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GFI System Synesthesia Test

Das GFI System Synesthesia vereint zwei identische Modulationseinheiten in einem Pedal, die sich sowohl unabhängig voneinander als auch seriell, parallel und in Stereo nutzen lassen. Mit je 38 verschiedenen Effekt-Algorithmen kann jede Kombination aus zwei Modulationseffekten als Preset gespeichert, mit individuellen Expression- und Routing-Optionen versehen und bei Bedarf per MIDI gesteuert werden. Neben den klassischen Modulationseffekten wie Tremolo, Vibrato, Chorus/Flanger und Phaser verfügt das Synesthesia über eine große Auswahl an artverwandten Algorithmen für Filter-, Octaver- und Arpeggiator-Effekte und hat sogar ein Delay und ein Reverb mit an Bord.

GFI System Synesthesia Test

Dank eines ausgeklügelten Steuerungssystems lassen sich alle Effektparameter und Einstellungen beim Synesthesia direkt am Pedal vornehmen und auch bei den Anschlüssen hat der amerikanische Hersteller mit einem Kombi-Ausgang für externe Steuerungs-Optionen, einer FX-Loop mit Pre- und Post-Routing und einem USB-Anschluss für den Betrieb via Software-Editor nicht gespart.

Ob bei einem solch üppigen Funktionsumfang am Ende noch Wünsche offen bleiben, wird der folgende Test zeigen.  

Gehäuse/Optik

Das Synesthesia sitzt in einem stabilen grauen Metallgehäuse mit den Maßen (BxHxT) 122 x 62 x 120 mm, wiegt 588 g und wird mit USB-Kabel und englischsprachiger Kurzanleitung geliefert. Die Oberseite beherbergt insgesamt acht Potis in drei verschiedenen Größen, die sowohl gedreht als auch gedrückt werden können. Hinzu kommen insgesamt sieben ein- oder zweifarbige LEDs, ein zweizeiliges LCD-Display und zwei Fußtaster.

Fotostrecke: 3 Bilder Modulation x 2 heißt es im GFI System Synesthesia Pedal.

Während die MIDI-Anschlüsse (In/Thru) auf der hinteren Seite des Gehäuses zu finden sind, liegt ein Großteil der Ein- und Ausgänge sowie der Anschluss für ein nicht im Lieferumfang enthaltenes Standard-9V-Netzteil (mind. 240 mA) an der Stirnseite des Pedals. Von links gesehen findet man hier die Eingangsbuchse, eine Multifunktionsbuchse namens ACE zur externen Steuerung (für Fußschalter, Steuerspannung oder Expression-Pedal), den USB-Typ-B-Anschluss und die beiden Ausgangsbuchsen (Out-L/Out-R). Sollte im Mono-Betrieb nur die Out-L-Buchse belegt sein, ist es möglich, den zweiten Ausgang per Schalter (Stereo Out <-> Pre/Post) in eine Send-Buchse zu verwandeln. Die kann dann mit der an der linken Gehäuseseite liegenden Return-Buchse kombiniert werden, um externe Effekte (oder sogar eine Verstärker-Vorstufe) einzuschleifen. Im Pre/Post-Modus ist es so möglich, für jedes Preset zu entschieden, ob das Synesthesia vor oder hinter der Schleife liegen soll.

Fotostrecke: 5 Bilder Anschlussmöglichkeiten zur Einbindung in das Pedalboard befinden sich an der Gehäuseseite und der Stirnseite.

