JoeMeek OneQ 2 Test

Wer oder was ist JoeMeek? Diese Frage stellen sich wohl Recording-Freunde, wenn sie das erste Mal auf diesen Equipment-Hersteller treffen. Macht man sich ein wenig schlau, so stellt sich heraus, dass sich hinter dem Namen ein britischer Musikproduzent verbirgt, der in den 50er Jahren nicht nur für zahlreiche Top50-Hits verantwortlich gezeichnet hat, sondern auch ein echter Soundtüftler war. Geradezu »visionär« waren zwei der Trademark-Produktionstechniken des als exzentrisch geltenden Briten: eine stark separierte Aufnahmetechnik und auch der kreative, klanggestaltende Einsatz von Kompressoren. Die gleichnamige Audio-Firma JoeMeek verweist nicht nur mit ihrem Namen auf diesen Sound-Pionier, sondern stellt auch Audio-Equipment her, dass stets ein gewisses Retro-Flair aufweist und selbstbewusst »ein wenig anders« klingen möchte. Seit 1993 produziert JoeMeek so Equipment im Mid-Budget-Bereich, das in zahlreiche professionelle Tonstudios Einzug gehalten hat.

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Grün und gut: JoeMeek oneQ 2


Eine Tradition, die man sich auf die Fahnen schreibt, verpflichtet natürlich. Und gerade aufgrund der von JoeMeek transportierten Querverweise des Andersseins und des Exzentrischen, können wir gespannt sein, wie »innovativ« und wie »retro« die neuste einkanalige Auflage der Channelstrip-Reihe des amerikanischen Herstellers tatsächlich daherkommt. Schließlich bewegt sich der quietschgrüne Kanalzug OneQ 2 im oberen mittleren Preissegment. Da darf der Kunde schon Einiges erwarten. Um den Praxistest richtig einschätzen zu können, werfen wir vorab aber einen Blick auf die Gerätedetails.

Details

Mit dem OneQ 2 bietet JoeMeek die nunmehr zweite Auflage seines einkanaligen Channelstrips. Neu hinzugekommen sind neben einem hochwertigen Cinemag-Transformer auch Burr Brown-Audioverstärker, ein nunmehr vergrößerter Headroom und ein geringerer Stromverbrauch. Dabei steht nicht nur die Studioanwendung, sondern auch der Live-Einsatz auf dem möglichen Einsatzplan des zwei Höheneinheiten umfassenden Gerätes. Wie es sich für einen vollwertigen Kanalzug gehört, bietet der OneQ 2 neben einer Vorverstärker-Sektion auch einen Kompressor, einen Equalizer und einige weitere Möglichkeiten zur Signalbearbeitung, die wir uns noch genauer anschauen werden.
Zuvor aber ein Wort zum wirklich überraschenden Lieferumfang. Mit dem JoeMeek JM37-DP enthält eine begrenzte Anzahl von Auslieferungen des Channelstrips als Gratisbeigabe zusätzlich ein Großmembran-Kondensatormikrofon, das über Nieren- und Kugelcharakteristik sowie eine Pad-Funtion verfügt. Außerdem ist dem OneQ 2 noch eine passende Stativhalterung sowie ein Poppschutz für das Mikrofon beigelegt. Wenn man bedenkt, dass allein das JM37-DP schon einen Straßenpreis von rund 160,- € hat, holt man sich zum Einkaufspreis eines Kanalzugs mit diesem Package ein vollständiges Startersetup ins Haus, mit dem sofort losgelegt werden kann. Doch weiter mit dem eigentlichen Objekt unseres Interesses…

Ein Mikrofon? Ja, das JoeMeek JM-37DP liegt dem Channelstrip bei.
Ein Mikrofon? Ja, das JoeMeek JM-37DP liegt dem Channelstrip bei.

