Klark Teknik 1176-KT Limiting Amplifier Test

In der digitalen Domäne wimmelt es nur so von Kopien des Kompressors 1176. Auch DAWs werden nur selten ohne eine Version der Tonstudio-Legende ausgeliefert und selbst Universal Audio, der Hersteller des Originals, hat einen 1176-Klon unter seinen Plugins. Doch selbst die besten Kopien kommen nur schwer an die Eigenschaften analogen Equipments heran. So lohnt sich hin und wieder ein Blick auf den Hardware-Markt. Neben dem doch recht preisintensiven Original macht hier seit kurzem ein deutlich günstigerer Nachbau auf sich aufmerksam – der 1176-KT von Klark Teknik.

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Details

Übernahme durch Behringer

Klark Teknik gibt es nun schon seit 1971, ist aber im Studio-Umfeld bisher eher selten in Erscheinung getreten, sondern hat sich vor allem in der Veranstaltungstechnik einen Namen gemacht. Mit der Übernahme des Konsolenherstellers Midas konnten die Briten allerdings schon etwas Studioluft schnuppern. Seit 2009 produzieren die beiden Hersteller nun unter dem Banner der Music Group, deren Kopf wohl jedem ein Begriff sein dürfte – zumindest dem Namen nach: Uli Behringer. Während bei Behringer und seinen Tochterunternehmen alles vor Innovationen nur so strotzt, wagt man sich bei Klark Teknik nun mit einem Vintage-Produkt an ein Novum.

Die Kompressor-Legende

Der originale Urei 1176 stammt in seiner Urform bereits aus dem Jahre 1967. Entwickelt vom Ingenieur Bill Putham, war er der erste Kompressor auf Transistor-Basis. Vor allem dank seiner schnellen Reaktionszeit ist er bis heute ein beliebtes Werkzeug in Studios weltweit. Gerade die Revisionen D und E erfreuen sich großer Beliebtheit, da sie im Gegensatz zu ihren Vorgängern über rauschärmere Schaltungen und im Gegenzug zu den Nachfolgern noch über Class-A-Verstärker an Ein- und Ausgängen verfügen. Beim Nachbau orientierte sich Klark Teknik exakt an diesen beiden Modellen und vereint deren Vorzüge mit moderneren Bauteilen in einem Gehäuse. Für die Konstruktion wurden auch die Kollegen von Midas zurate gezogen und sie wurden dank ihrer langjährigen Erfahrung auf dem Gebiet der Vorverstärker mit der Entwicklung der Ein- und Ausgangsübertrager betraut.

Fotostrecke: 2 Bilder Der 1176-KT sieht dem Original in vielerlei Hinsicht ähnlich, unterscheidet sich jedoch in dem einen oder anderen Punkt.

Der Vergleich zum Vorbild

Das Design und die Bedienung sind stark ans Original angelehnt. Die Front besteht bei beiden Modellen aus schwarz gebürstetem Aluminium. Große Regler steuern Ein- und Ausgangsempfindlichkeit, zwei kleinere sind für die Attack- und Release-Zeitsteuerung zuständig. Letztere laufen entgegen dem Uhrzeigersinn, sprich bei Rechtsanschlag hat man den geringsten Wert eingestellt. Die Gain-Reduktion ist mittels vier Tastern auf 4:1, 8:1, 12:1 oder 20:1 einstellbar. In der Praxis kennt der 1176-KT wie auch sein Vorbild insgesamt sechs Schaltzustände, doch dazu später mehr. Das gelb leuchtende VU-Meter untermauert den Vintage-Charakter des Klons. An weiteren vier Tastern auf der rechten Seite der Front kann der Anwender bestimmen, ob der Ausgangspegel in drei Auflösungsstufen (+4, +6, +8 dB) oder die Gain Reduction angezeigt werden soll.
Doch es gibt auch signifikante Unterschiede. Am auffälligsten sind beim Klark-Teknik-Klon der separate On/Off-Schalter und die Betriebs-LED rechts auf der Frontplatte. Auf der Rückseite haben die beiden Geräte lediglich die XLR-Verbindungen und den Kaltgeräteanschluss gemein. Während die Universal-Audio-Ausführung des Kompressors Barrier-Strips als Anschlussmöglichkeit zur Verfügung stellt, entscheidet sich Klark Teknik für symmetrierte Klinkenbuchsen von Neutrik. Das zeigt die Ausrichtung aufs Home-Recording, wo selten mit unkonfektionierten Kabeln hantiert wird, sondern der Klinkenstecker für Lineverbindungen Usus ist. Außerdem bekam der Klon einen Pad-Schalter zur Dämpfung hochpegeliger Eingangssignale um 20 dB mit auf den Weg. Direkt daneben befindet sich die Stellschraube zur Justierung des Meters, welche das Original vorne – zwischen Ein- und Ausgangs-Poti – verortet.

