Image Line FL Studio 20.1 Test

FL Studio aka Fruity Loops wird oftmals als rudimentär abgestempelt, wenn es ums Thema Audiorecording und Editing geht. Mit dem kostenlosen Update soll sich das nun ändern. Track Mode nennt sich das neue Feature, mit dem sich Tracks von Channel Rack, Mixer und Playlist automatisch verbinden lassen. Davon profitieren Instrument- und Audio-Spuren von mehr Übersichtlichkeit und einem schnelleren Workflow.

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Zwar handelt es sich hierbei nicht um Innovationen, doch bei der fruchtigen DAW fehlten diese Funktionen bislang. Auch das altbekannte Channel Looping Feature kommt in erweiterter Form wieder zurück. Natürlich hat Image Line auch an kleinen Schrauben gedreht, um den Workflow zu optimieren. Wir haben FL Studio aktualisiert und die neuen Features einem Praxistest unterzogen.

Details

Übersichtlichere Spurenverwaltung mit Track Mode

Anders als in den meisten DAWs sind MIDI- und Audio-Spuren in FL Studio nicht fest mit einem Mixer-Kanal oder einer Spur in der Playlist (Arrangement-Fenster) verbunden. Dadurch ist man vergleichsweise flexibel, was Arrangement und Mixerkanalzuweisung angeht. Je nach Umfang des Projekts kann es aber auch mal unübersichtlich oder lästig werden, die Tracks im Channel Rack einem Mixer-Kanal zuzuweisen.
Mit der neuen Funktion namens Track Mode lassen sich Software-Plugins und Audiodateien in Playlist-Tracks einfügen, woraufhin sogenannte Instrument-Gruppen erzeugt werden, sodass die jeweiligen Kanäle von Channel Rack, Mixer und der Playlist miteinander verbunden sind – wie es bei den meisten DAWs ohnehin der Fall ist. Durch die Verbindung werden auch Kanal-Symbole und -Farbe übernommen, wodurch visuell ersichtlich ist, dass es sich um eine Instrument-Gruppe handelt.

Instrument-Plugins lassen sich im neuen Track Mode in eine Playlist-Spur laden, woraufhin sie automatisch mit einem Kanal im Channel Rack und Mixer verknüpft sind.
Instrument-Plugins lassen sich im neuen Track Mode in eine Playlist-Spur laden, woraufhin sie automatisch mit einem Kanal im Channel Rack und Mixer verknüpft sind.

Verbessertes Audio Recording

Die Verbindung von Spuren ist auch für Audioaufnahmen interessant. Fortan lässt sich Audiomaterial direkt in Playlist-Spuren aufzeichnen, und zwar mit dem Input des verbundenen Mixer-Kanals. Weitere Aufnahmen werden als Unterspur des Playlist-Tracks hinzugefügt. Im Mixer werden scharfgeschaltete Spuren mit orangefarbenen Fadern visualisiert. Sogar Insert-Effekte, die im Kanal als Plugin geladen sind, lassen sich in die Aufnahme miteinbeziehen: Vor der Aufnahme ist nämlich noch auswählbar, ob die Aufnahme Pre oder Post FX durchgeführt werden soll.

Umfangreichere Programmierung im Step Sequencer

Neuheiten finden sich auch im Channel Rack sowie dem darin enthaltenen Step Sequencer. Die Anzahl der Steps wurde von 64 auf 512 Steps erweitert, was natürlich umfangreichere Programmings zulässt – leider fehlen mir immer noch „Zwischensteps“, mit denen man direkt im Step Sequencer in unterschiedlichen Rasterwerten programmieren könnte. Der Swing-Mix-Parameter kann fortan über das Channel-Rack-Menü auf mehrere ausgewählte Tracks angewandt werden. Zudem wird die Pianorollen-Vorschau im Step Sequencer nun komplett dargestellt und nicht nur für den Umfang der enthaltenen Steps.

Die Programmierung im Step Sequencer wird durch mehr Steps und altbekannte, verbesserte Features umfangreicher.
Die Programmierung im Step Sequencer wird durch mehr Steps und altbekannte, verbesserte Features umfangreicher.