Der Preamp-Bereich des OneQ 2 kann mit Mikrofon-, Instrumenten- und Line-Signalen gefüttert werden. Für die Umschaltung zwischen den dafür zur Verfügung stehenden XLR- und Klinkenbuchsen sorgt ein frontseitig angebrachter „Line“-Schalter. Entsprechende symmetrische Mikrofoneingänge inklusive Phantomspannung bietet das Gerät sowohl auf der Front- wie auch auf der Rückseite – auch das ist lobenswert. Während sich die Linebuchse an der Gerätehinterseite befindet, können Instrumente direkt an der Front eingestöpselt werden, der rückseitige Line-Eingang wird dann automatisch unterbrochen. Schön zu sehen, dass der Hersteller hier die Praxis in den Vordergrund gestellt hat.
Das Mikrofonsignal profitiert permanent vom Klangeinfluss des Cinemag-Transformers –  dieser muss für Line- und Instrumentensignale hinzugeschaltet werden. Ist diese Funktion deaktiviert, werden die Signale entsprechender Klangquellen mit einem eher »neutraleren« Klang aufbereitet, als dies beim Mikrofoneingang der Fall ist. Neben einer Pad-Funktion zum Absenken des Eingangspegels um 20 dB hält der OneQ 2 außerdem ein Hochpassfilter mit einer Eckfrequenz bei 80 Hz und einen Phasenumkehrschalter bereit. Eine „Peak“-LED zeigt ein bevorstehendes Übersteuern der Eingangsstufe an, indem sie bereits bei Erreichen eines um 6 dB geringeren Signalpegels rechtzeitig aufleuchtet. Zum Ablesen des Signalpegels steht in der Mitte des Gerätes ein großzügig ausgelegtes VU-Meter bereit. Wie die Frontplatte des OneQ 2, so ist auch die Scheibe des VU-Meters leicht gewölbt. Im Zusammenspiel mit der ovalen Fensterform des Ableseinstruments ergibt sich so eine wirklich ansprechende Optik, die gefällt. Das VU-Meter kann wahlweise die Level des Eingangs- oder Ausgangssignals oder auch das Maß der Pegelreduktion des nachgeschalteten Kompressors anzeigen. Die bis 60 dB reichende Regelung der Eingangsverstärkung verspricht auch für leisere Signale ausreichende Power. Verstärkungen größer als 48 dB dürften jedoch in der Regel nicht empfehlenswert sein, da andernfalls das mit -128 dBu geringe Eigenrauschen des Gerätes dennoch zu hören sein kann. Diesen Zusammenhang werden wir im weiteren Verlauf dieses Tests natürlich auch praktisch prüfen.

Fotostrecke: 2 Bilder Preamp-Sektion des Channels von Meek

Über die an der Rückseite angebrachte „Insert“-Buchse kann mittels Y-Kabel weitere externe Hardware in den Channelstrip eingeschliffen werden. Dies geschieht hinter der Eingangsstufe und vor Kompressor und Equalizer. So könnte beispielsweise der internen Signalbearbeitung bei Gesangsaufnahmen ein Limiter vorgeschaltet werden, um Signalspitzen abzufangen. Der interne Kompressor kann dann ganz entspannt für eine insgesamt ausgewogenere Signaldynamik sorgen.
Kein Kanalzug ist heutzutage vollständig, wenn er nicht auch einen Kompressor bietet. Die optoelektronische Kompressorausführung des OneQ 2 ist dabei vor allem auf Signale zugeschnitten, die von der »weichen« Arbeitsweise eines solchen Designs profitieren (beispielsweise Gesang). Der Kompressorbereich bietet alle erforderlichen Regelmöglichkeiten. Das eigentliche Highlight ist aber die spezielle Ausführung des Opto-Kompressors, die sich dem Hersteller zufolge an einer von Joe Meek in den 60er Jahren entwickelten Bauweise orientiert – das soll für druckvollen Sound sorgen. Auch dieses Feature setzen wir deshalb auf unsere Liste für den Praxischeck.

