Gibson SG 2018 Walnut Limited Run Test

Der Gibson SG Bass hat absolut das Potential zum Kultbass! Neben den Vertretern aus der anderen großen amerikanischen Gitarrenschmiede führt er zwar zugegebenermaßen eine Art Schattendasein, allerdings macht genau das seinen Reiz aus: Man sieht ihn einfach nicht so häufig! Eigentlich ist sein Name ja auch nicht SG Bass, sondern EB-3. Die Ähnlichkeit zum Gitarrenmodell Gibson SG brachte ihm jedoch den Beinamen “SG Bass” ein. Bereits 1961 erblickte dieses Modell das Licht der Welt und wurde zunächst bis 1979 produziert. Die bekanntesten SG-Spieler waren Jack Bruce (Cream) und Andy Fraser (Free). Seit geraumer Zeit ist der SG nun wieder standardmäßig in Gibsons Portfolio und wird behutsam verbessert, ohne die Tradition zu vergessen. Als Special gibt es immer wieder limitierte Auflagen (Limited Runs) des SG-Basses, was sich auf die Farbe bzw. das Finish bezieht. Jüngster Spross ist der “2018 Walnut Limited Run”. Und genau dieser liegt heute zum Test auf meinem Schreibtisch!

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Details

Wer bei “Walnut” – genau wie ich – sofort an Walnuss-Holz denkt, liegt falsch: Sowohl Korpus und Hals des Gibson SG sind wie gewohnt aus Mahagoni. Das “Walnut” bezieht sich auf die bräunliche Farbe, die wohl durch eine entsprechende Beize zustande kommt und noch mit einem transparenten Lack überzogen wird. Auf diese Weise ist er gut geschützt und lässt dennoch die Maserung des Holzes erkennen.
Das legendäre Design mit seinen spitzen Korpus-Hörnern hat schon etwas Diabolisches – und damit natürlich einen enormen Rock’n’Roll-Faktor. Vielleicht hat das aber auch damit zu tun, dass man bei seinem Anblick einfach zwangsläufig immer an Agnus Young von AC/DC erinnert wird.

Fotostrecke: 6 Bilder Im Lieferumfang des Gibson SG_Basses …

Ebenfalls auffallend sind die beiden Tonabnehmer mit ihren Chromkappen. Gerade der Halspickup kann schon problemlos als Schminkspiegel dienen. Ein Update zum Ur-Modell findet man an der Brücke. Sie liegt mittlerweile vollflächig auf dem Korpus auf, die Verstellung der Höhe erfolgt über zwei große Schrauben an der rechten und linken Seite.
Bezüglich der Elektronik gibt es nicht viel zu berichten: Natürlich ist der Gibson SG Bass passiv ausgelegt – was denn auch sonst? Jeder Tonabnehmer besitzt ein eigenes Volumen-Poti, und die einzige Möglichkeit den Klang zu beeinflussen, ist die (für beide Pickups zuständige) passive Höhenblende. Mehr braucht ein Klassiker wie dieser einfach nicht! Die typischen Top Hat (Hutform)-Knöpfe in Schwarz/Silber runden das authentische Bild optimal ab.

Fotostrecke: 6 Bilder Der fette sogenannte Mudbucker ist der wichtigste Tongenerator dieses Bassmodells!

Eine Besonderheit des Gibson SG-Basses war schon seit jeher seine kurze Mensur: Statt der üblichen 86,4 cm (34 Zoll) kommt er nur auf 77,4 cm (30,5 Zoll). Dies hat natürlich Auswirkungen auf Sound und Bespielbarkeit, dazu aber später mehr im Praxis-Teil. Wie erwähnt besteht auch der Hals aus Mahagoni, allein das Griffbrett wurde aus Palisander gefertigt. Ein nettes optisches Detail sind die für Gibson typischen Trapez-Inlays. Auf der schwarzen Kopfplatte befindet sich neben den Stimmmechaniken auch der Zugang zum Halsspannstab.
Alles in allem wirkt der aus USA-Produktion stammende Bass sehr solide verarbeitet, ohne jedoch in diesem Bereich in meinen Augen übermäßig zu glänzen. Das passt aber bestens zu seinem Charakter, seiner Geschichte, seinem bevorzugten Einsatzzweck – und ergibt daher für mich ein sehr stimmiges Gesamtbild!

