Korg nano Serie Test

DETAILS
Die nanos kommen in einer etwas gewöhnungsbedürftig oldschool taschenrechnerartigen Weiß-blau-Kombination, die an die kleinen Minikeyboards wie das Casio PT-1 und das VL-1 aus den Achtzigern erinnert. Wer’s dezenter mag, kann auch die stylish-schwarze Variante mit einigen Akzenten in Anthrazit wählen. Alle drei nanos sind mit knapp 32 cm genau so breit wie ein 13” MacBook. Erst auf den zweiten Blick fällt ein erstaunlich uneinheitliches Design der Drillinge auf. Sie sind zwar gleich groß, aber verschieden hoch und der Schriftzug ist auch bei allen irgendwie anders eingearbeitet. Auf mich wirkt es sympathisch, als wolle es zeigen, dass es bei den Geräten doch in erster Linie um Funktionalität und weniger um perfektes Design geht. Der nanoKey ist mit 1,2 cm der Flachste, der nanoPad ist 1,5 cm dick und der nanoKontrol ragt mit 1,8cm etwas über die anderen hinaus. Trotz Plastikgehäuse wirken sie recht robust und mit jeweils 200-300 Gramm auch schön leicht. Beim nanoKontrol lösen sich allerdings schon unter minimalem Kraftaufwand die Fader und Potis. Zwar lassen sie sich genau so leicht wieder feststecken, aber beim Transport sollte man besser aufpassen, dass nichts verloren geht.

Anschlüsse
Alle drei nanos haben einen Mini-USB Anschluss, über den MIDI Daten sowie die Stromversorgung erfolgt. Und das war’s auch schon. Eine herkömmliche 5-pol MIDI Schnittstelle oder einen Anschluss für  Stromversorgung per Netzteil gibt es nicht.

Extras
Als kleines Extra sind jedem Controller Softwaregutscheine beigelegt. Der nanoKey wird von einer freien Version des Korg M1le und der nanoPad von einer Liteversion des EZ Drummer von Toontrack begleitet. nanoKontrol-Käufer müssen sich mit dem 30 € Coupon für Ableton begnügen, der bei den anderen beiden noch hinzukommt.

Manual und Set-Up
Die Gebrauchsanleitung in acht Sprachen ist sehr übersichtlich und ausführlich. Allerdings wird etwas zu beiläufig erwähnt, dass man sich sowohl die Treiber als auch das Korg Kontrol Editorprogramm im Netz herunterladen muss, bevor man loslegen kann. Man wühlt sich dann auch etwas länger durch die Webseiten, bis man schließlich beides gefunden hat. Diesen Prozess hätte man sicher etwas kundenfreundlicher gestalten können. Wenn Treiber und Software dann aber installiert sind, findet man sich gut zurecht, wobei das meiste wohl nicht nur für mich ohnehin selbsterklärend ist.

Fotostrecke: 2 Bilder nanoKEY in schwarz/anthrazit

nanoKey
Der nanoKey ist ein kleines Keyboard mit zwei Oktaven plus einer Taste. Die insgesamt 25 Tasten verfügen über Anschlagsdynamik, es gibt Buttons für Pitchbend und Modulation, eine Octave-up and-down-Funktion und die Möglichkeit, im CC-Mode Controllerdaten zu senden. Das Spielgefühl erinnert eher an eine Computertastatur aus den Neunzigern als an ein herkömmliches Keyboard. Die Tasten klappern beim Spielen dann auch so laut, dass man sich eher im Büro als an einem Musikinstrument wähnt. Ein kleiner gemütlicher Wohnzimmerjam wird also immer mit recht lautem Tastengeklapper unterlegt sein. Wer hin und wieder eine Melodie oder Basslinie einspielt, wird sich daran sicher nicht stören, und wenn es auf der Bühne oder im Proberaum laut genug ist, hört es auch keiner mehr. Aber kommen wir zur Anschlagsdynamik. Kaum zu glauben, aber sie funktioniert tatsächlich. Im Kontroll-Editor lässt sich sogar anhand von drei Kurven auswählen, in welchem Maße sich die Intensität des Velocity-Wertes von der Anschlagskraft steuern lässt, oder die Anschlagsdynamik abstellen. So kann man mit diesem Keyboard tatsächlich seinen Gefühlen freien Lauf lassen und den Melodien dynamische Nuancen verleihen. Bei einem 1,2 cm dicken Keyboard hätte ich das nicht erwartet. Eine gewichtete oder halbgewichtete Tastatur fühlt sich natürlich anders an, passt aber auch nicht so gut in die Jackentasche.

