Wie man weiß, haben Produkte aus dem Land der aufgehenden Sonne schon lange nichts mehr mit den unsäglichen Kopien gemein, mit denen vor Jahren der Markt überschwemmt wurde. Im Gegenteil: Viele der aktuellen Instrumente und elektronischen Geräte entsprechen absolut den Maßstäben, die man in Europa und den USA anlegt, und so musste sich schon so mancher westliche Hersteller eingestehen, dass die Produkte aus China qualitativ mindestens seinen eigenen entsprechen.
Auch die Instrumente der Thomann Eigenmarke Harley Benton werden in erster Linie in China gefertigt – und überwiegend zu so günstigen Preisen angeboten, dass man sich verwundert die Augen reiben möchte. Das hat uns neugierig gemacht und wir wollten wissen, wie sich die Instrumente der Marke in einem bonedo Test schlagen würden. Gesagt, getan! Als erste Testkandidatin haben wir uns die Harley Benton CLD-10CE ausgesucht, eine Dreadnought-Westerngitarre mit Tonabnehmersystem.
Anzeige
DETAILS
Korpus Die Harley Benton CLD-10CE besitzt die klassische Formgebung einer Dreadnought und ist zusätzlich mit einem Cutaway ausgestattet. Schon beim Auspacken fällt die schöne und sehr fein gezeichnete massive Fichtendecke ins Auge, die durch einen doppelt eingelegten Streifen entlang des Deckenrandes begrenzt wird, auch Herringbone genannt. Das Schalloch wird von einem sauber gearbeiteten Abalone-Inlay umrandet, das sich optisch sehr schön in das Gesamtbild einfügt. Ein dunkelbraun lasierter Steg aus einem Stück Palisander beherbergt die Saiten, die von schwarzen, mit Perlmutt verzierten Pins am Platz gehalten werden. Bei der verbauten kompensierten Stegeinlage aus weißem Hartplastik wurde die Auflage für die H-Saite für eine bessere Intonation etwas nach hinten versetzt. Die nicht symmetrisch gespiegelte Decke ist hochglanzlackiert, wobei die untere Hälfte eine Nuance dunkler ist als die obere, was aber keinesfalls unangenehm auffällt. Die Zargen und der aus zwei schön gemaserten Hälften zusammengesetzte Boden bestehen aus Sapele, einer afrikanischen Mahagoni-Art.
Die gesamte Deckenkonstruktion wird im Inneren durch ein sogenanntes X-Bracing stabilisiert. Zum ersten mal eingesetzt wurde dieses Prinzip vom amerikanischen Gitarrenhersteller Martin, der übrigens auch als Erfinder der berühmten “Dreadnought“-Form gilt. Schon 1950 kamen die ersten Gitarren mit der X-förmigen Deckenbeleistung auf den Markt. Bei unserer Testkandidatin ist der Boden mit vier Leisten in Leiteranordung verstärkt. Insgesamt fällt auf, dass sich an keiner Stelle irgendwelche Leimreste oder unsaubere Klebestellen ausmachen lassen –in dieser Preisklasse eine echte Überraschung!
Hals Der Hals aus dunkelbraunem Mahagoni ist im Bereich des 14. Bundes mit einem ebenfalls Mahagoni-farbenen Halsfuß an der Zarge befestigt. Der Halsstab lässt sich bequem mit dem beiliegenden Inbusschlüssel von der Korpusseite her justieren. Die Bünde sitzen vorbildlich entgratet und poliert im dunklen Palisandergriffbrett und garantieren der Greifhand ungehindertes Agieren in allen Lagen. Der Sattel weist mit einer Breite von 44 mm Normmaße auf. Abalone-Inlays erleichtern das Orientieren auf dem Griffbrett. Zusätzliche dazu helfen sogenannte Mikro-Dots auf der Halskante bei der Navigation über die 20 Bünde.
Kopfplatte Die im klassischen Design gehaltene und angewinkelt angebrachte Kopfplatte ist sauber verarbeitet und bietet keinerlei Anlass zur Kritik. Genau so wenig wie die leichtgängigen und präzise arbeitenden Mechaniken, die durch die Kombination aus goldfarbenem Metall und schwarzen Kunststoff-Stimmflügeln zum positiven optischen Gesamteindruck des Instruments beitragen. Last, but not least findet sich am oberen Ende der Kopfplatte das eingelegte Abalone-Herstellerlogo.
