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Fostex HP-A4BL Test

Ein Kopfhörervorverstärker wie der Fostex HP-A4BL kostet Geld, mehr als so manche Headphones.

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Wer mit Kopfhörern arbeitet, setzt sich oft mit verschiedenen Kopfhörer-Modellen auseinander – liest, testet, probiert. Doch nicht selten bleibt bei der Suche und Auswahl mit dem Kopfhörer-Amp ein wichtiger Teil der Signalkette außen vor. Die serienmäßig verbauten Verstärker, beispielsweise der Kopfhörerausgang des Computers oder gar des teuren Interfaces, sind dabei häufig unzureichend. Beim Computer kommt noch der oft minderwertige D/A-Wandler hinzu, was zur Folge hat, dass der gute Studio-Kopfhörer nur einen Teil seines tatsächlichen Potentials ausschöpfen kann. Einige Hersteller haben das Problem erkannt und schaffen Abhilfe, so auch Fostex. Wir haben daher den HP-A4BL genauer unter die Lupe genommen.

Details

Professionelles Detail: symmetrischer Anschluss für Kopfhörer

Zugegebenermaßen ist er nicht ganz neu, der Kopfhörerverstärker aus dem Hause Fostex. Schon vor einer Weile hatten wir den HP-A4 im Test, dieser wurde aber nun weiterentwickelt und mit einem gerade für professionelle Anwender interessanten Detail versehen: einem symmetrischen Kopfhöreranschluss. Das Design ist dabei gleich geblieben, lediglich in der Breite hat das Gerät um knappe vier Zentimeter zugelegt – eben so viel, wie die 4-polige Buchse braucht. Ansonsten bleibt Fostex beim schlichten Schwarz in Quaderform mit leicht angeschrägten Ecken. Die Seitenteile bestehen aus matt gebürstetem Aluminium, während die Front mit transparent glänzendem Kunststoff versehen ist. Neben dem großen Volumenregler und den beiden Kopfhörerausgängen im Achtelzoll-Klinken- und 4-poligen XLR-Format befinden sich hier noch vier Schalter, allesamt in schwarzem Aluminium, verziert mit einem glänzenden Ring. Das Volumenpoti verfügt über einen Rastpunkt, an dem sich der Verstärker ein- und ausschalten lässt. Mithilfe der vier Schalter können verschiedene Ein- und Ausgänge, das zu verwendende Filter sowie die Gain-Anpassung in zwei Stufen gewählt werden. Dioden zeigen den Status und die Qualität des zugespielten Audiomaterials an.

Mehr Anschlussvielfalt kann man von einem HP-Amp/DAC kaum erwarten: Ein USB-Eingang, optischer Ein- und Ausgang sowie einen analogen Ausgang im Cinch-Format sind rückseitig zu finden.
Mehr Anschlussvielfalt kann man von einem HP-Amp/DAC kaum erwarten: Ein USB-Eingang, optischer Ein- und Ausgang sowie einen analogen Ausgang im Cinch-Format sind rückseitig zu finden.

PCM bis 192 kHz, DSD bis 11,2 MHz

Was Formate betrifft, ist der Fostex HP-A4BL ein wahres Multitalent. Neben den gängigen PCM-Formaten von 44,1 kHz bis 192 kHz bei 16 und 24 Bit versteht er sich auch mit den weniger verbreiteten DSD-Dateien. Letztere kann er von 2,8 MHz bis hin zu 11,2 MHz (DSD256) verarbeiten, der Vorgänger HP-A4 konnte mit maximal 5,6 MHz wandeln. Diese Bandbreite an Auflösungen verleiht ihm der verbaute D/A-Wandler-Chip PCM-1792 der Marke Burr Brown. Ebenfalls von Burr Brown stammt der Operationsverstärker für das Gain. Hier kommt ein klassischer OPA2134PA zum Einsatz. Auch finden sich auf der übersichtlich gestalteten Platine einige bekannte und hochwertige Bauteile wieder, so zum Beispiel Relais von NEC und MUSE-Kondensatoren von Nichicon, welche speziell auf Audio-Anwendungen ausgelegt sind. 

300 mW

Ein signifikanter Unterschied zum HP-A4 ist die höhere Ausgangsleistung, die beim vorliegenden Modell 300 mW bei 32 Ohm beträgt. Impedanzen von 16 bis 600 Ohm werden abgedeckt, somit erschließt sich ein breites Spektrum an nutzbaren Kopfhörern. Das harmonische Rauschen gibt Fostex an der 6,3mm-Buchse mit weniger als 0,04 dB, am Cinch-Ausgang sogar mit unter 0,01 dB bei 1 kHz an. Mit 20 – 80000 Hz, also weit über den hörbaren Bereich hinaus, zeigt sich der Frequenzgang nicht weniger beeindruckend. Die verbauten Filter können je nach Schalterstellung ein flaches oder steiles Roll-Off realisieren.