Rückseitige Anschlüsse des OneQ 2
Rückseitige Anschlüsse des OneQ 2

Die Kompressorsektion bietet die Möglichkeit zum Eingriff in den Signalfluss. So lässt sich der Kompressor bei Bedarf auch hinter den Equalizer schalten. Über die „Comp Link“-Funktion können außerdem die Kompressoren zweier gekoppelter OneQ 2 verbunden werden. Ein Channelstrip fungiert dann als Master und überträgt seine Kompressoreinstellungen automatisch auf das sich im Slave-Modus befindende Gerät. Der jeweilige Link-Status kann auf der Gehäuserückseite per Button gewählt werden. Etwas überraschend wirkt die Bezeichnung „Slope“ (engl. für Steilheit) statt „Ratio“ für die Wahl des Kompressionsgrades. Der Begriff ‚Slope’ ist mir bisher ausschließlich bei Hoch- und Tiefpassfiltern begegnet. Nimmt man es ganz genau, dann ist der ‚Slope’-Begriff beim OneQ 2 allein schon deshalb unpassend gewählt, da mit steigendem Kompressionsverhältnis die Flankensteilheit der Kompressorkennlinie im Verhältnis zur Horizontalen abnimmt und nicht etwa zunimmt. Logisch zu Ende gedacht müsste ein „Slope“-Regler deshalb geringere Kompressionsverhältnisse bewirken, je weiter man in aufdreht. Das ist beim JoeMeek-Channelstrip jedoch nicht der Fall. Wie gesagt: Wenn man es ganz genau nimmt. Auf Funktion und Sound des Kompressors wird sich dieser Beschriftungs-Fauxpas definitiv nicht auswirken.

Was ein JoeMeek ist, hat natürlich keinen "Equalizer", sondern einen "Meequalizer"!
Was ein JoeMeek ist, hat natürlich keinen “Equalizer”, sondern einen “Meequalizer”!

Die nächste Stufe der Signalbearbeitung bildet der geräteinterne Vierband-Equalizer, der vom Hersteller pfiffigerweise als „Meequalizer“ bezeichnet wird. Er ermöglicht die Anhebung/Absenkung gewählter Frequenzen um +/- 15 dB. Die Eckfrequenz des unteren Kuhschwanzfilters kann zwischen 80 und 120 Hz umgeschaltet werden, wodurch auch solches »Mulmen« nachträglich abgeschwächt werden kann, das gegebenenfalls das Hochpassfilter der Eingangsstufe unbeschadet passiert hat. Die Glockenkurvenfilter der Mittenbänder arbeiten mit einer Filtergüte von 0,9 (Bandbreite von etwa 1,6 Oktaven) und knüpfen mit ihren wählbaren Scheitelfrequenzen von 120 Hz bis 2 kHz und 600 Hz bis 10 kHz nahtlos an. Sie werden durch ein Shelf-Filter abgerundet, dessen Eckfrequenz wahlweise bei 7 oder 14 kHz liegt. So können mithilfe des „Meequalizers“ typische Frequenzbereiche bearbeitet werden, die für »Wummern«, »Wärme«, Zischlaute, Obertöne, »Glanz« und »Luftigkeit« zuständig sind.Mithilfe der Enhancer-Sektion kann dem Signal weiterhin zu einem klareren Klang und mehr Präsenz verholfen werden – dies wird durch das Hinzufügen zusätzlicher Obertöne realisiert. Per „Range“-Poti kann dabei für diese zusätzlichen Obertöne die untere Bezugsfrequenz festgelegt werden. Der Bereich ist dabei mit einer Spannweite von 800 Hz bis 16 kHz sehr großzügig angelegt. Durch Verringern der Enhancer-Güte (mittels „Q“-Regler) ist es außerdem möglich, den gewählten Frequenzbereich des Enhancers zu betonen. Das Verhältnis zwischen unbearbeitetem Signal und Obertönen wird stufenlos mithilfe des „Effect“-Reglers justiert.Die letzte Bearbeitungsmöglichkeit bietet der geräteeigene De-Esser des OneQ 2, dessen Centerfrequenz frei zwischen 2 und 10 kHz eingestellt werden kann. Sehr funktional ist auch die „Listen“-Funktion, die eine sehr exakte Justierung der Arbeitsfrequenz des De-Essers ermöglicht. Wann immer der De-Esser einsetzt, wird dies durch eine LED angezeigt.Frontseitig wird das Bild durch eine 10 dB leistende Ausgangsregelung und zwei Status-LEDs abgerundet, die zum einen das Übersteuern der Ausgangsstufe anzeigen, zum anderen auf die Synchronisation des Gerätes mit einer externen Clock hinweisen. Wie bitte? Externe Clock? Ja, tatsächlich. Was bisher nicht zur Sprache kam ist der Umstand, dass der One Q2 ein vollwertiges digitales Interface mitbringt. Dieses arbeitet wahlweise mit einer internen Samplefrequenz von 44,1 bis 96 kHz und weist mit AES/EBU-XLR-Buchse, SPDIF-Ausgang und Lichtleiterbuchse alle gängigen Anschlussmöglichkeiten zum Abgreifen des digitalen Ausgangssignals auf. Wordclock-Ein- und Ausgänge runden das (digitale) Bild anschlusstechnisch ab. Zeitgleich zum über die Preamp-Sektion eingespeisten (Mono)Signal des OneQ 2 kann ein weiteres Monosignal digital gewandelt werden, das über einen analogen Klinkeneingang auf der Geräterückseite hinzugefügt wird. Wenngleich ich mir beim besten Willen kein Aufnahmeszenario vorstellen kann, bei dem dies praktisch sinnvoll genutzt werden könnte. Aber: Was man hat, das hat man…