Im Kontrol-Editor wird außerdem die Geschwindigkeit des Pitchbend eingestellt und beim Modulationsbutton zwischen Momentary (Modulation nur während gedrückter Taste) oder Toggle (Modulation schaltet sich durch Drücken ein und durch nochmaliges Drücken wieder aus) gewählt. Bedient man die Octave-Buttons, weiß man durch die Farbe kleiner Lämpchen, wie viele Oktaven man sich über oder unter der Mitteloktave befindet. Will man Controllerdaten senden, kann mit einem Knopfdruck in den CC-Mode gewechselt werden. Welche Taste dabei welche Daten sendet, lässt sich selbstverständlich im Kontrol Editor einstellen. Zwar war das schon alles, was das nanoKey kann, aber es ist auf jeden Fall mehr, als ich diesem Taschenpiano zugetraut hätte. Korg ist es gelungen, die Funktionen pragmatisch auf das Wesentliche zu reduzieren, nämlich auf das, was man wirklich braucht.

Fotostrecke: 2 Bilder nanoPAD in schwarz/anthrazit

nanoPad
Auch der nanoPad mit seinen acht Pads und dem X/Y-Trackpad macht sofort einen patenten Eindruck. Er ist eigentlich eine Light-Version des Korg Padkontrol.

Korg padKONTROL, der große Bruder des nanoPAD
Korg padKONTROL, der große Bruder des nanoPAD

Mit dem Scene-Button kann man zwischen vier Scenes wählen, außerdem gibt es drei Buttons namens Roll, Flam und Hold, die in Kombination mit dem X/Y-Trackpad ein Paradies für Beat-Spielkinder sind. Wenn man den Roll aktiviert hat, kann man mit dem nanoPad einen schönen Trommelwirbel spielen – mit dem Trackpad steuert man die Lautstärke und die Frequenz der Schläge. Ähnlich funktioniert der Flam. Der Flam, ein schöner Begriff aus dem Schlagzeugerlatein, ist ein Doppelschlag und mit dem Trackpad lassen sich die Lautstärke und der Zeitpunkt des zweiten Schlages beeinflussen. Durch den Hold Button wird eine Trackpad-Einstellung eingefroren. Die einfache Idee dieser drei Knöpfchen in Zusammenspiel mit dem Trackpad eröffnet ungeahnte Möglichkeiten, wenn man natürliche Drums imitieren und erst recht, wenn man extreme Elektro-Effekte erzeugen möchte. Natürlich lässt sich das Trackpad auch beliebigen anderen Parametern der Plug-In Sammlung zuweisen.

Ein gutes Feature: Die Roll-Funktion des nanoPad! Im Audioplayer ein Beispiel mit Snaredrum und Tom

Audio Samples
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Snare Roll Tom Roll

