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Gemini CDJ-700 Test

In der letzten Zeit schien es ein wenig still um Gemini geworden zu sein, doch auf der letzten Musikmesse präsentierte der Hersteller uns endlich seine frische Produktpalette. Wir konnten fünf neue Mixer in Augenschein nehmen, dazu aktuelle Controller, Rack-Ware, All-in-One DJ-Solutions und nicht zu vergessen zwei CD-Player, die auf die aussagekräftigen Namen CDJ-650 und CDJ-700 hören. Letztgenannter hat nun den Auslieferungsstatus erreicht und trudelt frohen Mutes in unser Teststudio ein.

Teaser_Gemini_CDJ-700_03


Der CDJ-700 ist ein Multiformat-Desktop Player für CDs, USB-Sticks und SD-Karten, der obendrein ein integriertes Audio-Interface und MIDI-/HID-Funktionalität zur Steuerung einer DJ-Software spendiert bekommen hat. Neuartig für diesen Produkttypus und aktuell ein Alleinstellungsmerkmal ist das integrierte Touch-Display, mit dem sich nicht nur Titelinformationen ablesen lassen, sondern auch der Musikbestand durchstöbern, Effekt-Parameter per Slide dirigieren und Funktionen mittels Fingertipp einschalten lassen. Dabei orientiert sich Gemini in punkto Layout und Optik am bewährten Clubstandard – nur dass der Preis vergleichsweise budgetschonend anmutet. Eine Kampfansage an die Marktführer?
Der CDJ-700 geht für 699 Euro UVP über den Ladentisch. Allein hier hebt sich Gemini deutlich vom 2000 Euro Flaggschiff des Konkurrenten Pioneer ab, das mit Netzwerkfähigkeit und eigener Recordbox-Software glänzt. Ein weiterer Mitbewerber, Denons SC3900 für 1099 Euro, ist mit einem direktangetriebenen Plattenteller ausgestattet und wendet sich eher an Vinylisten und Timecode-DJs – kann aber ebenfalls mit LAN-Verbund, PC-Anwendung und WLAN iPad-Integration punkten. Numarks NDX-900 ist hinsichtlich Display und Medienschnittstellen spartanischer ausgestattet, allerdings auch für 459 Euro Liste etwas günstiger zu erwerben. Es sieht so aus, als hätte Gemini eine Nische entdeckt und ein ganz heißes Eisen im Feuer für all diejenigen, die nicht bereit sind, das hohe Investitionsvolumen für ein komplettes Pioneer-CDJ-2000 Setup nebst Mixer (knapp 5000 Euro) zu zahlen, dennoch aber das grundsätzliche Handling auf einer gleichartigen Architektur praktizieren oder erlernen wollen.
Großer Wurf oder kompromissbehaftete Nummer? – Wir finden es heraus…

