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Gitane DG-300 JJ Test

KORPUS
Schmal und grazil schaut sie auf den ersten Blick aus, die DG-300. Genaue Messungen sprechen dann allerdings eine ganz andere Sprache. Je nach Messpunkt wird auf der flachen Decke eine Breite von maximal 40 cm und minimal 25,5 cm an der Taille gemessen. Zum Vergleich: Auch die Decke der  Dreadnought hat eine maximale Breite von etwa 40 cm. Die Zarge hat eine Tiefe zwischen minimal 9,00 cm am Hals und maximal 10,5 cm am Trapez. Damit gibt es nur geringfügige Abweichungen im Vergleich zur Zarge einer Konzertgitarre mit üblicherweise 9,5 cm oder 10,00 cm. Es ist wohl der lange Hals mit der extralangen Mensur von 68 cm, der eine „optische Täuschung“ auslöst und den Body der DG-300 im Verhältnis kleiner in Erscheinung treten lässt, als er in Wirklichkeit ist.

Massive Fichte, leicht gelblich schimmernd und mit schöner seidiger Struktur wurde zu einer fabelhaften Decke zusammengefügt. Auch der klare hochglänzende “Age Toner” (Vintage Look) wurde hauchdünn von Meisterhand aufgetragen, um der flachen Decke ein gesteigertes Schwingungsverhalten zu erhalten. Ein Schlagbrett wurde nicht angebracht, allerdings kann die Gitarre zum Schutz der schönen Oberfläche problemlos mit einem selbstklebenden Deckenschoner nachgerüstet werden, denn beherzter Einsatz steht wohl auch dem Gypsy-Stile-Rhythmusgitarristen zu.

Der leicht gewölbte Boden mit zwei spiegelbildlich und ohne Mittelstreifen gelegten Platten und die beiden symmetrischen Zargen sind aus gleichmäßig gewachsenem und attraktiv gezeichnetem ostindischen Palisander gefertigt. Der abgerundete Cutaway soll dem Solisten Ausflüge in den Hochtonbereich ermöglichen.

Das Binding im bunten Tortoise-Style schützt rundum die Kanten am Boden und an der Decke. Außerdem verziert ein doppelter eingelegter sogenannter Herringbone-Streifen aus Ebenholz den Deckenrand.

Das ovale Schallloch prägt das Erscheinungsbild der Gitarre erheblich, obwohl es sich historisch etwas später durchgesetzt hatte. In den ersten Selmer-Herstellungsjahren erlangten die Django-Modelle mit einem großen, D-förmigen Schallloch Berühmtheit. Eine Rosette mit dunkelbraunen Holzeinlagen umrahmt das Oval und betont die Wertigkeit des Instruments. Brücke (Steg) und Saitenhalter bilden zwei separate Einheiten. Die DG-300 präsentiert hier wieder ihr modernes Gesicht und möchte keine Zweifel aufkeimen lassen, dass sie eine echte Jazzgitarre ist, wenngleich mit flacher Decke.

Saiten sowohl mit Ball- als auch mit Loop-Enden (Schlingen) können an speziellen Vorrichtungen am goldenen Trapez-Saitenhalter befestigt werden, der außerdem im Zentrum mit einer rechteckigen Tortoise-Einlage verschönt wurde. Struktur und Farbe des Materials korrespondieren mit dem Binding am Decken- und Bodenrand.

Die sechs Saiten werden über eine kompensierte Brücke aus dunkelbraunem Ebenholz geführt. Der schmale, aber sagenhafte 25 cm ausladende “Moustache”, der an einen gezwirbelten Schnurrbart erinnert, ist ein typisches Merkmal und gibt der DG-300 ein unverwechselbares Aussehen. Eine Besonderheit bietet die Brückenkonstruktion. Das Zentrum ist beweglich und wird zwischen den beiden Endstücken eingeklemmt, die fest mit der Decke verleimt sind. Die Oktav- und Bundreinheit wird mit horizontalen Bewegungen des Mittelstücks eingestellt, während die verleimten Endstücke die exakte vertikale Ausrichtung der eigentlichen Brücke gewährleisten, die so nicht mehr nach rechts oder links verrutschen kann, weil sie nicht nur durch den Auflagedruck der Saiten fixiert wird.

