ANZEIGE

Korg PS60 Test

Details

Die Lockerheit, mit der mir der UPS Bote das Paket ausgehändigt hat, ließ es mich schon vermuten, und beim Auspacken bestätigte sich diese Annahme: Der PS60 ist sehr leicht. 4,6 kg für ein 5-Oktaven Keyboard, das ist nicht schlecht. Das geringe Gewicht resultiert zum einem aus der Tatsache, dass das Gehäuse komplett aus relativ dünnem Kunststoff gefertigt ist. Dadurch macht es zwar keinen fragilen Eindruck, aber allzu brutal sollte man mit dem Instrument wohl besser nicht umgehen. Zum Zweiten ist die Tastatur sehr leicht gewichtet. Unter den Tasten befinden sich zwar dünne Metallstreifen, aber massivere Bleigewichte wie bei anderen Synthesizertastaturen findet man hier nicht. Für das Spielgefühl sind die Gewichte aber letztendlich auch gar nicht so wichtig. Bei Synthesizertastaturen, die keine Hammermechanik haben, finde ich die Straffheit der Rückholfedern viel entscheidender als das Gewicht der Tasten. Allerdings sind die Federn beim PS60 nicht sonderlich straff, sodass sich das Keyboard für meinen Geschmack, unterm Strich recht weich anfühlt. Mein Radias Keyboard, ebenfalls von Korg und komplett ungewichtet, bietet den Fingern da deutlich mehr Widerstand.

Bevor wir uns der Bedienoberfläche widmen, werfen wir mal einen kurzen Blick auf die Rückseite. Hier befinden sich die üblichen Anschlüsse Audio Out L/R, MIDI In/Out, USB sowie Buchsen für das externe Netzteil und zwei Pedale (Hold und Controller).

JOYSTICK
Statt der üblichen Räder für Modulation und Pitch Bend verfügt der PS60 über einen Joystick. Bewegungen nach links und rechts steuern hier die Tonhöhe. Oben/unten ist mit zwei Parametern belegt. Bei einigen Flächenpresets steuert man z.B. nach oben die Modulationsintensität und nach unten die Filtereckfrequenz. Die Belegung kann auch verändert werden, allerdings nur mit dem Software-Editor – dazu später mehr. Da der Stick beim Loslassen immer wieder in die Ausgangsposition zurückgezogen wird, ist der “Hold” Button sehr nützlich. Damit kann man den Wert der Oben/Unten-Bewegung fixieren und so z.B. die veränderte Filtereinstellung beibehalten. Diese Funktion hat man bei den Keyboards aus den achtziger Jahren, die mit Stick statt Rädern ausgerüstet waren, immer vermisst. Ob nur die Oben/Unten-Bewegung oder auch das Pitch Bend fixiert wird, lässt sich einstellen, wobei aber ein Einfrieren des Wertes musikalisch wohl eher weniger sinnvoll ist.

DAS BEDIENPANEL
Das augenscheinlichste Merkmal auf dem Bedienpanel sind wohl die sechs großen Taster in der Mitte sowie die jeweils darüber sitzenden weißen Drehregler.Diese spiegeln das Konzept des PS60 wider. Hier geht es darum, die für den Bühneneinsatz wichtigsten Sounds, nämlich Piano, E-Piano, Orgel, Strings, Brass und Synthesizer so einfach und schnell wie möglich abrufbar zu machen.  Jeder Taster repräsentiert eine dieser Kategorien. Drückt man also z.B. auf “Piano”, schaltet man gleichnamige Kategorie scharf und erhält einen Piano-Sound. Mit den beiden kleineren Tastern kann man sich anschließend durch das Angebot klicken. Genauso verhält es sich auch bei den anderen Kategorien.

Insgesamt lassen sich auf diesem Weg 440 Werkssounds abrufen. So bietet das Instrument 29 verschiedene Pianos, 73 E-Pianos, 52 Orgeln, 59 String-, 60 Brass- und 167 Synthesizersounds. Man kann sich aus jeder Kategorie seinen Favoriten auswählen und diesen dann über die großen Taster direkt abrufen. Drückt man zwei Taster gleichzeitig, erhält man eine Kombination (Layer) der beiden gewählten Sounds. Bei Bedarf kann man übrigens auch alle sechs Kategorien gleichzeitig abspielen, im Split-Mode pro Zone sechs Layers.