Die Pads spielen sich sehr angenehm und stehen denen einer MPC von Akai im Spielgefühl in Nichts nach. Die Anschlagsdynamik tut genau das, was man von ihr erwartet, und wie beim nanoKey kann man die richtige Kurve einstellen oder die Anschlagsdynamik komplett deaktivieren. Im Kontrol-Editor lassen sich noch weitere nützliche Einstellungen für die Pads vornehmen. So sendet ein Pad auch mehrere Midi-Noten, damit man mit ihm Akkorde spielen oder mehrere Samples gleichzeitig ansteuern kann. Selbstverständlich senden sie auch CC-Befehle und lassen sich individuell einstellen, ob sie das im Momentary oder Toggle Mode (s.o.) tun, und ob die Flam/Roll Funktion ein- oder ausgeschaltet ist. Auch für den nanoPad gilt: Er kann mehr, als man auf Anhieb erwartet und das, was er kann, ist nützlich, innovativ und macht einen Riesenspaß. Meiner Meinung nach sogar eine ernstzunehmende Alternative zu den großen Padcontrollern, die nicht nur mehr Geld kosten, sondern auch mehr Platz auf dem Studiotisch oder dem DJ Pult benötigen.

Fotostrecke: 2 Bilder nanoKONTROL in schwarz/anthrazit

nanoKontrol
Der nanoKontrol wird, genau wie die anderen beiden Drillingsgeschwister, professionellen Anforderungen gerecht und hat mehr unter der Haube, als man auf den ersten Blick denkt!

Er hat neun kleine Kanalzüge mit jeweils einem Fader, einem Poti und zwei Taster. Trotz des kleinen Formats sind die Fader mit vier Zentimetern nicht kürzer als bei größeren Controllern. Die Haptik ist grundsätzlich angenehm, allein die Fader könnten für meinen Geschmack etwas schwergängiger sein.
Mit dem Scene-Button kann man, wie beim nanoPad, zwischen vier Scenes wechseln, hat also theoretisch 36 Kanalzüge zur Verfügung. Des Weiteren gibt es sechs Buttons, mit denen die wichtigsten Transportfunktionen angesteuert werden. Die Transportbuttons können neben CC- auch MMC-Daten senden. Damit man nicht alle Midi-Zuweisungen selbst vornehmen muss, gibt es auf den Korg Homepages Templates für viele gängige Plug-Ins und DAWs zum Herunterladen.

http://www.korg.de/produkte/pc-tools/nanokon-produktinfo/erweitert/betriebssysteme-amp-tools.html

http://korg.com/SupportResults.aspx?productid=415#ContentTabsContainer

http://www.korg.co.jp/Support/Download/Software/nanoKONTROL_template/index.html

Installation von Templates
Ich installiere das Apple Logic Template. Es besteht aus zwei Dateien, von denen eine mit dem Kontrol-Editor auf den nanoKontrol überspielt wird und die andere (com.apple.logic.pro.cs) im Ordner „User/Library/Preferences“ die vorhandene gleichnamige Datei ersetzt. Es empfiehlt sich sehr, die ursprüngliche Datei als Backup zu sichern. Das Sichern dieser Preferences-Datei ist in Logic ohnehin die einzige Methode, die Controller-Zuweisungen irgendwo abzuspeichern.

Bevor es richtig läuft, muss ich in den Controller-Zuweisungen von Logic leider noch für jeden der 150 Parameter den Midi-Eingang von Caps-Lock-Keyboard auf nanoKontrol wechseln. Jetzt funktioniert es aber endlich und der dritte nano macht genau so viel Spaß wie seine Drillingsbrüder. Durch den einfachen Aufbau des nanoKontrol ist sofort intuitives Arbeiten möglich. In jeder Scene ist der neunte Kanal immer für den Master reserviert. Mit den anderen acht kann man bei vier Scenes dann immerhin 32 Kanäle ansteuern. Ob man jetzt tatsächlich eine ganze Platte nur mit diesem Tool mixen will, wage ich zu bezweifeln, aber eine nette Ergänzung zum Arbeiten am Bildschirm ist der nanoKontrol bestimmt. Sowohl beim Aufnehmen als auch beim Abmischen kann man sich mit dem nano sicher den einen oder anderen Arbeitsgang versüßen. Wenn man den nanoKontrol mit einem Plug-In, sei es ein Effektgerät oder ein Software-Synthie, einsetzen möchte, benutzt man zum Zuweisen der Encoder am Besten die Learn-Funktion der jeweiligen DAW. So kann man schöne Faderfahrten vornehmen, diese mit der Spurenautomation aufnehmen und gegebenenfalls nachträglich bearbeiten.