Auf der Rückseite bietet das 1176er-Modell von Klark Teknik Klinken- und XLR-Buchsen, einen Padschalter sowie eine Stellschraube zur Justierung des Displays.
Auf der Rückseite bietet das 1176er-Modell von Klark Teknik Klinken- und XLR-Buchsen, einen Padschalter sowie eine Stellschraube zur Justierung des Displays.

Praxis

Bedienung und Einsatz

Verbunden ist der Klark Teknik 1176-KT schnell. Einfach per Klinkenkabel in den Insert des Pults oder in eine Mono-Line-Schleife gelegt, fertig. Auch eine Einbindung in die DAW stellt bei gängigen Programmen kein weiteres Problem dar. Sämtliche Regler drehen sich sauber, ohne zu eiern oder zu schleifen, und haben ein angenehmes Drehmoment. Ein kleines Manko zeigte sich im Betrieb, denn eines der Input-Potis kratzt etwas und bringt so leichte Nebengeräusche beim Regeln der Eingangslautstärke mit sich. Wie schon der Attack- und Release-Regler läuft auch die Nadel des Meters gegen den Uhrzeigersinn. Zur Darstellung der Gain-Reduktion ist das dienlich, bei der Visualisierung des Pegels ist jedoch ein wenig Umdenken gefragt. Die Ausstattung des Kompressors ist insgesamt auf das Nötigste reduziert. So gestaltet sich die Bedienung sehr intuitiv, erfordert jedoch auch etwas Erfahrung, Fingerspitzengefühl und Musikalität.

Der Hardware-1176 sorgt für eine Kompressor-Schulung

Exakte True-Peak-Anzeigen, die vor Übersteuerung warnen, sucht man vergeblich, ebenso gibt es keine Rasterpunkte in den Reglern (und erst recht kein Eingabefeld), um diese auf genaue Werte festzuschreiben. Das Hantieren mit starr erlernten Attack- und Release-Zeiten für bestimmte Instrumentengruppen bringt hier keinerlei Punkte. Auch die Synchronisation auf den Klick oder eine Sidechaining-Funktion wird man hier nicht finden. Stattdessen gilt es, sich von der Sichtkontrolle zu verabschieden und das Gehör einzuschalten. Die Nadel des VU-Meters kann, wenn man sie zu interpretieren weiß, ein hilfreiches Werkzeug beim Feinjustieren der Zeitkontrollen sein, ersetzt aber keinesfalls ein waches Ohr. Die wenigen Einstellmöglichkeiten arbeiten allerdings zuverlässig, sprechen direkt an und sind entsprechend fein justierbar. So macht es Spaß, analog zu arbeiten. Wer bislang nicht wusste, wie ein Kompressor arbeitet und was er genau macht, wird hier sanft gezwungen, es zu lernen. Das generell unkomplizierte Verhalten des 1176-KT macht es dem Nutzer nicht schwer, da er hier und da auch kleinere “Fehler” verzeiht. Beherrscht man ihn allerdings richtig, wird er ein guter Freund und Vertrauter.