Bedienung/Konzept

Grundsätzlich lässt sich das Synesthesia wie zwei unabhängige Pedale mit identischen Regelmöglichkeiten in einem Gehäuse begreifen und im sogenannten Stompbox-Modus (rote Fußschalter-LEDs) auch genau so betreiben. Hier kann jede der beiden Seiten (Y und X) mit einem der 38 Effekt-Algorithmus belegt und für sich an- und ausgeschaltet werden. Im Preset-Modus (gelbe Fußschalter-LEDs) hingegen wird mit jedem der beiden Fußschalter eine fertige Kombination aus zwei Effekten (Patch) aufgerufen und man muss sich entscheiden, welches der beiden Patches (A oder B) man hören möchte. Egal in welchem Modus man sich befindet, entspricht jede Kombination aus zwei Einzeleffekten oder zwei Patches einem Preset, von denen insgesamt 16 auf dem Pedal gespeichert werden können. Die Presets sind dabei in einem System von vier Gruppen (Pages) à vier Presets organisiert, bei dem die vier LEDs über dem Display das Preset (1-4) und eine Zahl im oberen rechten Rand des Displays die Gruppe (1-4) anzeigen.

Fotostrecke: 3 Bilder Dank eines ausgeklügelten Steuerungssystems lassen sich alle Effektparameter und Einstellungen beim Synesthesia direkt am Pedal vornehmen.

Die Namen der Presets und die enthaltenen Effekte kann man den beiden Zeilen des Displays entnehmen, während die Reihenfolge und das Routing der Effekte zwischen den beiden Algorithmennamen erscheint (<-<- = Seriell, + = Stereo-Mix, || = Stereo-Split). Sollte der rechte Fußtaster mit der optionalen Tap-Tempo-Funktion belegt oder ein entsprechendes Pedal angeschlossen sein, gibt die blaue LED zwischen den Potis Auskunft über das Tempo.

— Grafik Algorithmen —

Jedes Poti kann am Synesthesia auf vier Arten bedient werden, indem es entweder gedreht (turn), gedrückt (push or tap), gedrückt und gehalten (hold) oder gedreht und gehalten (twist) wird. Auf der ersten Ebene können so die primären Effektparameter wie Speed, Depth und Tweak (Mix, Dry, Sensitivity o.ä.) durch Drehen geregelt werden, während sekundäre Effektparameter per Twist erreichbar sind. Hat man einen der primären Effektparameter eingestellt, kann durch längeres Halten und anschließendes Drehen eine zweiter Poti-Wert für Expression-Funktionen eingestellt werden. Dieser Wert entspricht dann der Zehenposition eines angeschlossenen Expression-Pedals oder dem Zielwert beim sogenannten „Ramping“, einer alternativen Expression-Option, die durch Halten des Fußtasters gesteuert wird. Es können insgesamt drei primäre Parameter gleichzeitig bearbeitet werden, wobei das Tempo des Rampings durch einmaliges Drücken für jedes Poti festgelegt wird (slow/fast).

Die Endlos-Rasterpotis namens Y und X werden sowohl im Stompbox- als auch im Preset-Mode dazu genutzt, den jeweiligen Effekt-Algorithmen auszuwählen (Drehen) oder zu aktivieren/deaktivieren (Drücken). Das X-Poti kann zudem per „twist“ durch die 16 gespeicherten Presets wandern und das Y-Poti erlaubt den Zugriff auf die globalen Routing-, MIDI und Control-Optionen. Zusammen gedrückt ändern Y und X die Reihenfolge der Algorithmen eines Patches, während sie zusammen gehalten ein Preset abspeichern.

Auch die Fußtaster haben mehrere Funktionen und können neben der Anwahl eines Effektes oder Patches noch das Ramping auslösen (Halten), aufwärts durch die Presets wandern (gleichzeitig Drücken) und zwischen den beiden Betriebs-Modi Stompbox und Preset wechseln (gleichzeitig Halten). Das Ramping simuliert dabei die Bewegung eines Expression-Pedals von der Fersen- zur Zehenposition beim Halten und die entsprechende Rückwärtsbewegung beim Loslassen des Tasters.

— Grafik Software-Editor —

Der kostenlose Software-Editor (https://www.gfisystem.com/download-synesthesia) ist für Windows und Mac erhältlich und kann zur Bedienung und Verwaltung aller Funktionen des Synesthesia und für Firmware-Updates genutzt werden.

