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IK Multimedia iRig Mic Studio Test

Praxis

Auspacken, Anfassen, Aufstellen – Haptik & Usability

Trotz seiner geringen Größe bringt das IK Multimedia iRig Mic Studio immerhin 218 Gramm auf die Waage. Dafür ist nicht zuletzt sein metallener Body verantwortlich. Der Auftritt des kleinen Großmembraners wirkt für mich deshalb solide, wenn auch nicht ganz wertig. Das liegt daran, dass die beiden Drehregler auf der Front aus Plastik sind und keinerlei „Grip“ bieten. 
Der Aufbau des Mikrofons ist kinderleicht: Tripod aufstellen, Mikrofonhalterung darauf anbringen und schon kann das Mikrofon befestigt werden. Wie bei der Konkurrenz so ist auch das dreibeinige Ministativ des iRig Mic Studio auf glatten Oberflächen leider nicht rutschfest. Dafür wartet das Tripod aber mit einem kleinen Extra auf: Am unteren Ende seiner kurzen Gewindestange ist eine Gummischeibe eingelassen. Dadurch lässt sich zum einen die Mikrofonhalterung wunderbar justieren (selbst wenn sie bereits fest sitzend befestigt ist). Zum anderen löst sich durch den sanften Druck des Gummirings die Verbindung zwischen Tripod und Mikrofonhalterung nicht von selbst. Die kleine Gummischeibe übernimmt dabei gewissermaßen die Rolle eines Sprengrings, wie er bei Schraubenmuttern eingesetzt wird. Das Mikrofon selbst wird per Feststellring sicher an der Halterung festgezurrt.

Praktisch, wenn auch nicht ganz rutschfest: Mikrofon auf dem Dreifuß
Praktisch, wenn auch nicht ganz rutschfest: Mikrofon auf dem Dreifuß

Da das Gewicht des iRig Mic Studio zwar relativ zu seiner Größe hoch, aber absolut betrachtet dann doch nicht wahnsinnig groß ist, spielt seine Ausrichtung bei der Nutzung des dreibeinigen Ministativs keine Rolle. Ich meine damit, dass das Mikrofon selbst dann verhältnismäßig sicher steht, wenn sich kein Fuß des Tripods unmittelbar unterhalb des Mikrofons befindet. Mithilfe eines Gelenks in der Halterung lässt sich das Mikrofon auch in der Vertikalen schwenken. Dadurch kann es am Schreibtisch gut und einfach auf die Schallquelle Mund ausgerichtet werden. Mit einer Höhe von knapp 20 cm dürfte sich die Mikrofonmembran – je nach Tischhöhe – dann auf einer für die meisten Sprecher optimalen Höhe befinden, um das Mikrofon aus mittlerer Distanz besprechen zu können.
Im Einsatz – Anschluss, Bedienelemente & Workflow
Schließe ich das Mikrofon per Lightningkabel an ein iPad an, leuchtet sogleich die blaue LED an der Mikrofonfront auf und zeigt an, dass eine erfolgreiche Datenverbindung besteht und die Stromzufuhr für das Mikrofon gesichert ist. Und auch der Anschluss am Windows-PC gelingt ohne Probleme. Einfach Anschließen, automatisch Treiber erkennen lassen und loslegen. Sofern von der Recording-Software bereitgestellt, könnt ihr zur festen Bit-Tiefe von 24-Bit eine der beiden Sampling-Frequenz wählen, die das iRig Mic Studio bietet.
Das Einpegeln ist nicht ganz unproblematisch. Hier rächt sich, dass die frontseitigen Drehregler keinerlei Kerben haben oder aus griffigerem Material sind. Denn sie zwischen Daumen und Zeigefinger eingeklemmt lassen sie sich nur mit etwas „Fummelei“ einstellen. Am besten gelingt mir das Justieren von Aufnahme- und Wiedergabepegel, wenn ich die Daumenspitze auf einem der Drehregler ansetze und dann den Finger drehe.
Beim Einpegeln hilft dann wieder die LED, die sich zwischen den Reglern befindet. Denn sie leuchtet nicht nur beim Betrieb des Mikrofons blau auf. Ist der an den A/D-Wandler weitergegebene Signalpegel in Ordnung, wechselt die Farbe der LED zu grün. Wähle ich den Pegel dagegen zu hoch, wechselt die LED auf rot. Und sogar eine Zwischenstufe gibt es. Nähert sich der Signalpegel einem gefährlichen Bereich, leuchtet die Signal-LED orange auf. Wer hätte das gedacht? In all seiner Schlichtheit hält das kleine Mikrofon doch tatsächlich Überraschungen bereit. Die Signalverstärkung selbst geht absolut in Ordnung und ermöglicht mir, im Test für verschiedene Mikrofonierungsdistanzen von gesprochener Sprache und Vocals stets den optimalen Pegel einzustellen.
Der Kopfhörerausgang des iRig Mic Studio dient zur Wiedergabe des vom Aufnahmegerät wiedergegebenen Signals. Für ein Direct Monitoring des Mikrofonsignals ist dagegen eine entsprechende Funktion der Recording-Software erforderlich.