DETAILS

Aufmerksame Leser werden vielleicht im Intro schon bemerkt haben, dass ich von einer gleichartigen Architektur, nicht von einer gleichwertigen gesprochen habe. Wie ihr den nachstehenden Fotos entnehmen könnt, orientiert sich Gemini hinsichtlich seines Layouts und dem äußeren Erscheinungsbild tatsächlich ziemlich stark am 2000-er Pioneer, das lässt sich nicht verleugnen. Ob man deshalb hart ins Gericht gehen muss, will ich nicht beurteilen, denn schließlich meckert auch keiner über Plattenspieler-Tonarme auf Nordost, das Clubmixer-Design der letzten 10 Jahre, die Auslegung der Fahrerseite eines Mittelklasse PKWs, eines Smartphones oder einer Kaffeemaschine. – Wie dem auch sei – Der Testkandidat misst 36 x 30 Zentimeter bei einem Gewicht von 3,3 Kilogramm. In der Mitte prangt das riesenhafte Jogwheel mit gerundeten 20 Zentimetern im Durchmesser und Zentraldisplay. Drumherum sind eine Vielzahl an Bedienelementen arrangiert, die sich mit dem decken, was von einem CD(J)-Player erwartet wird. Statusmeldende Taster wie Cues oder FX sind schön hell beleuchtet. Die Beschriftungen auf und unter den Buttons lassen sich gut ablesen, die Drehregler haben in ihrer Mitte eine weiße Markierungslinie aufgetragen bekommen, fühlen sich aber spielzeugmäßig an. Die Anordnung indes wirkt intuitiv und in keiner Weise von Bauteilen oder Mehrfachzuweisungen überladen. Auf 12-Uhr-Position offeriert eine Schokoladentafel-große, angewinkelte Fläche das vertikale Display, zugehörige Schaltflächen sowie Schnittstellen für USB-Stick und SD-Karte, die ich, obwohl sie nah am Browser-Encoder liegen, zu keiner Zeit als störend empfand.
Das tiefschwarze Gehäuse ist überwiegend aus Kunststoff gefertigt und trägt an den Seitenteilen eingestanzt Geminis Marken-Schriftzug. Auf den Kopf gestellt wird der Blick auf eine gut verschraubte, metallverstärkte Bodenplatte mit Lüftungsschlitzen frei. Vier große Standfüße geben dem Boliden sicheren Halt auf dem DJ-Tisch in der Kanzel oder in Ausfräsungen eines passenden Flightcase. Insgesamt weiß die Verarbeitung zu gefallen und schafft Vertrauen. Die glänzende Oberfläche ist allerdings ein bißchen Geschmackssache.
Obgleich die MIDI-Funktionalität und Kompatibilität zu gängigen Mix-Programmen nicht gerade unter den Tisch gekehrt wird, findet sich im Karton weder eine DJ-Software noch eine CD mit Treibern für das Interface. Lediglich ein Strom-und Audiokabel, sowie eine mehrsprachige Anleitung konnte ich als Dreingaben ausmachen. Im Manual werden die Funktionen des Gerätes beschrieben, ferner ist eine MIDI-Tabelle enthalten. Der anschließende Ausflug zur Herstellerwebsite brachte Konfigurationsdateien nebst Installationshinweisen für Traktor und VDJ an den Start, die deutsche Ausgabe der Internetseite wird vom Google-Übersetzer gepowert. Nicht die eleganteste Lösung, was ihr dem Screenshot zum Firmware-Update 4.1 entnehmen könnt.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Kandidat vom Karton befreit.

Backpanel und Frontpanel
Das rückseitige Anschlussfeld zeigt von links nach rechts: Einen schutzumrandeten Einschaltknopf, die Stromkabelaufnahme, eine USB-Buchse Typ-B, eine Erdungsschraube sowie ein Stereo-Cinch Ausgang und einen digitalen S/PDIF-Out. Nun kann man sicherlich geteilter Meinung sein, ob ein Kopfhörerausgang unter Betrachtung der Verwendung als DJ-Controller mit dem USB-Audio-Interface Sinn gemacht hätte. Meine Meinung nach wäre dies sicherlich ein Mehrwert, allerdings ist der praktische Nutzen nicht so hoch anzusetzen. Setups, die lediglich einen CDJ-700 ohne Mischpult nutzen und unter Verwendung des internen Interface zwei Decks ansteuern, halte ich für praxisfern. Daher sehe ich keine Veranlassung, den nicht vorhandenen Kopfhörerausgang zu bemängeln. Diese Kiste will – am besten in doppelter Ausführung – am Mixer betrieben werden, und da gehört sie erst mal hin.

