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G&L JB-5 Test

Einen passiven Jazz Bass nach dem Vorbild von Leo Fenders Verkaufsschlager suchte man im Portfolio von G&L über viele Jahrzehnte vergeblich, obwohl Meister Leo Fender die Company Ende der Siebziger Jahre zusammen mit George Fullerton selbst gegründet hat. Ungefähr 30 Jahre später beschloss man bei G&L allerdings doch, Leos Meisterstück zu huldigen, und brachte eine passiven Jazz Bass mit dem typischen asymmetrischen Korpus und Alnico-Singlecoils auf den Markt. Der JB, so der Name des G&L-Modells, ist allerdings keine plumpe Kopie des Fender-Modells, sondern sollte mit seinen G&L-typischen Features, wie beispielsweise der “Saddle-Lock Bridge” und den “Ultra-Lite-Tunern” vielmehr als Weiterentwicklung des legendären Originals gesehen werden. Der Jazz Bass aus Fullerton stieß in der Szene auf regen Zuspruch und schnell wurde die Nachfrage nach einem fünfsaitigen Modell des JB laut. Im Jahre 2016 hatte das lange Warten schließlich ein Ende, denn G&L brachte den langersehnten JB-5 endlich auf den Markt. Heute freue ich mich auf einen ausgiebigen bonedo-Test dieses Modells!

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Details

Als ich den schicken Tolex-Koffer öffne und ein ersten Blick auf den JB-5 werfe, fühle ich mich spontan in die Disco-Zeit der 70er-Jahre zurückversetzt. Mein Testkandidat kommt nämlich in einem aufsehenerregenden Glitzerlook, mit dem man in jeder Bee-Gees-Coverband punkten kann!
Aber Spaß beiseite, das aufpreispflichtige USA-Premier-Finish heißt “Turquoise Metal Flake” und schimmert je nach Lichtverhältnis mal grün, mal eher bläulich. Glitzer-Flakes im Lack sorgen zudem für eine sehr spezielle, fast schon dreidimensionale Optik der Oberfläche. Selbstverständlich kann der JB-5 aber auch in traditionelleren Finishes bestellt werden, denn die Auswahl an Lackierungen ist bei G&L riesengroß.
Gleiches gilt für die Optionsliste der in den USA gefertigten G&L-Bässe. Für viele Parameter, wie beispielsweise den Halsradius, das Halsprofil, das Material der Bünde oder die Holzart von Korpus und Griffbrett, gibt es mehrere Optionen, so dass das mir vorliegende JB-5-Modell nur eine von vielen Möglichkeiten darstellt.

Fotostrecke: 6 Bilder Der mitgelieferte Koffer verbirgt wirkungsvoll …

Für den Korpus meines Testbasses kam Basswood zum Einsatz; eine leichte Holzart, die zur Lindenfamilie zählt. Der vierfach verschraubte Hals besteht aus einem Streifen Hard Rock Maple und für das Griffbrett wurde Palisander verwendet – eine traditionelle und tausendfach bewährte Kombination.
Im Griffbrett sitzen 20 Bünde im Medium-Jumbo-Format und große runde Perlmutt-Punkte als Lagenmarkierungen. Als weitere Zusatzoption wurde für meinen Testkandidaten ein sogenannter “Matching Headstock” gewählt – die Kopfplatte wurde also ebenfalls mit dem extravaganten Korpus-Finish “Turquoise Metal Flake” versehen.

Fotostrecke: 4 Bilder Penibel abgerichtete Medium-Bünde und …

Keine Optionen stellt G&L allerdings in Sachen Hardware bereit und verbaut bei allen Modellen die bewährten und im eigenen Hause entwickelten Komponenten. Auch beim JB-5 kommen folglich die G&L Ultra-Lite-Stimmmechaniken und die von Leo Fender entwickelte Saddle-Lock-Bridge zum Einsatz.
Ein besonders Merkmal dieser außerordentlich soliden und stabilen Stegkonstruktion ist der tief in das Korpusholz greifende Metallblock, der für eine noch bessere Übertragung der Schwingung sorgen soll. Darüber hinaus können die Saitenreiter mit einer kleinen Schraube an der unteren Flanke der Brücke fixiert werden, um etwaige Vibrationen oder eine unbeabsichtigte Verstellung der Reiter zu verhindern.