Die kleinen Regler lassen sich nicht ganz problemlos bedienen.
Die kleinen Regler lassen sich nicht ganz problemlos bedienen.

Kleines Mic mit großem Klang?

Klanglich macht das iRig Mic Studio eine gute Figur. Vor allem Nutzer von iPads, iPhones und iPods, die sich durch die Anschaffung des Mikrofons eine höhere Klangqualität versprechen, können von der Schallwandlung des iRig Mic Studio profitieren. Eine Frequenzanalyse des aufgezeichneten Signals zeigt mir, dass der Frequenzumfang von 20 Hz bis etwa 20 kHz reicht. Verteilt über dieses Spektrum liefert das Mikrofon einen unprätentiösen, „sauberen“ Klang, der keine markanten Verfärbungen beinhaltet. Das hat einerseits für Sprecher und Sänger den zu verschmerzenden Nachteil, dass die für Stimmsignale charakteristischen Frequenzen vom iRig Mic Studio nicht hervorhebend gefeaturet werden. Andererseits hat es den Vorteil, dass sich das Mikrofon dadurch zur Aufzeichnung zahlreicher unterschiedlicher Schallquellen eignet.
Die klangliche Zeichnung gefällt mir sehr gut. Sprachsignale, die mit dem iRig Mic Studio aufgezeichnet werden, klingen in den unteren Frequenzen satt, ohne zu wummern. Die Mitten sind präsent, ohne dabei zu überzeichnen und in den Höhen wirkt der Sound brillant und offen. Durch diese Brillanz können s- und sch-Laute je nach Sprecher allerdings manches Mal ein wenig zischeln. Falls das ein Problem darstellen sollte, könnt Ihr beispielsweise einen De-Esser einsetzen, um die Zischlaute abzuschwächen. Die Abbildung von Transienten gelingt dem iRig Mic Studio wunderbar. Selbst in leiseren Passagen entsteht nicht der Eindruck, das Mikrofon würde sie abschwächen oder gar verloren gehen lassen. Und das alles bei einem wirklich guten Rauschverhalten. Zu keiner Zeit stören Rauschanteile das Signal.
Sobald das Mikrofon Schall aus nächster Nähe aufgreift, stellt sich unterhalb von 100 Hz ein satter Nahbesprechungseffekt ein. Das kann bei Sprachsignalen schon mal zu Problemen bei Plosivlauten wie b, p, d, oder t führen. Auch in einem der Audiobeispiele könnt Ihr dieses Problem hören. Hier wäre der Einsatz eines Poppschutzes oder Windschutzes (sprich „Überziehers“) wünschenswert. Bisher haben IK Multimedia letzteren aber noch nicht im Programm. So müssen Sprecher schon eine einigermaßen kontrollierte Artikulation haben, damit es bei der Aufnahme nicht zu störenden Plosivgeräuschen kommt.

Audio Samples
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Sprache, geringer Abstand Sprache, mittlerer Abstand Sprache, mittlerer Abstand, 45 Grad Sprache, mittlerer Abstand, 90 Grad Vocals

Auch bei mittlerer Distanz klingt das mit dem iRig Mic Studio gewandelte Sprachsignal zugleich voll und detailliert. Wer genau hinhört, bemerkt aber allerdings Anteile von Verzerrung im Signal, die trotz optimalem Pegelmanagement entstehen. Sie betreffen ausgerechnet den oberen Präsenzbereich der Vocals und lassen das Signal dadurch vergleichsweise hart klingen.
Die Nierencharakteristik des Mikrofons ist breit aufgestellt. Selbst in einem Winkel von 45° jenseits der Haupteinsprechachse sind Klangverhalten und Dynamik bei mittlerer Entfernung nicht allzu weit vom Klangbild der Frontalbesprechung entfernt. Lediglich der Signalpegel fällt hier selbstverständlich ab. Deshalb eignet sich das Mikrofon auch für ungeübte Sprecher und Sänger. So hört ihr in den Audiobeispielen etwa, wie stabil der Klang des Mikrofons selbst bei seitlicher Besprechung (90°) noch bleibt. Auch hier fällt lediglich der Pegel ab.

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