Fotostrecke: 2 Bilder Ein wirklich übersichtliches Backpanel

Medienintegration
An der Vorderseite ist die nach einer Zeit automatisch und sanft einziehende, aber gänzlich unbeleuchtete (!) Einflugschneise für den Silberling platziert. Hier wäre ein kleines Lämpchen in dunklen Umgebungen sicherlich keine schlechte Orientierungshilfe. Neben dem Slot-In für optische Datenträger finde ich rechts oben zwei Schlitze für USB-Sticks und SD(HC)-Karten, die mit Wave- und MP3-Dateien sowie AIFF und AAC bestückt sein dürfen. Beim Memory-Stick sollen laut Herstellerangaben FAT, FAT32, NTFS und HFS+ akzeptiert werden. Meine 16 GB FAT-SDHC und der HFS-Stick wurden anstandslos eingebunden. Die Limitierung für Festplatten ergibt sich ja meist ebenfalls aus den Dateiformaten. HFS+ Unterstützung konnte ich hier nicht ausmachen, wohl aber war die lokale NTFS-Platte (250 GB) im Rekordtempo startklar. Ist ein Datenträger, PC oder Silberling beteiligt, gilt es diesen über die Tasten (CD, USB, SD, MIDI) auf der östlichen Flanke anzuwählen, woraufhin das Gerät innerhalb von ein bis zwei Sekunden auf den jeweiligen Betriebsmodus umschaltet. Damit ist ein praxisdienliches Arbeiten ohne nervige Wartezeiten gewährleistet, lediglich das erstmalige Einlesen kann je nach Modul etwas länger dauern. Das Umschalten zwischen den Zuspielern geschieht indes recht flott. Besonders positiv zu erwähnen sind auch die mächtig kurzen Umschaltzeiten beim Track-Wechsel auf einem Datenträger. Die Navigation erfolgt auf Wunsch auch zum Teil über das Touchdisplay, ist aber in der Praxis bei prallgefüllten Ordnern nur mit dem Push-Encoder nebst Back-Taste vernünftig zu bewerkstelligen. Das führt uns zum Display.

Fotostrecke: 3 Bilder Horch, was kommt von draußen rein…

Display
Das Display versorgt den DJ auf einer Fläche von rund 75 x 55 Millimetern mit Titelinformationen, Laufzeiten und Tempoangaben. Bei einem MP3-Titel hat der Anwender die Möglichkeit, zwischen Album, Artist Genre und Dateinamen zu wechseln. Eine rote Wellenform zeigt die Signalspitzen des aktuellen Titels an und kann durch einen Balken am Kopf des Displays durchfahren werden. Praktisch. Die Wellenform ist zwar lediglich eine Ausschnittbetrachtung und nicht wie beim Konkurrenten eine Gesamtübersicht, was für Cuepoints und Loops einen Nachteil bedeutet, jedoch ist die Peak-Anzeige vierfach zoombar (3,2 Sekunden bis 24 Sekunden) und daher als visuelle Mix-Hilfe bei hohem Zoomfaktor besser geeignet, wobei die Signalspitze (bei mir die Kickdrum) während der Laufzeit aufblinkt, was als visuelles Feedback bei der Beatsynchronisation mit einem zweiten Titel dienen kann. Schön. Klar unterlegen sind jedoch die Größe der Anzeige, die Auflösung und die allgemeine Ablesbarkeit – was bei einem Preis von einem Viertel weder verwundert noch die Gesamtwertung stark nach unten zieht. Denn keiner der Mitbewerber in diesem Preissegment verbaut zum Testzeitpunkt ein grafisches berührungsempfindliches Vollfarb-Display – das will auch gesagt sein.

Fotostrecke: 2 Bilder Gefühlsechtes Display mit Touch-Funktion…

Pitchfader
Der Pitchfader misst satte 100 Millimeter und kennt sechs Auflösungen zwischen 4 und 100 Prozent, die standesgemäß mit der Range-Taste durchgeschaltet werden. Zu meinem Bedauern kann er sich eines gewissen Plastik-Look-and-Feels nicht erwehren, hakelt ein wenig und zudem stimmen die unsensiblen Bereiche an den Polen nicht mit der Skaleneinteilung überein. Hier hätte etwas mehr Hang zum Perfektionismus nicht geschadet, wenngleich ich dem Temposchieber attestieren muss, dass er – je nach Stufe – mit einer Genauigkeit von bis zu zwei Hundertsteln agiert. Und das ist wohl die Hauptsache. Die Pitchbends operieren abhängig vom aktuellen Pitchwert mit 100 Prozent in beide Richtungen. „Master Tempo“ schaltet die gleichnamige Funktion ein, die bei Geschwindigkeitsänderungen während des Pitch-Vorganges die Tonhöhe einfriert. Das klappt sehr respektabel beim CDJ-700 und hört sich wie folgt an:

