JICO J44A 7 und J44D DJ IMP SD Test

In diesem Artikel testen wir die JICO J44A 7 und J44D DJ IMP SD Tonabnehmer. Die global agierende Company JICO, nimmt nun auch die Deejays in ihrer Zielgruppe auf. Die in der japanischen Küstenstadt Hamasaka ansässige Firma wurde 1873 gegründet, stellt seit 1963 Ersatznadeleinschübe für unfassbar viele Tonabnehmer diverser Hersteller her und vertreibt diese weltweit seit 2004. JICO ist umfangreich aufgestellt, produziert nahezu alles selbst und entwickelte eigenständig auch alle hierfür notwendigen Werkzeuge und Maschinen. Seit 1993 forschen die innovativen Japaner an der Herstellung von Diamanten und entwickelten zudem einen neuen und revolutionären Nadelschliff: SAS (Super Analog Stylus) ist eine ganz eigene Schliffvariante, um die Abtastung der Rille noch weiter zu optimieren, was viele Kunden weltweit zurecht honorieren. Man könnte auch sagen, dass JICO sich heimlich in den letzten 30 Jahren zu einer der größten Hersteller im Phono-Sektor weltweit gemausert hat.

Mit den MM-Systemen J44D DJ IMP SD und J44A 7 DJ IMP SD, die ich aus schnell nachvollziehbaren Gründen fortan nur noch J44D und J44A 7 nennen werde, bietet der japanische Hersteller zwei Nachbauten von ehemaligen Shure-Klassikern an. Gemeint sind hiermit die weithin bekannten Modelle M44-7 und M44G, die seit April 2018 mit der offiziellen Bekanntgabe der weltweiten Einstellung der Phono-Sparte nicht mehr von Shure hergestellt werden. Eine Überraschung war das seinerzeit nicht mehr und dennoch dröhnte es ganz schön in den Deejay-Blogs. 

Doch mit jener Leerstelle im Tonabnehmerangebot soll nun Schluss sein, weil JICO mit seiner neuen Deejay-Sparte die Vinyl-DJs und insbesondere die Control-Vinyl-Jockeys von seinen Systemen überzeugen will. Wie nahe die Nachbauten tatsächlich an die Originale herankommen oder ob sie vielleicht sogar besser sind, soll der folgende Test zeigen.

Jico J44D DJ IMP SD und J44A 7 DJ IMP SD Test
Jico J44D DJ IMP SD und J44A 7 DJ IMP SD Test

Die Vorbilder der JICO J44A 7 und J44D

JICO orientierte sich bei der Entwicklung sehr nah an den Originalen, zumindest was die äußere Form der Systeme betrifft. Unter der Haube soll sich im Grunde gar nicht so viel getan haben. Auf Kollaborationsplattformen konnte man lesen, dass die Spulen verbessert worden sind, aber offizielle Bestätigungen von JICO dies betreffend sind mir dabei nicht begegnet. Für mich macht es allerdings Sinn, denn keines meiner drei Shure M44G wurde besonders alt. Die Spulen verabschiedeten sich bei allen drei Systemen während der zweiten Amtszeit, also inmitten des Zeitraums des ersten Ersatznadelträgers. Auch die bis dato verwendeten Magneten zu hinterfragen und womöglich durch leichtere zu ersetzen, macht für mein Dafürhalten absolut Sinn, weil damit wesentliche klangliche Verbesserungen im Hochton erreicht werden könnten, da leichtere Magneten weniger träge und damit leichter zum Schwingen anzuregen sind.