Ein AD-Wandler ist mit an Bord beim JoeMeek
Ein AD-Wandler ist mit an Bord beim JoeMeek

Ausgangsseitig kann das vom OneQ 2 bearbeitete Signal analog wahlweise im +4 dBu-Studiostandard mittels XLR-Buchse oder per Klinkenbuchse weitergegeben werden. Bei Letzterer kann per Buttonwahl außerdem der Referenzpegel des geführten Signals auf den Consumerstandard von -10 dBV verringert werden. Der OneQ 2 hat also eine ganze Menge Features an Board, denen es im nachfolgenden Praxistest auf den Zahn zu fühlen gilt.

Praxis

Für den Praxistest greifen wir auf eine kurze Gesangspassage sowie eine kurze Akustikgitarren-Performance und einen E-Bass-Track zurück. Für alle drei Einsatzgebiete testen wir den klanglichen Einfluss, den die einzelnen Gerätesektionen auf das Audiosignal nehmen. Los geht’s mit den Vocals.
Beim Einsatz des OneQ 2 als Vocal-Channel fällt auf Anhieb der extrem »fette« Sound des Preamps auf. So können wirklich nur Vorverstärker klingen, in denen hochwertige Transformer verbaut wurden. Beim Einpegeln zeigen sich die „Pre“-Funktion des hervorragend auflösenden VU-Meters sowie der immense Regelweg der Eingangsverstärkung als große Hilfe. Der sehr empfindlich wirkende Inputbereich des OneQ 2 macht schnell klar, dass es bei dem einen oder anderen Signal sinnvoll sein kann, beim eingangsseitigen Einpegeln besser die Pad-Funktion des Channelstrips zu aktivieren.

Audio Samples
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Vocals (männlich, Großmembran-Kondensator, nah, nur Preamp)

Auch der Kompressor macht einen herausragenden Eindruck. Wo sich manche Channelstrip- Kompressoren entweder sehr dezent verhalten oder für eine subjektive Verschlechterung der Signalqualität sorgen, kann das für den JoeMeek-Channel auf keinen Fall gesagt werden. Der Kompressor arbeitet mit sehr feiner Auflösung. Selten habe ich es derart als „Spaß“ und „Freude“ empfunden, einfach nur einen Kompressor zu justieren. Im Audiobeispiel habe ich die Rock-Vocals unserer Testaufnahme ab einem Threshold von -20 dB greifen lassen und ein vergleichsweise mittleres Kompressionsverhältnis von 4:1 serviert, das mit Attack- und Releasezeiten von 10 ms und 0,5 Sek. garniert wurde.

Audio Samples
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Vocals (männlich, Großmembran-Kondensator, nah, Preamp, Kompressor)

Die Arbeit mit dem „Meequalizer“ gestaltet sich ebenfalls äußerst komfortabel. Die Klangeingriffe machen einen wirklich guten Eindruck und versprechen mit ihren Wahlschaltern sehr variable Eingriffsmöglichkeiten in anliegende Signale. Für unseren Vocal-Track sorgt ein Kuhschwanzfilter bei 80 Hz für eine Absenkung um 9 dB, die dem Signal energiefressende tiefe Frequenzanteile nimmt. Die Mitten habe ich im unteren Bereich bei 250 Hz um 3 dB angehoben sowie im oberen Bereich ebenfalls um 3 dB bei 4 kHz angehoben. Dadurch sollen »Fülle« und »Präsenz« der Vocals herausgearbeitet werden. Eine weitere 3 dB-Anhebung per Kuhschwanzfilter ab 14 kHz sorgt für mehr »Luft« beim Gesangsklang. Aufgrund der Verstärkungen in den verschiedenen Frequenzbändern wurde der Ausgangspegel um 4 dB verringert. Das Ergebnis macht wiederum einen guten Klangeindruck und verspricht – wie schon der Kompressor – großzügige Regelmöglichkeiten bis hin zum vollständigen »Verbiegen« des Frequenzbildes eines Signals.