Fotostrecke: 5 Bilder Die nach hinten abgewinkelte Kopfplatte …

Praxis

Durch die kürzere Mensur schrumpft natürlich auch der Korpus, so dass die Proportionen wieder stimmen. Ein bisschen wirkt der Gibson SG dadurch wie ein Spielzeug – und ist entsprechend kinderleicht zu bespielen, denn auch die Saitenspannung ist geringer und beide Hände müssen somit weniger Energie aufwenden.
Und obwohl aus dichtem Hartholz Mahagoni gefertigt, wiegt der Bass gerade mal 3,4 Kilogramm. Das ist wirklich ein toller Wert, wenn man mehrstündige Proben oder Gigs mit ihm bestreiten möchte. Allerdings kommt das geringe Gewicht fast immer mit einem Nachteil, und die heißt Kopflastigkeit. Auch der SG Bass bleibt davon nicht verschont, denn nicht zuletzt die fast schon überdimensioniert wirkenden Stimmmechaniken begünstigen diesen Umstand natürlich.

Fotostrecke: 2 Bilder Die vier Tuner am Headstock führen bei diesem Leichtgewicht …

Die Saitenlage ist für einen Vintage-Bass, der sich hauptsächlich im Bereich Rock wohlfühlt, durchaus komfortabel und frei von Nebengeräuschen. Werte wie bei einem modernen Edelbass darf man hier freilich nicht erwarten. Einzig der lackierte Hals führt nach einiger Spielzeit zu einem gewissen Bremseffekt, und die Werkseinstellung der Oktavreinheit ist leider auch suboptimal. Ab dem 12. Bund klingt es vor allem auf der G- und D-Saite schon recht schief.
Ein Punkt, an den ich persönlich mich erst gewöhnen musste, ist der nahezu maximale Abstand der Pickups. Durch diese Eigenart fehlt nämlich die gewohnte Ablagefläche für den Daumen der Anschlaghand. Hier braucht man daher einfach etwas Zeit, bis man sich an diesen Umstand anpasst. Immerhin liefern die Pickups dank ihrer Positionen eben jenen charakteristischen Gibson-SG-Sound. Und genau diesen wollen wir jetzt unter die Lupe nehmen!

Fotostrecke: 2 Bilder Die Bespielbarkeit dieses Shortscale-Basses ist hervorragend, obwohl sich der eine oder andere …

Eines ist klar: Von einem transparenten, direkten und detailreichen Ton sollte man sich gleich verabschieden! Das lässt sich schon beim bloßen Anblick erkennen und bestätigt sich im Handumdrehen bei einem akustischen Test. Tiefmittig und hemdsärmelig kommt dieser Bass daher! Aber seien wir ehrlich: Die oben genannten klanglichen Attribute sind auch in keiner Weise das Ziel eines Gibson SG, oder? Stattdessen wurde er nur für einen Zweck gebaut: Rock’n’Roll!

Fotostrecke: 2 Bilder Was aus diesem Bass kommt, ist Rock’n’Roll pur – da darf man …

Also, Kabel rein und Amp an! Begrüßt werde ich erst einmal durch ein deutliches Surren und ein leichtes Brummen – selbst bei zugedrehten Volumen-Potis. Das deutet auf ein Problem mit der Masse hin. Berühre ich die Saiten oder die Brücke, verschwinden die Geräusche allerdings, begleitet von einem leichten Knacken. Das ist wirklich nicht schön und scheint auf eine schlampige Verdrahtung und Abschirmung der Elektronik zurückzuführen zu sein. Immerhin: Im Spielbetrieb mit den Händen an den Saiten spielt es keine Rolle!
Hier ein paar Soundfiles für euch:

Audio Samples
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Beide Pickups Beide Pickups Neck-Pickup Neck-Pickup, Tone: 75% closed Beide Pickups Neck-Pickup

