Das amerikanische Unternehmen Gemini ist eine Traditionsmarke im DJ-Sektor. Ganz dem Trend der zunehmenden Digitalisierung der Musik-Medien folgend, wurde der Plattenspieler TT-1100 USB auf den Markt gebracht. Dank seiner integrierten USB-Schnittstelle kann er Schallplatten mithilfe eines Computers direkt in ein digitales Format umwandeln.
Außerdem bietet der riemengetriebene Turntable Features wie Reverse-Play, einen Phono-Preamp (Line-Out), einen Tonarm in S-Form mit SME Bajonett-Verschluss und vieles mehr. Wir haben für euch geklärt, ob der TT-1100 USB bei einem Preis von 169 € (UVP) qualitativ mit teurerem Profi-Equipment mithalten kann.
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DETAILS
Lieferumfang Zum Lieferumfang des TT-1100 UDB gehört der eigentliche Plattenspieler, ein Netzkabel, ein Cinchkabel (inkl. Masse) und ein USB-Kabel. Ferner erhält der Käufer einen Single-Adapter, ein vormontiertes Tonabnehmersystem auf einer Headshell, eine Filz-Slipmat, eine Software CD-ROM und ein Manual in deutscher Sprache. Letztgenanntes ist zwar recht kurz verfasst, aber dennoch völlig ausreichend. Der Plattenteller muss nach dem Auspacken selbst moniert werden. Dies ist aber mit der Bedienungsanleitung und dem bereits montierten Antriebsriemen kinderleicht.
Erster Eindruck Mit lediglich 4 kg „All-inklusive“ entpuppt sich der Testkandidat nach dem Auspacken als ziemlicher Leichtfuß. Kaum vorzustellen, dass so wenig Gewicht für die (bezüglich Erschütterungen und Bass-Feedback) im professionellen Einsatz nötige Stabilität sorgen kann. Das Design des Gerätes orientiert sich an teureren Battle-Turntables und wirkt sehr ansprechend. Natürlich ist das Gehäuse aus dünnerem Kunststoff gefertigt, als bei den Profi-Modellen. Dennoch sorgt es für eine angemessene Robustheit des gesamten Chassis. Positiv zu erwähnen sind auch die Standfüße, denn sie verfügen über eine wirklich gute Dämpfung und geben dem Gerät außerdem einen sicheren Halt auf rutschigen Flächen. Der grundsätzlich sehr stabile Tonarm hat für meinen Geschmack jedoch etwas zu viel Lagerspiel. Am massiven Aluminium-Plattenteller gibt es wiederum nichts auszusetzen. Er wirkt robust und findet im Chassis des TT einen guten Sitz. Auch die verbauten Tasten, Buchsen und Anschlüsse machen einen hochwertigen und belastbaren Eindruck. Unterm Strich also eine durchaus positive erste Bewertung.
Anschlüsse Auf der Rückseite des TT-1100 USB befinden sich sämtliche Anschlüsse des TT-1100. Rechts wartet eine Buchse für das Netzkabel samt Einschaltknopf. Links sind die Audioanschlüsse untergebracht. Da wären zunächst zwei Cinch-Buchsen (Stereo), an denen entweder ein Phono-, oder ein Line-Signal anliegt. Der entsprechende Umschalter ist direkt daneben platziert. Eine große, griffige Schraube befestigt den Kabelschuh (Masse). Ebenso findet man hier die USB-Schnittstelle (Typ-B) zum Anschluss eines Computers. Alle Buchsen und Schalter sind von guter Qualität und wurden fest verbaut. Da aber beide Anschlussfelder circa vier Zentimeter vertieft im Gehäuse angebracht sind, entpuppt sich das Handling (Umschalten, Kabel anschließen, etc.) als etwas umständlich.
Features Der Testkandidat verfügt über einen Riemenantrieb mit drei Geschwindigkeiten: 33 1/3, 45 und 78 RPM. Das Tempo bestimmen die beiden Tasten 33 und 45. Drückt der DJ beide Schaltflächen gleichzeitig, so läuft der Plattenspieler auf 78 Umdrehungen pro Minute. REVERSE ermöglicht den Rückwärts-Betrieb in allen drei Tempo-Stufen. Ein 105 Millimeter langer, mittengerasteter Pitchfader justiert die Abspielgeschwindigkeit in einem Regelbereich von +/- zehn Prozent.
Der stabile Aluminiumplattenteller findet im Kunststoffgehäuse des Gemini-Players ausreichenden Halt. Das Drehmoment ist relativ hoch und sorgt für akzeptable Anlaufzeiten. Professionelleren Mix- und Scratch-DJs dürfte der Antrieb allerdings etwas zu schwach sein. Gestartet und gestoppt wird über zwei große Tasten, die so angeordnet sind, wie man es auch von teureren Battle-Turntables her kennt. Unabhängig davon, ob man den Plattenspieler nun vertikal oder horizontal ausrichtet, hat man immer eine Taste in Griffnähe. Daumen hoch! Außerdem kann der Motor durch die Motor-Off Taste deaktiviert werden. Der Plattenteller läuft dann länger aus, was als zusätzlicher Soundeffekt genutzt werden kann.
