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Gemini Firstmix I/O Test

Geminis Firstmix I/O ist ein schlanker DJ-Controller, der über ein integriertes USB-Audiointerface zum Anschluss einer Endstufe, eines Kopfhörers und Mikrofons verfügt. Neben einem MIDI-Mixer mit Zweiband-EQ und Navigationselementen zum Durchstöbern der Musiksammlung, bietet das Tool auf jeder Seite ein Jogdial in Schallplattenoptik und Bedienelemente zur Steuerung der Softwaredecks nebst Effekten.

Gemini_Firstmix_IO_1_Teaser


Das ultrakompakte Gerät wird im Bundle mit Mixvibes Cross DJ LE ausgeliefert und wendet sich primär an diejenigen, die einen ersten Einblick in das DJ-Handwerk bekommen wollen. Aus diesem Grunde erschlägt die Konsole nicht mit Knöpfen und Reglern, sondern beschränkt sich auf essentielle Werkzeuge und ist obendrein kompakt genug geraten, damit ihr Besitzer sie im Rucksack zur nächsten Kellerparty transportieren kann, um dort den Freundeskreis mit den frisch erlernten Skills zu beeindrucken. Firstmix kostet 149 Euro und kämpft im gleichen Segment wie Hercules DJ-Control-Instinct und DJ-Control-Air, MixVibes U-Mix Control Pro sowie DJ-Tech Pocket DJ Duo. Keine leichten Gegner.

Details

Der Name lässt es quasi schon erahnen: Firstmix wendet sich an DJ-Neulinge. Und die erfahren heute einen ganz anderen Zugang zur Materie, als es zu Beginn der Beatmix-Ära der Fall war. Seinerzeit gehörten zwei MK2s (oder für den Einstieg preiswertere Nachbauten) und ein analoger Mixer zur Grundausstattung. Man verbrachte Tage in Plattenläden, immer auf der Suche nach dem „Killertune“. Mittlerweile gehören Plattenläden, mal abgesehen von wenigen Shops in Großstädten, zur aussterbenden Spezies und in vielen Clubs, gerade auch im Mainstream-Sektor, kreist kaum noch ein echtes Vinyl auf dem „heiligen“ Teller. Wer heute einsteigt, kauft seine Mucke oftmals online, beispielseise bei iTunes, Amazon, DJTunes oder Beatport und brennt sie auf CD oder spielt sie mit einem DVS, Controller oder Mediaplayer ab. Da letztgenannte, wie der hier getestete Gemini CDJ-700, inzwischen mit USB/SD-Schnittstellen ausgestattet werden und oftmals noch als MIDI-Controller für den Laptop fungieren können, wird zudem auch das Eis für die CD immer dünner. Warum also nicht gleich mit einem Rechner, einem Stapel MP3s und einem Controller wie dem Firstmix I/O die ersten Schritte wagen?  

Fotostrecke: 4 Bilder Gemini Firstmix I/O: Leichtes Gewicht, kompakte Maße …

First Touch

Wenn man das „Konsölchen“ aus seiner Umverpackung befreit und es in die Hand nimmt, fällt zunächst einmal auf, dass es mit knapp 750 Gramm Lebendgewicht ein richtiger Leichtfuß ist. Das Design des Plastik-Kontrolettis und der Bedienelemente, vor allem der etwas spielzeughaften, klobig wirkenden silbernen Poti- und Faderkappen ist sicherlich Geschmacksache, aber das lässt noch keinen Rückschluss auf deren Integrität zu. Jedoch sind die Stifte, genau wie der Crossfader, etwas wackelig geraten und liegen im Zentrum eng aneinander, so dass ich, gehe ich nicht mit Fingerspitzen zu Werke, leider oftmals ein angrenzendes Poti mitbewege.
Das Kunststoffgehäuse steht rutschsicher auf sechs großen Gummifüßen. Der Drehwiderstand der Handräder gefällt. Wegen seiner geringen Maße von 360 x 133 x 45 mm kann ich den Probanden problemlos zusammen mit dem MacBook auch in eine kleinere Tasche stopfen und mit dem Rad zu einem Kumpel fahren, was sicherlich eine der größten Stärken des Firstmix I/O darstellt. Er passt sogar wie angegossen unter einen 21-Zoll-iMac, wo er bis zum nächsten Mixanfall wohl niemanden stören würde. Dem Karton sind im Übrigen ein Handbuch und eine CD beigelegt, das USB-Kabel ist fest integriert. Im Falle eines Kabelbruchs ist also die ganze Kiste in die Werkstatt zu schicken. Nicht wirklich kundenfreundlich, wie ich finde.

