John Paul Jones: Der stille Motor von Led Zeppelin

Led Zeppelin gilt für viele ihrer Fans als die bedeutendste Rockband aller Zeiten. Über 300 Millionen verkaufte Alben sprechen eine mehr als deutliche Sprache. Im Laufe ihres Bestehens von 1968 bis 1980 gab es immer wieder kleinere und größere Skandale rund um die Gruppe. Dafür sorgten jedoch in erster Linie die extrovertierten Protagonisten Robert Plant (voc), Jimmy Page (git) sowie John Bonham (dr). Der Bassist und Multiinstrumentalist John Paul Jones hingegen wirkte stets eher wie der introvertierte Intellektuelle, welcher seinen Fokus ausschließlich auf die Musik zu legen pflegte. Daher flog John Paul Jones im Vergleich zum Rest der Band in der öffentlichen Wahrnehmung immer etwas unter dem Radar, gehört aber definitiv zu den wichtigsten Bassisten in der Geschichte der Rockmusik. Auch nach dem Ende von Led Zeppelin blieb Jones weiterhin musikalisch aktiv und sorgte sogar in den 2000er-Jahren mit der Supergroup Them Crooked Vultures abermals für Aufsehen in der Musikszene. In diesem Artikel möchten wir John Paul Jones verdientermaßen in den Fokus rücken.

John Paul Jones / Led Zeppelin
Bei Led Zeppelin (Bild: Universal Images Group North America LLC / Alamy Stock Photo) war er das stille Bandmitglied – wir rücken den Bassisten John Paul Jones (Bild John Paul Jones: Gonzales Photo / Alamy Stock Photo) in den Fokus.

John Paul Jones – die Anfänge

John Paul Jones (kurz JPJ) wurde am 3. Januar 1946 in Sidcup im britischen Kent geboren. Sein Geburtsname lautet eigentlich John Richard Baldwin. Da sein Vater Pianist und Arrangeur und seine Mutter Sängerin und Tänzerin war, spielte Musik in Johns Leben vom ersten Tag an eine sehr große Rolle. Der Beruf der Eltern beinhaltete jedoch auch häufige Tourneen, weshalb John schon früh auf das „Christ’s College“ Internat in Blackheath geschickt wurde.

Nachdem er schon früh Klavier gelernte hatte, zusätzlich in der Kirche Orgel spielte und im Chor sang, verliebte er sich im Alter von 14 in den E-Bass. Die zu dieser Zeit immer populärer werdende Beat- und Rock’n’Roll-Musik hinterließ bei den meisten jungen Menschen dieser Zeit einen enormen Eindruck. Auch der junge John bildete da keine Ausnahme, und bereits ein Jahr später spielte er in mehreren Schulbands, die unter anderem auf Militärstützpunkten auftraten.

Im Jahr 1962 beschloss John, die Musik zu seinem Beruf zu machen. In der Folge tourte er mit verschiedenen Bands, darunter auch Ex-Mitglieder der damals sehr populären Band The Shadows.

Von 1964 bis 1968 verdiente John sich seine Brötchen als Session-Musiker und spielte unter anderem auf Aufnahmen von Jeff Beck, The Yardbirds, Donovan, Tom Jones und vielen mehr. Typisch für ihn war, dass er sich nicht nur für sein Instrument interessierte, sondern sämtliche Aspekte der Musik studierte.

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In der Folge war John immer häufiger auch als Musical Director und Arrangeur tätig, unter anderem für die Rolling Stones, Cliff Richard, Marc Bolan, Cat Stevens, Dusty Springfield, etc. In dieser Zeit änderte John Richard Baldwin seinen Namen in John Paul Jones.