Nachfolge des Shure M44-7

Das J44A7 tritt zwar inoffiziell, aber defacto die Nachfolge des Shure M44-7 an. Dieses stellte für gute zwei Dekaden DAS Objekt der Begierde für Scratch-Artisten (#Turntablism), Beat-Juggler (meist die DJ-Instrumentalisten zahlreicher Hip-Hop-Combos) sowie auch für partydienlich scratchende Hip-Hop-Deejays dar. Das M44G hingegen war ursprünglich eher als Hi-Fi-Tonabnehmer denn als DJ-System konzipiert, der sich eher langsam und auch nicht flächendeckend bei der mixenden Zunft, vornehmlich im Techno und House, etablieren konnte, aber dabei nie den Markt dominierte. Das war den Concorde-Systemen von Ortofon vorbehalten, die Mitte der 90er den DJ-Markt fluteten. Aber das M44G klang ausgewogener und für den Preis ziemlich gut. Und mit drei Gramm Auflage konnte man damit flüssig cuen und mixen, wenn auch nicht scratchen, was in elektronischen Sets auch eher selten passiert. 

Shure M44-7 und M44G: Herstellung seit 2018 eingestellt.
Shure M44-7 und M44G: Herstellung seit 2018 eingestellt.

Oben im Bild: Die Vorbilder unserer Testprobanden. Das M44-7, was ich mal vor vielen Jahren zum Testen vorliegen hatte, sowie rechts das M44G in der Lupe, von welchen ich immerhin insgesamt selbst 3 Stück hatte, aber leider kein Foto…

Lieferumfang

Das Auspacken sowie den Lieferumfang der beiden Produkte könnt ihr den beiden anschließenden Fotostrecken entnehmen. Es erwarten euch keine großen Überraschungen (und auch keine kleinen), so viel sei vorweggenommen. 

Fotostrecke J44A 7

Fotostrecke J44D

Nahansichten der JICO J44A 7 und J44D

Riskieren wir doch mal einen näheren Blick auf die Bodys. Beide kommen in Schwarz, verfügen selbstredend über die obligatorischen Stifte für die Kontaktaufnahme mit den Headshell-Kabeln, auch wenn diese nicht vergoldet sind, was man für mein Dafürhalten durchaus hätte machen können. Was mir generell auch nicht so gut gefällt, ist die Tatsache, dass die Chassis wie die Altvorderen aus Kunststoff gefertigt sind. 

Beim Fixieren des Chassis an der Headshell kann man mit ein wenig zu viel Zug auf den Schrauben das Plastikgehäuse von den J44 leicht deformieren, also Vorsicht bei der Montage, vor allem zum Ende hin, wenn das Ding final an der Headshell fixiert wird. Denn der Volksmund sagt: Nach „fest“ kommt „ab“.

Jenes Risiko (Schraube reißt, Mutter platzt ab) wohnt einem Metallchassis nicht inne, denn hier gibt es einen ganz eindeutig spürbaren Punkt, wenn die Schraube fixiert ist, weswegen Metall immer vorzuziehen ist. Es bietet auch unter der Haube effektiveren Schutz für die Komponenten und kann diese zusätzlich vor elektromagnetischen Feldern abschirmen, was ein wichtiger Punkt ist. Insbesondere im DJ-Kontext, der mit direkt angetriebenen Laufwerken mit starken x-poligen Gleichstrom-Motoren einhergeht.

Abkürzungen aus JICOs Nadelwald…

Wenden wir unsere Aufmerksamkeit kurz dem Abkürzungsverzeichnis zu, denn das ist nötig, um sich in JICOs aktualisiertem Nadelwald zurechtzufinden. Immerhin beinhaltet deren Angebotspalette derzeit über 2.000 verschiedene Abtaster (!). #beispiellos. 

Den Produktnamen der Heerschar an Tonabnehmern selbst wohnen bereits einige Details inne, wenn man denn die Schlüssel für die Codes kennt. Hier sind die mir bekannten:

OMNIA – bedeutet in der Regel ein Komplettset bestehend aus Headshell, Tonabnehmer und Nadel, alles vormontiert und justiert (i.d.R.? – es gibt leider auch Ausnahmen, die keinen mir ersichtlichen Regeln folgen).