Auf den ersten Blick macht der Aluminium-Tonarm einen robusten Eindruck. Allerdings führt die etwas wackelige Lagerung zu Abzügen in der B-Note. Ein Drehrad, dessen Skala von null bis vier reicht, gibt dem Anwender die Möglichkeit, eventuell auftretende Skating-Kräfte auszugleichen. Zum Anheben des Tonarms dient ein entsprechender Hebel, die angedeutete Höhenverstellung ist jedoch nur eine Attrappe aus der Spritzgussform. Eine solche Vorrichtung wäre vor allem Dingen wichtig, um die unterschiedlichen Neigungen des Arms bei verschieden Tonabnehmern auszugleichen. Praktischerweise ist der Gemini CN-15 Tonabnehmer bereits auf einer Headshell vormontiert. So ist das Gerät im Handumdrehen einsatzbereit. Top! Für Singles (7-Inch) hat der Proband einen entsprechenden Adapter samt Lager-Mulde an Bord.
Der Gemini kann drei verschiedene Audiosignale ausspielen. An den beiden Cinch-Buchsen liegt wahlweise Phono oder ein Line an. Der integrierte Phono-Preamp macht´s möglich. Über die USB-Buchse gelangen die digitalen Datenströme zum Computer. Dazu im nachfolgenden Absatz mehr.
Software/USB Der Turntable wandelt das analoge Signal des Tonabnehmers in ein digitales um und gibt es über die USB-Buchse aus. Die A/D-Wandlung erfolgt mit einer Auflösung von 16-Bit und einer Samplingrate von 44,1 kHz. Der verwendete Computer sollte mindestens über einen USB 1.1-Anschluss verfügen. Als Betriebssysteme kommen Windows XP oder Mac OSX infrage. Im Lieferumfang befindet sich auch gleich eine kostenlose Shareware, und zwar Audacity. Sie eignet sich hervorragend zur Aufzeichnung des Audiostreams. Außerdem bietet das Programm zahlreiche Optionen zur Nachbearbeitung und ermöglicht den Export der Tracks in diverse Formate (Wave, MP3, AIFF, etc.).
Features Audacity
*USB-Audio-Aufnahme *Aufnahmen von Mikrofonen, Line-Eingängen und anderen Quellen. *Erzeugen von Multitrack-Recordings durch Mixen und Zusammenführen *16-Kanal-Aufnahmen (benötigt Multikanal-Hardware) *Import und Export von WAV-, AIFF-, AU- und Ogg Vorbis-Dateien *Import von MPEG-Audio (auch MP2- & MP3-Dateien) *MP3-Export mit dem optionalen LAME Encoder *CDs brennen *Öffnen von Audio-Rohdaten *Ändern der Tonhöhe, ohne das Tempo zu ändern und umgekehrt *Löschen von statischen Hintergrundgeräuschen wie Knacksen und Pfeifen *Aufnahmen und Änderungen in 16 Bit, 24 Bit und 32 Bit (Floating Point) *Unterstützt Sample-Raten bis zu 96 kHz *Diverse Effekte (Echo, Reverb, Flanger, etc.) *VST Plug-ins für Windows und Mac können mittels des optionalen VST-Enabler verwendet werden
Handling Die Bedienelemente des Plattenspielers wurden sinnvoll angeordnet, wodurch er wirklich gut zu handhaben ist. Die wichtigsten Tasten (33, 45 und Motor Off) verfügen über eine Funktions-LED. Alle Schaltflächen sind ausreichend groß und leicht zu benutzen. Das gilt besonders für die Tasten Start und Stop. Der Pitchfader hat eine wirklich komfortable Länge (105 mm) und eine Mittenrastung, doch leider ist er ziemlich wackelig geraten. Hier hätte der Hersteller meiner Meinung nach – trotz des günstigen Preises – einen höherwertigen Fader verbauen können.
Sehr praktisch finde ich die zusätzliche Geschwindigkeit von 78 RPM. So eröffnet der Plattenspieler die Möglichkeit, neben den üblichen Vinyl-Scheiben auch Opas Schellack-Sammlung abzuspielen und zu digitalisieren. Top! Und auch die Option den Teller mit der Reverse-Taste rückwärts laufen zu lassen ist ein brauchbares Feature, denn es ermöglicht interessante Soundeffekte.