Ein großer Teil von Johns Arbeit waren aber so genannte „Muzak“-Sessions. Hier wurde quasi „am Fließband“ Unterhaltungsmusik für Supermärkte, Fahrstühle etc. produziert – künstlerischer Anspruch und Kreativität waren hier sogar ausdrücklich unerwünscht. Diese Arbeitsweise brachte den jungen Musiker schließlich an den Punkt, an dem er in seiner Karriere unbedingt etwas verändern wollte. Seine Frau machte ihn auf eine Zeitungsannonce seines Studiomusiker-Kollegen Jimmy Page aufmerksam, welcher sich gerade aufmachte, eine neue Band zu gründen, für die noch ein Bassist gesucht wurde.

Led Zeppelin live
John Paul Jones (Mitte) mit Robert Plant (li.) und Jimmy Page auf der Bühne im Jahr 1971.
(Bild: Philippe Gras / Alamy Stock Photo)

John Paul Jones meets Led Zeppelin

Der Name dieser Band sollte ursprünglich „The New Yardbirds“ lauten, da Jimmy Page vorher Mitglied der „Yardbirds“ war. Jimmys Wunschmitglieder für das neue Projekt sagten aber ab. Sänger Terry Reid empfahl einen gewissen Robert Plant, der wiederum John Bonham als Drummer ins Spiel brachte, und mit dem verbliebenen Bassisten Chris Dreja war die Band komplett. Es dauerte aber nicht lange, bis Dreja wieder kündigte. Die freigewordene Stelle wurde prompt mit John Paul Jones besetzt, und die neu gebildete Formation war nunmehr bereit, Musikgeschichte zu schreiben.

Aufgrund vertraglicher „Altlasten“ trat man noch eine Weile unter dem Namen „The New Yardbirds“ auf. Danach folgte zunächst die Namensänderung in „Lead Zeppelin“ („Bleierner Zeppelin“). Aufgrund der unterschiedlichen Aussprache und Doppeldeutigkeit des Wortes „lead“ (kann „Blei“ oder „führen“ heißen), wurde ab einem gewissen Punkt kurzerhand der Buchstabe “A” gestrichen.

Led Zeppelins Karriere startete mit einer US-Tour im Vorprogramm von Alice Cooper, Vanille Fudge, Iron Butterfly und anderen. Gleichzeitig kam ein Plattenvertrag mit Atlantic Records zustande. Kurz darauf nahm das Quartett in nur 30 Stunden (!) ihr legendäres Debütalbum auf. Die darauf zu hörenden unterschiedlichen musikalischen Einflüsse stießen nicht überall auf Gegenliebe. Allerdings stieg das Album bis auf Platz 6 der britischen Charts und heute gilt es als einer der bedeutendsten Meilenstein in der Geschichte der Rockmusik. Auch in den USA wurde man auf die Platte aufmerksam – sie erreichte damals Platz 10 der amerikanischen Billboard Charts.

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Ende 1969 erschien mit „Led Zeppelin II“ das zweite Album, und dank Songs wie „Whole Lotta Love“ stieg die Popularität der Band weiter stetig an. Auch in Europa begann man nun, Erfolge zu feiern. Im Rekordtempo folgten die Alben „Led Zeppelin III“ und „Led Zeppelin IV“. Letzteres enthielt den Song „Stairway to Heaven“, welcher die Band endgültig in die Stratosphäre katapultierte und zu einem weltweiten Phänomen machte. Nach einer ausgiebigen Tournee folgte mit „Houses of the Holy“ Album Nummer 5. Bei der darauffolgenden Tour entstand 1973 der legendäre Konzertfilm „The Song Remains The Same“, der aber erst im Jahr 1976 in die Kinos kam.

Mit „Physical Graffiti“, „Presence“ und „In Through The Out Door“ folgten noch drei weitere Studioalben, die jeweils von Tourneen begleitet wurden. Eine davon führte Led Zeppelin im Jahr 1980 in den deutschsprachigen Raum, Niederlande und Belgien. Am 07. Juli 1980 fand der letzte Auftritt der Band in der Berliner „Eissporthalle“ statt, denn am 25. September desselben Jahres erstickte Drummer John Bonham im Schlaf an seinem eigenen Erbrochenen – eine Folge seines exzessiven Alkoholkonsums. Daraufhin beschlossen Jimmy Page, Robert Plant und John Paul Jones, die Band aufzulösen.