Fotostrecke: 5 Bilder Nicht nur optisch hat dieser Bass einiges zu bieten – …

Für den Sound sind bei diesem Bassmodell zwei Alnico-5-Singlecoils aus eigenem Hause zuständig, die im typischen JB-60’s-Spacing von ca. 9 cm zueinander installiert wurden. Geregelt wird der fünfsaitige Jazz Bass natürlich klassisch mit je einem Volumeregler pro Tonabnehmer und einer Tonblende zum Absenken der Höhen.

Fotostrecke: 5 Bilder Für die Schwingungsabnahme stehen …

So viel zu den Features des JB-5. Mir bleibt zum Schluss des Detail-Kapitels nur noch zu erwähnen, dass ich ein weiteres Mal echt begeistert bin von der hohen Material- und Verarbeitungsqualität des G&L-Basses. Die gePLEKte Bundierung wurde an den Seiten perfekt abgerundet, der Hals sitzt ultra genau in der Ausfräsung, und die spektakuläre Lackierung weist keinerlei Fehler auf. Davon könnte sich sogar so manche Boutique-Schmiede gerne noch eine Scheibe abschneiden.

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Praxis

Ein häufig auftretendes Problem bei relativ traditionell konstruierten Fender-artigen Fünfsaitern ist die unliebsame Kopflastigkeit. Der im Vergleich zu einem Viersaiter breitere Hals addiert (genau wie die zusätzliche fünfte Stimmmechanik) einiges an Gewicht, das für ein perfekte Balance des Basses ausgeglichen werden muss. G&L erreicht dies zum einen durch die Verwendung von ausgesuchten Hölzern, und zum anderen durch sehr leichte Stimmmechaniken, die mit Achsen aus Aluminium ausgestattet sind.
Bei meinen Testkandidaten greifen diese Maßnahmen perfekt, denn er hängt hervorragend ausbalanciert am Körper und wirkt dadurch deutlich leichter, als er mit seinen 4,3kg in Wahrheit ist. Darüber hinaus beeindruckt der JB-5 mit einem äußerst hohen Spielkomfort: Der Hals ist sehr flach und trägt auf dem Rücken ein dezentes Satin-Finish, das sich sehr organisch anfühlt. Grooves in den tiefen Lagen gehen auf dem Flitzehals genauso leicht von der Hand wie komplexe Lines oder Akkorde jenseits des zwölften Bundes.

Fotostrecke: 2 Bilder Traditionell-schlicht, aber auch detailverliebt – G&Ls fünfsaitiger Jazz Bass …

Zum hohen Spielkomfort tragen auch die etwas engeren Saitenabstände von 18 mm an der Brücke (Standard sind 19 mm) einen guten Teil bei. Natürlich profitieren besonders Bassisten davon, die gerne Akkorde spielen und virtuose Fingerstyle-Soli abfeuern. Für Slap-Spezialisten ist das engere Spacing anfangs vielleicht etwas ungewohnt, nach einer Anpassungsphase lassen sich aber sicherlich auch sämtliche Daumen-Techniken auf dem JB-5 mühelos ausführen.
Und wie sieht es nun in Sachen Sound bei dem in den USA gefertigten Fünfsaiter aus? Vielversprechend, würde ich sagen, denn der JB-5 klingt schon rein akustisch gespielt absolut klasse. Die Tonentwicklung ist über das gesamte Griffbrett gleichmäßig, und der Bass verfügt über jede Menge Sustain. Lediglich am fünften Bund auf der G-Saite klingt der Ton etwas schneller ab, davon abgesehen leistet sich der Schraubhals-Bass allerdings keinerlei Schwächen. Am Verstärker performed der JB-5 dann, für mich kaum überraschend, absolut überzeugend und liefert Jazz-Bass-Sounds in bester Qualität.Hier ein Beispiel mit beiden Tonabnehmern und voll aufgedrehter Höhenbende.

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Beide Pickups

Mit beiden Tonabnehmer voll aufgedreht, liefert der JB-5 den warmen Sound, den man mit Jazz-Bässen aus den 60er-Jahren verbindet. Der G&L-Fünfer kommt allerdings etwas wuchtiger und aufgeräumter daher. Die H-Saite klingt zudem wirklich hervorragend: der Sound passt perfekt zu den anderen Saiten und jeder Ton ist gut definiert.