Einstellmöglichkeiten für Mastertempo, Pitchrange...
Einstellmöglichkeiten für Mastertempo, Pitchrange…
Audio Samples
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keylock_plus_4_8_16_24_50_100 keylock_minus_4_8_16_24_50_100

Jogwheel
Neben dem Display ist wohl das Jogwheel im Zentrum des Boliden der größte Eyecatcher am CDJ-700. In seiner durchsichtigen Mitte ist ein Display verbaut, wo ein blauer Kranz die Laufrichtung des Titels visualisiert. Habt ihr den Vinyl- oder Scratchmode aktiviert, wird dies durch Lettern angezeigt. Der Slip-Mode fügt einen roten Kranz hinzu der bei Slip-Tweaks weiter in Marschrichtung läuft, der Oberflächensensor signalisiert Einsatzbereitschaft durch einen weißen, Ring, wenn ihr auf den Teller fasst. Volle optische Kontrolle und irgendwie ziemlich nah am Pioneer. Zum Slip-Modus möchte ich noch ein paar Worte verlieren. Ist er aktiv und ihr führt eine Aktion, etwa ein „Reverse“ aus, wird die Abspielposition des Musikstückes gepuffert, so dass es an der Stelle weiterspielt, wo es sich ohne „Slip“ befunden hätte. Ihr könnt Slip-Loops, Slip-Reverses und Slip-Moves ausführen.

Fotostrecke: 5 Bilder Teller mit Metalloberfläche und Sensor
Audio Samples
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Slipreverse Sliploop Slipspin

Wie aus dem Ei gepellt gibt sich der linke Flügel mit extragroßen farbig umrandeten Cue/Play-Tasten. Die Anlauf- und Bremszeit eines Titels kann ich mit separaten Drehreglern einstellen. Etwas weiter nördlich sind die obligatorischen Bereiche für den Schnellvorlauf, die Richtungsumkehrung und zum Track-Skipping positioniert.

Fotostrecke: 2 Bilder Bekanntes an bekannter Position
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PRAXIS