Mit dem Channel Looping lassen sich Kanäle im Step Sequencer loopen, die kürzer sind als das gesamte Pattern. Dabei lässt sich auswählen, ob der Step Sequencer pro Bar, Beat oder Step wiederholen soll. Das Feature ist beispielsweise dann praktisch, wenn man mitten im Programming merkt, dass man das Doppelte an Steps braucht, um ein abwechslungsreicheres Pattern zu erzeugen (z. B. 16 → 32). Normalerweise müssten für hinzugefügte Steps natürlich auch neue Programmings vorgenommen werden. Falls aber beispielsweise die Bassdrum-Spur im zusätzlich hinzugefügten Teil exakt genau so programmiert werden soll wie im ersten Teil, genügt es, Channel Looping zu aktivieren und auf „Bars“ zu stellen. Die Steps werden geloopt und transparent dargestellt, damit man sie schnell erkennen kann. Für den AKAI Fire Controller, den wir bereits im Test hatten, hat Image Line dazu eine Erweiterung integriert, damit sich das Channel Looping vom Controller aus einstellen lässt.

Praxis

Automatische Kanalzuweisung, bessere Übersichtlichkeit! 

Die meisten Features, wie beispielsweise die DAW-eigenen Effekte, stehen den Platzhirschen Cubase, Logic, Ableton etc. in nichts nach, aber besonders in puncto Audio Recording und Editing sowie Arrangement-Workflow waren bisher immer deutliche Unterschiede auszumachen. So auch zum Beispiel die Verwaltung der Kanäle. Bei den meisten DAWs sind die Kanäle von Arrangement und Mixer automatisch miteinander verbunden. Bei FL Studio war das bisher nicht so geregelt. Vielmehr sind Playlist-Kanal, Mixer-Kanal und Channel-Rack-Kanal  (in dem sich auch der Step Sequencer befindet) nicht zwingend miteinander verbunden, sondern frei belegbar. Beispielsweise muss Kanal 1 in der Playlist (Arrangierfenster) nicht zwingend auch Kanal 1 im Mixer sein, selbiges gilt  für das Channel Rack. Das ist zwar flexibel, aber spätestens beim Mixdown musste man bisher die Kanäle manuell zuweisen, was etwas zeitaufwendig sein kann.

Fotostrecke: 2 Bilder Um Spuren automatisch zu verbinden, werden Instrument-Plugins oder Audiofiles auf einen Playlist-Track gezogen.

Um automatische Verbindungen herzustellen, zieht man einen Klangerzeuger ganz einfach auf einen Playlist-Track. Ein kleines Symbol lässt auf den ersten Blick erkennen, dass es sich um einen Instrument-Track handelt, bei dem eine Kanalverbindung besteht. Die Verbindung der Kanäle lässt sich auch wieder aufheben, indem man auf dem Playlist-Track mit rechter Maustaste das Kontextmenü aufruft: Track Mode → Unassigned. Mit einem Doppelklick auf einen Playlist-Track öffnet sich der entsprechende Klangerzeuger. Praktisch ist auch, dass bei einer stehenden Verbindung Effekt-Plugins auf Playlist-Tracks gezogen werden können, woraufhin sie im nächsten freien Insert Slot eines Mixerkanals geladen werden. Durch die Verbindung der Tracks werden endlich auch die Automationen geordnet: Bislang befanden sie sich einfach auf einem Playlist-Track der Wahl, was das Arrangement je nach Menge der Automationen sehr gefüllt hat. Verwendet man den Track Mode, werden die Automationsdaten geordnet unter dem Track dargestellt und lassen sich auch „wegklappen“ – wie man es eigentlich von fast allen DAWs kennt.

Im Track Mode sind Automationen in Unterspuren geordnet untergebracht.
Im Track Mode sind Automationen in Unterspuren geordnet untergebracht.

Audio Recording, wie man es von DAWs kennt    

Der Track Mode funktioniert ebenso bei Audiospuren: So lassen sich beispielsweise Audiodateien in die Playlist ziehen, um die Verbindung herzustellen. Auch Audioaufnahmen werden dadurch übersichtlicher: Um eine Playlist-Spur mit einem Mixerkanal zu verbinden, gelangt man über das Kontextmenü mit „Track-Mode → Audio Track“ ans Ziel. Dabei sucht man sich den entsprechenden Mixerkanal aus, in dem dann nur noch der Audioinput des Interfaces ausgewählt wird und die Aufnahme in der Playlist-Spur kann beginnen. Übersichtlich ist, dass jede weitere Aufnahme auf dieser Spur (Loop Recording) als Unterspur dargestellt wird. Bisher wurde für jede Aufnahme ein neuer Playlist-Track verwendet, was besonders bei Mehrspuraufnahmen schnell unübersichtlich wird. Mit dem Track Mode sieht das schon ganz anders aus. Wie man es in ähnlicher Form bereits von anderen DAWs kennt, werden die im Loop aufgezeichneten Spuren in einer Art Ordner dargestellt, in dem man sich die Takes schneiden und die besten Passagen zusammenstellen kann. Möchte man den Rest entfernen und nur den zusammengestellten Take behalten, kann man diese wie gewohnt über „Consolidate this Track“ zu einer neuen Audiodatei rendern.
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Audioaufnahmen werden im Track Mode ebenfalls gruppiert dargestellt.
Audioaufnahmen werden im Track Mode ebenfalls gruppiert dargestellt.