First-Look

Die größten Komponenten auf der Bedienoberfläche sind zweifelsohne die verhältnismäßig großen Jogwheels mit ihrer Vinyl-Optik und dem Rillenmuster. Zwar sind die Dials nicht mit einem Sensor (was in der Preisklasse absolut angemessen erscheint) oder einer Button-Funktion ausgestattet, was in dieser Praxis bedeutet, entweder sie dienen zum Scratchen oder zum „Nudgen“. Doch sie sind sowohl auf der Oberfläche wie auch an der mit Griffmulden besetzen Seite griffig geraten. In der Mitte der Scheibe ist ein kleiner Plastikstift verbaut, der entfernt an die Spindel eines Turntables erinnert. Darunter sind die Start- und Cue-Tasten platziert. Links oben ist der als Drehregler, nicht als Fader ausgeführte Pitch beheimatet. Links sitzt der Effektor mit zwei weiteren Befehlsübermittlern (ON, SEL).

Fotostrecke: 5 Bilder Gemini Firstmix I/O: Jogwheel in Vinyl-Optik

Auf Line-Fader verzichtet der Kandidat vollständig. Die Anpassung der Lautstärke erfolgt über zwei Gain-Potis, geblendet wird mittels Crossfader. Vielleicht ist dies ein Zugeständnis an die kompakte Bauform, aber es ist etwas praxisfern. Gerade im Bereich der Electronic Dance Music wird auch gern mal ausschließlich mit Line-Fadern gemixt und der Überblendregler ignoriert. Für mich wären hier zwei Flachbahnregler auf jeden Fall die bessere Alternative gewesen, weil die Gemini-Auslegung so gar nicht den gängigen Gepflogenheiten und damit auch meinen entspricht. Die drei Buttons unterm EQ hätten eventuell auch woanders Platz finden können. Nun gut, vielleicht muss man im Zuge der Miniaturisierung auch mal unkonventionell konstruieren. Und für einen Chart-Mix passt es dann eventuell doch.
Nach dem Gain jedenfalls folgt der zweibändige Treble/Bass-EQ, gefolgt von einer Vorhörtaste, Scratch und Sync. Dazwischen ist ein großer Endlos-Encoder platziert, der durch die Musikbibliothek navigiert, eingerahmt von zwei Schaltflächen zum Befüllen der jeweiligen Decks. Darunter residiert das Master-Level-Poti für die Ausgangslautstärke. Ein Cuemix-Regler zum stufenlosen Blenden zwischen Master und Vorhörsignal wurde nicht verbaut, was den Einsteigercharakter der Kommandozentrale bekräftigt. Mit lediglich einem Master-Ausgang (Cinch), einem Kopfhörerausgang (Miniklinke) und einer Mikrofonbuchse (Klinke 6,3 mm) erschließt sich der Verkabelungsvorgang sofort. Was spricht also dagegen, das Teil an die Monitore und den Kopfhörer anzuschließen und an dieser Stelle, natürlich nicht ohne zuvor Front- und Backpanel abzulichten, in den Praxisteil überzuleiten.

Fotostrecke: 3 Bilder Gemini Firstmix I/O: Frontpanel mit kleinen Lautstärkereglern
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Praxis

Cross DJ LE

Womit beginnt ein DJ-Mix in der Regel? Richtig! Mit der Musikauswahl. Und da zeigt sich  Mixvibes ganz groß. Cross spielt AIFF, WAV, MP3, FLAC, M4A und OGG ab. Es kann mit Playlisten, Cover-Art, skalierbarer Optik, Tag-Editor, File-Explorer und iTunes-Tab aufwarten, womit alle nötigen Bordmittel zur professionellen Verwaltung einer Musik-Sammlung zugegen wären. Darüber hinaus stehen dem Anwender ein Bewertungssystem, Tonart-Codes, Kommentarfelder und eine inkrementelle Suchfunktion zur Seite. Cross beinhaltet ferner eine Autoplay-Funktion und eine Prepare-Liste zur Vorbereitung eines Sets. Wird ein Titel aus iTunes abgespielt, landet er automatisch in der Collection und kann dort gegebenenfalls editiert werden (Tags, BPM, Grid, etc.). Auf der rechten Seite ist obendrein ein Vorhördeck implementiert, welches über die Preview-Taste auch von der Hardware aus eingeschaltet werden kann, sodass ich trotz zweier laufender Decks in Ruhe nach einem dem Folgetitel suchen kann. Prima. Der Aufbau orientiert sich am Industriestandard: Oben sind die Decks mit BPM-, Titel- und Tempoinformationen, Cue-Punkten und Loops sowie einer skalierbaren Wellenauschnittsbetrachtung und einer Click-sensitiven Übersicht beheimatet. Dann folgen Sampler und Library. Wie im echten Leben sitzt das Mischpult in der Mitte. Cross LE heizt mit satten vier Audiokanälen ein, zwei davon können Sample Decks zugeordnet werden. Ferner ist die Software mit einem Session-Rekorder ausgestattet, so dass der Deejay seinen Mix für die Ewigkeit festhalten kann. Das ist sonst meist nur den Vollversionen vorbehalten und verdient ein Extralob.