Ohne Drums und in den höheren Lagen gespielt, macht sich die schlampige Einstellung der Oktavreinheit schnell bemerkbar, wie man in den nachfolgenden Beispielen gut hören kann:

Audio Samples
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Bridge-Pickup Neck-Pickup

Tja, was soll man sagen? “It’s only Rock and Roll but i like it!”. Der Gibson SG liefert exakt das, was man von einem Gibson SG erwartet: einen runden, tiefmittig-kehligen Sound, der sich im Mix vornehm zurückhält, aber unaufgeregt das nötige Low End liefert. Viele Variationsmöglichkeiten gibt es hier nicht; braucht es bei derart viel Authentizität aber auch nicht. Der Hals-Tonabnehmer dominiert klar das Geschehen, mit dem Bridge-Pickup kann man je nach Geschmack immerhin etwas mehr Definition hinzufügen. Im alleinigen Betrieb ist er aufgrund seiner doch schon sehr nahen Position zur Brücke im Bandkontext weniger brauchbar.

Dieser Gibson SG liefert einen zeitlos-klassischen Rockton!
Dieser Gibson SG liefert einen zeitlos-klassischen Rockton!

Fazit

“What You See Is What You Get!” Dieser Satz trifft sicher auf viele Klassiker zu, und ganz besonders auf den Gibson SG 2018 Limited Run. Ein durch Hölzer, kurze Mensur und Position der Tonabnehmer dominierter Ton mit ganz viel eigenem Charakter sorgt hier für das entsprechende Fundament im Bandkontext. Flexibilität, Detailreichtum, Auflösung und Transparenz interessieren dieses Modell nicht, aber diesen “Mangel” kontert es spielerisch mit ganz viel Charakter. Im Geburtsjahr des Gibson SG wurden eben ganz andere Anforderungen an einen Bass gestellt – und diese erfüllt er noch immer! Zudem sieht er sehr sexy und authentisch aus. Zusammen mit einem Vollröhrenamp, einer 2x15er-Box oder einer guten Röhren-DI-Box fürs Studio befindet man hier ohne Frage im siebten Rock’n’Roll-Himmel. Dank der kurzen Mensur von 774 mm, des entsprechend kleinen Bodies und des geringen Gewichts lässt er sich zudem sehr angenehm bespielen. Allerdings übertreibt es Gibson an der ein oder anderen Stelle mit dem Rock’n’Roll-Faktor: Kleine bis mittlere Schwächen bei der Verarbeitung verzeiht man einem Original aus 1961 gerne. Bei einem Modell aus dem Jahre 2018 sollten vor allem Dinge wie das Problem mit der Masse jedoch eigentlich nicht mehr passieren! Trotz dieser kleinen Wermutstropfen finde ich den Preis für einen in den USA gefertigten Bass mit entsprechender Geschichte und Kultfaktor noch in Ordnung. Einen hochwertigen Koffer, Gurt und Werkzeug gibt es nämlich zum Glück sogar obendrauf!

PRO:
  • eigenständiger Ton
  • sehr gute Bespielbarkeit
  • geringes Gewicht
  • coole Optik
CONTRA:
  • Masse-Problem der Elektronik
  • mangelhafte Werkseinstellung der Oktavreinheit
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Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Gibson
  • Herkunftsland: USA
  • Modell: SG 2018 Limited Run
  • Body: Mahagoni
  • Hals: Mahagoni
  • Griffbrett: Palisander
  • Mensur: 774 mm Mensur ( 34Zoll)
  • Bünde: 20
  • Brücke: Babicz
  • Tonabnehmer: Gibson Rhythmn SG, Gibson Lead SG
  • Gewicht: 3,4 kg
  • incl. Koffer, Gurt, Werkzeug
  • Preis: 1299,- € (Stand Januar 2019)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • eigenständiger Ton
  • sehr gute Bespielbarkeit
  • geringes Gewicht
  • coole Optik
Contra
  • Masse-Problem der Elektronik
  • mangelhafte Werkseinstellung der Oktavreinheit
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Gibson SG 2018 Walnut Limited Run Test
Für 829,00€ bei
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