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Keeley Compressor Pro Test

Praxis

Der Compressor Pro von Keeley ist unglaublich vielseitig. Man kann den Sound nicht nur quasi unhörbar anfetten, sondern ihn im Extremfall und nach etlichen Zwischenstufen auch brutal zusammenstauchen. Ich habe eine stattliche Anzahl unterschiedlicher Bodenkompressoren besessen und immer wieder verkauft, weil der Ton bei ihnen klein und gequetscht klang. Aus diesem Grunde haben viele Pedale mittlerweile auch einen Mischregler, um die Natürlichkeit der Transienten wieder herzustellen. Ein Mixregler muss aber nicht sein, wenn das Gerät akkurat und sauber arbeitet, so wie der Compressor Pro von Keeley. Die Eingriffsmöglichkeiten des Pedals entsprechen eher denen eines Studiokompressors und ermöglichen sogar die Nachahmung pumpender Klassiker, aber dazu später mehr. In den ersten Beispielen habe ich eine neutrale Kompression eingestellt, die jedem Cleansound das gewisse Etwas verleiht, ohne einen offensichtlichen Kompressoreffekt zu erzeugen. In diesem Bereich erinnert mich das Gerät eher an den Sound eines Urei-Klassikers als an den eines Bodenpedals. Zuerst hört ihr das Riff ohne Pedal, dann mit einer Thresholdeinstellung von -20 db und im dritten Soundbeispiel von -30 db. Die restlichen Einstellungen sind wie folgt: Ratio steht auf 4:1, Attack auf 5ms und Release auf 0,5 Sekunden. Das Pedal arbeitet hier im Soft-Knee Modus, der Auto Modus ist ausgeschaltet.

Audio Samples
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Clean – ohne Pedal Clean – Threshold -20dB Clean – Threshold -30dB

In den nächsten Beispielen hört man unterschiedliche Attack-Einstellungen und deren Einfluss auf den Sound. Wie immer gibt es zuerst ein Riff ohne Pedal. Danach kommt das Riff mit einer Attackzeit von 0,15 Millisekunden, wobei das Gerät die Töne sehr schnell komprimiert. Im dritten Soundbeispiel habe ich die Attackzeit auf 5 Millisekunden gestellt. Ab dieser Einstellung klingt es für meinen Geschmack schon etwas natürlicher, denn so hat der Anschlag etwas Zeit zum Atmen, bevor das Signal zusammengedrückt wird. Das vierte Beispiel hat eine Attackzeit von 50 Millisekunden und lässt noch mehr vom Anschlag passieren. Der Threshold Regler steht auf -25 db, Ratio auf 4:1 und Release auf 5ms. Auto ist deaktiviert und der Soft-Knee-Modus aktiviert.

Audio Samples
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Picking – ohne Pedal Picking – Attack 0,15ms Picking – Attack 5ms Picking – Attack 50ms

Für weiche, stehende Akkorde eignen sich schnelle Attackzeiten in Verbindung mit einer recht hohen Kompression. In den beiden folgenden Beispielen hört man einen deutlichen Unterschied zwischen dem cleanen- und dem komprimierten Sound, der deutlich fetter und singender daherkommt. Man hat hier fast schon den Eindruck, als wäre die Endstufe des Amps am Pumpen, klasse! Bei den meisten Pedalen klingen solche Einstellungen eher klein und gedrungen, aber hier bleibt der Ton offen und frei. Der Threshold steht hier auf -40db, Ratio etwas oberhalb von 4:1, Attack steht bei 1,5ms. Hard-Knee ist aktiviert und Auto ausgeschaltet.

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Akkordspiel – ohne Pedal Akkordspiel – mit Compressor, Threshold -40dB, Ratio 4:1, Attack 1,5ms, Hard-Knee on, Auto aus

Um herauszufinden, ob man mit dem Keeley Compressor Pro auch den Sound eines alten Klassikers nachbauen kann, habe ich für das nächste Beispiel meinen heißgeliebten Ross Compressor-Klon von Analogman rausgekramt. Im ersten Soundbeispiel hört ihr das Riff ohne Effekt. Dann kommt das Riff über den Ross Compressor und zum Schluss über den Keeley Compressor. Kein einfaches Unterfangen, denn der Ross Compressor ist ein extrem pumpender Artgenosse, der alles andere als rund und weich klingt. Aber wenn man Sounds a la Sultans of Swing oder die einiger Police-Klassiker erzeugen möchte, ist man hier goldrichtig. Kommen wir zu den Sounds. Beim Ross Compressor merkt man am Anfang ein deutliches Herunterregeln und am Ende genau das Umgekehrte, nämlich ein starkes Pumpen und Eigenrauschen, was ich mit dem Keeley in dieser perfekten Unperfektion zugegebenermaßen nicht zu 100% hinbekommen habe. Dazu klingt der Keeley einfach zu akkurat und sauber, aber hört selber. Ihr könnt euch die Audiobeispiele auch herunterladen und die Hüllenkurven miteinander vergleichen. Threshold steht bei -35db und Ratio auf 4:1. Attack und Release sind deaktiviert, weil die Autofunktion aktiviert wurde. In diesem Soundbeispiel arbeitet der Kompressor im Soft-Knee-Modus

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Gitarrenriff ohne Kompressor Gitarrenriff über Analogman Ross Kompressor Gitarrenriff über Keeley Kompressor

Soundbeispiele mit stark verzerrten Sounds habe ich mir in diesem Test übrigens geschenkt. Je höher der Verzerrungsgrad, umso komprimierter ist auch der Sound. Dementsprechend bringt ein vorgeschalteter Compressor vor einem High Gain Amp außer zusätzlichen Nebengeräuschen nicht wirklich viel. Bei leicht angezerrten Sounds dagegen kann man den Ton auch hier fein dosiert anfetten, ohne seine Dynamik zu zerstören. Auch hier hört ihr wieder zuerst den unkomprimierten Klang gefolgt von einem ähnlichen Lick mit eingeschaltetem Pedal. Die Einstellung des Gerätes sind wie folgt: Threshold steht bei -20 db, Ratio steht auf 4:1, Attack auf 5ms und Release auf 0,5 Sekunden. Das Pedal arbeitet hier im Soft-Knee-Modus, der Auto-Modus ist ausgeschaltet.

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Angezerrter Sound – ohne Kompressor Angezerrter Sound – mit Kompressor, Threshold -20dB, Ratio 4:1, Attack 5ms, Release 0,5s
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Profilbild von Bonedoleser

Bonedoleser sagt:

#1 - 15.02.2016 um 08:42 Uhr

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Das Gerät ist sicher sehr interessant. Vielleicht überfordern die viele Parameter es den Durchschnittsmusiker etwas, aber durch die weite Verbreitung von Homerecordern, sind die Einstellungen wahrscheinlich auch einer immer größeren Menge von Leuten bekannt.
Was ich allerdings nicht verstehe ist die Preispolitik des Herstellers bzw des Importeurs. Auf der Webseite des Herstellers bekommt man den Kompressor für $299. Dann würde ich hier zumindest einen Preis von €299 erwarten. Aber selbst im Handel ist der Preis deutlich höher.

    Profilbild von Franz

    Franz sagt:

    #1.1 - 28.02.2016 um 01:04 Uhr

    0

    Schon mal was von Zoll und Transportkosten gehört?

    Antwort auf #1 von Bonedoleser

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