  • BK / SL – Farbe des Headshells (nur OMNIA): BK für Schwarz, SL für Silber
  • DJ – Geeignet für DJs (Höhere Auflagekraft empfohlen, 3,5 – 4,5 g), konischer Diamantschliff
  • AURORA – Geeignet für DJs (siehe DJ) Zudem mit einem phosphoreszierenden Nadelkörper (aus einem speziellen Harz gefertigt) ausgestattet[WD[N1] 
  • J44A 7 / J44D – Produktcodes unserer Tonabnehmer, geliefert mit gepaarter Nadel (z. B. J44A 7 mit N44-7)
  • SD – Für Produkte aus oder mit synthetischen Diamanten
  • NUDE – natürlicher „nackter“ Diamant. Die Spitze ist direkt ohne eine separate Fassung in den Alu-Nadelträger eingelassen, dadurch gibt es nur einen und keinen zweiten Materialübergang, der eingefangene Auslenkungen bedämpft. Macht sich besonders im Hochton bemerkbar.

In sehr naher Zukunft bereits wird JICO hunderte handelsübliche Systeme (die teilweise im Original derzeit neu nicht mehr erhältlich sind) von traditionellen Hi-Fi-Herstellern aus aller Welt, Nadeleinschübe mit SD-Nadeln anbieten. An JICO wird in mittelfristiger Zukunft kaum ein Vinyl-Fan mehr herumkommen. Aber warum auch nicht? Die Gefahr des Marktmonopols mal ausgeblendet: Dieser Markt ist global, lebendig und 

 und Blicke über den Tellerrand hinaus

Dass der Vinyl-geneigte Hi-Fi-Kunde heutzutage überhaupt einen Ersatznadeleinschub für seinen in die Jahre gekommenen Plattenspieler bzw. Tonabnehmer bekommen kann und auch dass er über gleich mehrere Alternativen verfügt und aus verschiedenen Drittherstellern und Schliffarten wählen kann, ist erstaunlich und erwähnenswert zugleich. Der Kunde ist nicht gezwungen, in ein neues MM-System oder gar in einen neuen Plattenspieler zu investieren! Das wiederum ist nachhaltig, somit besser für die Umwelt und deswegen besser für uns alle. 

Darüber hinaus wird trotzdem Umsatz gemacht! Des Weiteren zahlt der Kunde viel weniger als er damals gezahlt hätte und erhält zudem einen weit besser klingenden Abtaster, als er vorher jemals hätte bekommen können. Und jetzt kommt´s: Der Abtaster hält viel länger als das Original und der Kunde verstirbt eines Tages, allerdings bevor seine Diamantnadel die Grätsche macht. Und wer freut sich am Ende? Sein Enkel, denn der findet Platten toll und Spotify scheiße und zu guter Letzt erbt er Opas Plattenspieler und kann direkt loslegen – wenn das mal nicht nachhaltig ist …

Exkurs: SD- oder ND-Diamanten – auch zukünftig steigt der weltweite Bedarf

Traditionell verwendeten die Tonnadel-Hersteller im 20. Jahrhundert ausschließlich echte Diamanten für die Fertigung von Abtastern. 2025 ist aber nur ein weiteres Jahr in DER Ära, in welcher natürliche Ressourcen weltweit immer knapper werden. Das gilt selbstverständlich auch und insbesondere für natürliche Diamanten. Die Förderung ist sehr teuer und unbestritten umweltschädlich. Wenn man es groß denkt, ist es folgerichtig, sich bei den Anwendungen, bei denen es möglich erscheint, nach Ersatzmaterialien umzusehen. Oder, der allgemeine technische Fortschritt macht es möglich, Diamanten selbst herzustellen bzw. zu synthetisieren. 

