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Kirchhoff Artist Bubinga Test

Jochen Kirchhoff, der Gründer der frisch etablierten Drumcompany „Kirchhoff Schlagwerk“, ist ein lockerer und umgänglicher Typ, sein Dialekt unüberhörbar westfälisch, sein Gemüt in etwa so sonnig wie der Kontinent Afrika, von dem das Holz für sein Bubinga-Drumset kommt. Von zu lockerem oder gar laxem Management ist allerdings nichts zu spüren, die Produkte sind durchweg auf der Höhe der Zeit, die Company mit ihren sechs festen Mitarbeitern äußerst ambitioniert. Der eigene Anspruch der Firma, allen Kundenwünschen in Rekordzeit gerecht zu werden, geht wohltuend unprätentiös auf und hinterlässt einen professionellen und sympathischen Eindruck. Das Drumset, das bei mir nach erstaunlich kurzen drei Wochen nach meinen Wünschen maßgeschneidert geliefert wird ist ein Artist Bubinga Drumset in Rockgrößen mit einer 24er-Bassdrum und einer 6½ Zoll tiefen Snare in Holzfinish. Soweit ist alles so wie ich es bestellt habe. Ob Verarbeitung und Sound meinen Wünschen ebenso entsprechen, wird dieser Test zeigen.

Vordergründig kombinieren sich beim Artist Bubinga Drumset mit dem Klang des dunklen Edelholzes und der Zuverlässigkeit und Gründlichkeit einer straff organisierten deutschen Firma zwei erfolgversprechende Komponenten für ein rundum tolles Drumset. Warum sich ein Rock-Kit auch für Jazziges benutzen lässt, und warum ausgerechnet diese Kirchhoff-Drums das neueste Vintage-Set der Welt sind, erfahrt ihr auf den folgenden Seiten! Viel Spaß beim Lesen!

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DETAILS
So sieht also ein Drumset aus, das „professionellen Standards genügen und dabei erschwinglich“ bleiben soll. Bubinga mutet tatsächlich in jeder Verarbeitungsform edel an und gibt den daraus gebauten Gegenständen einen Teint der Hochwertigkeit.

Dabei bleibt die Herkunft des Holzes nach wie vor zwielichtig, wild geschlagene Bäume aus Urwäldern finden aufgrund schlechter Kontrollen teilweise immer noch ihren Weg in die Verarbeitung. Weitestgehend ausschließen lässt sich das bei Kirchhoff dank des ebenfalls in Krefeld ansässigen Zulieferbetriebes von Kirchhoff und der damit verbundenen Übersichtlichkeit der Wege.
Besonders auffällig sind die schön geschwungenen Maserungsverläufe des Holzes. Eben jene Muster finden sich ausschließlich in den höher gelegenen und stark verästelten Regionen des Baumstammes und sind etwas schwerer zu verarbeiten als die tieferen Stammhölzer. Dafür sind sie aber noch härter, was sich natürlich auch auf den Ton auswirkt. Die Lagen des Kessels sind kreuzverleimt und perfekt gegratet. Hierfür legt Jochen Kirchhoff selber Hand an – absolute Chefsache. Auffällig ist, dass die Gratung sehr rundlich gestaltet und mittig gelegen (statt zum Rand verlaufend und steil) ist. 
Das Finish wird abschließend nur mit Öl behandelt und bekommt dadurch eine natürliche, matte Oberfläche. Dadurch ist sie allerdings offenporig und somit anfälliger für Schmutz.
Die Snare ist mit einer Teppich-Abhebung von Dunnett gut bestückt. Leichtläufig und präzise entspricht die Abhebung weitaus eher professionellen Standards als der billige Teppich „made in Taiwan“: Gut, dass sich dieser – genauso wie die minderwertigen Felle – austauschen lässt. Die Böckchen der Kessel sind mit jeweils zwei Schrauben befestigt und kesselseitig mit einer Gummischicht isoliert.

