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IK Multimedia T-Racks 5 MAX Test

Praxis

Individuell einsetzbar

Im Gegensatz zu früheren Versionen lassen sich die Module nicht mehr nur noch im „T-Rack“ einfügen. Innerhalb einer DAW stehen die Komponenten auch als einzelne Plug-ins bereit – sehr schön! Wer seine Tracks komplett ohne DAW finalisieren möchte, nutzt die dritte Variante und öffnet einfach die mitgelieferte Standalone-Version.

Fotostrecke: 3 Bilder T-Racks 5 gibt es standalone, …

Benutzerfreundliches Bedienkonzept

Im Vergleich zu den Vorgängerversionen wirkt das neue Interface aufgeräumter und weniger verspielt. Ebenso wurde das T-Racks-Logo in den Komponenten zugunsten der Bedienbarkeit verkleinert, was mehr Patz für die wesentlichen Dinge lässt: die Parameter! Das war in älteren Versionen noch anders, als der T-Rex-Schädel teilweise größer als die Regler prangte. Die neue Farbwahl der gesamten Suite wirkt natürlicher und weniger „kitschig“. Abgesehen vom „Look and Feel“ sorgt die Designänderung für einen übersichtlicheren Workflow, was sich beispielsweise bei der Visualisierung der Effektkette widerspiegelt. Die LC-Display-Darstellung mit Dropdown-Menüführung hat endlich ausgedient. Stattdessen befinden sich die Effekte nun inklusive Miniaturvorschau in einem übersichtlichen Menü auf der rechten Seite. Um die Module im Signalfluss zu tauschen, können sie einfach per Drag and Drop verschoben werden, und zwar seriell und parallel, was eine intuitivere Bedienung ermöglicht. Zudem lassen sich die Komponenten kategorisch in Dynamics, Equalizers, Reverb/Delay und Other unterteilen, um sie noch schneller zu finden. Insgesamt erinnert der neue Look ein wenig an Slate Digitals’ Virtual Mix Rack, was ich gut finde. Denn auch auch dieses ist übersichtlich gestaltet. Master Match ist im Signalfluss der Suite automatisch fest als letzte Komponente und kann nicht verschoben werden. Auch ergonomisch betrachtet hat sich das Interface verbessert: Sowohl Suite als auch Plug-ins lassen sich in der Größe skalieren, wodurch sich bei so ziemlich jeder Bildschirmauflösung alles gut erkennen lässt.

Die Effekte lassen sich via Drag and Drop im Signalfluss tauschen.
Die Effekte lassen sich via Drag and Drop im Signalfluss tauschen.

In der Standalone-Version wäre ein Plug-in-Support für Dritthersteller-Plug-ins wünschenswert, um Effekte anderer Hersteller einzubinden. Die Idee einer DAW-unabhängigen In-the-Box-Mastering-Lösung hat sicherlich Potenzial. Ohne Dritthersteller-Plug-ins bleibt es jedoch bei einem geschlossenen System. Was mich aus technischer Sicht stört, ist, dass die Suite ohne einen Output-Gain auskommen muss. Das ist besonders deshalb unpraktisch, da nicht jede Komponente über einen Make-up-Gain oder Ouput-Regler verfügt – der neue „One“ zum Beispiel. Es gibt also keine Funktion, die hinzugefügten Pegel wieder zu kompensieren, um ehrliche A/B-Vergleiche machen zu können. Manch vergleichbare Mastering-Suite, wie beispielsweise Izotope Ozone, verfügt neben einem gewöhnlichen Output-Regler zusätzlich noch über „Auto-Gain-Matching“, eine automatische Gainanpassung. Hier besteht also Nachholbedarf!

Mach’ mal lauter und mehr Druck!

Der neue Prozessor „One“ eignet sich, um einen Track mal eben aufzupusten, ohne dabei lange schrauben zu müssen oder ein Verständnis darüber zu haben, was unter der Haube eigentlich genau passiert – besonders Mastering-Einsteiger dürfen sich darüber freuen. Man dreht die Regler einfach so weit auf, bis es gefällt. Sonderlich individuelle Masterings erreicht man damit eher weniger. Vielmehr würde ich One eher einsetzen, um Previews und Demos auf die Schnelle ein wenig aufzumöbeln. Die meisten Parameter machen ihren Job erstaunlich gut, andere wiederum sind mit absoluter Vorsicht zu genießen. Besonders der Volume-Regler fügt dem Signal sehr schnell unschöne Verzerrungen hinzu und bringt das Material zum Pumpen – kleinere Dosierungen sind durchaus ratsam. Zudem wird das Signal auf -0,1dB Fs aufgeblasen, da kein Output-Gain bzw. Out Ceiling zur Verfügung steht, um wenigstens den Pegel anzugleichen. Das können selbst Onbord-Limiter/Maximizer vieler DAWs deutlich besser. Und wesentlich komplizierter ist deren Bedienung auch wieder nicht. Der 3-Band-EQ ist für schnelle „HiFi-Badewannen-Settings“ ausreichend, für alles andere aber zu grob. Dagegen führten die weiteren Parameter zu zufriedenstellenden Ergebnissen. Besonders die Kombination aus Analog, Bass Punch und Transients konnte mich mit einem satten, runden und durchsetzungsreichen Sound überzeugen. Mit Width erreicht man ein breites Klangbild, das bei behutsamem Einsatz authentisch klingt und die Monokompatibilität bewahrt. In den folgenden Klangbeispielen hört ihr zunächst das Ausgangsmaterial und im Anschluss das mit One bearbeitete Ergebnis. Nicht nur im Mastering, sondern auch auf Solospuren und Gruppen im Mix kann One das Signal aufmöbeln. Doch dieses All-in-One-Konzept hat seinen Preis: One ist nämlich recht CPU-hungrig, was wohl mit den vielen Prozessen einhergeht, von denen man auf der Bedienoberfläche nichts mitbekommt.

