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Gewa G5 Pro BS E-Drumset Test

Mit dem Release des G9 im Jahr 2020 konnte das deutsche Unternehmen Gewa einen eindrucksvollen Start im E-Drum-Sektor aufs Parkett legen. Zu den deutlich herausstechenden Eigenschaften des lange erwarteten Flaggschiffprodukts gehört allerdings nicht nur eine Vielzahl an komfortablen und teils zukunftsweisenden Features, sondern auch ein durchaus imposanter Kaufpreis. Mit dem etwa ein Jahr später erschienenen Gewa G5 bietet der Hersteller nun eine kleine Ausbaustufe des Kits, die etwas weniger luxuriös daherkommt, ihrem Vorgänger im Hinblick auf Klang und Triggerverhalten jedoch in nichts nachstehen soll.


Beim Gewa G5 nun von einem E-Drumset für Sparfüchse zu sprechen, wäre trotzdem nicht ganz angebracht, denn das Kit bewegt sich nach wie vor ganz eindeutig in der oberen Preisklasse. Im Review sehen wir, welche Extras gestrichen wurden und ob das G5 in den wesentlichen Disziplinen wirklich mit dem G9 mithalten kann.

Details

Gleiche Pads, andere Hardware

Das Gewa G5 Pro kommt als vollständig ausgestattetes 5-piece-Kit mit Echtholzkesseln für Kick (18“x14“), Snare (14“x5“) und drei Toms (10“x5“, 12“x5“ und 14“x5“) sowie Beckenpads aus Kunststoff für zwei Crashes (14“), Ride (18“) und Hi-Hats (14“). Bei all diesen Pads handelt es sich um die gleichen hochwertigen Modelle, die auch beim großen Gewa G9 eingesetzt werden, wobei die Drumpads im Falle des G5 Pro BS in einem folierten Black-Sparkle-Finish gehalten sind. Ride und Crashes bieten jeweils drei Zonen mit spielbarer Bow, Edge und Bell sowie einer Chokefunktion zum Abstoppen des Klangs. Die Hi-Hats arbeiten mit einem mechanischen Abstandssensor am unteren Pad und konnten mit ihrer Bespielbarkeit bereits beim G9 auf ganzer Linie überzeugen.

Fotostrecke: 6 Bilder Das 10er Tom des Gewa G5 im folierten Black-Sparkle-Finish.

Auf das in Zusammenarbeit mit DW entwickelte Double-Wing-Rack verzichtet der Hersteller im Falle des G5. Stattdessen ist ein Hardwarepaket aus eigener Produktion enthalten, das neben drei kombinierten Tom-Becken-Stativen, einem Stativ für das Soundmodul und einer Hi-Hat-Maschine erfreulicherweise auch einen Snareständer enthält (anders als beim G9). In Hinblick auf die Wertigkeit kann die Hardware nicht ganz mit dem massiven Rack des großen Bruders mithalten, grundsätzlich geht die Verarbeitungsqualität aber vollkommen in Ordnung. Zumindest an den L-Stücken der Tomhalterungen wären Memory-Locks für einen möglichst zügigen Auf- und Abbau wünschenswert gewesen. Wer plant, das G5 häufig live einzusetzen, der kann entsprechende Kleinteile vom Hersteller der Wahl also gleich mit auf die Einkaufsliste setzen. Bei meinem Testkit wurde auch eine einfache Fußmaschine mitgeliefert, die standardmäßig jedoch nicht im Lieferumfang enthalten ist.

Fotostrecke: 3 Bilder Das Gewa G5 verzichtet auf das massive DW-Rack seines großen Bruders und kommt stattdessen mit kombinierten Tom-Becken-Stativen.