Das System der Standtom-Aufhängung ist wirklich einzigartig: Die Halterungen der Tom-Beine sind zwar direkt am Kessel angebracht, berühren diesen jedoch dank kurzer Abstandsschrauben nicht und beeinträchtigt so die Kesselschwingung nur minimal, während die Trommel stabil befestigt werden kann. Die Hängetom ist mit einem Free-Floating-System ausgetattet.
Insgesamt macht die Hardware einen professionellen Eindruck, die Plastik-Unterlegscheiben der Spannschrauben, Gummi-Unterleg-Scheiben an den Kesselschrauben und die Dunnett Snare-Abhebung sind mittlerweile etablierte Profi-Features.

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PRAXIS/SOUND
Bis auf die vielleicht nicht ganz perfekt geleimten Kessel ist das Drumset hervorragend verarbeitet. Die Gratungen und Bohrungen werden komplett in Deutschland von Jochens Mitarbeitern durchgeführt, während der Rohbau des Kessels in Taiwan gefertigt wird. Auch wenn auf den ersten Blick alles so wirkt, als sei hier sinnvoll, (Achtung Modebegriff:) „outgesourced“ worden, so will ich dir eine kleine Anekdote der Studiorecordings zum Kirchhoff-Test nicht vorenthalten. Vorweg folgendes: Wenn ich Bassdrums hoch tune, drehe ich langsam alle Schrauben des Schlagfells auf ein annähernd gleiches Level, um dann den endgültigen Ton mit den zwei oberen Spannschrauben auf ein stimmiges Gesamtergebnis zu erzielen. Genauso gehe ich also bei meinem Test zu dieser Bassdrum von Kirchhoff vor, und hoppla, der Ton verändert sich nicht, egal fest ich die Schrauben drehe. Da bemerke ich, dass der Spannreifen über den Alu-Reifen des Fells gerutscht ist. Das ist mir noch nie passiert, es ist kaum zu beurteilen, ob ein zu großer Spannreifen, oder – was wahrscheinlicher ist – der Remo-Fellreifen chinesischer Herkunft schuld sind.

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Wer sich also wundert, warum sich der Ton der großen Trommel nicht ändert, obwohl die Spannschrauben immer höher gedreht werden, der sollte mal einen prüfenden Blick auf den Kesselrand werfen.

Nein, dieses Drumset klingt nicht wie ein gewöhnliches Rock-Drumset. Zu dieser Erkenntnis gelangt man schnell, ist sich aber wahrscheinlich – so wie ich – erst einmal nicht sicher, was man davon halten soll. Wer eine 24“ Bassdrum spielt, erwartet vor allem Power und Punch und wohl eher nicht den vollen Klang und die moderat vorgetragenen Tiefbässe, die einem der Bubinga-Kessel sogar auf härteste Kicks antwortet.

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Es ist wie der erste Biss in eine vermeintlich “normale” Tafel Schokolade. Wenn es aber eine Schokolade mit Pfeffer ist, erwartet das Gehirn einen anderen Geschmack und ist im ersten Moment schockiert. Auch wenn eine kurze Promo-Info von Kirchhoff der fehlgeleiteten Erwartungshaltung Genüge getan hätte, so weicht meine Skepsis in Anbetracht der Fülle der neuen Möglichkeiten schnell einer großen Neugier. Eins ist sicher: Für Metal-Musik ist Bubinga nichts: zu wenig Punch! Allerdings kommt Bubinga solchen Drummern, die gerne die geballte Kraft ihres Fitness-Studio-Arms in ihr Drumming legen, sehr entgegen, da die Kessel dank des sehr harten Bubinga-Holzes stets mit ihrer ganzen Klangfülle schwingen, und – das ist für Trommeln im Allgemeinen unüblich – den Ton nicht abwürgen.