Diamanten finden in der Medizin, in der Lasertechnik und zu guter Letzt in der Luft- und Raumfahrt zahlreiche Anwendungen. Für alle zuletzt genannten Bereiche sind weitestgehend reine Diamanten aus reinem Kohlenstoff ohne Mineral- und Lufteinschlüsse ideal, was in der Natur nicht nur sehr selten, sondern so gut wie nie vorkommt. 

Während es die verkaufende Juwelierbranche ebenso nach künstlichen Diamanten dürstet, weil die Gewinnmargen hier erheblich größer werden könnten, ist deren Kundschaft gar nicht nach künstlichen Diamanten zumute. Der überwiegende Anteil der finanzpotenten Käufer will für seinen Anhang einen über Millionen Jahre entstandenen Edelstein mit einer langen Geschichte, einen Stein, der über vulkanische Aktivität an die Erdoberfläche gelangte. Und eben nicht nur einen Glitzerstein. Eine wechselseitige Angelegenheit, die der Markt in naher Zukunft selbst regulieren muss und wird. 

Herstellungsverfahren der Diamanten

Grundsätzlich gibt es zwei Wege, Diamanten zu erzeugen bzw. zu züchten. Die gängigste Methode ist das HPHT-Verfahren (Hochdruck-Hochtemperatur), das den damaligen Entstehungsprozess simuliert. Hierbei muss ein Druck von 60.000 Bar (!) und eine Temperatur von über 1.500 Grad Celsius erzeugt werden. Die andere Methode ist ein chemisches Verfahren, das unter Laborbedingungen in der Vakuumkammer stattfinden muss. Es handelt sich dabei um die chemische Gasphasenabscheidung (CVD),

mit der eine sehr gezielte Produktion mit kontrollierter Qualität und besonderen Eigenschaften möglich ist. Die Verfahren näher zu beschreiben, spare ich mir bewusst an dieser Stelle, wofür gibt es YouTube? 

Beide Verfahren sind gut geeignet, das Rohmaterial „Kohlenstoff-Diamant“ für die Produktion von Tonnadeln herzustellen. Wenn man JICOs Imagevideos Glauben schenken darf (und das tue ich uneingeschränkt), haben die dortigen Entwickler das HPHT-Verfahren für ihre Zwecke optimiert. Zu sehen ist dort eine kleinküchengroße Hydraulikpresse. 

Aufgrund der Tatsache, dass in künstlichen Kammern die nötigen Bedingungen, sprich der erzeugte Druck und die hohe Temperatur, im „Kleinen“ viel konkreter hergestellt und aufrechterhalten werden können, als es in der Natur tatsächlich vorkommt, rangieren künstliche Diamanten hinsichtlich Härte und Steifigkeit mindestens auf Augenhöhe mit echten Steinen. Ohne Luft- und Mineraleinschlüsse sinkt auch die Bruchgefahr, die von Stürzen und Stößen ausgeht. 

WIn-Win-Win-Situation

Folgt man der Logik der Hersteller, haben nicht nur deren Kunden Vorteile von der Verwendung von synthetischen Diamanten, sondern eigentlich wir alle.

  1. Sicherung der existentiellen Ressourcen in der Zukunft für die globale Phono-Industrie 
  2. Größeres Potential hinsichtlich der Forschung auf jedwedem Anwendungsbereich
  3. 100%ig kontinuierliche Qualität bei Fertigung von SD-Abtastern mündet in geringere Rücklaufzahlen
  4. Günstigere Endprodukte für Kunden sämtlicher Branchen und natürlich auch für Vinylfans
  5. Bessere Klangqualität und Verlängerung der Lebensdauer von Diamantnadeln

Ich hoffe, es ist klar geworden, wie komplex die Angelegenheit letzten Endes ist, dieser Exkurs sollte eigentlich nur ein kleiner Absatz werden. Doch wie so häufig, steckt der Teufel im Detail und viele dieser Details sind schön im Netz verstreut…  

JICO J44A 7 und J44D im Praxischeck

Für den Test verwenden wir einen PLX-1000 Plattenspieler von Pioneer. Bei diesem Modell muss der Tonarm auf eine effektive Länge von exakt 230 mm kommen, damit ein Überhang von 15 mm entsteht. Hierfür muss der Systemträger auf eine Gesamtlänge von 54 mm kommen. 