Der Kabelbaum, über den die Pads mit dem Soundmodul verbunden werden, ist beim Testkit noch nicht ganz ideal umgesetzt. Während die Länge der TRS-Kabel für eine Führung über eine Rackstange (wie beim G9) mehr als ausreichend wäre, bemerkt man im Falle des G5, dass sich vor allem Tom 1 und Crash 1 nicht erreichen lassen, wenn das kleine „Multicore“ über den Boden geführt wird. Einer aufgeräumten Optik ist das nicht gerade zuträglich, und auch beim Platzieren des Moduls ist man dadurch ein wenig eingeschränkt. Das Problem ist dem Hersteller bereits bekannt und in einer neuen Auflage sollen längere Kabel enthalten sein. Wer beim Kauf noch die kurze Variante erwischt, kann sich gegebenenfalls mit einigen TRS-Verlängerungen helfen oder stattdessen eigene Kabel verwenden. Genauso wie beim großen Bruder gilt, dass sich der Kabelstrang in einen enthaltenen Kunststoffmantel mit Klettverschlüssen hüllen lässt, was grundsätzlich eine sehr schöne Lösung darstellt, durch die größerer Kabelsalat vermieden wird.

Ein abgespecktes Soundmodul

Neben der Hardware liegen die offensichtlichsten Unterschiede zwischen dem Gewa G5 und seinem großen Bruder beim Soundmodul. Ein ganz wesentlicher Punkt ist jedoch, dass sich an den enthaltenen Sounds nichts ändert. Das Gewa G5 enthält ohne Abstriche alle 40 Kits des G9. Verzichtet wird auf die luxuriösen Extras, wobei in dieser Hinsicht zuallererst der fehlende Touchscreen auffällt. Das Modul des G5 setzt bei der Bedienung auf ein kleines Monochrom-Display (OLED) mit 128 x 64 Bildpunkten in Verbindung mit einer Reihe von sauber verarbeiteten und teils beleuchteten Bedienelementen. Die Abstriche in Hinblick auf die Parametertiefe sind jedoch überraschend gering. So werden beispielsweise die komplett frei gestaltbaren Velocitykurven durch mehrere Presets für lineare, konkave und konvexe Kurven ersetzt. Auch wenn sich die Flexibilität in den Detailbereichen dadurch ein wenig verringert, sollte sich dies in der Praxis von den meisten Anwendern problemlos verschmerzen lassen.

Auch bezüglich der Konnektivität bietet das Modul des G5 nicht ganz so vielfältige Möglichkeiten wie die große Ausbaustufe. Die Anzahl der zusätzlichen analogen Direktausgänge (neben dem Kopfhörerausgang und dem Main-Out) wurde auf vier halbiert und der Monitor-Out sowie der koaxiale S/PDIF-Digitalausgang fallen komplett weg. Das interne Routing bietet jedoch nach wie vor ein ausreichendes Maß an Flexibilität, um in den unterschiedlichsten Situationen bestehen zu können. Weiterhin wurde die Anzahl der Triggereingänge für Pads um zwei frei verwendbare AUX-Ins reduziert und liegt nun bei zwölf. Eine interne WLAN-Schnittstelle ist ebenfalls nicht vorhanden, womit der Zugriff auf den Sound-Store des Herstellers entfällt. Auch hier gilt, dass all diese Punkte für den alltäglichen Einsatz im Proberaum und auf der Bühne akzeptabel sein sollten.

Auf der Haben-Seite stehen nach wie vor zeitgemäße Features wie eine Bluetooth-Schnittstelle zur kabellosen Audio- und MIDI-Verbindung mit einem Smartphone oder Tablet sowie eine USB-Schnittstelle, die das Modul zu einem rudimentären 2-in/2-out Audiointerface macht (einschließlich MIDI über USB). Ein weiterer, auf der Vorderseite untergebrachter Port für einen im Lieferumfang enthaltenen USB-Stick bietet zudem die Möglichkeit, bis zu 100 User-Samples zu importieren, Playbacks abzuspielen und Aufnahmen abzuspeichern, die über die interne Recordingfunktion gemacht wurden. Ebenfalls erwähnenswert ist die interne Effektsuite, die trotz Reduktion einen eigenen EQ und Kompressor pro Kanal, mehrere Master-Effekte und vier Send-Effekte einschließlich der echt aufgenommenen Room-Samples aus dem Studio bietet.