Aufgrund des übersichtlichen Backpanels ist der Kandidat schnell ins Geschehen eingebunden, respektive an den Mixer und PC angeschlossen. Von klanglicher Seite habe ich an dem Audio-Interface nichts auszusetzen. Die Bedienung des Gerätes ist absolut schlüssig und geht sofort in Fleisch und Blut über, das großzügige Arrangement trägt seinen Teil zum hohen Spaßfaktor bei.
„Vinyl“ stellt den Jog-Modus von „Scratch“ auf „Bend“, was die Touch-Sensorik der Metalloberfläche abschaltet und lediglich ein Abbremsen oder Beschleunigen per Teller zulässt, ohne die Abspielrichtung selbst zu verändern. Das gelingt mit den großen Fingermulden an der Seite ausgezeichnet. Auch die Oberfläche liegt gut unter der Hand und der Sensor reagiert im Scratch-Modus sehr akkurat. Als besonderes Bonbon lässt sich der haptische Widerstand des Rades mittels „Jog Adjust“ stufenlos von stark auf leicht regulieren, wenngleich „leicht“ sicher nicht das ist, was Turntablisten sich für ihre Scratch-Performance wünschen würden, denn leicht ist hier immer noch ziemlich schwer, hat aber für mich genau den passenden Widerstand fürs Beatmatchen. Apropos Beatmatchen…
BPM
Zur Ermittlung des Tempos eines Tracks kann der DJ durch rhythmisches Tippen auf den BPM-Button einen Durchschnittswert seiner Eingaben berechnen lassen. Alternativ darf er den integrierten Beatcounter bemühen oder auch das BPM-Tag eines MP3-Titels auslesen. BPM-Lock ermöglicht ferner, den gewünschten Tempo-Wert per Encoder einzustellen. Prima, was will man mehr. Festzuhalten ist auch, dass der Beatcounter seine erste Tempoeinschätzung bereits beim Aufbau und der Analyse der Wellenform abgibt, also noch, bevor der Titel eingestartet wurde und dass die Zuverlässigkeit seiner Aussage (vor allem auch bei straight-forward programmierten Beats) recht gut ist. Meiner Meinung nach braucht sich der Tempomat nicht vor manch wankelmütiger Konkurrenz zu verstecken und lässt durch die vier Modi kaum Wünsche offen.
Hotcues, Loops und Effekte
Rechts oben sind drei Schaltflächen zum Erstellen von Hotcues on-the-fly arrangiert, die sich unmittelbar an Auslöseposition ohne optionale Beat-Ausrichtung der Benutzereingabe positionieren. Die Taste „Memo“ dient zum Anlegen und ebenfalls zum Löschen der Marker. Belegte Buttons leuchten grün auf. Habt ihr Intro, Hauptteil und Outro markiert, ist es bei einem herkömmlichen Track nicht möglich diese drei Markierungen in der kleinen Ausschnittbetrachtung simultan zu überblicken. Erschwerend kommt hinzu: Eine Nummerierung der Cuepoints erfolgt nicht, sie geben sich statt dessen durch dezente grüne Linien zu erkennen, die etwas schwierig wahrzunehmen sind.
Bescheiden gibt sich der Schleifenbaukasten, dem es an einem Roll-Feature, einem Autoloop und einem Loop-Cutter mangelt. Jedoch können Startpunkt (via IN) und Endpunkt (via Jogwheel) justiert werden.

CDJ-700 hat sechs Effektprogramme eingebaut, derer drei im Jog-Modus in einem Parameter per Touchslider beeinflusst werden (Filter, Flanger und Echo). Der Filter ist mir persönlich nicht „rotzig“ genug, der Flanger lässt über die Slider-Länge kaum Veränderungen wahrnehmen, weder im Tempo noch im Sound. Das etwas blecherne Echo-Timing ist auch nicht ganz mein Fall. Im Vinyl-Modus habt ihr Zugriff auf Wah, Trance und Bubble. Die Scratch-Effekte werden per Jogwheel ausgelöst und hauen mich ebenfalls nicht unbedingt vom Hocker. Es gibt eine Hold-Funktion, der Dry/Wet-Regler legt das Mischungsverhältnis zwischen Original- und Effektsignal fest. Ein paar Mitschnitte gefällig? – Bitte sehr:

Audio Samples
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FX Filter FX Flanger FX Echo FX Wah FX Trans FX Bubble

Zum Display möchte ich noch sagen, dass ich die Touch-Funktion während des Testlaufs kaum genutzt habe. Das liegt jedoch nicht daran, dass ich eine Abneigung gegen berührungsempfindliche Steuerungen habe, sondern ganz einfach daran, dass ich vom iPhone oder ähnlichen Geräten einfach ein besseres Feeling gewohnt bin, das sich beim Gemini nicht so richtig einstellen will. Auch liegen die Buttons hier etwas nah beieinander. Auf der anderen Seite ist die Bedienung über die Potis, Knöpfe und das Jogwheel sehr effizient und somit das Bedürfnis, alternativ mit dem Touchscreen zu arbeiten, nicht sehr hoch. Das Display lässt sich auf gewohnter Entfernung, also auch wenn man vor den Mixer stehend seitlich auf den Burschen starrt, gut ablesen – und bei Bedarf über den Push-Encoder im Kontrast regulieren.
MIDI-Controller
Der CDJ-700 unterstützt MIDI, HID und USB-Audio. Doch bevor es soweit ist, spielen Windows-User erst einmal die ASIO-Treiber auf, am Mac geschieht die Einbindung mittels Core-Audio, wo sich das USB-Interface im Dienstprogramm mit 16 Bit und 48 kHz zum Einsatz meldet. Das lässt sich übrigens am CD-Player umstellen. Die „Bandbreite“ reicht von 16 Bit & 44,1 kHz bis 24 Bit & 192 kHz.