Ich habe euch erstmalig einen Blick durchs Bull Eye samt Zoom mitgeliefert, auf dem man gut sehen kann, welche Probleme beim Justieren auftauchen. Es bedarf hierfür uneingeschränkt gute Augen. Wer altersbedingt kurzsichtig geworden ist, trägt besser die verschriebene Brille, verschafft sich Platz, viel Licht und vor allem Zeit und Geduld. Einen Tonabnehmer an einem Headshell zu befestigen und zu justieren, bedeutet nicht nur irgendwo festzuschrauben, sondern an einem ganz bestimmten Punkt, der vom Hersteller millimetergenau berechnet (!) und angegeben wird. 

Millimetergenau justieren

Doch nur „millimetergenau“ justieren reicht nicht aus! Im Prinzip sollte es schon bis auf 0,1 oder 0,2 mm genau sein, ansonsten reiben sich Abtaster und Vinyl gegenseitig auf. Ein Millimeter kann je nach Rillendichte bis zu 1-2 Grad Abweichung führen, die hingegen beim Azimut sofort ins Auge fallen, aber bei der Systemlänge optisch gar nicht auffällig werden. Aus diesem Grunde hatte ich mir in Photoshop eine Grafik aus mehreren Linealen gebaut, parallele Linien hinzugefügt, 1:1 ausgedruckt und laminiert. Wer´s brauchen kann, der lädt sich hierüber ein druckfähiges JPG herunter. Das hilft enorm bei der Beurteilung und das ist anders kaum zu lösen.

Wichtig ist auch, dass die Headshell wirklich komplett aufliegt und dabei nicht ständig kippelt. Deswegen habe ich die Zusatzgewichte auf der Headshell temporär mit Doppelklebeband fixiert. Und letzten Endes ist auch eine exakte Aufsicht auf die Headshell nötig, um simultan beide Enden des Systemträgers in den Blick zu nehmen und auch für euch zu fotografieren. Bei der exakten Justage erweisen sich gerade Kanten an Headshell und Tonabnehmer als nicht nur hilfreich, sondern eigentlich auch notwendig. Unter diesen Voraussetzungen ist das technische Ideal machbar, andernfalls müssen Bleistiftminen angeklebt werden oder ähnliches, um optische Referenzen zu schaffen. 

Montage des Jico J44D

Montage des Jico J44A 7

Tracking

Die Unterschiede hinsichtlich der Tracking-Performance sind marginal, aber vorhanden. Man kann den Eindruck gewinnen, dass das J44A 7 in der Rille „klebt“ und das bereits bei 3,0 Gramm Auflage, was sogar unter dem empfohlenen Auflagebereich liegt. Auch das punktgenaue cuen, stoppen und starten funktioniert tadellos bereits bei 3,0 Gramm.

Im Grunde sogar bei beiden Abnehmern. Meine Needlehopper-Testscheiben bereiten meinen Testprobanden jedenfalls keine Schwierigkeiten. Das ändert sich auch nicht, wenn Timecode-Vinyl auf dem Plattenteller liegt. Ich lege zwar generell nicht mehr mit TC auf, verfüge aber noch über mein 2012er-Macbook, Traktor 2.10 von Native Instruments sowie über das Scratch-Interface Audio 8DJ. Und da liefern beide Systeme eine megagute Performance. Top!

Auf den Sound kommt es auch an

Für den Audiotest nutze ich den eben erwähnten PLX-1000 und einen kleinen deutschen Exoten als MM-Phonovorverstärker: den RAM4 von ALBS, im Prinzip ein spritziger, aber satter Transistor-Preamp im modernen Finish ausgestattet mit zeitgemäßen Features und einem sehr anständigen Preis (etwa 330 € nur bei ALBS direkt, was schade ist).