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Praxis

Die Sounds des G9 – ohne Einschränkungen

Das Gewa G5 kommt mit den gleichen 40 Drumkits wie das große G9 und setzt mit seinen über 400 Einzelinstrumenten einen Schwerpunkt auf akustische Drums, bietet aber auch in Hinblick auf Percussioninstrumente und elektronische Sounds ein durchaus ansehnliches Arsenal. Der Library gelingt dabei eine Gratwanderung zwischen einem sauberen und durchsetzungsfähigen, aber dennoch verhältnismäßig natürlichen Grundklang. Ebenfalls positiv anzumerken ist, dass es mir im Gegensatz zu manchem Konkurrenzprodukt schwer fällt, einzelne Sounds zu finden, die aus dem Gesamtbild fallen oder in der Praxis kaum zu verwenden wären. Als einziger kleinerer Kritikpunkt wären einige Ungereimtheiten in den Mixes mancher Kits zu nennen. Wenn z.B. die Hi-Hats im Vergleich zum Rest eines Kits zu laut oder zu trocken sind, dann lässt sich dies aber natürlich problemlos von Hand beheben und in einem der 128 Slots für User-Kits abspeichern.

Audio Samples
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Kit 001: American Vintage Kit 002: Collector’s Kit 006: Fusion Kit Kit 020: 70’s Rock Kit Kit 030: Percussion Setup Kit 032: HipHop Electric

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Mehr Informationen

Es wäre nicht abwegig, zu vermuten, dass die Library bei der Migration auf das kleinere Soundmodul in ihrem Detailreichtum bzw. in der Anzahl der enthaltenen Samples beschnitten worden wäre, um Speicher und Rechenressourcen zu sparen. Dem ist definitiv nicht so. Die wirklich enorme Anzahl an Einzelsamples wurde vollständig aus dem G9 übernommen, und somit gilt auch für das G5, dass z.B. eine Snare alleine für die Center-Artikulation mit 70 bis 100 Dynamiklayern und zusätzlich jeweils bis zu fünf alternativen Round-Robin-Samples kommt.

Velocity-Check Gewa G5

In meinem Test zum Gewa G9 hatte ich trotz dieses außergewöhnlich umfangreichen Sample-Pools einen sanften Machinegun-Effekt bei schnellen Schlagfolgen wahrgenommen, was damit zusammenhing, dass die Attackphasen der Samples bei manchen Instrumenten etwas technisch wirkten. Umso erfreulicher ist es nun, dass es mittlerweile ein Sound-Update gab, das diesen Punkt behebt. Wie der folgende, über MIDI erzeugte Velocity-Check zeigt, fährt das Gewa G5 durch die Velocity-Layer wie ein warmes Messer durch Butter. Dabei klingt das Ergebnis sogar noch etwas lebendiger als eine Referenz, die mit der Rooms of Hansa SDXfür den Toontrack Superior Drummer 3 erzeugt wurde. Beeindruckend!

Audio Samples
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Velocity-Check Snare (Gewa G5, American Vintage Kit) Velocity-Check Snare (Toontrack Superior Drummer 3, Rooms of Hansa SDX)

Gutes Triggerverhalten

Auch wenn sich das Triggerverhalten des Soundmoduls nicht in der gleichen abgründigen Tiefe wie beim großen Bruder bearbeiten lässt, spielt sich das Gewa G5 nach einer kurzen Einarbeitungszeit und einer recht steilen Lernkurve im Bereich der Trigger-Settings sehr gut. Unter anderem ist anzumerken, dass aller Reduktion zum Trotz für alle Padzonen wie z.B. Bow, Edge und Bell eines Beckens separate Velocitykurven vorhanden sind. Fehltrigger oder Übersprecher sind auch dank einer voreingestellten Crosstalkfunktion kein Thema.

Als besonders gelungen empfinde ich das Triggerverhalten der Hi-Hats. Dieses hat sich für meine Wahrnehmung seit meinem Test des G9 sogar noch verbessert. Nach einer unkomplizierten Kalibrierung reagiert das Soundmodul ausgesprochen sensibel auf den Öffnungsgrad, ohne sich durch kräftigere Schläge ernsthaft aus dem Konzept bringen zu lassen. Insbesondere wegen der stolzen acht Öffnungsgrade, mit denen das G5 arbeitet, ist das wirklich bemerkenswert. Und auch wenn in meinem Fall nicht viele Anpassungen nötig waren, bietet das Modul vielfältige Möglichkeiten zur Personalisierung wie z.B. eine Kurve für den Öffnungsgrad zu wählen oder die Empfindlichkeit für Chick- und Splashsounds zu regeln. Auch beim „kleinen“ G5 bleiben in dieser Hinsicht also kaum Wünsche offen.

