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Harley Benton HB JA-60 OW Test

Mit der Harley Benton HB JA-60 lässt sich die Thomann Hausmarke von einem weiteren Klassiker inspirieren, diesmal unverkennbar aus Fenders Portfolio. Die E-Gitarre aus der Vintage-Serie kommt stilecht in einem gedeckten Weiß mit zwei Pickups im P90-Stil – zumindest äußerlich eine durchaus gelungene und stilechte Vintage-Gitarre.

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Aber was stutzig macht, ist der Blick aufs Preisschild. Dort stehen ganze 129 Euro, ein Betrag, der entweder Neugier weckt oder Vorurteile schürt. Ich entscheide mich für die Neugier und stürze mich in den Test, um vielleicht auch das eine oder andere Vorurteil ausräumen zu können.

Details

Optik/Verarbeitung:

Die Inspiration zu der in China gefertigten HB JA-60 liegt unverkennbar in einer Fender Jazzmaster, was allein schon die typische Form des Korpus zeigt. Dieser besteht bei unserer Testgitarre aus Linde und ist deckend im Farbton Olympic White lackiert, eine Arbeit, die keinen Anlass zur Kritik gibt.

Fotostrecke: 5 Bilder Vintage ist angesagt und so hat auch Harley Benton passende Modelle im Programm,…

Ein dreilagiges Schlagbrett im Tortoise-Stil beherbergt die gesamte Elektronik, bestehend aus den beiden Roswell JM-ADWH AlNico-5 Vintage Style P90-Pickups und dem dazugehörigen Dreiwegschalter, der sich unterhalb des Hals-Pickups befindet. Auch die Klinkenbuchse und ein Tone- sowie ein Volume-Regler sind auf dem Pickguard beheimatet. Passend zur Korpusfarbe sind auch die Pickup-Kappen und die mit genügend Widerstand agierenden Potis im typischen Creme-Weiß gehalten, was für ein stimmiges Bild sorgt.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Vintage Optik wird soundmäßig durch zwei Pickups im P90-Style unterstützt.

Die Saiten werden in den Stop-Bar eingefädelt und über einen Steg im Tune-o-matic-Stil mit sechs individuell einstellbaren Saitenreitern geführt.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Harley Benton HB JA-60 besitzt kein Tremolosystem,…

Ein Blick auf die Rückseite zeigt lediglich die Befestigung des Halses, der mit vier Schrauben am Korpus fixiert ist und bombenfest in der exakt gefrästen Halstasche sitzt. Natürlich dürfen auch die beiden Gurtpins nicht fehlen, die an altbekannten Stellen zu finden sind und mit Gummi unterlegt wurden, um den Korpus an diesen Stellen vor Beschädigungen zu bewahren.

Auf den mit einem weißen Binding eingefassten Hals aus kanadischem Ahorn wurde ein Palisandergriffbrett geleimt, in das 21 Medium-Jumbo-Bünde eingelassen sind. Allerdings zeigen sich die Bundkanten hier und da etwas scharfkantig, und auch was das Nachpolieren anbetrifft, gibt es Optimierungsbedarf. Aber angesichts des wirklich extrem niedrigen Preises gehören nicht nur solche kleinen Mängel für mich zu den Tatsachen, die man erwarten kann und mit denen man rechnen muss.Weiße Block-Inlays im Griffbrett und kleine schwarze Punkte im Binding sorgen für die nötige Orientierung.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Hals aus kanadischem Ahorn sitzt sauber in der Halstasche und ist dank des Cutaways bis in die hohen Lagen gut bespielbar.

Weiter geht es in Richtung Kopfplatte, aber bevor die Saiten auf die Kluson-Style-Mechaniken treffen, überqueren sie einen 42 mm breiten weißen Kunststoffsattel. Der Zugang zum Double-Action-Halsstab befindet sich direkt hinter diesem und ist ohne Abdeckung frei zugänglich. Das passende Werkzeug findet sich im Karton, in dem das Instrument geliefert wird. Ein Klinkenkabel sowie drei Plektren sind ebenfalls beigelegt.
Die Kopfplatte ist, wie erwähnt, passend zur Korpusfarbe weiß lackiert und zwei Stringtrees bringen D-, G-, H- und hohe E-Saite auf das Niveau der Mechaniken. Letztere arbeiten für meinen Geschmack etwas schwergängig, halten aber die Stimmung. Die JA-60 besitzt eine Fender-typische Mensur von 648 mm und bringt 3154 Gramm auf die Waage.
Bis auf den Zustand der Bünde gibt es verarbeitungsseitig nichts zu beanstanden, was ich bei einem Preis von nicht einmal 130 Euro wirklich sehr beachtlich finde.