Led Zeppelin erhielten Goldene und Platin-Schallplatten am laufenden Band und brachen bei ihren Tourneen immer wieder aufs Neue Besucherrekorde. Die Band wurde von der Presse bereits als „Bigger Than The Beatles“ bezeichnet. John Paul Jones prägte die Musik Led Zeppelins mit seinem ganz eigenen Stil und beeinflusste damals und bis heute Generationen von Bassisten.

Nachdem eine Reunion Led Zeppelins mit Phil Collins an den Drums für das Live Aid Event 1985 gründlich schiefgegangen war, hatte das Warten der Fans im Jahr 2007 endlich ein Ende: Mit Jason Bonham (dem Sohn des ursprünglichen Trommlers John Bonham) kam es zu einer Reunion der legendären Band. Das leider einzige Konzert fand am 10. Dezember 2007 in London statt und wurde in Form eines Livealbums sowie eines Konzertfilms festgehalten. Beides erschien im Jahr 2012.

Led Zeppelin Soundcheck
Led Zeppelin im Jahr 1972 beim Soundcheck in den Niederlanden
(Bild: Gijsbert Hanekroot / Alamy Stock Photo)

John Paul Jones – weitere Projekte

John Paul Jones ist ein hervorragend ausgebildeter Musiker, der viele Instrumente spielt und ein hervorragender Arrangeur ist. Zudem hasst er es nach eigener Aussage, sich künstlerisch zu wiederholen. Dies führte im Laufe seiner Karriere nach Led Zeppelin zu einer Vielzahl interessanter und vor allem sehr unterschiedlicher Projekte.

Als Produzent und Arrangeur war John Paul Jones unter anderem für die folgenden  Künstlerinnen und Künstler tätig: Brian Eno, The Mission, Ben E. King, Cinderella, The Butthole Surfers, R.E.M., Peter Gabriel, Raging Slab und Foo Fighters.

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Hier noch einige weitere Meilensteine:

  • Kooperation mit der griechisch-amerikanischen Künstlerin Diamanda Galás, 1994 Veröffentlichung des Albums „Sporting Life“
  • 1998 erschien John Paul Jones’ Soloalbum „Zooma“. Sowohl das Album wie auch die begleitende Tour waren sehr erfolgreich.
  • 2001 erschien sein zweite Soloalbum „The Thunderthief“
  • 2004 wirkte er sowohl als Musiker wie auch als Produzent an dem Album „Outta Sight/Outta Mind“ der neuseeländischen Hardrock-Band The Datsuns mit.
  • 2009 gründete John Paul Jones zusammen mit Drummer Dave Grohl (Foo Fighters) und Gitarrist/Sänger Josh Homme (Queens of the Stone Age) die Supergroup Them Crooked Vultures. Im November 2009 erschien das bisher einzige Album. Gerade unter Fans von Led Zeppelin weckte diese Band große Erwartungen, doch leider blieb es bislang bei nur einem Album.
John Paul Jones Press Conference
Unverwüstlich: Auch mit heute 79 Jahren ist John Paul Jones noch immer musikalisch aktiv
(Bild: WENN Rights Ltd / Alamy Stock Photo)

John Paul Jones – musikalischer Stil

John Paul Jones lernte zunächst Piano und besitzt ein fundiertes musikalisches Gesamtwissen. Man kann deutlich hören, dass er nicht wie ein „normaler“ Bassist dieser Zeit denkt – und spielt. Sein Stil ist ausgesprochen fließend, häufig sehr melodisch und wenig von repetitiven Riffs geprägt. Bei Soli von Jimmy Page übernahm JPJ allein die Verantwortung, die Akkordfolgen darzustellen. Sehr deutlich lässt sich ein starker Einfluss von Motown-Legende James Jamerson ausmachen.