Bei Betrieb leuchten VU-Meter und die Betriebs-LED in warmen Farbtönen, um das Vintage-Feeling zu festigen.
Bei Betrieb leuchten VU-Meter und die Betriebs-LED in warmen Farbtönen, um das Vintage-Feeling zu festigen.

Ohne Stereo-Link

Im spartanischen Aufbau vermissen wir also nichts – bis auf einen Port für einen Stereo-Link. Gerade bei einem Preis von knapp 750 Euro kann man in Versuchung geraten, sich noch ein zweites Gerät ins Studio zu holen, vielleicht für eine Buss-Kompression oder ein Summen-Limiting. Während der aktuelle Universal Audio 1176LN über die Option verfügen, zwei Einheiten zusammen zu schalten, ist das beim Klon aus dem Hause Klark Teknik leider nicht vorgesehen.

Audio Samples
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Drumroom Original Drumroom, 12:1, Fast Attack, Medium Release Bass Original Bass, 20:1, Medium Attack, Long Release Gitarre Original Gitarre, No Buttons Gitarre, 12:1, Medium Attack, Long Release

Transparenter Klang

Wer den Gedanken, er hätte schon genug Software-Kopien des 1176 probiert und alle klängen gleich, auch auf die Hardware-Umsetzung bezieht, liegt damit grundlegend falsch. Schon in einem Zustand, in dem der 1176-KT noch nicht in die Sättigung gefahren wird, lässt sich ein leichter Zugewinn an Transparenz vernehmen. Sprich: Die Hardware zeigt direkt einen eigenen Charakter. An nüchterner Linearität liegt ihm nicht viel. Diese Transparenz kommt nicht durch einen einfachen Höhen-Boost zustande, der in einer harschen Klarheit gipfelt, sondern durch minimale lineare Verzerrungen, welche sich sauber aus dem natürlichen Obertonspektrum heraus aufbauen. Die geringe Attack-Zeit von nur zwanzig Mikro(!)-Sekunden, erlaubt es, trotz hohen Kompressionsgrades auch harte Transienten gut abzufedern und keine Spitzen über den erlaubten Pegel hinaus an die DAW oder ans Pult zurück zu geben. Die Ratios beginnen bei schon relativ hohen 4:1, jedoch verhalten sich die ersten beiden Stufen unaufdringlich, sind dabei aber keinesfalls zurückhaltend. Stimmen und Gitarren werden auf einen Schlag deutlich durchsetzungsfähiger im Mix und erscheinen einen Tick wärmer. Die beiden oberen Ratio-Einstellungen sind sehr gut zum Einsatz als Limiter oder für schwerer handlebare Instrumente wie beispielsweise Bass geeignet. Gerade die oberste Stufe mit einem Wert von 20:1 riegelt zuverlässig ab, erhält aber trotzdem einen gewissen dynamischen Charakter des Signals. Wer es auf einen pumpenden Mix anlegt, kann hier mit den Attack- und Release-Zeiten ein sauberes und akkurates Timing punktgenau auf den Takt erreichen, sodass der 1176-KT in seiner Musikalität durchaus als “Mitspieler” gesehen werden kann.

Fotostrecke: 2 Bilder Im Inneren zeigt sich der 1176-KT aufgeräumt und übersichtlich, auffällige Merkmale gibt es kaum.

