich die Module anwählen, woraufhin sie ins Framework gezogen werden können. Damit der Klang auch durch ein hinzugefügtes Modul gelangt, muss man die virtuellen Patchkabel der Ein- und Ausgänge miteinander verbinden, was übersichtlich gelöst ist. Damit die Bedienoberfläche nicht mit Parametern überladen ist, lassen sich die Bedienfelder der Module ein- und ausklappen, je nachdem wie sie gebraucht werden. Kleine Plus- und Minussymbole an den Modulen erlauben es, weitere Ausgänge hinzuzufügen. Dadurch kann der Ausgang eines Moduls nach Belieben mehrfach in unterschiedliche Module geleitetet werden. Das ermöglicht auch parallele Bearbeitung – clever gelöst!
2/3 …lässt sich per Drag and Drop mit Modulen füttern, welche manuell mit Patchkabeln verknüpft werden.
3/3 Parameter lassen sich zugunsten der Übersichtlichkeit ausklappen.
Mit den zehn Modulen hat man von Pitch Shift über Vocoder bis hin zu Rauschgenerator alles an typischen Prozessoren an Bord, die man zum Erschaffen künstlicher Science Fiction Vocals braucht. Natürlich, die einzelnen Module, die Dehumaniser auf Lager hat, würden sich in ähnlicher Weise auch mit Effekten anderer Hersteller erzielen lassen. Letztlich erleichtert das Plug-in den Sounddesign-Prozess, da man alles auf einen Blick hat und die Verbindung der Komponenten übersichtlich gestaltet ist. Direkt unter der Hauptbedienoberfläche befindet sich ein Mixer, in dem die Module in der Lautstärke aufeinander abgestimmt bzw. solo, stumm und bypass geschaltet werden können. Für die Module stehen im Mixer für jeden aktivierten Ausgang entsprechende Regler bereit. Durch einen grünen Rahmen um die Fader wird übersichtlich markiert, welche Regler zusammengehören – der Mixer wirkt dadurch aufgeräumt!
Dehumaniser – der Name ist Programm: Alles, was aus dem Plug-in herauskommt, klingt alles andere als menschlich. Zudem ist die Klangqualität wirklich erstklassig. Um die Möglichkeiten des Dehumanisers auszuprobieren, hat mich mein Studiohund unterstützt. Die Aufnahmen sind natürlich mehr oder weniger spontan entstanden, denn wenn man einem Hund sagt: „Mach mal was, bell mal was!“, kommt für gewöhnlich nichts. Aber sobald die Nachbarskatze am Haus vorbeiläuft, kann man den Vierbeiner in Aktion erleben und das Ganze mit dem Mikrofon einfangen – so geschehen im ersten Audiobeispiel. In den weiteren Beispielen hört ihr dieselbe Aufnahme, die ich durch einige Presets der Dehumaniser-Library geschickt habe. Die Ergebnisse sorgen auf jeden Fall für Kopfkino.
Reformer nutzt zwar auch anliegendes Audiomaterial, allerdings nur zum Triggern von Samples. Die Bedienung ist sehr simpel gehalten. Obwohl man auch eigene Samples importieren kann, darf man hier keinen umfangreichen Granularsynthesizer oder Sampler mit vielen Parametern erwarten. Die Bedienung des Reformers ist auf das X/Y-Feld und die wenigen Parameter beschränkt, die auf der Singlescreen-Oberfläche zu sehen sind – Möglichkeiten die Samples zu verfremden hat man also nicht. Pro Soundslot kann eine der elf Libraries geladen werden. Achtung: Das Wort „Library“ ist etwas verwirrend gewählt, da es sich eher um eine Art Multisample handelt und nicht um eine umfangreiche Library mit etlichen Klängen. Man kann innerhalb einer „Library“ nicht verschiedene Sounds auswählen. Vielmehr werden je nach Pegel und Länge des anliegenden Audiomaterials unterschiedliche Samples getriggert. Das macht die Software aber unter der Haube selbst. Pro Soundslot kann dann noch die Reaktionsgeschwindigkeit zwischen Ausgangsmaterial und Samples sowie deren Abspielgeschwindigkeit und Lautstärke geregelt werden. Mit dem X/Y-Feld lassen sich die vier Soundslots morphen. Wie das funktioniert und wie die mitgelieferten vier Libraries klingen, seht und hört ihr in folgendem Video.
Ob man mit dieser Technik nun schneller oder besser arbeiten kann, als sich entsprechende Samples an die entsprechende Stelle im DAW-Arrangement zu schubsen bzw. mit einem MIDI-Controller Samples abzufeuern, muss jeder für sich selbst entscheiden. Mir wäre der Weg über ein Plug-in zu umständlich und unnötig Ressourcen-hungrig, wenn man die Samples doch präziser selbst einfügen kann. Auf einem MacBook Pro 2,3 Ghz i7 springt die Auslastung in Logic bei nur einer Reformer-Pro-Instanz auf ein Viertel der Auslastung.