Audio Samples
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Vocals (männlich, Großmembran-Kondensator, nah, Preamp, Kompressor, Equalizer)

Der Einsatz des Enhancers kann das bis hierhin gewonnene Bild bestätigen. Der Schritt von dezenten Eingriffen bis hin zu unbrauchbaren Klangresultaten oder Special-Effects ist hier nur ein kleiner. Ich habe mich deshalb für ein vergleichsweise zurückhaltendes Wet/Dry-Verhältnis von 30:70 entschieden und den Enhancer bei mittlerem Q-Wert ab 5 kHz einsetzen lassen. Die Arbeit des Enhancers wird dabei am ehesten im oberen Mitten- und unteren Höhenbereich deutlich. Wie zu erwarten, treten durch das Hinzufügen von Obertönen allerdings auch Zischlaute deutlicher hervor.

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Vocals (männlich, Großmembran-Kondensator, nah, Preamp, Kompressor, Equalizer, Enhancer)

Wie gut, dass der OneQ 2 auch einen DeEsser an Bord hat, mit dem wir diesem Problem sofort zu Leibe rücken können. Auch der DeEsser-Einsatz geht absolut reibungslos von der Hand: „Listen“-Funktion und Aktivitäts-LED dieses Tools sind in der Praxis eine große Hilfe, wodurch sich die Frequenzauswahl absolut problemlos gestaltet. Die Absenk-Funktion des DeEssers arbeitet allerdings für meinen Geschmack etwas zu strikt. Hier ist Feingefühl erforderlich, sonst wird das bearbeitete Audiosignal schlicht komplett zerstört. Für das Audiobeispiel habe ich den DeEsser mit einem mittleren Bearbeitungsgrad bei 9 kHz ansetzen lassen und so ein ansprechendes Ergebnis erzielen können.
An dieser Stelle müssen auch einmal die im OneQ 2 verbauten Potis gelobt werden. Mit ihrer fantastischen Leichtläufigkeit, ihrer feinen Auflösung und der schweren Metallausführung ihrer Knöpfe machen sie wirklich einen absolut hochwertigen Eindruck. Diese Top-Verarbeitung kann wirklich dazu verleiten, auch bei bereits gutem Sound einfach noch mal nachzuregeln, … nur, um das Gerät völlig grundlos noch mal anfassen zu können.

Audio Samples
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Vocals (männlich, Großmembran-Kondensator, nah, Preamp, Kompressor, Equalizer, Enhancer, De-Esser)

Zum Abschluss des Vocal-Tests hören wir uns noch das Ergebnis der veränderten Signalbearbeitungskette an, die der Channelstrip ermöglicht. Wird der Kompressor „Post EQ“ geschaltet, macht das resultierende Signal auf mich einen weitaus ausgewogeneren Eindruck. Das ist natürlich zum einen Geschmackssache und hängt zum anderen vom jeweiligen Einsatzzweck des Channelstrips ab. Das Audiobeispiel macht jedoch klar, dass das Vorhandensein der „Post EQ“-Funktion des Kompressors zu wesentlich anderen Klangergebnissen führt und somit eine schöne Bereicherung für die Sound-Flexibilität des Gerätes bedeutet.

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Vocals (männlich, Großmembran-Kondensator, nah, Preamp, Equalizer, Kompressor, De-Esser, Enhancer)

Weiter geht es zum Einsatz des OneQ 2 bei der Aufnahme einer Akustikgitarre. Hier habe ich auf eine Westerngitarre mit eingebautem Fishman-Pickup zurückgegriffen. Der Klang des JoeMeek-Kanalzugs zeigt sich auch hier wieder äußerst »fett«. Wird die Transformer-Klangfärbung hinzugeschaltet, wirkt die Akustikgitarren-Aufnahme gleich noch einmal hochwertiger, wenngleich der Unterschied überraschend gering ausfällt.

