Hartke KILO 1000 Test

Praxis

DI-Ausgang Settings mit Slapbass:

Zuerst das Signal direkt hinter dem Input abgegriffen (DI-Schalterposition auf „IN“). Dies ist auch gleichzeitig die einzige DI-Stellung für einen neutralen Grundsound, ohne Einflussnahme von Filtern und Reglern:

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DI Signal „In“ (Slap)

Im nächsten Beispiel wird das Signal hinter dem Tonestack-EQ abgegriffen (DI-Schalterposition auf „EQ“), wie gesagt alle Regler auf Mitte (12 Uhr), was keiner Neutralposition entspricht. Die Stellung klingt im Vergleich zum neutralen Sound in Stellung „In“ für den Slap-Ton etwas schlanker. Später im Test werde ich noch einen alternativen Slap-Sound mit grafischem EQ anbieten.

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DI Signal „EQ“ (Slap)

In der dritten Stellung der DI-Out-Optionen wird das Signal hinter dem Kompressor abgegriffen. Das geschieht natürlich nur, wenn der Kompressor in Betrieb ist. Der Kompressor verfügt über keinen Schalter, sondern beginnt seine Arbeit, sobald der Kompressor-Regler hereingedreht wird. Für das Beispiel habe ich eine Einstellung gewählt, die sehr deutlich hörbar ist. In der Praxis wäre die Einstellung zu extrem, da man den Kompressor so deutlich pumpen hört. Deutlich kann man hören, wie der Kompressor gleichzeitig auch Höhen im Signal beschneidet und die Ausgangslautstärke herabsetzt. Das ist normal für einfache Kompressoren, nur wäre es dennoch schön, einen zusätzlichen Regler zum Ausgleich des Pegelverlustes zu haben. Einige Kompressorschaltungen verfügen auch über einen automatischen Pegelausgleich. Im Regelfall würde ich diesen Kompressor eher als Limiter einsetzen, also nur ganz dezent zur Abmilderung extremer Dynamikspitzen, nicht jedoch als generellen Effekt.

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DI Signal „COMP“ (Slap)

Für den Test des Effekteinschleifweges habe ich ein Stereo-Delay eingeschliffen. Dabei handelt es sich zwar um einen Stereoeffekt, er wird aber auf Grund des einkanaligen DI-Ausgangs am KILO 1000 nur in Mono wiedergegeben. Wie schon im Abschnitt “Details” erwähnt, kann man ein Stereosignal der Vorstufe ausschließlich über die unsymmetrischen Preamp-Out-Buchsen zu einem externen Mischpult ausgeben. Ich bezweifele – und offensichtlich auch Larry Hartke – dass der selten auftretende Bedarf an Bass-Stereosignalen für Live- und Studiozwecke den Einsatz einer erheblich teureren Stereo DI-Einheit im KILO 1000 rechtfertigen würde. Ansonsten klingt das DI-Effektsignal in Mono tadellos, nebengeräuschfrei und sauber.

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DI Signal „EFX“ (Slap)
Der Hartke Kilo bietet jede Menge Einstell- und Schaltungs-Möglichkeiten
Der Hartke Kilo bietet jede Menge Einstell- und Schaltungs-Möglichkeiten

DI-Ausgang Settings mit Fingerbass:

Als Nächstes testen wir die gleichen Einstellungen, jedoch mit einer Basslinie mit Standard-Fingeranschlag. Von Natur aus ist hier mehr Bassfrequenzanteil im Signal zu hören. Hier zunächst wieder das trockene Signal in der DI-Schalterstellung „IN“:

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DI Signal „In“ (Finger)

Wirkte der Slapbass in der DI-Schalterstellung „EQ“ mit dem Tonestack-EQ (alle Regler auf Mittelstellung) etwas zu schlank, so kommt diese-EQ Einstellung dem Fingerstil sehr entgegen und liefert einen warmen, druckvollen und definierten Ton.

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DI Signal „EQ“ (Finger)

Im weniger dynamischen Fingerstil wirkt auch der Kompressor dezenter, allerdings bleibt die Problematik des Pegelverlustes sobald der Kompressor beginnt, in das Signal einzugreifen.