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Getestet wird das GFI Synesthesia mit Telecaster, Strat und Les Paul im Stereo-FX-Loop eines Line 6 HX Stomp mit einem Deluxe-Reverb-Preset und einer Impulsantwort von CabIR.

Grundsätzlich gehört unser Proband nicht zu der Sorte Pedal, die sich ohne Weiteres selbst und ohne Manual erklärt und so braucht es einige Zeit, sich im Preset-Modus zurechtzufinden und die Bedienung der auf vier Arten verwendbaren Potis zu beherrschen. Zum Kennenlernen der Effekte empfiehlt es sich, zunächst durch die Werks-Presets zu wandern und bei Bedarf einen der beiden Algorithmen zu deaktivieren oder die Reihenfolge zu tauschen. Für das Erstellen eigener Presets und das Eintauchen in alle Effektparameter und Routing-Optionen ist der Anschluss an den Software-Editor beinahe Pflicht. Dieser funktioniert zwar einwandfrei, ist aber nach heutigen Maßstäben (z. B. Line 6) nicht mehr ganz auf der Höhe der Zeit. Das betrifft sowohl die etwas altbackene Grafik als auch die Tatsache, dass der Editor die Bedienelemente nicht „spiegeln“ kann. So werden Änderungen an den realen Potis nicht im Editor abgebildet und umgekehrt auch nicht, sodass man sich für eine Art der Bedienung entscheiden muss, wenn man den Überblick behalten möchte. Ein weiteres kleines Ärgernis stellt die lediglich auf der Platine befestigte und sehr tief im Gehäuse sitzende Netzteilbuchse dar, die mit etwas dickeren Netzteilsteckern (z. B. Boss PSA 230S) nicht komplett erreicht wird und dann zu Aussetzern neigt.

Preset Mode

Die 32 Presets sind größtenteils geschmackvoll und nicht zu überladen programmiert und wirken an vielen Stellen sehr inspirierend. Man ist zudem immer wieder überrascht, welch ungewöhnliche Sounds sich aus der Kombination mit Octaver Shifter und Slow Volume (Auto-Swell) ergeben, insbesondere weil diese beiden Algorithmen als Sekundär-Effekt ein Reverb bzw. Delay mit an Bord haben. In rhythmischen Passagen ist beim Octave Shifter leider eine recht deutliche Latenz wahrnehmbar, die für ein DSP-gesteuertes Pedal ungewöhnlich hoch erscheint und unter Umständen der „Doppelbelegung“ mit dem Reverb-Algorithmus geschuldet ist. Wir hören sieben exemplarische Presets aus allen Bänken, deren Parameter gar nicht oder nur sehr subtil verändert wurden.

Audio Samples
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Phaser -> Dynamic Tremolo Octave Shifter -> Tri-Chorus Vibrato -> Envelope Phaser Horn Rotary + Drum Rotary Formant -> Octave Shifter Envelope Filter -> Octave Shifter Slow Volume -> Dyna Flanger
Das GFI System Synesthesia punktet mit einem großen Funktionsumfang und hoher Qualität der Effekte.

Stompbox Mode

Als Nächstes hören wir eine Auswahl klassischer Modulationseffekte im Stompbox-Modus, also ohne Kombination mit einem zweiten Algorithmus. Hier bestätigt sich der positive erste Eindruck, denn alle Algorithmen klingen absolut hochwertig und praxistauglich. Besonders hervorzuheben sind hier die verschiedenen Arpeggiator-Modi und die gelungenen Interpretationen des Boss Dimension C und des Uni-Vibes.