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Akustikgitarre (Kleinmembran-Kondensator, nur Preamp) Akustikgitarre (Kleinmembran-Kondensator, Preamp, Transformer)

Für die Kompression habe ich auf Einstellungen zurückgegriffen, die vor allem den »Body« der Gitarrendynamik herausbringen. Der Meequalizer arbeitet die hauptsächlichen Signalfrequenzen des Instruments heraus und der nachgeschaltete Enhancer sorgt mit geringer Güte ab 8 kHz für etwas mehr »Biss«. Zu guter Letzt wird wiederum der wirklich »weich« arbeitende Opto-Kompressor „Post-EQ“ geschaltet, um die klangliche Variabilität des Kanalzugs zu testen. Wie schon beim Gesang, so macht der OneQ 2 auch als Akustikgitarren-Channel eine insgesamt wirklich gute Figur.

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Akustikgitarre (Kleinmembran-Kondensator, Preamp, Transformer, Kompressor) Akustikgitarre (Kleinmembran-Kondensator, Preamp, Transformer, Kompressor, Equalizer) Akustikgitarre (Kleinmembran-Kondensator, Preamp, Transformer, Kompressor, Equalizer, Enhancer) Akustikgitarre (Kleinmembran-Kondensator, Preamp, Transformer, Equalizer, Kompressor, Enhancer)

Fehlt noch der Test des OneQ 2 als echte DI-Box mit zusätzlichen Klangregelungsmöglichkeiten. Dazu testen wir den JoeMeek-Sound anhand eines E-Basses. Sukzessive kommt neben dem reinen Preamp-Einsatz die Transformer-Schaltung hinzu, wird eine 3:1-Kompression hinzugefügt, per Equalizer ein funkiges Klangbild herausgearbeitet und ein ab 6 kHz einsetzender Enhancer hinzuaddiert. Der, wie gehabt, sehr kraftvolle Grundsound des Channelstrips gewinnt mit aktivierter Transformer-Schaltung nochmals an Dimension. Kompressor und Meequalizer verhelfen dem E-Bass zu einem erstklassigen Signalklang, der von dem Enhancer nochmals wesentlich verbessert wird. Die Umschaltung des Kompressorbetriebs auf „Post EQ“ macht an dieser Stelle nicht wirklich Sinn, da die hinzugewonnene Brillanz des E-Bass-Signals dadurch zunichte gemacht wird. Der Vollständigkeit halber ist sie aber ebenfalls unter den Audiobeispielen zu finden.

Audio Samples
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E-Bass (DI-/Instrumenten-Eingang, nur Preamp) E-Bass (DI-/Instrumenten-Eingang, Preamp, Transformer) E-Bass (DI-/Instrumenten-Eingang, Preamp, Transformer, Kompressor) E-Bass (DI-/Instrumenten-Eingang, Preamp, Transformer, Kompressor, Equalizer) E-Bass (DI-/Instrumenten-Eingang, Preamp, Transformer, Kompressor, Equalizer, Enhancer)