Elektronik Das Gitarrensignal wird mithilfe eines Fishmann-Pickups mit Aero Plus Preamp an die im unteren Gurtknopf eingebaute Klinkenbuchse weitergeleitet. Der Preamp sitzt in der Zarge oberhalb der Taille, wo er in jeder Spielposition sehr gut erreichbar ist. Das eingebaute Stimmgerät kappt bei Bedarf automatisch das elektrische Signal und ist auch auf der dunkelsten Bühne optimal ablesbar. Regler für Bass, Mid, Treble und Brilliance helfen den Sound den eigenen Ansprüchen anzupassen. Zusätzlich dazu lassen sich störende Frequenzen mit einem Notchfilter punktgenau herausfiltern. Eine rote LED warnt rechtzeitig vor einer leeren Batterie, ohne die der Preamp seine Arbeit nicht verrichten kann. Im Falle des Falles ist der Energiespender schnell und einfach durch Betätigen eines praktischen Klick-Verschlusses ausgetauscht.
Anzeige
PRAXIS
Das Instrument liegt gut in der Hand, alles fühlt sich vertraut an und lädt zum entspannten Jammen ein. Der Korpus ruht ausgewogen und komfortabel in den Armen des Spielers – im Sitzen wie im Stehen. Durch den Cutaway lässt sich die Dreadnought bis in die höchsten Lagen überaus angenehm spielen, wobei eventuell die Saitenlage manchem Spieler etwas hoch erscheinen könnte – vor allem beim Solieren. Allerdings ist dieser kleine Makel mithilfe des im Lieferumfang enthaltenen Inbusschlüssels und ein wenig Justierarbeit am Halsstab schnell behoben. Bund- und Oktavreinheit sind von Werk ab makellos, was auch bei wesentlich teureren Marken nicht unbedingt eine Selbstverständlichkeit ist.
Ein erstes rein akustisches Anspielen der CLD-10CE bringt das erwartete Ergebnis: Der Korpus aus Sapele liefert einen tief-mittigen Sound, die Fichtendecke sorgt für eine direkte Ansprache.
Schauen wir jetzt einmal, in welcher Art und Weise das verbaute Fishman-Tonabnehmer-System seine Arbeit verrichtet. Für eine optimale elektrische Signalführung während der Recording-Session sorgte übrigens ein Vovox-Kabel in Verbindung mit einer Avalon U5 DI-Box. Die Klangcharakteristik, die schon unverstärkt zu hören war, kommt auch über den Pickup voll zur Geltung- satt und mit einer Betonung im unteren Mittenbereich.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Finger-PickingPlek-PickingStrum
Egal bei welcher Spielweise, ob puristisch mit den Fingern gezupft, mit dem Plektrum gepickt oder geschlagen, immer setzt sich das volle, mittig-warme Signal durch. Der von Piezo-Tonabnehmern häufig produzierte schrille Anschlagssound bleibt hier erfreulicherweise aus – auch das durchaus nicht die Regel bei Instrumenten in dieser Preisklasse. Hier sticht die Tatsache, dass man den Job der Signalabnahme/Verstärkung einem auf diesem Gebiet extrem erfolgreichen System überlassen hat. Klasse!
Dank ihres sehr ausgewogenen akustischen Sounds, weiß sich die CLD-CE10 aber auch über ein Mikrofon sehr gut in Szene zu setzen. Abgenommen habe ich sie klassisch mit einem AKG C414 in Verbindung mit einem Universal Audio Preamp.
Audio
Samples
0:00
/
0:00
0:00
Strum-Mikro
Angenehm satt machen sich die Töne breit. Zwar fällt der Bass-Bereich meiner Meinung nach eine Spur zu üppig aus, das lässt sich aber mit dem EQ leicht in den Griff kriegen. Ich denke das Ergebnis spricht für sich!
Und wenn man mal nicht spielt, macht es sich die Gitarre im mitgelieferten Koffer bequem.
Anzeige
FAZIT
Schon beeindruckend, was Harley Benton uns mit der CLD-10CE in Qualität und Klang zu bieten hat, und das zu einem unschlagbaren Preis. Natürlich kann man von einer Gitarre, die für weniger als 500 Euro angeboten wird, nicht die Performance eines 3000 Euro-Instruments erwarten. Aber dass sie locker mit Gitarren in der Eintausender-Preislage mithalten kann, ist sicher. Hinzu kommt, dass der elektronische Teil der Gitarre nicht irgendwelchen No-Name-Teilen überlassen bleibt, sondern mit einem Fishman-Pickup und -Preamp bewährte und zuverlässige Komponenten vorweisen kann. Zieht man noch den gut verarbeiteten Koffer ins Kalkül, in dem das Instrument angeliefert wird, dann muss man diesem Angebot das Prädikat sehr empfehlenswert bescheinigen.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Facebook. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Instagram. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von X. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.