Vom Preamp wird das Stereosignal über sehr gute Phono-Kabel (Albedo von Sommer) in den mobilen Rekorder, einen DR701D von TASCAM. Die Sounds werden hier AD-gewandelt und mit 24 Bit und 96 kHz als BWF auf SD-Karte aufgezeichnet. Die angebotenen Hörbeispiele sind alle um den gleichen Betrag auf -1 dB FS normalisiert. Ansonsten hat KEINE Bearbeitung stattgefunden.

Tonabnehmer-Referenz

Als Tonabnehmer-Referenz habe ich quasi einen nahen Verwandten genutzt, und zwar das M97xE von Shure. (Am Rande: Allein für diesen Klassiker werden seitens JICO fünf verschiedene Nadeleinschübe angeboten. Vom Originalersatzteil über hyperelliptischen Schliff, nackt und elliptisch, Shibata und SAS auf Boron-Nadelträger. Jener Tonabnehmer kann eben klanglich erheblich mehr als im Zustand des Neukaufs. Zudem ist sein Body aus Alu, was in dieser Preisklasse ( 75,- €) absolut unüblich war und immer noch ist.

Das M97xE benutze ich mit zwei verschiedenen Nadeleinschüben: Einmal das N97 HE (hyperelliptisch, eingefasst und geklebt), welches sehr nahe am Original liegt, aber dennoch ein wenig besser cued und klingt – und den Einschub N97 NUDE, also ein ganzer, nackter Diamant mit elliptischem Schliff direkt auf dem Nadelträger geklebt. Dieser klingt fantastisch und kostet dabei nur etwa 30 € Aufschlag in Bezug auf das Original. Der klangliche Mehrwert klingt aber für mich eher nach Faktor 2, wenn man sowas beziffern kann. Mit anderen Worten unseren JICOs begegnen im Audiotest zwar alten, aber für sie unangenehmen Konkurrenten genau aus dem Produktionshaus, welches einst Ihre Vorbilder fertigte.

Klang der JICO J44A 7 und J44D

Bei der Aufzeichnung der Hörproben habe ich bei den JICOs kontinuierlich mit 3,0 Gramm Auflagegewicht gearbeitet. Das liegt unter dem empfohlenen Wertebereich, aber genügte bereits für eine kontinuierliche Wiedergabe und ein perfektes Cue-Verhalten sowie der Wiedergabe ganz ohne Needlehoppers. Bei den Shures waren es 2,25 Gramm, was somit im empfohlenen Auflagebereich lag, wenn auch am Rande dessen.

Audio Samples
0:00
JICO J44A 7 – Hörbeispiel 1 Shure M97xE – Hörbeispiel 1 Shure M97xE – Hörbeispiel 1 Shure M97 HE – Hörbeispiel 1

Klanglich geben sich sowohl das J44D als auch das J44A 7 keine Blößen. Grundsätzlich klingt hier erstmal keine Platte auffällig, was schon mal gut ist. Insgesamt wirkt vor allem das J44D sehr homogen und ausgewogen. Die klanglichen Unterschiede zwischen den beiden JICOs liegen im Wesentlichen in der Räumlichkeit und Transparenz des Dargestellten.

Das Jico J44A 7 neigt wie auch sein Vorgänger zu einem zwar sehr körperlichen Klang, aber feine Konturen verschwimmen relativ schnell, weil es einfach an Transparenz fehlt. Hohe Grundtöne sind noch okay, aber die Obertöne sind doch eher subtil wahrzunehmen, während das Bassfundament mit einem ordentlichen Boost zuschlägt.