Traktor-Anwendern sei gesagt, dass sich der CDJ am MacBook mit 2,13 GHz bei 512 Samples eintaktete, was einer Gesamtlatenz von 12,2 ms entspricht (10,7 Output, 1,5 Processing). Die Einbindung via Setup-Wizard/HID ist nicht möglich. Es gilt statt dessen, die TSI-per Controller-Manager zu laden. Das Mapping selbst birgt an einigen Stellen vielleicht noch Verbesserungspotenzial, denn nicht alle Funktionen sind (Traktor 2.1.2) entsprechend der Aufschriften am Gerät gewählt, einige Regler sind gar nicht belegt. Hier heißt es selbst Hand anlegen. Titelinformationen gibt das Display leider nicht aus.
Zur Performance: Im Test konnte ich das Interface bedenkenlos mit 256 Samples fahren. Selbst als ich es auf 128 Samples stellte, traten keine Audioaussetzer auf.
Unter Virtual-DJ Pro kopierte ich zunächst die mitgelieferten Device- und Mapping-Dateien in den jeweiligen Ordner im Benutzerverzeichnis. Danach konnte ich nach Einstellung der Audio-Preferences auch hier unverzüglich „browsen“, laden, pitchen, Cuepoints setzen und loopen, doch auch hier leider keine Spur von Titel- oder Library-Informationen auf dem Gemini-Display. Schade. Nichtsdestotrotz: der erste Schritt hin zu den (semi-) professionellen Tabletops ist unterm Strich geglückt, auch wenn Konkurrenten bereits mit eigener DJ-Software, iPad-Browse-Funktion, Timecode-Integration, Player-Vernetzung und vollständiger MIDI- & HID-Unterstützung punkten können – aber letztlich zum Teil auch deutlich mehr Kohle für ihre Gerätschaft und deren Zusatzangebote verlangen, als der Gemini im Doppelpack mit einem Mixer kostet. Daher kann ich dem Kandidaten einen echt attraktiven Preis attestieren.

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FAZIT

Geminis CDJ-700 ist ein kompetenter Allrounder für vielfältige Einsatzzwecke. Seine Audioqualität und Bedienergonomie geben keinen Anlass zur Kritik. Mit MIDI/HID/USB-Support und SD-Schnittstelle zeigt sich der formatübergreifende DJ-Tabletop am Puls der Zeit. Er orientiert sich hinsichtlich des Layouts am marktbeherrschenden Standard und wartet mit schnellen Wechselzeiten, sowie solider MIDI- und USB-Audio-Performance auf. Zudem verfügt er über ein regelbares Touchdisplay im Gepäck, das mich aufgrund der Auflösung und Sensorik jedoch nicht vollends überzeugen konnte. Ebenso sind die Effekte nicht ganz mein Fall und die Loop-Sektion könnte umfangreicher ausgestattet sein. Dennoch erweist sich der CDJ-700 durch seine Unterstützung von Laptops, CDs, USB-Sticks und SD-Karten als preiswerte Alternative für den Partykeller, mobile Diskotheken, Kiezbars und Clubs. DJs, die einen Pioneer gewohnt sind, finden sich trotz einiger Abstriche hinsichtlich der Qualität, Feature-Umfang und Netzwerkfähigkeit schnell zurecht. Und wer sich später mal einen Pioneer leisten will, braucht sich bei einem Upgrade nicht groß umgewöhnen. Der Gemini CDJ-700 macht seine Sache gut, zudem ist das Preis/Leistungsverhältnis als wirklich sehr gesund einzustufen. Also: Ausprobieren!

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