Beim Klangrepertoire hätte ich wesentlich mehr erwartet. Weitere „Libraries“ (oder besser gesagt Multisamples) lassen sich für zwischen 15 und 150 Euro hinzuerwerben. Da lohnt es sich also, Samples der eigenen Library anzulegen, was ein waschechter Sounddesigner wahrscheinlich ohnehin machen würde. Hierzu hält die Software ein separates Analyse-Tool bereit, das sich direkt aus dem Plug-in heraus per Button öffnen lässt. In diesem wird schlicht und einfach der Pfad zu den gewünschten Samples angegeben. Das Tool erstellt eine Library, für die noch ein Vorschaubild (Thumbnail) und Name angegeben werden können. Daraufhin ist die selbsterstellte Library immer abrufbereit im Browser zu finden. Lediglich die Samplerate kann beim Erstellen einer eigenen Library angegeben werden, alles Weitere erledigt das Analyse-Tool unter der Haube. Man kann also nicht selbst definieren, ab welchem Pegel welches Sample getriggert wird oder dergleichen. Die Samples sollten zudem zuvor fertig editiert sein, da man keinen Editor im Analysetool hat.
Eigene Libraries werden mit dem Analyse-Tool erstellt, in dem sich lediglich die Samplerate definieren lässt.
Weaponiser
Ganz anders sieht es beim Weaponiser aus. Seine Stärke ist die klangliche Vielfalt! Im übersichtlichen Browser findet man entsprechende Schüsse, Ladegeräusche und mehr anhand der Attribute sehr schnell. Pro Asset, also einem Kit bestehend aus Onset, Body, Thump und Tail, lassen sich vier Sounds laden und mit dem zusätzlichen Synth layern. Geschwindigkeit und Lautstärke der Samples sind dann mit simplen Reglern oder aber – für detailreicheres Editieren – mit ADSR-Hüllkurve zu bearbeiten. Apropos Geschwindigkeit: Wer automatische Waffen simulieren möchte, aktiviert den Burst Mode, welcher die Samples hintereinander abfeuert. Klingt erstmal nicht besonders. Die Engine bringt aber gewollte, minimale Unregelmäßigkeiten rein, damit die Automatik authentischer klingt, was gut funktioniert, wie ihr es in den folgenden Klangbeispielen hören könnt. In der Timeline ist das zeitliche Editing präzise und übersichtlich gestaltet. Das Klangrepertoire ist wirklich umfangreich und auch eigene Samples lassen sich importieren. Die mitgelieferten Effekte sind einfach zu bedienen und machen einen guten Job. Die Preset-Library ist ebenfalls nach Kategorien sortiert und liefert vorgefertigtes Schussmaterial. Und auch das eigene Layern führt schnell zu guten Ergebnissen. In der Kategorie Beats befinden sich gelayerte Drums, welche mich weniger überzeugen können. In den folgenden Klangbeispielen hört ihr einen kleinen Auszug aus den Presets der Library in den Kategorien Real World, Sci-Fi und Beats: Feuer frei!
Mit Dehumaniser, Reformer und Weaponiser hat Krotos Audio drei Plug-ins entwickelt, welche die Vertonung von Bildmaterial in vielen Punkten erleichtern. Das Designen von Vocals für besondere Kreaturen wird durch die übersichtliche Bedienoberfläche und die vielen Komponenten des Dehumanisers gebündelt in einem Plug-in möglich, wofür normalerweise viele einzelne Prozessoren nötig wären. Gleiches gilt für den Weaponiser, der erstklassige Schuss-Samples in einer großen Library mitbringt, die sich auf einer intuitiven Bedienoberfläche layern lassen. Auch Reformer kommt mit einer einfach gehaltenen Bedienoberfläche, sein Klangrepertoire ist jedoch eher ernüchternd – das Anlegen von Libraries mit Samples aus einer eigenen Sammlung sollte eingeplant werden. Für Weaponiser und Dehumaniser bietet Krotos Audio unterschiedliche Software-Varianten, wodurch für unterschiedliche Budgets und Anforderungen die passende Software-Variante zu finden ist.
Pro
intuitive Bedienkonzepte
umfangreiche Weaponiser-Library
Dehumaniser vereint viele Komponenten
viele Software-Varianten für unterschiedliche Budgets
Contra
Reformer bietet wenige Sounds
keine Einstellmöglichkeiten beim Reformer-Analysetool
11 Libraries (Bengal Tiger, Black Leopard, Leather Foley, Fruit and Veg, Fruit and Veg Crunch, Fruit and Veg Stabs, Fruit Squash, Gun Foley, Polystyrene, Sizzle und Electronic)
3,5 GB Library
Analysetool zum Erstellen eigener Libraries
Systemvoraussetzungen: macOS 10.8 oder neuer, Windows 7 oder neuer, VST/AU/AAX-fähige DAW (32 oder 64 Bit), Internetverbindung, iLok-Account, Minimum Samplerate 44,1, Maximum Samplerate 192 kHz
Preis
Reformer Pro: 189,- Euro pro Jahr bzw. 17,- Euro pro Monat
Weaponiser Basic: 337,- Euro
Weaponiser Fully Loaded: 494,- Euro
Dehumaniser: 391,- Euro
Dehumaniser Lite: 46,- Euro
Dehumaniser Simple Monsters: 94,- Euro
Dehumaniser Pro Extended: 141,- Euro
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
intuitive Bedienkonzepte
umfangreiche Weaponiser-Library
Dehumaniser vereint viele Komponenten
viele Software-Varianten für unterschiedliche Budgets
Contra
Reformer bietet wenige Sounds
keine Einstellmöglichkeiten beim Reformer-Analysetool
Krotos Audio Dehumaniser, Reformer und Weaponiser Test
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