Audio Samples
0:00
JICO J44 A 7 – Hörbeispiel 2 Shure M97xE – Hörbeispiel 2 JICO J44D – Hörbeispiel 2 JICO J44D – Hörbeispiel 2

In Kombination mit dem etwas zu großen Bass wirken die dichten Mitten wie ein Vorhang für den Raum, denn der geht dann zu, weil die Transienten, die eh schon zu leise sind, dann gar nicht mehr durchkommen, weil sie von den präsenten Mitten zum Teil verdeckt werden.

Und deswegen klingt das Jico J44A 7 erkennbar weniger räumlich, was mir aber auch logisch erscheint, denn ganz sicher ist sein Nadelträger merklich härter aufgehängt als der Alu-Cantilever des J44D, so dass der starke Sitz in der Rille ausgiebige Scratch-Einlagen und weit mehr ermöglicht, was aber natürlich auf Kosten der Auflösung mittlere und hoher Frequenzen im Allgemeinen sowie der Präsenz sämtlicher Obertöne und somit auch der Wiedergabe von Transienten geht. 

Audio Samples
0:00
JICO J44A 7 – Hörbeispiel 3 Shure M97xE – Hörbeispiel 3 JICO J44D – Hörbeispiel 3 JICO J44D – Hörbeispiel 3

Beim allerersten A/B-Vergleich…

… konnte ich den Hörproben hinsichtlich der Aussagekraft erst mal gar nix abgewinnen. Sie klangen zwar okay, aber auch alle gleich oder mindestens sehr ähnlich, was mich zunächst stark verunsichert hat. Es muss doch Unterschiede geben!? Gibt es auch, aber man braucht schon frische unverbrauchte Ohren, um das auch herauszuhören. Zudem braucht´s einen amtlichen Wandler, einen sehr guten Kopfhörerverstärker und zu Guter Letzt auch einen offenen Studiokopfhörer aus dem zweiten oder dritten Regalfach (also nicht ganz oben), um die Unterschiede auszumachen. 

Ich habe für diesen A/B-Vergleich meiner Aufnahmen ein vergleichsweise hochwertiges Setup nutzen müssen (UA ARROW, Violectric HPA-V90 & AKG K702) und selbst hiermit lassen sich nicht bei allen Tracks, die ich aufgezeichnet hatte, Unterschiede feststellen, was dann eben auch an meiner Platte liegt. Ich hatte mir bei Dr. Dub ein 33er- Vinyl mastern und schneiden lassen und mutmaßlich genügt die Klangqualität mancher Stücke eben nicht für die Klangbeurteilung aus.

Um das auch für mich zu belegen, habe ich dann erneut den Rekorder angeworfen und zuvor Platten hervorgekramt, die ich häufig früher bei Bonedo für Hörbeispiele genutzt habe. Also Scheiben, die klanglich für mich gute Referenzen darstellen. Und siehe da, diese Aufnahmen bestätigen mir die Tendenzen meiner ersten Beurteilung. Leider kann ich diese aber aus lizenzrechtlichen Gründen nicht online zur Verfügung stellen.

Klanglich einordnen

… lassen sich meiner Meinung nach die insgesamt vier Probanden in der gleichen Reihenfolge, wie sie auch in den Playern aufeinander folgen. JICOs J44A 7 klingt am wenigsten transparent und räumlich, gefolgt vom Shure M97xE mit N97HE-Einschub. Das J44D von JICO klingt dagegen dann schon sehr ordentlich, insbesondere transparent wie räumlich. Und die besten klanglichen Eigenschaften weist dann das M97xE mit dem N97 e NUDE auf, das ist dann aber immer noch deutlich. Die andere Seite der Medaille muss dann aber auch genannt werden, denn mit dem NUDE-Nadelträger lässt sich wiederum das M97xE vergleichsweise nicht mehr so vertrauensvoll cuen und auch ganz sicher nicht spielend scratchen. 

