KRK RP5 Rokit G2 Test

PRAXIS

Es folgt die Routine, und so darf auch die RP5 Platz auf meinen Stativen im Stereodreieck in 1m Abstand hinter meinem Arbeitstisch nehmen. Ich groove mich mit meinen gewohnten Tracks ein und bin zuallererst einmal positiv überrascht, wie tief und druckvoll die kleinen Kerlchen klingen.
Zugegeben, auch hier wird bei der Angabe der unteren Eckfrequenz mit 53 Hz ein wenig übertrieben, dennoch sind rund 60 Hz realistisch zu schaffen, wie die Messung auch zeigt. Die Wirkung des “fetten Basses” resultiert auch hier ein wenig aus der Überbetonung des Bassbereichs, bevor der Übertragungsverlauf abfällt. Wie wir im Marathon feststellen konnten, ist das aber bei allen kleineren Modellen relativ üblich. Leider kann in diesem Fall die Überbetonung nicht mit den vorhanden Filtern korrigiert werden. Sehr in Wand-Nähe oder in einer Ecke aufgestellt, könnte es also kritisch werden. Schade.

Fotostrecke: 24 Bilder KRK Rokit RP5 G2 – Übertragungsverlauf

Der restliche Übertragungsverlauf ist dennoch für einen Speaker in dieser Preisklasse sehr ausgewogen und frei von groben Ausreißern. Wir bewegen uns immerhin in einem relativ linearen Band von +/- 2,5 dB, was jedoch nicht gänzlich frei von Welligkeit ist. Der Höreindruck ist durchgehend sehr gut.
Das sich auftuende Stereo-Panorama überzeugt ebenfalls und so stellt sich eine ziemlich präzise Ortungsgenauigkeit in der Breite ein, auch wenn die Gehäusegröße bei der Stereotiefe naturgemäß etwas limitierend wirkt. Das war aber auch bei den anderen, teureren Teilnehmern im Marathon nicht wirklich spürbar besser. Geschenkt.
Die Klirrfaktor-Messung zeigt jedoch deutlichere Verzerrungen, was daran liegt, dass der Speaker sich bei unserem Test zur Erzeugung von 90 dB SPL in 1m Abstand schon im Überlastszenario befand. Auch er ist also nicht besonders laut. Bewegt man sich aber unterhalb dieser Grenze, bleibt der kleine Speaker relativ verzerrungsarm.
Was ich dabei besonders gut gelöst finde, ist die Auslösecharakteristik der Schutzschaltungen, die im Fall des Falles rechtzeitig genug die Leistung herunterfahren, um den Monitor sicher vor der Selbstzerstörung zu bewahren. Bei vielen anderen günstigen Teilnehmern im Marathon war das leider nicht der Fall, und so verzerrten diese Speaker recht deutlich, schon bevor das Level-Poti auch nur 50% überschritten hatte. 
Die kleinen RP5 können indes bei der +6dB Volume-Einstellung getrost voll aufgedreht bleiben, ohne dass mein vorgeschalteter Monitorcontroller nur im unteren Drittel bewegt werden kann. So habe ich viel Spiel bis in die Vollaussteuerung, wenn auch diese nicht allzu laut ausfällt. Aber die Leistung bis zu diesem Punkt ist gut und man ist bei KRK anscheinend auch selbstbewusst genug, dies zu akzeptieren. Gut gemacht.
Zum Vergleich: Die A5X und Artist 5 von Adam sind zwar vergleichsweise ausgewogener im Übertragungsverlauf, dennoch nicht leistungsfähiger, was SPL und Tiefgang anbelangt. Zugegeben, ihre Verarbeitung ist m.E. nach ansprechender und vor allem im Vergleich zu KRKs solidem Kunststoff-Look edler und wertiger. Beide Modelle von Adam sind aber auch mehr als doppelt so teuer und verfügen über das bei KRK vermisste Bassfilter. Dynaudio BM5A oder aber Genelec 8030 haben mir im Direktvergleich noch etwas besser gefallen, kosten aber auch das Dreifache.
Bleibt man in der entsprechenden Preisklasse, ist das Feld recht dicht bestückt: Mackies MR5Yamahas HS50 und Behringers 2031 liegen preislich in etwa gleichauf, fallen mir persönlich im Direktvergleich aber zu mittenlastig aus, wenn sie auch alle über mehr Filtereinstellungen verfügen. Aber das zählt in die Rubrik Geschmackssache.
Sollte der Taler nicht allzu locker sitzen, empfiehlt es sich, auch einen Blick auf die M-Audio BX5A bzw. ESI nEar 05 zu werfen, die beide rund die Hälfte weniger kosten. Sie klingt im Vergleich zwar nicht ganz so ausgewogen, tief und präzise, aber immer noch 1000mal besser als die gewöhnliche 20-Euro-Computerbox. Lediglich den Filzgleiter muss man bei M-Audio selbst ankleben, was bei KRK bereits in China erledigt wird. Die KRK vibriert demnach auch nicht gleich auf jedem Tisch mit, freut sich aber trotzdem über solide Boxenständer bzw. Schaumstoffunterlagen, um sich noch besser vom Untergrund zu entkoppeln.
Etwas schade finde ich es indes schon, dass das mitgelieferte Handbuch nur auf Englisch ist und sich auch im Netz keine deutsche Übersetzung fand. Das ist zwar kein Beinbruch, sollte aber doch überdacht werden. 

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.