Fotostrecke: 3 Bilder Mixvibes Cross DJ LE bietet mit vier Kanälen, visuellen Mixhilfen, Effekten, Sampler, Loops und Locators wirklich viele Features für eine Light-Version

First-Mix: Zusammenspiel zwischen Soft- und Hardware

Mit dem Encoder durchfahre ich Playlisten oder den Tree, doch zu meinem Unmut ist kein adäquater Fokuswechsel möglich, was an der MIDI-Steuerdatei liegt. Ärgerlich, da diese nicht rekonfigurierbar ist. Der Griff zur Tastatur oder Maus ist sozusagen „vorprogrammiert“. Eine zusätzliche Shift-Taste (!) könnte hier im Übrigen – ohne große Verwirrung zu stiften – in mehrfacher Hinsicht Wunder wirken, liebe Produktplaner. Mit den Load-Buttons gelangen die Musikstücke in die Decks. Titel werden on-the-fly berechnet, sobald sie im Player landen. Der Musikbestand auf der Festplatte lässt sich alternativ mit einem Rutsch in die Cross-Bibliothek importieren und analysieren, was ich sehr komfortabel finde (je nach Datenvolumen benötigt die Software natürlich eine gewisse Zeit, um die Sammlung auf Tempo, Tags, Peaks und Beats zu untersuchen). Jedoch fehlt mir ein rekursiver Import, der die Ordnerstrukturen der übergeordneten Partitionen oder Verzeichnisse berücksichtigt. Der Song startet mit einem Tastenhieb auf den beleuchteten Play-Button, der Zweite lässt sich nach dem Einstarten auf dem Kopfhörer „cuen“ und per Sync-Button automatisch im Takt und Tempo zum Hauptdeck angleichen, wenn die Softwareanalyse exakt ist. Das klappt gut. Alternativ kann ich das Tempo mit den Pitch-Reglern bei etwa zwei Zehnteln Genauigkeit nach Gehör einstellen (120 BPM +/-8) und den nachfolgenden Titel mit den Tellern in den Takt schubsen. Auch kein Problem. Ein Tap-Button zum Einklopfen des Tempos von der Konsole aus fehlt zwar, aber für den Einstieg reicht das Gebotene. Wenn die Tracks im Gleichschritt galoppieren, noch ein wenig an den EQs geschraubt, von denen ich mir ein wenig mehr Feingefühl erhofft hätte, und mit dem Crossfader übergeblendet. Soweit, so gut. Doch der (ohnehin etwa lockere) CF reagiert erst nach fast zwei Teilstrichen, was ihn leider, selbst wenn ich die Curve in den Software-Einstellungen ändere, für Scratch-Einlagen disqualifiziert und sich natürlich grundsätzlich auch auf das Ineinanderblenden auswirkt. Hier hätte ein wenig mehr Qualitätsanspruch nicht geschadet. Dennoch kommt ein wenig Spielfreude auf, denn die Handhabung der Konsole ist schnell erlernt, Cross-LE ist für eine Beipacknummer echt klasse ausgestattet und die Hardware läuft mit den von Haus aus eingestellten 5,3 Millisekunden stabil und frei von Audiofehlern mit der Software zusammen. Auch die Software-Effekte verdienen ein Lob. Über zehn von der Hardware steuer- und auswechselbare Algorithmen sind mit an Bord, die solide klingen und zudem einsteigerfreundlich parametrisiert sind. Der Loop-Roll lässt die fehlenden Auto-Loops „fast“ vergessen, ist aber im Mix mit einem zweiten Titel mit Vorsicht zu genießen.