Audio Samples
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Tremolo (Triangle/Sine/Square) Envelope Filter Chorus (Dimension/Chorus/Tri-Chorus) Flanger (Dyna Flanger/Tape Flanger/Sample-Hold Flanger) Phaser/Univibe (Phaser/Envelope Phaser/Faux Univibe) Ring Modulator Arpeggiator (Arp Filter/Arp Flanger/Arp Ring Modulator/Arpeggiator

Routing und Ramping

Die folgenden fünf Praxisbeispiele geben einen groben Überblick über die Routing- und Expression-Optionen des Synesthesia. In den ersten beiden Audio-Files hören wir je eine Effektkombination im Stereo-Mix, dann gesplittet auf je einen Kanal und anschließend kaskadiert in Serie. Auffällig ist hier, wie unterschiedlich sich die Kombination allein durch diese drei Optionen einsetzen lassen. Im dritten und vierten Audiobeispiel werden vorab festgelegte Effektparameter eines Tremolos (Geschwindigkeit und Effekttiefe) und eines Wah-Filters (Filterfrequenz) einmal mit der Ramping-Funktion am Pedal (durch Halten des betreffenden Fußtasters) und dann durch ein angeschlossenes Expression-Pedal gesteuert. Im letzten Beispiel wurde ein JHS 3 Series Fuzz im Loop des Synesthesia platziert und nacheinander hinter und vor das Pedal geroutet. 

Audio Samples
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Octave Shifter -> Slow Volume (mix vs. stereo-split vs. seriell) Drum Rotary -> Horn Rotary (mix vs. stereo-split vs. seriell) Tremolo -> Dyna Flanger (speed/depth ramping) Wah Filter (Expression Pedal) Faux Univibe + Fuzz im Loop (pre/post)
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Das GFI System Synesthesia liefert eine große Auswahl an hochwertigen Modulations-Algorithmen und überzeugt durch den gelungenen Spagat aus kompaktem Design und großem Funktionsumfang. Alleinstellungsmerkmale sind neben der Möglichkeit, zwei Effekte zu kombinieren, vor allem die umfangreiche Arpeggiator-Sektion und die Einbindung von „artverwandten“ Effekten wie Delay, Reverb und Octaver. In Verbindung mit dem simplen, aber gut funktionierenden Software-Editor lassen sich so im Handumdrehen eigenständige und innovative Sounds und Routings basteln, die weit über das hinausgehen, was man von einzelnen Modulationseffekten gewohnt ist. Die Kehrseite des kompakten Layouts ist eine recht komplizierte und wenig intuitive Bedienung per Hand (vier Funktionsebenen pro Poti), bei der sich ein Workflow nur sehr langsam einstellen möchte. Für alle, die das nicht abschreckt und die in Sachen Effektauswahl, Routing- und Steuerungsoptionen vor allem breit aufgestellt sein wollen, wird das Synesthesia vermutlich keine Wünsche offenlassen.

Das GFI System Synesthesia bietet reichhaltige Modulationseffekte mit vielseitigen Routing- und Steuerungsoptionen, die jedoch die Bedienung ohne Software-Editor erschweren.
Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • großer Funktionsumfang
  • hohe Qualität der Effekte
  • vielseitige Routing- und Steuerungsoptionen
Contra
  • recht komplizierte Bedienung (ohne Software-Editor)
  • hohe Latenz beim Octave Shifter
  • Netzteilbuchse sitzt sehr weit im Gehäuse
Artikelbild
GFI System Synesthesia Test
Für 499,00€ bei
  • Hersteller: GFI System
  • Modell: Synesthesia
  • Typ: Dual Modulation Pedal
  • Anschlüsse: In, ACE, USB, Netzteil, Out-L, Out-R/Send, Return, MIDI-In, MIDI-Thru
  • Regler/Schalter: Speed (2x), Depth (2x), Tweak (2x), Y, X
  • Stromversorgung: 9V-Netzteil (nicht im Lieferumfang)
  • Stromaufnahme: 240 mA
  • Abmessungen: (BxHxT) 122 x 62 x 120 mm
  • Gewicht: 588 g
  • Ladenpreis: 499,00 Euro (August 2022)
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