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DI Signal „COMP“ (Finger)

Nimmt man in der nächsten Einstellung den grafischen EQ hinzu, so kann man den komprimierten Sound etwas ausgleichen und ihm mehr Tiefe und Volumen verleihen. Dazu muss man allerdings die DI-Schalterstellung auf EFX stellen, denn nur in dieser Einstellung wird der grafische EQ auch auf den DI-Ausgang geroutet. Das ist aber kein Nachteil, denn man kann sich das in folgendem Szenario zunutze machen:
Nehmen wir an, wir wählen für das Live-Mischpult bei einem Konzert die DI-Schalterstellung „EQ“. Hier wird das Signal hinter dem Tonestack-EQ abgegriffen, aber „vor“ dem grafischen EQ und dem Effekteinschleifweg. Gehen wir davon aus, dass wir keine Effekte via Einschleifweg verwenden. Jetzt haben wir die Möglichkeit, einen soliden Grundsound mit den Vorzügen der Röhrenvorstufe zum Mischpult zu schicken, können jedoch zusätzlich den Sound auf der Bühne mit dem grafischen EQ beliebig verändern, und zwar, ohne dass diese Änderungen den DI-Ausgang betreffen. Hat man beispielsweise eine Wummerfrequenz, die nur den Bühnensound betrifft, kann man mit dem grafischen EQ sehr gezielt in den Bühnensound eingreifen, bringt aber nicht gleichzeitig den Tontechnker im Saal in Bedrängnis, denn das Signal zum FOH-Pult bleibt unverändert.

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DI Signal „EFX“ (ohne Effekt, aber mit grafischem EQ) (Finger)

Auch beim Fingerstil präsentiert sich der Effektweg tadellos, dynamisch und rauschfrei:

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DI Signal „EFX“ (Finger)

DI-Settings mit grafischem EQ (GEQ) und Slapbass:

Hier eine Basslinie mit einem Slap-Basissound des Tonestack-EQs mit Kompressor und ohne Zuhilfenahme des grafischen Equalizers:

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DI Signal Tonestack EQ & Compressor (Slap)

Als Nächstes nun das gleiche Riff mit Unterstützung des grafischen EQs und des Kompressors. Bässe und Höhen sind zusätzlich angehoben, die Mitten abgesenkt. Man kann deutlich hören, wie man einem passiven Bass mithilfe des GEQ eine Prise „Aktivsound“ einhauchen kann.

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DI Signal Tonestack EQ & Compressor & GEQ (Slap)

Lässt man allerdings den Kompressor ganz aus dem Signalweg, indem man das Kompressor-Poti auf Null dreht, so bekommt der Sound wesentlich mehr Dynamik und strahlende Präsenz. Ich bleibe dabei, dass der Kompressor im besten Fall als Limiter eingesetzt werden sollte.

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DI Signal Tonestack EQ & GEQ, ohne Compressor (Slap)

Balladen-Settings (Speaker/DI-Signal gemischt):

Hier ein Beispiel mit einer melodischen Basslinie im Balladenstil. Diesmal ist das Signal eine Mischung aus DI- (30%) und Speaker-Signal (70%). Mir gefällt der warme, leicht grollende Röhrencharakter sehr gut, und er entfaltet vollkommen lässig den Basston (ohne Kompressor) über sämtliche Lagen.

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DI Signal (30%) / Speakersignal (70%), Ballade

Ebenso tragfähig erscheint der Ton des Hartke KILO 1000 mit dem Pick gespielt:

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DI Signal (30%) / Speakersignal (70%), Ballade mit Pick

Spielt man akkordisches Material, wirkt sich das opulente, röhrenwarme Klangvolumen nicht negativ auf die Transparenz aus. Man erhält ein obertonreiches, fülliges Resultat:

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DI Signal (30%) / Speakersignal (70%), Ballade mit Akkorden

Settings mit dem SHAPE-Regler (Speaker/DI-Signal gemischt):

Über den Druckschalter SHAPE lässt sich der gleich darunter befindliche Regler aktivieren. Dieser Regler verschiebt eine fest voreingestellt EQ-Kurve durch das Frequenzspektrum. Je nach Stellung des Tonestack-EQs verschiebt man dabei insbesondere das Mittenspektrum und kann auf diese Weise durch zu- und wegschalten der Shape-Funktion schnelle Soundwechsel ausführen. Allerdings ist diese Funktion nicht per Fußschalter abrufbar. Folgende fünf Soundbeispiele verdeutlichen die Funktionsweise und Wirkung des SHAPE-Reglers, bei der ich in vier größeren Schritten die Regler-Abschnitte durchgehe.