Akzeptable Latenzwerte

So wie jedes andere aktuelle E-Drumset benötigt das Gewa G5 eine kurze Zeit, um ein Triggersignal aus einem angeschlossenen Pad in ein hörbares Schallereignis umzusetzen. Diese Verzögerung wird als Latenz bezeichnet und entsteht schon alleine aufgrund der nötigen Wandlung von digitalen Audiodaten in ein Analogsignal, das von einem Kopfhörer oder Lautsprecher wiedergegeben werden kann. Im besten Fall beträgt sie drei bis vier Millisekunden. Die Schwelle, ab der die Latenz deutlich spürbar wird, liegt dagegen bei zehn Millisekunden aufwärts – je nach Wahrnehmungsgabe des Musikers.

Die Latenz lässt sich ganz einfach messen, indem man ein Mikrofon an einem Drumpad platziert, dieses zusammen mit dem Soundmodul aufnimmt und den zeitlichen Versatz zwischen den beiden Spuren betrachtet. Das Gewa G5 zieht in dieser Disziplin mit seinem großen Bruder gleich und liegt bei akzeptablen acht bis neun Millisekunden. Zum Vergleich: Schall braucht etwa drei Millisekunden, um einen Meter in der Luft zurückzulegen.

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Fazit

Dem Gewa G5 gelingt auf ganzer Linie das, was es sich vorgenommen hat: Es reduziert das große G9 um einige luxuriöse Extras, senkt dabei deutlich den Preis und bietet dennoch die gleichen hervorragenden Sounds sowie das gute Triggerverhalten des großen Bruders. Auch die Parametrisierung innerhalb des Moduls bleibt dabei überraschend umfangreich und macht nur an wenigen Stellen Abstriche. Als Kritikpunkte fallen nur einige Kleinigkeiten auf. Die fehlenden Memory-Locks an der Hardware lassen sich ohne größeren Kostenaufwand selbst beschaffen, während das kleine „Multicore“ mit den etwas zu kurz geratenen Kabeln voraussichtlich in Kürze vom Hersteller selbst angepasst wird. Wer auf Superfeatures wie das Soundmodul mit Touchscreen sowie das massive DW-Rack verzichten kann, der erhält mit dem Gewa G5 ein E-Drumset der absoluten Spitzenklasse, das sich problemlos mit den Top-Produkten der Konkurrenz messen kann.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • hervorragender Grundklang
  • gutes Triggerverhalten
  • extrem detaillierter Sample-Pool (u.a. acht Öffnungsgrade der Hi-Hats)
  • tiefe Eingriffsmöglichkeiten am Soundmodul
  • hochwertige Echtholzkessel und Beckenpads
  • umfangreiche Ausstattung an Effekten
  • separat regelbare Rooms-Samples
  • Bluetooth-Schnittstelle zum Anbinden von Smartphones/Tablets
Contra
  • keine Memory-Locks
  • Kabelbaum mit teils zu kurzen Kabeln
Artikelbild
Gewa G5 Pro BS E-Drumset Test
Für 2.990,00€ bei

FEATURES UND SPEZIFIKATIONEN:

  • Bezeichnung: GEWA G5 Pro BS
  • E-Drumset
  • Echtholzkessel
  • Hardwarepaket aus eigener Produktion
  • 40 Kits und über 400 Sounds
  • je ein EQ pro Kanal
  • vier Effektkanäle einschließlich Ambience-Samples, Reverb und Multieffektsektion
  • Bluetooth-Schnittstelle
  • 12 Triggerkanäle (6,3 mm TRS)
  • sechs analoge Ausgänge plus Kopfhörerausgang
  • analoger Stereoeingang
  • MIDI-Interface
  • Nebenfunktion als USB-Audiointerface (2-in/2-out), MIDI über USB
  • zusätzlicher USB-Port für Import von Samples/Playbacks
  • Quick-Record-Funktion für unkomplizierte Aufnahmen
  • Preis: EUR 3890,– (Stand: Oktober 2021)

Seite des Herstellers: https://www.gewaelectronics.com/eu/home

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