Die Insert-Effekte können bei der Audioaufnahme wahlweise Pre oder Post geschaltet werden. Beim Software-Monitoring ist natürlich mit Latenzen zu rechnen – besonders dann, wenn das Audiosignal vor der Aufnahme noch durch Effekt-Plugins laufen soll, bevor es zu hören ist. Dagegen hat Image Line ein Mittel in den Mixer eingebaut: Input Latency. Damit soll sich die Latenz manuell in Millisekunden, Samples oder Beats justieren, um so den Verzögerungen entgegenzuwirken. Ich konnte damit keine merklichen Verbesserungen verzeichnen. Aber das hindert natürlich niemanden daran, den Audiobuffer von den Settings herunterzuschrauben.

Im Mixer können Audioaufnahmen vor oder hinter die Insert-Effekte geschaltet werden.
Im Mixer können Audioaufnahmen vor oder hinter die Insert-Effekte geschaltet werden.

Editing bleibt weiterhin unpraktisch

Wenn Image Line den Edison Editor nun endlich als richtigen Editor statt als Plugin integriert, wird die Sache rund und der Unterschied zu den großen DAWs wesentlich kleiner. Denn Editing ist zwar im Edison Editor machbar, aber dadurch, dass er nicht als eigenständiger Editor fungiert, wie man es von anderen DAWs kennt, sondern im Mixer als Insert-Plugin geladen wird, werden Änderungen am Audio nicht sofort übernommen, da das Material noch mal neu in die Playlist gezogen werden muss – einfach nur umständlich. Gleiches gilt für den Pitch Editor „NewTone“.

Mini-Features

Abgesehen von den Highlights ist beim Update aber auch an kleinen Schrauben gedreht worden, die den Workflow verbessern. In den Macros befindet sich nun eine Funktion, mit der sich alle ungenutzten Playlist-Tracks wieder zurück auf die Default-Werte setzen lassen – bei umfangreichen Projekten keine schlechte Sache, um sofort zu sehen, von welchen Spuren man sich verabschieden kann bzw. welche frei sind.
Alle Plugin-Fenster (Wrapper) sind mit Mute- und Volume-Parametern ausgestattet worden. Im Sampler-Plugin ist der Time-Parameter nun automatisierbar, sofern der Modus auf Resample oder Stretch eingestellt ist. Schön ist auch, dass Fruity beim Start nach Updates Ausschau halten kann – die Funktion kann aber auch deaktiviert werden. Und endlich verfügt FL Studio beim Export über die Option, die Signale in Mono zu exportieren.
Eine Liste mit allen Neuheiten und Bugfixes findet ihr hier.

Fazit

Das Update auf Version 20.1 bereichert FL Studio mit Workflow-Features, die besonders das Handling mit Spuren einfacher gestalten. Durch den Track Mode werden die Kanäle des Channel Racks, Mixer und Playlist automatisch verbunden, was bei der Arbeit mit Instrument-Plugins sowie Audioaufnahmen eine Menge Arbeit erspart und die Übersichtlichkeit und den Workflow beschleunigt. Das ist zwar keine Innovation, erleichtert die Arbeit in Fruity Loops aber erheblich. Wenn Image Line jetzt noch den Audio-Editor „Edison“ sowie den Pitch Editor „NewTone“ als eigenständige Editoren statt als Plugins in die DAW integriert, würden die Vorteile klassischer DAWs geringer. Mit dem Update auf Version 20.1 ist Image Line auf jeden Fall auf dem richtigen Weg!

Pro
  • Track Mode verbindet Spuren automatisch
  • übersichtlichere Audioaufnahmen und Automationen
  • Channel Looping
  • Audiorecording Pre oder Post FX möglich
  • Latenzkompensierung präzise einstellbar
  • Umfang des Step Sequenzers von 64 auf 512 Steps erweitert
Contra
  • Editing weiterhin umständlich
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Technische Spezifikationen
    Unser Fazit:
    4 / 5
    Pro
    • Track Mode verbindet Spuren automatisch
    • übersichtlichere Audioaufnahmen und Automationen
    • Channel Looping
    • Audiorecording Pre oder Post FX möglich
    • Latenzkompensierung präzise einstellbar
    • Umfang des Step Sequenzers von 64 auf 512 Steps erweitert
    Contra
    • Editing weiterhin umständlich
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