Audio Samples
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01. Song 02. Song (One – eigene Settings) 03. Drums 04. Drums (One – Bass Punch, Transients und Analog)

EQual

Beim Analog-Modeling/Digital-Hybriden EQual fällt beim Auswählen der verschiedenen Filtercharakteristiken auf, dass deren Q-Faktor und Resonanzverhalten sich sowohl klanglich als auch visuell ändern. Auffällig ist auch, dass unter den Presets ist nicht eine einzige Mastering-Voreinstellung dabei ist. Soll er nur zum Mixing genutzt werden? Sicher nicht, denn seine „analogen Kurven“ machen nämlich auch auf dem Masterbus eine gute Figur. Für jedes Band kann bei Bedarf eine andere Emulation gewählt werden. So lässt sich beispielsweise mit einer Neve-Emulation reindrehen und mit einer SSL-Emulation entziehen. Diese Flexibilität auf 10 Bänder verteilt macht EQual zu einem sehr umfangreichen Equalizer.

Audio Samples
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05. Trap-Drums 06. Trap Drums (bearbeitete Bassdrum im „The Kick Preset“) 07. Vocal 08. Vocal (The Vocal Preset) 09. Bass 10. Bass (The Bass Preset) 11. Guitar 12. Guitar (The Guitar Preset)

Dyna-Mu

IK Multimedias Emulation kann den echten Vari-Mu natürlich nicht ersetzen, macht aber insgesamt einen guten Eindruck. Besonders beim „Kitten“ erinnerte der Sound an den Charakter des Originals. Gut ist auch, dass die Natürlichkeit des Ausgangsmaterial weitestgehend erhalten bleibt. Besonders dann, wenn Dyna-Mu’s Gain Reduction nur sanft arbeitet und das Singal nur ein wenig rund macht. Daher eignet sich Dyna-Mu sowohl als transparenter Kompressor und Limiter, der bei weit aufgedrehtem Input-Gain (und natürlich entsprechende Output-Kompensierung) auch mal ein wenig Verzerrung mitbringt. Die typische Vari-Mu-Sättigung, wie man sie vom Echten Kompressor kennt, konnte ich jedoch nicht herauskitzeln. Hier hätte ich von der Emulation mehr erwartet, zumal der Analog-Regler des „One“ eine ordentliche Portion Sättigung auf Lager hat. Die 100-Hz-Sidechain-Einstellung des Originals lässt sich leider nicht an die eigenen Bedürfnisse anpassen. So bleibt der Parameter zugegebenermaßen dem Vorbild entsprechend, eine kleine Erweiterung hätte der Emulation jedoch ganz gut getan. Große Überraschungen bleiben also aus. 

Audio Samples
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13. Acoustic Drums 14. Acoustic Drums (Preset Groovy Drumbus) 15. Vocal 16. Vocal (eigene Settings) 19. Synth Bass 20. Synth Bass (Preset Fatty Bass) 21. Hip Hop 22. Hip Hop (Preset On your Mix)

Alternativen

Natürlich gibt es auch andere In-the-Box-Lösungen auf dem Markt, die ebenfalls als Komplettpakete anzusehen sind. Eines davon ist Izotope Ozone. Es ist im Vergleich zu T-Racks (Deluxe und MAX) mit deutlich weniger Komponenten bestückt, diese sind jedoch allesamt Präzisionswerkzeuge. Darunter sind also keine All-in-One-Prozessoren wie „One“ dabei. Ein ähnlicher Prozessor, der das Signal sogar fast automatisch abmischt, ist Neutron, ebenfalls von Izotope. Einen Matching-EQ findet man allerdings auch bei Ozone. Ozone verfolgt ein ganz anderes Konzept. Obwohl zwar mittlerweile an manchen Komponenten Emulationen zu finden sind, überzeugt das Kernkonzept mit eigenen hervorragenden Prozessoren. Auch mit Ozone erhält man ein DAW-unabhängiges System. Multi-Track-Editing oder Alben-Erstellung gehört jedoch nicht zum Repertoire.

Für wen lohnt sich das Update?

Vier Module sind in T-Racks neu hinzugekommen. Ob diese das Update wert sind, muss man letztlich für sich selbst entscheiden. One und Master Match lassen wahrscheinlich eher das Einsteiger-Herz höher schlagen. Besonders dann, wenn Dynamik und Frequenzbild so klingen sollen wie „Interpret X-Y“ ist man bei Master Match natürlich an der richtigen Adresse. Wer beim Mastering lieber Eigeninitiative ergreifen und den Sound von Grund auf selbst schrauben möchte, kommt sicherlich ohne Prozessoren dieser Gattung ans Ziel. Ähnlich verhält es sich mit One: Individualität steht hier weniger im Fokus, als schnelle Ergebnisse, die den Mix mal schnell lauter und breiter klingen lassen, später jedoch mit „eigenem“ Mastering ersetzt werden.
Ganz anders verhält es sich mit EQual, der durch die Kombination aus Analog-Emulationen und Präzision sicherlich als Profiwerkzeug anzusehen ist. Die Vari-Mu-Nachbildung rundet T-Racks 5 mit einer weiteren, gut umgesetzten Emulation ab. Die neuen Meter, die rundum erneuerte Bedienoberfläche sowie Audio Engine und Multi-Track-Bearbeitung sind sicherlich für jede Produktionsumgebung ein Update wert, in der T-Racks – besonders in der Standalone-Version – zum Einsatz kommt.  

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