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SHAPE Regler AUS

In der vollen Linksstellung des Reglers findet die stärkste Mitten- und Bass-Absenkung statt, was einem Funky-Sound entgegenkommt. Je weiter der Regler nach rechts gedreht wird, desto mehr entwickelt sich ein mittenbetonter Ton in Richtung Blues-/Rocktimbre.

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SHAPE Regler Stellung 1 (8 Uhr) SHAPE Regler Stellung 4 (11 Uhr) SHAPE Regler Stellung 7 (2 Uhr) SHAPE Regler Stellung 10 (5 Uhr)

Filterschalter BRITE und DEEP (Speaker/DI-Signal gemischt):

Um den Sound schnell in Richtung Tiefbass und obere Präsenzen zu formen, bietet der Hartke KILO 1000 zwei Filterschalter mit der Bezeichnung BRITE und DEEP. Die Filter wirken sehr effektiv und haben aufgrund ihrer gut ausgesuchten Frequenzabstimmung einen hohen praktischen Wert, sind also keine Gimmicks, sondern tatsächlich nützliche Features:

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Slapsound ohne Filter

Durch Zuschalten der beiden Filter öffnet sich der Sound merklich:

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Slapsound mit Filter (BRITE & DEEP eingeschaltet)

Die durch die Filter-Schalter entstehende Mittenabsenkung kann man durch die SHAPE-Funktion per Knopfdruck ebenfalls schnell abmildern (Shape auf 5).

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Slapsound mit Filter (BRITE & DEEP eingeschaltet) und SHAPE (Stellung 5)

Overdrive (Speaker/DI-Signal gemischt):

Der Eingang der Vorstufe des Hartke KILO 1000 ist extrem gutmütig ausgelegt. Selbst mit einem Aktivbass mit hohem Output war ich nicht in der Lage, den Verstärker bei vollem Input-Gain in eine stärkere Verzerrung zu fahren, selbst bei reaktivierter Eingangsabsenkung (wie sie für aktive Bässe empfohlen ist).
Für eine gesunde Portion Verzerrung bietet der KILO 1000 daher einen (auch per Fußschalter) zuschaltbaren Overdrive-Regler. In Betrieb genommen eröffnen sich die verschiedenen Abstufungen von  Blues- bis Rock-Overdrive, natürlich auch abhängig von Stilistik, Bass, Anschlagstärke und Spieltechnik.
Hier einige Beispiele in Richtung Bluesrock:

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Overdrive leicht Overdrive medium Overdrive heavy

Stack-EQ Linear-Sound (Speaker/DI-Signal gemischt):

Wie bereits erwähnt, gibt es im Grunde genommen keinen linearen Sound außer dem DI-Ausgang in Stellung „IN“, direkt hinter dem Eingang und vor der Klangregelung abgegriffen. Folgendes Beispiel kommt einer „Flat“-Position des EQ in Verbindung mit einem passiven Jazzbass und einer 4×10“-Box am nächsten. Selbstverständlich bleibt die tonale Färbung des abgenommenen Lautsprechers:

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Tonestack EQ annähernd flat

Tonverhalten mit aktiven Bässen (Speaker/DI Signal-gemischt):

Wie verhält sich der Hartke KILO 1000 nun in Verbindung mit Bässen, die mit einer aktiven Elektronik ausgestattet sind. Hin und wieder kommt es vor, dass Röhrenvorstufen hier nicht die geeignete Ehe mit aktiven Bässen eingehen wollen. Allerdings hatte ich bereits erwähnt, dass die Vorstufe des KILO 1000 sich sehr tolerant verhält. Das begünstigt einen klaren Ton auch mit aktiven Bässen. In den folgenden Beispielen habe ich mehrere Filter- und EQ-Kombinationen ausprobiert, und alle haben durchweg gut funktioniert und den Bass sehr warm und definiert wiedergegeben:

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Aktiver Bass, mit Tonestack-EQ alle Regler auf 5 (12 Uhr) Aktiver Bass, mit Shape-, Brite- und Deep-Filter Aktiver Bass, mit Shape-, Brite- und Deep-Filter plus Grafik-EQ mit Mittenabsenkung Aktiver Bass, mit Overdrive

Zuletzt noch ein Beispiel mit einem aktiven Bass im Playback. Zuerst mit einer kleinen Solopassage, in der man sehr schön den HiFi-Charakter aktiver Bässe hören kann. Dann aber, wenn es in die tiefe Begleitpassage geht, entfaltet sich ein schöner „Growl“-Charakter, der durch Fülle und Wärme besticht, wie sie vor allem durch Röhren erzeugt wird.

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Aktiver Bass, im Playback
Wir haben dem KILO ausgiebig auf den Zahn gefühlt, und das Ergebnis ist wirklich sehr gut
Wir haben dem KILO ausgiebig auf den Zahn gefühlt, und das Ergebnis ist wirklich sehr gut
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Pat sagt:

#1 - 27.01.2013 um 03:02 Uhr

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Habt ihr die Fotos selbstgemacht? Soweit ich weiß ist das doch das alte Vorserienmodell, das so nie produziert wurde. Die Potis sind jetzt wohl komplett anders positioniert, nur hat offenbar kein Online-Shop jemals die Bilder getauscht.Das müsste die richtige Version sein:
http://www.idmusic.nl/media...

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Oliver sagt:

#2 - 27.01.2013 um 06:24 Uhr

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Hallo Pat,die Fotos zeigen den Amp, so wie er von mir getestet wurde und vom Vertrieb angeboten wird.mit herzlichen GrüßenOliver

Profilbild von Izep

Izep sagt:

#3 - 13.05.2013 um 19:28 Uhr

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Hallo Pat!
Du täuschst dich. Das von dir genannte Foto zeigt die erste, nie veröffentlichte Version des KILO.Habe meinen Kilo im Dezember vergangenen Jahres nach rund einem Jahr verkauft. Die Ausstattung ist zwar prima, mir war er allerdings deutlich zu schwer und auch klanglich nicht durchsetzungsfähig genug.
Mittlerweile steht hier ein TC Electronic RH750 auf meiner Box.Grüße

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Viersaiter sagt:

#4 - 23.09.2013 um 21:51 Uhr

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Ich habe den Kilo nun auch schon eine ganze Zeit und kann nur sagen, dass ich bisher alle meine Vorstellungen eines Basstons damit verwirklichen konnte. Für mich hat der Amp nur einen Schwachpunkt und das ist der Kompressor. Wenn man den über 12 Uhr (5 am Amp)fährt geht die Lautstärke dramatisch zurück. Bei extremen Einstellungen lässt sich das auch nicht mehr vollends ausgleichen. Basser mit aktivem Bass haben da allerdings die Möglichkeit den -15db-Schalter ausgeschaltet zu lassen. Da der Kompressor offensichtlich vor dem Gainregler ist kann man so den Kompressor auch extremer vordern ohne Lautstärkeverluste hinnehmen zu müssen.

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Christian Bartels sagt:

#5 - 15.11.2015 um 06:51 Uhr

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Spiele den Kilo jetzt auch eine Weile. War weniger geplant als eine Gelegenheit (gebraucht wie neu in OVP fuer unter 600). Toller Amp.der aber Aufmerksamkeit fordert. EHER fuer Leute die gerne an ihrem Sound basteln und oder flexibel sind. Einzige Schwaeche wie.vom.Vorgaenger schon erwaehnt ist der Kompressor. Der OD taugt zum anzerren, fuer boese taugt er nix. Aber leicht angezerrt mit Pedalunterstuetzung ist wie ein.Ampeg auf Speed. Macht Spass. Nicht zu verachten ist die Stereoendstufe.
Habe eine Marshall 2x15 und eine Marshall 4x10 als Turm in jeweis 4 ohm dran. Ist ein starkes Setup mit Druck und Klang und Reserve ohne Ende. Satte 2x500 Watt. Klar ist er schwer, aber ich brauche mir keine Sorgen zu machen das ich den Kilo von der Box ziehe wenn ich mal aufs Kabel trete. Von mir eine klare Empfehlung.

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