Gemini Firstmix I/O: Optisches Feedback
Gemini Firstmix I/O: Optisches Feedback
Audio Samples
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Cross Lowpass-Filter Cross Roll Cross Echo Cross X-Phaser Cross Bliss

Klang

Bei einem Preis von knapp 150 Euro darf man natürlich keine Wunder erwarten, aber meiner persönlichen Meinung nach hat Gemini hier in Anbetracht der Zielgruppe und Preisklasse unterm Strich recht ordentliche Arbeit geleistet. Der Master-Ausgang liefert ein ziemlich ausgewogenes Klangbild und der Kopfhörerausgang ist für den angestrebten Verwendungszweck laut genug. Schade, dass die Lautstärkeregler für den Kopfhörer und dem etwas dumpf klingenden Mikrofonweg so fummelig klein geraten sind, was Partykeller-Aktivisten aber nicht unbedingt abschrecken sollte.  
Viel ärgerlicher ist da schon, dass sich der Kopfhöreranschluss am Testmodell bereits am ersten Tag löste und ins Innere der Konsole verschwand, daher musste ich in der Annahme, dass es sich im ein Montagsmodell handelt, erst einmal Ersatz anfordern. Doch auch hier erweist sich die Buchse als nicht genügend widerstandsfähig.  
Ich kann es drehen und wenden, wie ich will: In meinen Augen ist der Firstmix nicht für fortgeschrittene Anwender konzipiert und auch Einsteiger werden mit steigendem Anspruch schnell an ihre Grenzen kommen. Wer schon Erfahrung hat und mehr als einen kleinen Ausflug ins DJ-Handwerk plant, ist gut beraten, gleich etwas tiefer in die Geldbörse und zu einem umfangreicher ausgestatteten Modell zu greifen. So finden sich z.B. in Geminis Portfolio neben dem kleinen Bruder Firstmix (ohne Interface) unter anderem die Steuerkonsolen CTRL-One, CTRL-Two, CTRL-Six oder CTRL-7, die unterm Strich eine qualitativ hochwertigere Gegenleistung für die Investition bieten. Musikliebhaber, die ihren Freundeskreis schon immer mal mit einer selbstgemixten CD beglücken wollten, aber ansonsten keine Ambitionen zum DJ haben, sehe ich da schon eher als potenzielle Kunden. So ein Firstmix I/O lässt sich nämlich prima in einer Schublade verstauen, bei Bedarf hervorkramen und loslegen, ohne dass zuvor noch eine aufwendige Verkabelung mit einem Interface ansteht, das dann auch noch einen weiteren USB-Port am Notebook einfordert und den Kabelsalat auf dem Schreibtisch erhöht. Auch kann einem der Firstmix (er ist ja USB-bestromt) ohne Weiteres eine längere Bahnreise vertreiben. Abzuwarten bleibt jedoch, ob Gemini das Problem der Kopfhörerbuchse in den Griff bekommt, daher kann ich das Gerät aktuell nur sehr bedingt empfehlen – auch, weil es in diesem Preissegment durchaus robustere Alternativen gibt.

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Fazit

Gemini Firstmix I/O ist ein Einsteigercontroller mit USB-Interface, dessen Vorzüge vor allem in der kompakten Bauform und dem übersichtlichen Layout liegen. Die hochportable, leichte MIDI-Konsole im klassischen Turntable-Mixer-Layout bringt auf engstem Raum viele Basiswerkszeuge für den Einstieg mit und hat mit Mixvibes Cross LE eine kompetente Software im Gepäck. Diese beherrscht die manuelle und automatische Beatsynchronisation, kann eine übersichtliche Musikverwaltung mit Cover-Anzeige und Suchfiltern vorweisen und hat Effekte und Loops an Bord. Einige dieser Funktionen lassen sich über den Firstmix dirigieren, andere jedoch müssen aufgrund der geringen Anzahl an Bedienelementen und einer fehlenden Shift-Taste mit der Maus oder Tastatur getriggert werden. Was mich beim I/O weiterhin stört, sind das fest installierte USB-Kabel, die etwas enge Mixersektion und der Verzicht auf Line- und Pitchfader zugunsten von Potis. Mehr noch sagt mir die Fertigungsqualität nicht in vollem Maße zu, was vor allem auf die lockere Kopfhörerbuchse und den Crossfader zutrifft. Der Firstmix I/O ermöglicht zwar eine intuitive Art der Bedienung als Maus und Tastatur, aber man wird meiner Meinung nach auch schnell an die Grenzen der Unit stoßen.

Unser Fazit:
2,5 / 5
Pro
  • Übersichtliches Layout
  • Große Jogwheels
  • Kompakt und leicht
  • DJ-Software Mixvibes im Lieferumfang
Contra
  • Locker sitzende Kopfhörerbuchse
  • Keine Line-Fader
  • Teilweise verbesserungswürdige Fertigungsqualität
  • Etwas eng in der Mixersektion
  • Fest verbautes USB-Kabel
  • Kein stufenloser Master/Cue-Mix
Artikelbild
Gemini Firstmix I/O Test
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