Fazit zum Jico J44D DJ IMP SD und J44A 7 DJ IMP SD Test

Mit dem J44D DJ IMP SD sowie dem J44A 7 DJ IMP SD bietet der japanische Hersteller JICO fortan Nachbauten der Shure-Klassiker M44-7 und M44G an und stattet diese mit synthetischen Diamantspitzen aus. Die Shure-Fans unter euch dürfen sich freuen, denn die Nachbauten sind verdammt nah dran an den Originalen, die einst die DJ-Welt in technischer Hinsicht mitprägten.

Sie sehen genauso aus wie deren Vorbilder, wenn man von den Farben der Nadelträger mal absehen darf. Beide MM-Systeme klingen in meinen Ohren besser als die Originale und lassen sich mindestens genauso gut cuen und scratchen. Klanglich hat erwartungsgemäß das J44D die Nase vorn und erfüllt selbst aktuelle klangliche Ansprüche mit Leichtigkeit. Das J44A 7 hingegen steht seinen Mann in der Rille wie kein anderes mir bekanntes MM-System. Was die mutmaßliche Lebensdauer der beiden J-Bros angeht, bin ich sehr positiv gestimmt, denn die synthetisch hergestellten Abtaster implizieren bereits ein Nachhaltigkeits- und Qualitätsversprechen.

Für mich persönlich stellen die Chassis aus Kunststoff sowie auch die sehr schlichten Anschluss-Stifte eher kleinere Wermutstropfen dar und gewiss keine starken Argumente gegen einen Kauf von einem der beiden Tonabnehmer. Der Preis ist gerade noch okay, kann sich aber ändern…sowohl nach oben wie auch nach unten, der Lieferketten sei Dank… 

Jico J44D und J44A 7 Features

  • Tonabnehmer-Typ: Moving Magnet (MM)
  • Empfohlener Einsatz J44D : Mixing & Scratching (mit Control Vinyls)
  • Empfohlener Einsatz J44A 7: Scratching/Beat Juggling (mit Control Vinyls)
  • J44D ist ein Nachbau des Shure M44G
  • J44A 7 ist ein Nachbau des Shure M44-7
  • High Definition Sound (J44D)
  • HiFi Sound (J44A 7)
  • Synthetische unbeschichtete Diamantspitzen (SD)
  • Nadelschliff: Konisch/sphärisch
  • Auflagebereich: 3,5 – 4,5g
  • Übertragungsbereich: 20 Hz – 20 kHz
  • Kanalbalance: 1,5 oder weniger
  • Kanaltrennung (1 kHz): 20 dB
  • Gleichstrom-Widerstand: 800 Ω
  • Empfohlene Last: 47 kΩ
  • Konformität J44D L8.5 / V8.5
  • Konformität J44A7 L8.5 / V7.8
  • Ausgangsspannung 5.0 – 8.0 mV
  • Größe der Spitzen: 0,7mm
  • Höhe: 35 mm
  • Gewicht: 16 g
  • Hergestellt in Japan

Preise

  • Jico J44D, J44A 7 UVP: je 171,- Euro
  • Ersatznadeln:
  • N44G DJ IMP SD (dunkelblau/transparent) für J44D: € 88,- UVP
  • N44-7 DJ IMP SD (hellblau/mattiert) für J44A7: € 88,- UVP

Jico –Website des Herstellers

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • sehr nahe an den Originalen
  • transparenter und ausgewogener Klang beim J44D
  • sehr gutes Tracking insbesondere beim J44A 7
  • praktischer Nadelschutz (OnBoard)
Contra
  • Chassis aus Kunststoff
  • keine vergoldeten Anschluss-Stifte
  • prinzipbedingt weniger Räumlichkeit (J44A7)
Artikelbild
JICO J44A 7 und J44D DJ IMP SD Test
Für 149,00€ bei
Hot or Not
?
JICO J44A 7 und J44D DJ IMP SD Test

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • dreadbox Artemis Sound Demo (no talking)
  • Arturia Astrolab 88 Review - Arturia's Flagship Stage Keyboard
  • Moog Messenger Sound Demo with Custom Presets