Split-Setups lassen sich übrigens sehr einfach erstellen. Hierzu muss man nur den Button “Split Point” drücken, dann die entsprechende Taste anschlagen und die Sounds für die zwei Bereiche anwählen. Dies ist mit genau sechs Handgriffen erledigt und damit so flott, dass man sich sogar vorstellen könnte, in einer Live-Situation spontan Split-Setups zu bestimmen. Das geht mit den meisten anderen Keyboards nicht.

i00

Die den Kategorien zugeordneten weißen Drehregler können verschiedene Zwecke erfüllen: Lautstärkeregelung, Oktavtransponierung oder Einstellung der Intensität von Modulationseffekten (Chorus, Flanger, Phaser) oder Hall bzw. Delay. Die wichtigste Funktion für die Bühne wird sicherlich die Lautstärkeregelung der einzelnen Kategorien sein. Es ist in der Tat sehr nützlich, wenn man jedem Sound, den man bei einem Gig benutzt, spontan die gewünschte Lautstärke zuordnen kann, ohne erst in irgendwelche Menüs abtauchen zu müssen.

Rechts auf dem Bedienpanel finden wir die Effektsektion, die Modulationseffekt, Hall und Equalizer umfasst. Zu den Modulationseffekten gehören Chorus, Flanger, Vintage Chorus/Flanger und Phaser. Im Hallbereich gibt es Hall, Plate, Room und Delay. Die Effekte lassen sich schnell und einfach anwählen und in der Intensität regeln. Beim Delay ist es mit den Reglern „Feedback“ und „Delay Time“ sogar möglich Dub-Reggae zu spielen. Allerdings gibt es nur einen Button für die Effektanwahl. Möchte man z.B. einen E-Piano Sound spontan mit dem Phaser versehen, so muss man sich erst einmal bis dahin durchklicken und dabei Chorus, Flanger und Vintage Chorus/Flanger überspringen. Das kann in einer Live-Situation schon einmal zu lange dauern, und so empfiehlt es sich, den Sounds im Vorfeld die jeweils passenden Effekte zuzuordnen und diese Kombi dann abzuspeichern. Der EQ hat die drei Bänder, Bass, Mid und Treble und befindet sich unmittelbar vor den Audioausgängen, d.h. der EQ wirkt global auf den Gesamtklang.

korg_ps60_editor_effekt

Hat man sich aus den jeweiligen Kategorien seine passenden Sounds ausgesucht und Lautstärken, Oktavtranspositionen, Splitpunkt und Effekte eingestellt, kann man das Ganze auf einem der 20 Performance-Speicherplätze ablegen. Die Werkssounds lassen sich editiert und anschließend auf einem der 512 Speicherplätze parken, wobei aber nicht alle Parameter am PS60 selbst eingestellt werden können. Wer mehr will, dem bietet die beiliegenden Editor-Software entsprechende Möglichkeiten.

Am Keyboard selbst lassen sich Parameter wie Filter Cutoff, Amp- und Filterhüllkurve, LFO (z.B. für Vibrato), Portamento und Effekte einstellen. Übrigens können die Werksprogramme auch in andere Kategorien verschoben werden. Wer z.B. der Meinung ist, dass die Synth Brass Sounds aus der Synthesizerkategorie unter „Brass“ besser aufgehoben seien, der kann diese dorthin übertragen und speichern.

Die Tonerzeugung des PS60 ist bis zu 120-stimmig und basiert wie schon erwähnt auf Samples von Naturinstrumenten, die im 49 MB großen ROM gespeichert sind. Benutzt man zwei Oszillatoren pro Stimme, so reduziert sich die Polyphonie auf die Hälfte. Jeder Oszillator lässt sich mit vier Waveforms belegen, die per Velocity Switch anschlagsabhängig abgespielt werden. Möchte man hier etwas verändern oder auf Grundlage der ROM Waveforms selber Sounds programmieren, so muss man den Editor benutzen. Hier können dann auch verschiedene Filtertypen angewählt und diverse Modulationsverknüpfungen realisiert werden. Wer möchte, kann z.B. die Intensität des Phasers per Controller-Pedal oder Anschlagdynamik steuern.

Hier mal ein Beispiel für den Delay-Effekt des PS60:

Audio Samples
0:00
Delay-Effekt

Mit Hilfe des Editors kann der PS60 in etwa ebenso detailliert programmiert werden wie eine große Workstation. Man findet hier übrigens noch wesentlich mehr Effekte als nur die, die auf dem Panel direkt zugänglich sind, insgesamt sind es 71.

Auch die Performances lassen sich hier editieren, obwohl diese Eingriffe auch am Keyboard selbst vorgenommen werden können.

korg_PS60_Editor_perf

Die Software ist einfach zu bedienen und erklärt sich von selbst. Es gibt auf der dem PS60 beiliegenden CD ROM auch ein PDF mit einer ausführlichen deutschen Anleitung für den Editor, die vorbildlich verfasst, ausführlich und gut verständlich ist.

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.