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Praxis

Sound/Bespielbarkeit:

Schon beim trockenen Anspielen zeigt sich die JA-60 solide, und das meine ich durchaus positiv. Zwar wird man von einer E-Gitarre in dieser Preislage kaum extravagante Schwingungseigenschaften erwarten, aber das heißt noch lange nicht, dass günstige Gitarren grundsätzlich nicht gut klingen. Allerdings sind die aufgezogenen .010 – .046 Saiten stumpf und haben ihre besten Tage lange hinter sich, weshalb ich einen frischen Satz aufgezogen habe. Und siehe da, schon schwingen die Saiten durchschnittlich lang und gleichmäßig aus. Die Gitarre reagiert unmittelbar auf die Anschläge mit einem drahtigen, perkussiven Klang.

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Die Harley Benton neigt zur Kopflastigkeit – kein Wunder, denn 3154 Gramm sind nicht wirklich viel für eine E-Gitarre, und ein Ahornhals und sechs Mechaniken haben nun mal ihr Gewicht. Der Hals besitzt ein C-Shape und liegt satt in der Hand – Freunde von Rennhälsen werden hier jedenfalls nicht bedient, hier ist eher Vintage angesagt. Allerdings wurde bei der Einstellung des Instrumentes nicht akkurat gearbeitet, was auch zu einem Punktabzug führt, denn gerade Budget-Instrumente sind für beginnende Musiker interessant und da ist es wichtig, dass die Gitarre richtig intoniert. Ansonsten klingen richtig gegriffene Akkorde schief und schmälern den Spielspaß und die Motivation. Hier war also vor dem eigentlichen Praxistest etwas Nachjustieren angesagt.

Ich bin gespannt, wie die Harley Benton am Verstärker agiert und schließe sie an meinen Testamp an, einen Marshall JVM 410, der eine 2 x 12″ Box mit Vintage 30 Speaker antreibt. Das Cabinet nehme ich mit einem SM57 ab und bearbeite die Audiofiles klanglich natürlich nicht weiter.
Los geht es mit dem cleanen Kanal des Marshalls, dabei spiele ich alle drei Positionen des Dreiwegschalters an und beginne mit dem Hals-Pickup.

Audio Samples
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Clean: Alle drei Pickup-Kombinationen

Heraus kommt ein mittiger, warmer Sound, der die typischen Klangeigenschaften der jeweiligen Pickup-Konfiguration aufweist. Der Hals P90 liefert erwartungsgemäß einen dickeren Ton, in der Mittelstellung geht es knackiger und drahtiger zu und der Steg-Tonabnehmer punktet mit einem durchsetzungsfähigen, mittigen Sound. Alle drei Positionen lassen sich wunderbar im Bandkontext einsetzen und besitzen genügend Persönlichkeit.
Weiter geht es mit einer Rhythmusfigur, auch hier schalte ich pro Durchgang durch alle drei Positionen, beginnend am Hals-PU.

Audio Samples
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Clean: Alle drei Pickup-Kombinationen, Rhythmusgitarre
Die JA-60 lässt sich gut spielen und kann auch klanglich überzeugen, lediglich der Hals-Pickup klingt etwas schwammig im Bassbereich.
Die JA-60 lässt sich gut spielen und kann auch klanglich überzeugen, lediglich der Hals-Pickup klingt etwas schwammig im Bassbereich.

Der im Audio zuvor beschriebene Klangeindruck der drei Schalterstellungen lässt sich eins zu eins auf dieses Beispiel übertragen; hier lässt sich aber auch die direkte und perkussive Ansprache gut heraushören. Alle Sounds besitzen einen warmen Grundcharakter und setzen sich auf angenehme Weise ab. Dabei spielen natürlich die P90-Pickups eine tragende Rolle.
Für das folgende Beispiel habe ich in den Crunch-Kanal des Marshalls geschaltet und spiele wieder alle drei Positionen an.

Audio Samples
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Crunch: Alle drei Pickup-Kombinationen

Der Hals-Pickup überzeugt nicht so recht am angezerrten Amp, er klingt zu dick und schwammig. Dafür klingt die Mittelposition und gerade der Steg-P90 umso besser. Ein P90 liefert bekanntermaßen mehr Output als ein herkömmlicher Singlecoil, ist dabei aber nicht so fett wie ein Hubmucker, was am Steg für einen etwas schmalerer, dafür aber sehr durchsetzungsfähigen und frechen Rocksound sorgt. In der Mittelposition kommen mehr Höhen ins Spiel und sorgen für einen glasigen “Jangle-” Sound.
Ich erhöhe den Zerrgrad am Amp und spiele wieder die drei Positionen an.

Audio Samples
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Juicy Crunch: Alle drei Pickup-Kombinationen

Interessanterweise zeigt sich der Pickup am Hals hier weniger muffig als im Beispiel zuvor, bleibt aber immer noch dick im Klangbild, was für schwammige Bässe sorgt. Die Mittelposition marschiert da schon wesentlich frecher los und kann wie auch der Stegtonabnehmer solo gefallen. Die JA-60 ist ein echtes Rockbrett und liefert authentische, punchige Sounds!
Die letzen beiden Beispiele habe ich mit einem satten Crunch und anschließend mit einem High-Gain-Sound aufgenommen. Wieder schalte ich die Positionen durch und beginne am Hals. Das volle High-Gain-Brett ist zwar nicht unbedingt das Metier von P90 Pickups, da sie wie Singlecoils sehr anfällig für Nebengeräusche sind, trotzdem lassen sich ausgesprochen interessante Sounds generieren.