Fazit

Wenn dir Outboard-Euqipment fortlaufend ins Ohr säuselt „Fass mich an! Fass mich an!“, dann ist Suchtgefahr geboten. Der JoeMeek OneQ 2 ist genau ein solcher Verführer. Doch liegt das nicht nur an seiner »sexy« Optik und seinen absolut funktionalen Features. Vielmehr überzeugt der Channelstrip vor allem durch seinen vollen Klang, der mit und ohne Transformer-Klangfärbung eine Signalaufbereitung auf hohem Niveau ermöglicht. Sicher gibt es in dieser Preisklasse Konkurrenzprodukte mit klangvollerem Namen. Eventuell bieten Mitbewerber auch Geräte mit geradlinigerem, »präziserem« Signalklang. Der OneQ 2 beschränkt sich dagegen auf den ersten Blick „nur“ auf eine typische Featureauswahl, die er auf den zweiten Blick aber sehr hochwertig und rauscharm umsetzt. So sind beispielsweise die Regelungsmöglichkeiten der Equalizer-Sektion sehr variabel. Und auch die Bedienelemente versprühen einen fesselnden Highend-Charme, der zudem noch dem Workflow zugute kommt. Nicht zu vergessen ist schließlich auch die integrierte A/D-Wandlereinheit. Zwar ist das Einstellen der Sample-Frequenz etwas gewöhnungsbedürftig und erfordert mit ihren zwei Schaltern für Grundfrequenz und Multiplikationsfaktor zwei oder drei Blicke ins Handbuch, insgesamt hinterlässt der OneQ 2 aber einen erstklassigen Eindruck, der mich bei der Bewertung nur deshalb nicht zur vollen Punktzahl greifen lässt, weil die Klangfärbung des Gerätes wirklich schon enorm ist. Wer auf ein sehr »cleanes« und »steriles« Signal steht, kommt mit dem OneQ 2 sicher nicht ins Geschäft. Wer aber auf der Suche nach einem charaktervollen Kanalzug ist, der ihm das gewisse Etwas im Sound verspricht, der sollte einen Blick auf diese grüne Schönheit werfen. Dabei denke ich vor allem an musikalische Styles, die etwas Vintage-Flair vertragen, wie etwa Soul, Funk, Blues oder Jazz. Hier wird der JoeMeek-Channel seine Stärken sicher voll ausspielen.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • erstklassige Verarbeitung

  • »kräftiger« Grundsound

  • sehr variable Klangregelungsmöglichkeiten

  • absolut rauscharm

  • äußerst angenehmer Workflow
  • 
integrierte A/D-Wandler-Einheit
Contra
  • charaktervolle Klangfärbung, die kaum ein »cleanes«/»steriles« Signal ermöglicht
Artikelbild
JoeMeek OneQ 2 Test
Für 699,00€ bei
Grün und gut: JoeMeek oneQ 2
Grün und gut: JoeMeek oneQ 2
Technische Spezifikationen
  • Eingangs-Impedanz: Mikrofoneingang 1,2 kOhm / Line-Eingang 20 kOhm
  • Eingangsverstärkung: 10 bis 60 dB
  • Gleichtaktunterdrückung: 70 dB
  • Eigenrauschen: -128,5 dBu (ungewichtet)
  • Klirrfaktor: 0,001%
  • Frequenzgang: 15 Hz bis 70 kHz
  • maximaler Eingangspegel vor Übersteuerung: Mikrofon +21 dBu / Line +45 dBu
  • Headroom vor Übersteuerung: +21 dBu
  • Pegelminderung der Pad-Funktion: 20 dB-Absenkung
  • Hochpassfilter: 12 dB pro Oktave unterhalb 80 Hz
  • Kompressor-Schwellenwert: -6 dBu bis +22 dBu
  • Kompressor-Verhältnis: 1:1 bis 10:1
  • Kompressor-Attackzeit: 1 ms bis 100 ms
  • Kompressor-Releasezeit: 0,1 Sek. bis 3 Sek.
  • Equalizer-Verstärkung und -Dämpfung: +/- 15 dB
  • Equalizer-Güte („Q“): 0,9 (1,6 Oktaven Bandbreite)
  • LF-Filter: 80 Hz/120 Hz
  • LMF-Filter: 200 Hz bis 2 kHz
  • HMF-Filter: 1 kHz bis 6 kHz
  • HF-Filter: 7 kHz/14 kHz
  • nominaler Audgangspegel: +4 dBu/-10 dBV
  • Ausgangsimpedanz: 100 Ohm
  • Grundrauschen: -85 dBu bei 40 dB Mikrofonverstärkung
  • Ausstattung:
  • optoelektronischer Kompressor
  • Equalizer
  • Enhancer
  • De-Esser
  • VU-Meter
  • zuschaltbare Transformer-Schaltung
  • Pad-Funktion
  • Phasenumkehrschalter
  • Mikrofoneingang
  • Line-/Instrumenten-Eingang
  • 48V-Phantomspannung
  • Preis: 949,- €
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Profilbild von Stefan Merkel

Stefan Merkel sagt:

#1 - 09.05.2017 um 16:42 Uhr

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Guter Test, Danke! Ein Hinweis: Der Channel 2 Analog input im Digital interface ist dafür gedacht, um das Ausgangsignal eines zweiten OneQ2 hier einzuführen um dadurch im Stereo betrieb auch Stereo Wandlung zu ermöglichen.

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