Bei den meisten Brücken alter Jazzgitarren sind die Auflagen der einzelnen Saiten gestaffelt, um eine bessere Intonation zu gewährleisten. Auch bei der Brückenkonstruktion der DG-300 soll diese Konstruktion das Problem der Längenkompensation lösen. Die älteste und einfachste Form der Deckenbeleistung ist das so genannte „Leiter-Bracing“, dass hier vom Hersteller verwendet wird. Es verdankt seinen Namen dem Umstand, dass seine Streben wie die Sprossen einer Leiter aussehen. Die erste Leiste befindet sich oberhalb des ovalen Schalllochs unter dem Griffbrett. Eine zweite erblickt man unter dem Schallloch, und eine dritte nicht sichtbare wohl unter dem Steg.Ein forschender Blick durch das Schallloch ins Innere zeigt außerdem drei kräftige, quer angebrachte Bodenleisten, die spiegelbildlich mit der Deckenbeleistung korrespondieren. Diese Bodenstreben dürften wohl auch eine subtile Auswirkung auf den Klang haben. Boden und Decke werden mit schlichten, dünnen Holzleisten, die an Fußleisten erinnern, mit den Zargen verbunden. Die Reifchen, die normalerweise entlang der Nahtstellen eingesetzt werden, fehlen hier.

HALS
Aus einem gediegenen Stück Mahagoni ist der flache, einteilige Hals geformt. Die Krümmung lässt sich mit einem eingelegten Stahlstab justieren, die entsprechende Mutter erreicht man über das ovale Schalloch.
Das Spiel in den oberen Lagen wird durch einen flachen, angesetzten Halsfluss aus Mahagoni nicht beeinträchtigt. Er ist mit dem schmalen Halsblock stabil verleimt.

Für das nicht eingebundene Griffbrett wurde feinstes Ebenholz verarbeitet.
21 schlanke Bünde mit hohen Kronen zeigen eine glänzende Politur und sind perfekt abgerichtet. Die Griffbrettverlängerung zum Schallloch für die beiden oberen Saiten – bei einigen alten Maccaferri-Selmer Modellen üblich – fehlt bei diesem Modell. Die Größenverhältnisse des Griffbretts weisen wieder Ähnlichkeiten mit denen einer Steel-String auf. Allerdings ist es geringfügig breiter, denn am Sattel misst man 4,6 cm, wogegen eine Steel-String dort etwa zwei Millimeter weniger vorweisen kann. Am 14. Bund ist die Breite 5,8 cm, bei der Steel-String etwa 5,4 cm. Auch der Halsansatz der DG-300 befindet sich, wie bei einer Steel-String üblich, am 14. Bund.

Die lange Mensur ist typisch für die Maccaferri-Selmer Instrumente aus den 30er Jahren. Sie umfasst gewaltige 68 cm. Im Allgemeinen kann man sagen: je länger die Mensur, desto lauter klingt die Gitarre. Die größere Spannkraft soll außerdem die Obertöne besser übertragen. Aufgrund der größeren Saitenspannung soll das Bespielen der Gitarre allerdings auch schwerer fallen. Dazu später mehr.Schlichte ovalförmige Perlmutteinlagen verzieren die Bünde 5, 7, 10, 12 und 17. Kleine weiße Punkte aus Kunststoff auf der Randkante bilden eine optische Ergänzung dazu. An die ungewöhnliche Markierung im 10. Bund muss man sich erst einmal gewöhnen.

Ein Nullbund bestimmt Saitenlage und Saitenhöhe. Es besteht kaum ein Zwischenraum zum Sattel, der nur noch für die Führung der Saiten zuständig ist. Befürworter des Nullbundes meinen, und das meines Erachtens zu Recht, dass gegriffene und offene Saiten identisch klingen müssen und der Klang nicht von den unterschiedlichen Materialien Metall und Kunststoff beeinflusst werden soll. Auch GITANE hat diese europäische Erfindung übernommen.

KOPFPLATTE
Die gefensterte, leicht abgewinkelte Kopfplatte ist auf der Unter- und Oberseite mit dunklem Palisander verblendet.
Die offenen, goldenen Mechaniken, die im Look einer klassischen Konzertgitarre daherkommen, wurden mit feinen Intarsien verziert. Auf jeder Seite der Kopfplatte arbeiten drei weiße Kunststoffwirbel präzise und fein. Die DG-300 präsentiert sich damit wieder von ihrer klassischen, konservativen Seite.

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Wayne sagt:

#1 - 11.07.2012 um 18:22 Uhr

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Wäre ja alles schön und gut wenn der Gitarrist bei den Hörbeispielen auch Gypsy Like spielen würde.
Dieser Rhythmus ist nämlich kein La Pompe und die Melodielinie nicht mit Reststroke gespielt.
Die Gitarre hört sich richtig gespielt wesentlich besser an.

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