Audio Samples
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Distortion-Riff: Alle drei PU-Kombinationen Heavy Riff: Alle drei PU-Kombinationen

Gut, den Hals-Pickup würde ich für Riffs in den unteren Lagen nicht unbedingt einsetzen, dafür überzeugt mich der Steg-P90. Er liefert einen frechen, mittigen Klang, der beim Achteln in der Lage ist, die Energie, die beim Anschlagen der Saiten zustandekommt, sehr natürlich zu wandeln. Der Musiker kann so sehr gut seinen Ton mit dem Anschlag formen.

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Fazit

Mit der JA-60 hat Harley Benton eine weitere Gitarre im unteren Preissegment im Programm, die klanglich und spielerisch überzeugen kann, vor allem, wenn man sich ihren Preis vor Augen führt. Es ist wirklich erstaunlich, auf welch hohem Niveau die Gitarre gefertigt wurde. Einzig die Bearbeitung der Bünde und die Einstellung der Intonation waren bei unserem Testinstrument nicht optimal. Davon abgesehen ist das Preis-Leistungsverhältnis sehr gut und nicht nur für Anfänger interessant. Wer auf der Suche nach einer mit P90 bestückten Gitarre ist, die auf vernünftigem Niveau gefertigt wurde und gut klingt, dabei aber nicht viel Geld ausgeben möchte, sollte sich die HB JA-60 auf jeden Fall einmal näher anschauen.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis
  • variabler P90-Sound
  • gute Bespielbarkeit
  • bis auf wenige Details gut verarbeitet
Contra
  • Bundkanten nicht optimal abgerichtet
  • Oktavreinheit ab Werk nicht optimal eingestellt
  • Saiten beim Testmodell nicht mehr ganz frisch
Artikelbild
Harley Benton HB JA-60 OW Test
Für 169,00€ bei
Mit der Harley Benton JA-60 erhält man eine gut bespielbare und klanglich variable Gitarre in Vintage-Optik zum Hammerpreis.
Mit der Harley Benton JA-60 erhält man eine gut bespielbare und klanglich variable Gitarre in Vintage-Optik zum Hammerpreis.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Harley Benton
  • Modell: HB JA-60 OW
  • Herstellungsland: China
  • Korpus: Linde
  • Farbe: Olympic White
  • Hals: Ahorn
  • Griffbrett: Palisander
  • Halsprofil: C
  • Bünde: 21
  • Mensur: 648 mm
  • Sattelbreite: 42 mm
  • Pickups: 2x Roswell JM-ADWH AlNico-5 Vintage Style P90
  • Regler: 1 x Volume, 1x Tone
  • Schalter: Dreiwege-Pickupschalter
  • Hardware: Deluxe Chrom
  • Steg: Tune-o-matic Style
  • Mechaniken: Kluson-Style
  • Gewicht: 3154 Gramm
  • Besonderheiten: Matched Headstock, Double Action Halsstab
  • Ladenpreis: 129,00 Euro (Juni 2017)
Hot or Not
?
…in unserem Fall die an die Jazzmaster angelehnte HB JA-60 in Olympic White.

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Kommentieren
Profilbild von Shane McGill

Shane McGill sagt:

#1 - 23.06.2017 um 21:12 Uhr

0
Profilbild von Gioi Geniale

Gioi Geniale sagt:

#2 - 23.09.2019 um 17:15 Uhr

0

Habe eine solche Gitarre. Sehr schöne Optik.Spielt sich gut, liegt gut in der Hand. Die Stimmmechaniken hakeln manchmal. Ein Aspekt des tiefen Preises.Die P90 geben ordentlich SaftIn der Mittenposition kann man authentische Surf Sounds geniessen. Tönt sogar ohne Deley oder Tremolo schon echt.Zum Solieren in höheren Lagen spricht sie mir etwas zu wenig an. Was natürlich Kritik auf hohem Niveau ist.
Cooles Teil, das hält, was es verspricht.

    Profilbild von Gioi Geniale

    Gioi Geniale sagt:

    #2.1 - 24.04.2021 um 17:48 Uhr

    0

    "Zum Solieren in höheren Lagen spricht sie mir etwas zu wenig an." Kreuzfalsch.
    Ich spielte damals im Proberaumüber einen kleinen 15WTransistor Amp, der nie mit dem Vox AC4TV mithalten kann.Also Berichtigung: Beim Solieren muss ich etwas abdämpfen, dass es uns nicht zu sehr in den Ohren klingelt.

    Antwort auf #2 von Gioi Geniale

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