Die Zusammenarbeit mit Ableton hört leider beim Gutschein auf. Für Live gibt es kein Template von Korg und auch in den Einstellungen von Ableton, wo man Presets für viele andere Controller findet, gibt es keine Voreinstellungen für den nanoKontrol. (Dies wird sich laut Technik Support von Ableton in näherer Zukunft auch nicht ändern).
Aber heutzutage können sich die User ja Gott sei Dank selbst helfen, und so steht auch für dieses Problem bereits eine Lösung im Netz. Unter folgendem Link gibt es ein genial durchdachtes Template, das den nanoKontrol durch geschickte Doppelbelegungen zu einem intuitiven Steuergerät für Ableton Live macht und beinahe auch die Maus überflüssig

http://createdigitalmusic.com/2009/08/18/nanokontrol-myr-for-ableton-live-free-powerful-control-for-live/

Fotostrecke: 3 Bilder Software Editor: nanoKEY

Nur ein Vorschlag …
Der Kontrol-Editor macht das Zuweisen der Controllerdaten der nanos sehr einfach, da er für alle drei Geräte sehr übersichtlich gestaltet ist. Es gibt auf der Korg-Seite leider noch nicht genug Templates für die Vielzahl der DAWs, Plug-Ins und sonstigen Musik- und DJ-Programme, die auf dem Markt sind. Wenn die Firma Korg keine Lust oder Zeit hat, diese ganzen Templates zu programmieren, wäre es sicher toll, wenn sie eine zentrale Seite einrichten würde, auf der User ihre Templates untereinander austauschen können. Bis es so weit ist, empfehle ich, aufmerksam im Netz zu stöbern, wenn man ein bestimmtes Programm oder Plug-In mit einem nano benutzen möchte.

Fotostrecke: 2 Bilder Korg hat sogar die passende Tasche im Sortiment: nanoBAG

Für wen eignen sich die nanos?
Es fallen einem sofort etliche Einsatzmöglichkeiten ein, die die nanos zu einem praktischen Tool für professionelle Musiker machen: Auf Tour und auf Reisen kann man mit den drei Kleinen in Kombination mit einem Laptop musikalische Ideen festhalten oder einfach nur jammen. Außerdem sind die nanos eine platzsparende und günstige Ergänzung für große und kleine Studios. Produzierende Keyboarder, die sich hin und wieder mal nach Drumpads sehnen oder  MPC-Besitzer, die manchmal ein kleines Keyboard bräuchten, können sich mit einem nano komplettieren. Wer nicht viel Platz hat oder sich neben dem Studio einen kleinen Zweitarbeitsplatz einrichten will, findet in den nanos ebenfalls eine ideale Lösung.

Optionaler vierfacher USB-Hub
Optionaler vierfacher USB-Hub

Aber auch für den Live-Einsatz gibt es viele Konstellationen, in denen ein nano wirklich nützlich sein kann. Sei es als Ergänzung zu vorhandenem Equipment oder als Steuerungstool für beispielsweise Ableton Live, Main Stage oder DJ Software. Da er so wenig Platz wegnimmt, kann man ihn auch guten Gewissens zum Gig mitnehmen, auch wenn er vielleicht nur bei einem Song zum Einsatz kommt. Und außerdem findet ein nano auf jedem noch so kleinen DJ-Pult ganz sicher seinen Platz. Für den eingefleischten nano-User gibt es dann für rund 30 € sogar noch die spezial angefertigte Tasche für drei nanos inklusive vierfach USB-Hub und Platz für Zubehör und Kabel.

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