Dieser G&L-Zögling liefert die weltberühmten Jazz-Bass-Sounds selbst auf der H-Saite absolut überzeugend!
Dieser G&L-Zögling liefert die weltberühmten Jazz-Bass-Sounds selbst auf der H-Saite absolut überzeugend!

Der knurrige Jaco-Sound mit den Bridge-Pickup im Solomodus gehört für jeden Jazz Bass zum Pflichtprogramm! Erstaunlich, wie tragfähig und rund der JB-5 in dieser Einstellung klingt – er benötigt wirklich keinerlei Bassunterstützung vom EQ des Amps. Für den Clip habe ich lediglich die Höhen mit der Tonblende zu etwa 50 Prozent abgesenkt.

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Bridge-Pickup, Blende: 50%

Wer es noch fetter mag, blendet einfach komplett auf den Halstonabnehmer – der fünfsaitige Jazz Bass liefert dann einen äußerst fundamentstarken Precision-artigen Sound, der sich hervorragend für simple Groove-Arbeit eignet. Für einen vintagemäßigeren Charakter habe ich die Tonblende im Clip wieder zu etwa 50 Prozent zugedreht. 

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Neck-Pickup, Blende: 50%
Keine Frage, hier wurde Leos Konzept optimal auf einen modernen Fivestring-Bass übertragen!
Keine Frage, hier wurde Leos Konzept optimal auf einen modernen Fivestring-Bass übertragen!

Im letzten Audiobeispiel hört ihr schließlich den Slapsound, für den ich beide Tonabnehmer und die Tonblende des JB-5 voll aufgedreht habe. Auch in dieser Disziplin schneidet der passive Fünfsaiter aus dem Hause G&L hervorragend ab: Er entwickelt einen knackigen Daumensound mit Punch und Strahlkraft, wie man es von einem erstklassigen Jazz Bass erwartet! 

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Beide Pickups, Slapping
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Fazit

Mein Test-Exemplar schlägt mit knappen 2.500,- Euro zu Buche – in der Tat ein Menge Geld für einen passiven Jazz Bass. Vergessen sollte man dabei aber nicht, dass der JB-5 aus feinsten Materialien in Kalifornien hergestellt wird und einer PLEK-Behandlung zur Bundabrichtung unterzogen wurde, die im Geschäft mindestens 200,- Euro kostet. Das Ergebnis ist dementsprechend – der JB-5 fühlt sich an wie ein hochwertiger Boutique-Bass und lässt sich ungeheuer komfortabel spielen. Und auch klanglich überzeugt der Fünfsaiter von G&L mit wirklich erstklassigen Jazz-Bass-Sounds und einer perfekt integrierten H-Saite. Wer einen fünfsaitigen Jazz Bass sucht und dabei nicht gerade auf jeden Euro schauen muss, sollte den JB-5 deshalb auf jeden Fall auf der Liste haben und, wenn möglich, gründlich testen!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • erstklassige Jazz-Bass-Sounds
  • sehr hoher Spielkomfort
  • gePLEKte Bundierung
  • tadellose Verarbeitung
  • hochwertige Hardware
  • diverse Optionen bei der Bestellung möglich (Halsradius, Halsbreite …)
Contra
  • hoher Preis (für einen passiven Jazz Bass)
Artikelbild
G&L JB-5 Test
G_L_JB5_TURQFLK_RW_BAS_PH_QS_3PP_003FIN
Wahnsinn, was ist das denn bitte …
Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: G&L
  • Modell: JB-5
  • Herstellungsland: USA
  • Korpus: Basswood, Turquoise Metal Flake Finish, 3-Ply Parchment Pickguard
  • Hals: geschraubt, Quartersawn Hard Rock Maple, Palisander-Griffbrett, Medium-Jumbo-Bünde, PLEK Bundabrichtung, White Pearl Face Dots, Modern C5-Profil, Sattelbreite: 1,775“, Radius: 9,5“, Satin Clear Finish, Matching Headstock
  • Hardware: G&L Lock Saddle Bridge, G&L Ultralite Tuners
  • Tonabnehmer: G&L Alnico 5 Singlecoils
  • Regler: Volume, Volume, Tone
  • Gewicht, ca. 4,3kg
  • Zubehör: Koffer (Deluxe Black Tolex), Werkzeug, Dokumente
  • Preis: 2.429,- Euro (UVP)
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