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Hier sind einige von JPJs wichtigsten Stilmerkmalen:

  • Spielt hauptsächlich mit den Fingern und gelegentlich mit dem Plektrum in der Nähe des Halses
  • Benutzt häufig Powerchords aus Grundton, Quinte und Oktave und lässt damit viel harmonischen Interpretationsspielraum für die Gitarre
  • Häufige Verwendung der „Box Shape“ (rechteckiges Griffbild) aus Grundton, Quarte, Quinte, Septime und Oktave
  • Benutzt gern komplette Skalen für Basslines oder Fills
  • Benutzt gerne die Dur-Pentatonik für melodische Ideen
  • Die Moll-Pentatonik kommt zumeist bei Unisono-Riffs mit der Gitarre zum Einsatz
  • Gelegentlicher Einsatz von Chromatik, vor allem von Terz zu Quinte oder von Terz in den neuen Grundton
  • Viele Registerwechsel in höhere Lagen, vor allem in Intro oder ruhigen Passagen
  • Viele Artikulationen wie Slides, Hammer On und Pull Off
  • Nur selten rocktypische straighte Achtelgrooves
  • Spielt gerne laid back = spielt bei langsamen und moderaten Tempi gerne etwas hinter dem Beat
  • Warmer und basslastiger Sound mit wenig Höhen und Hochmitten
Led Zeppelin im Studio
Tage, in denen Musikgeschichte geschrieben wurde – Led Zeppelin ca. 1976 im Studio
(Bild: Pictorial Press Ltd / Alamy Stock Photo)

John Paul Jones: Equipment

Wie bei jedem Bassisten mit einer jahrzehntelangen Karriere hat sich auch bei JPJ im Laufe der Zeit eine Menge Equipment angesammelt. Hier sind nur ein paar der wichtigsten Instrumente, Amps und Effekte, welche John Paul Jones einsetzte:

Bässe

  • 1961er Fender Jazz Bass Sunburst
  • 1951er Fender Telecaster Bass
  • 1970er Fender Fretless Precision
  • 1967er Fender Bass V
  • 1968er Hagstrom H8 8-String
  • 1953er Gibson EB-1 Bass
  • Alembic 4- & 8-String-Bässe aus der Zeit von 1977 bis 1988
  • Arco Electric Upright Bass
  • Framus Triumph Electric Upright Bass
  • Diverse Manson Custom-Bässe 4-Saiter, 8-Saiter und 12-Saiter, meist mit Stereo-Ausgängen

Verstärker

  • Vox T-60-Anlage
  • Acoustic 360 mit Acoustic 361 Aktivbox
  • Gallien-Krueger GMT 600B Amp mit Cervin-Vega-Boxen
  • SWR SM 900 Topteile und Goliath 4×10 und Big Ben 1×18
  • Fender Tonemaster Combo

Saiten

  • Rotosound Swing Bass Roundwounds
  • Rotosound Swing Bass Flatwounds

Effekte

Folgende Effekte kann man gelegentlich in JPJs Sound hören, allerdings unterm Strich eher selten. Seine Verzerrung kommt hauptsächlich durch das Splitten des Signals zustande. Durch die Stereoausgänge seiner Manson-Bässe wird das Signal des Neck-Pickups durch die „normale“ Bassanlage geschickt, das Signal des Bridge-Pickup geht an einen Fender-Gitarrencombo.

  • Fuzz
  • Overdrive
  • Chorus
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„Respekt ist nicht laut – er zeigt sich in deinen Taten“, ist ein altes Sprichwort und trifft wohl sehr gut auf den stets ruhig und besonnen wirkenden John Paul Jones zu. Wir verneigen uns vor deinem Lebenswerk, lieber John Paul Jones!

Thomas Meinlschmidt

Then and now: John Paul Jones Mitte der 70er-Jahre (Bild: Moviestore Collection Ltd / Alamy Stock Photo) und im Jahr 2013 bei einem Gig mit der norwegischen Band Supersilent (Bild: Gonzales Photo / Alamy Stock Photo)
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