Hyperkompression im All-Buttons-Mode

Seine Zügel lässt er los, wenn er – wie schon sein Vorbild – im All-Buttons-Mode gefahren wird. Wie der Name schon sagt, werden hierfür alle vier Ratio-Knöpfe gedrückt. Dann fährt die Hardware gnadenlos jedes Signal an die Wand und sorgt für eine Art Hyperkompression. Gerade für Raummikrofone wird genau dieser Modus gern verwendet, da hier wirklich jede nur denkbare Information aus dem Hintergrund in den Vordergrund geholt wird. Genau anders herum verhält es sich, wenn sämtliche Knöpfe aus dem Spiel genommen werden. Dann läuft das Signal ohne Kompression durch den 1176 und wird bei gesteigertem Input leicht in die Sättigung gefahren. Dies verleiht Instrumenten nochmal den besonderen Hauch Wärme. Was analogem Equipment nachgesagt wird, kann man hier anschaulich beobachten und auch im Spektrum schlägt es sich nieder. Je höher der Input bei gleichem Ausgangspegel, desto stärker steigt auch der Anteil der harmonischen Obertöne an. Ab einem bestimmten Punkt kippt das Verhältnis und eine offensichtliche Verzerrung des Signals ist die Folge. Auch dies lässt sich je nach Produktion gewinnbringend integrieren.

Audio Samples
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Drumroom, All Buttons

Fazit

Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass so ein 1176, sei es nun die Kopie oder das Original, auch zu einem gewissen Grad ein Spielzeug ist und jede Menge Raum zum Experimentieren lässt, der DAW-intern einfach mehr und mehr verloren geht. Der Klon 1176-KT von Klark Teknik schlägt sich hier überraschend gut, auch wenn er in einiger Hinsicht natürlich nicht ans Original heranreichen kann. Man geht die Kompromisse gern ein, nur schade, dass die Möglichkeit eines Stereo-Links hier nicht vorgesehen war. So bleibt der 1176-KT in den meisten Racks wohl ein Einzelkind.
Seine klanglichen Eigenschaften können starkabsolut überzeugen – vor allem im Vergleich mit seinen digitalen Nachbauten. Mit dem 1176-KT haben Klark Teknik eindeutig bewiesen, dass sie auch im Studio keinesfalls fehlplatziert sind.

PRO
  • angenehme Klangfarbe
  • einfache Bedienung
  • sauberes Regel- und Ansprechverhalten
  • Preis
CONTRA
  • keine Möglichkeit für einen Stereo-Link
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FEATURES UND SPEZIFIKATIONEN
  • Klassischer Mono-FET-Kompressor
  • Class-A-Schaltung mit Übertragern von Midas
  • Ratios: 4:1, 8:1, 12:1, 20:1 (All-Buttons-Mode möglich)
  • Attack-Zeit: 0,02 – 0,8 ms
  • Release-Zeit: 80 – 700 ms
  • Umschaltbares Meter
  • Symmetrische XLR- und 6,3-mm-Klinkenein- und -ausgänge
  • 19″/2 HE
  • Preis: € 649,– (Straßenpreis am 24.04.2017)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • angenehme Klangfarbe
  • einfache Bedienung
  • sauberes Regel- und Ansprechverhalten
  • Preis
Contra
  • keine Möglichkeit für einen Stereo-Link
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Profilbild von Klamt Marco

Klamt Marco sagt:

#1 - 08.01.2019 um 14:46 Uhr

0

Dauerte ja ewig bis das teil geliefert wurde der 1176-KT werde den mal unter die Lupe nehmen . Hauptsache das teil ist mal da .

    Profilbild von Klamt Marco

    Klamt Marco sagt:

    #1.1 - 20.05.2019 um 15:00 Uhr

    0

    das teil ist nicht schlecht aber eben die Einstellungen sind gewöhnungs bedürftig aber sonnst alles vorhanden was es braucht.

    Antwort auf #1 von Klamt Marco

    Antworten Melden Empfehlen
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Maxim sagt:

#2 - 29.04.2019 um 12:39 Uhr

0

Der Drumloop klingt schon vor der Compression so flach, sorry, aber mehr Kompetenz bei der Erstellung der Beispiele muss schon sein. Am besten mal einen Profi ranlassen.

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Klara Schumann sagt:

#3 - 06.04.2025 um 18:17 Uhr

0

Ich hab den auch inzwischen, als late bird gekauft zum kampfpreis. Dafür 2x geile Teile abgestaubt! Mann, das Teil rockt für den Preis.

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