Gleichzeitig bleibt die Gesamtlautstärke stets moderat. Vielleicht ist dieses Set frei nach Duplo gar das größte Jazzdrumset der Welt? Naja, nicht ganz, da passt schon eher folgende These:


Das neueste Vintage-Drumset der Welt!

Wer in die Trommelsammlungen der großen Sammler und Drumtechs dieser Welt schaut, der wird – auch in meinem Fundus – eher wenige neue Drumsets entdecken, dafür viele sehr alte. Denn um die Erkenntnis, dass ein Schlagzeuger heutzutage nur soviel gilt wie sein charakteristischer Sound und sein eigenständiges Drumming, kommt man auf dem Weg zum Profi nicht herum. Wer sich aber nicht auf die oft bodenlose Suche nach dem perfekten Vintage-Drumset machen möchte, sondern ebenjene Qualitäten gepaart mit sehr guter Verarbeitung einfach im Laden kaufen möchte, der ist bei Kirchhoff an der richtigen Adresse. Die Bassdrum ist je nach Tuning satt oder klangvoll mit langem Sustain, aber immer äusserst tieffrequent. Die Standtom hat – auch dank der neuartigen Beinaufhängung – einen langen Sustain, der den Tiefbass des Bubingaholzes unterstützt, während die Hänge-Tom teilweise etwas flach klingt, dafür aber mit sehr eigenwilligen Sounds dem Klangcharakter des Sets eine deutlich eigenständige Note gibt. Die 6½ Zoll tiefe Snare fügt sich zwar in den Gesamtklang des Sets ein, könnte aber etwas mehr Crunch haben, denn akzentuiertes Schnarrtrommel-Spiel ist in jeder musikalischen Umgebung gefragt.

Audio Samples
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tiefes Tuning mittleres Tuning Funkgroove Bonham-Beat Second Line

So wirkt der Sound des Drumsets manchmal etwas zu behäbig. Mit seinem runden und warmen Klang macht das Artist Bubinga aber stets eine gute Figur in Pop-, Jazz- und Bluesmusik. Ein Schmankerl ist das Holzfinish, das die erdigen Sound-Ambitionen des Sets unterstützt. Es empfiehlt sich, die Remo UT-Felle aus chinesischer Produktion und den minderwertigen Taiwan-Snareteppich gegen hochwertiges Zubehör aus deutscher oder amerikanischer Produktion auszutauschen.

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FAZIT
Mit Leidenschaft und Engagement erobert Kirchhoff nach den erfolgreichen Acryl-Erstlingswerken mit der Artist-Bubinga Serie eindrucksvoll den Sektor der Holz-Drums. Das Testset ist ein vollkommen ausgereiftes Drumset mit professionellem Anspruch und fast ohne erwähnenswerte Mängel. Geschicktes Unternehmertum ermöglicht einen für ein deutsches Drumset äußerst bezahlbaren Preis, bei fast schon einmalig kurzen Lieferzeiten und vergleichsweise individuellen Konstellations-Möglichkeiten. Das Testset überzeugt mit hochwertigem Finish und erdigen Sounds, ist aber leider etwas schwach auf der Brust. Fast so schwach wie mein geliebtes Slingerland-Drumset von 1949…. . Vintage-Drums eben!

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Sound mit viel Charakter
  • professionelle Features
  • gute Verarbeitung
  • kurze Lieferzeit
Contra
  • etwas energieloser Sound
Artikelbild
Kirchhoff Artist Bubinga Test
Für 2.319,00€ bei
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TECHNISCHE DATEN
  • Größen: 24″x18″; 12″x9″; 16″x16″;14″x6,5″
  • Oberfläche: Holzfinish, geölt
  • Kesselmaterial: Bubinga
  • Lagen: 10 (Snaredrum); 6 (Hänge-Tom); 7 (Stand-Tom); 8 (Bassdrum)
  • Hardware: KTH-System (!Kirchhoff Tom-Halter”); Stahlspannreifen; Dunnett Snare-Abhebung
  • Felle: Remo UT
  • Preis: € 2025,00
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