Der SME-Bajonett-Verschluss am Tonarm unterstützt einen schnellen Wechsel des Tonabnehmersystems. Der ansonsten sehr stabile S-Shaped Tonarm würde eigentlich sehr gut wegkommen, wenn seine Lager nicht so eine relativ große Toleranz hätte. Das erhöht natürlich die Bass-Feedback-Gefahr und wirkt sich ungünstig auf eventuelle Scratcheinlagen, etc. aus. Bei aller Kritik muss man aber immer im Auge behalten, in welcher Preisklasse dieses Gerät angesiedelt ist. Und dafür steht er gar nicht so schlecht da. Der stabile Aluminiumplattenteller hat im Gegensatz zum Tonarm eine wirklich gute, toleranzarme Lagerung. Leider kann das Drehmoment des Plattentellers des TT nicht mit dem teurerer Profi-Laufwerke mithalten. Für Mix- und Scratch-DJs ist der TT-1100 USB daher nur bedingt zu empfehlen. Auch der Netzschalter, der Phono/Line Schalter und die Anschlussbuchsen des Plattenspielers sind durch ihre Position im Gehäuse leider etwas umständlich zu erreichen. Das hätte der Hersteller praktischer lösen können.
Digital Recording USB Ich habe den Gemini Plattenspieler mit einem iMac Intel Core 2 Duo mit 2,4 GHz und Mac OS X Version 10.5.8 gestestet. Nachdem ich ihn via USB an den Computer angeschlossen hatte, wurde er vom System umgehend erkannt. Nun musste er nur noch als digitaler Audio-Eingang in den Preferences des Rechners ausgewählt werden – und fertig. Und auch in den Voreinstellungen der Audacity-Software konnte ich die Ein- und Ausgänge schnell und problemlos zuordnen. Meine anschließende Aufnahme funktionierte sauber und störungsfrei.
Allerdings muss ich anmerken, dass der TT-1100 USB leider keine Regelung für den digitalen Ausgangspegel besitzt. So werden leise gepresste Platten leider mit entsprechend geringem Pegel übertragen. Das verschlechtert im Ergebnis natürlich die Dynamik und den Signal-Rausch-Abstand. Nach oben hin ist indes ausreichend Headroom vorhanden, sodass auch lauter gepresste Platten (Maxis, etc.) kein digitales Clipping verursachen sollten. Ich habe bei diesem Test jedenfalls keine Schallplatte in meiner Sammlung gefunden, die dies geschafft hätte.
Klang
Phono-Vorverstärker Der integrierte Phono-Vorverstärker zeichnet sich durch ein ausgewogenes Klangbild aus. Besonders brillant ist hier die Übertragung der unteren Mitten. Allerdings hätten ein paar Dezibel mehr am Ausgang nicht geschadet, denn dadurch geht leider auch der Druck im Gesamtsignal etwas verloren.
Tonabnehmersystem Der TT-1100 USB wird zusammen mit dem Tonabnehmer CN-15 von Gemini ausgeliefert. Der konische Nadelschliff verleiht dem System einen linearen Sound, bei dem kein Bereich des Spektrums überbetont wird. Ideal für Anwender, die ihre Vinyl-Sammlung „IPod-gerecht“ wandeln möchten. Im direkten Vergleich zum Tonabnehmer Concorde DJ-E hatte das CN-15 in Sachen Ausgangpegel zwar etwas das Nachsehen, doch auch hier kommt der Gesamtpreis positiv zu tragen – sodass es unterm Strich nichts zu meckern gibt.
USB-Recording Der A/D-Wandler arbeitet zuverlässig und störungsfrei. Er sorgt für einen linearen und druckvollen Klang. Der fehlende Pegelregler ist für den Profi-Anwender sicher ein waschechter Kritikpunkt, während der durchschnittliche Musikhörer sich wahrscheinlich in der Nachbearbeitung z.B. einfach der Normalisierungs-Funktion der beiliegenden Software bedienen wird. Bei aller Kritik sollte man allerdings immer im Auge behalten, in welcher Preisklasse der TT-1100 USB kämpft. Und da sieht seine Bilanz dann wieder ganz gut aus.
Der TT-1100 USB von Gemini ist ein Plattenspieler zum Einsteigerpreis, der über zahlreiche nützliche Features verfügt. Mithilfe der USB-Schnittstelle und der beigelegten Software Audacity lassen sich Vinyl- und Schellackplatten sehr leicht und effektiv aufzeichnen und aufbereiten. Sein integrierter Phono-Vorverstärker ermöglicht den direkten Anschluss des Gerätes an Line-Eingänge (Sampler, Endstufe, etc.). Für Profis und DJs, die sich intensiver mit den diversen Mix- oder Scratch-Techniken auseinandersetzen, ist dieser Plattenspieler jedoch nur bedingt zu empfehlen, denn sie könnten unter anderem das leichte Chassis (Bass-Feedback Gefahr) bemängeln und sich daran stören, dass das Drehmoment für die zuvor genannten Einsatzgebiete zu schwach ausgefallen ist. Wer sich angesprochen fühlt, sollte lieber ein paar Euro mehr investieren, um sich hochwertigere Laufwerke zuzulegen. Doch Einsteigern, die sich in der Disziplin Deejaying probieren möchten, ohne sich dafür gleich in Schulden stürzen zu müssen, kann ich den TT-1100 USB mit seinen zahlreichen Funktionen wirklich empfehlen. Er ist ein gutes und kostengünstiges Tool für eine unkomplizierte und IPod-gerechte Digitalisierung der Schallplattensammlung. In der Summe bekommt man hier für bezahlbares Geld viel geboten.
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