Fotostrecke: 6 Bilder Die Platine ist übersichtlich gestaltet und folgt dem Prinzip der kurzen Wege. Entsprechende Sektionen liegen nah bei Anschlüssen und Schaltern, beispielsweise die Spannungs-Stabilisierung links beim Netzanschluss.

Maße und Gewicht halten sich im Rahmen

Der HP-A4BL ist 15 cm breit, 15,7 cm tief und 3,4 cm hoch, die Außenmaße halten sich also im Rahmen und übersteigen nicht die eines herkömmlichen Zweikanal-Interfaces. Auch sein Gewicht von 630 g ist gut verträglich, somit lässt sich der Verstärker auf längeren Reisen auch im Handgepäck unterbringen.
Der Lieferumfang ist knapp bemessen: Neben Bedienungsanleitung, passendem Netzteil und USB-Kabel finden sich lediglich ein paar Klebefüßchen aus Gummi in der Verpackung. Mit einem UVP von rund 590 Euro ist der Fostex HP-A4BL nicht gerade ein Schnäppchen, allerdings muss man für Modelle mit symmetrischem Anschluss generell etwas tiefer in die Tasche greifen.

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Praxis

Nachteil: nicht bus-powered

Beginnen wir mit dem Unangenehmen: Im Gegensatz zum kleinen Bruder, dem HP-A4, hat die hier getestete Variante Fostex HP-A4BL mit symmetrischem Ausgang einen Nachteil, denn sie ist nicht bus-powered. So ist das externe Netzteil in jedem Fall nötig und verbraucht einen zusätzlichen Platz in der Steckdosenleiste. Gerade für Reisende, die nicht jederzeit eine Stromverbindung in greifbarer Nähe haben, scheidet der Kopfhörerverstärker damit als mobiler DAC und womöglich Interface-Ersatz aus. Schade. Ansonsten ist der HP-A4BL schnell ausgepackt, verkabelt und einsatzbereit – zumindest am Mac. Hier greift das native Core-Audio, das Gerät ist sofort nutzbar. Unter Windows ist die Installation von Treibern nötig. Ist auch diese Hürde gemeistert, signalisiert der Kopfhörerverstärker seine Betriebsbereitschaft mit einer grünen Power-LED und einer roten LED zur Anzeige der aktuell übermittelten Audio-Qualität. Bei herkömmlichen Playern muss diese jedes Mal in den Systemeinstellungen korrigiert werden, in der DAW richtet sie sich nach den jeweiligen Projekteinstellungen und wird so automatisch an den DAC übermittelt. Hier verhält sich dieser ganz unproblematisch: Fostex’ HP-Amp einfach als Audio-Gerät auswählen, und los geht’s.

Die XLR-Buchse für den symmetrischen Anschluss lagert Fostex auf das Front-Panel aus.
Die XLR-Buchse für den symmetrischen Anschluss lagert Fostex auf das Front-Panel aus.

DSD-Player gratis von Fostex

Möchte man auf DSD-Dateien zurückgreifen, stoßen herkömmliche (vor allem kostenfreie) Audio-Player an ihre Grenzen. Fostex bietet die Möglichkeit, den eigens hierfür zur Verfügung gestellten Player gratis von der firmeneigenen Website zu laden. Die Oberfläche ist in einem angenehm dunklen Ton gehalten, äußerst übersichtlich und bietet einer ganzen Reihe von Formaten ein Zuhause. So gesellen sich zum angesprochenen DSD-Format (.dsf, .dff) und den bekannteren (WAV, AIFF, MP3) auch die verlustfrei komprimierten Formate FLAC und ALAC. Zwar sind die Funktionen der besagten Software, speziell die Playlist-Funktionen, spärlich ausgelegt, allerdings wechselt Fostex’ Audio-Player die Samplerate automatisch je nach laufendem Titel. So ist es auch bei gemischten Playlists kein Problem, die Tracks in der jeweils höchstmöglichen Auflösung zu hören.

Bei hochohmigen Kopfhörern hilft der Gain-Schalter

Im Betrieb zeigt sich der Fostex HP-A4BL äußerst solide. Der Volume-Regler ist leichtgängig und kratzt nicht, und es machen sich auch keinerlei Aussetzer oder Lautstärkesprünge bemerkbar. Über einen ausreichend großen Regelweg lässt sich die gewünschte Lautstärke fein dosieren. Wir konnten jedem verwendeten Kopfhörerpaar ausreichend Pegel entlocken, während sich bei hochohmigen Modellen der Gain-Schalter als angemessen erwiesen hat. Das Umschalten zwischen optischem und USB-Eingang lief problemlos, ebenso wie die Wahl zwischen Kopfhörerbetrieb und Cinch-Ausgängen. 

Leichte „Pfütze“ im mittleren Frequenzbereich

Klanglich bewahrt der HP-A4BL die Vorzüge, aber auch die Schwächen des Vorgängermodells. Die Höhen sind sehr fein aufgelöst, können jedoch manchmal zu sehr in den Vordergrund treten. Je nach Kopfhörer kann dies ein Vor- oder auch ein Nachteil sein. Kopfhörer, die in den oberen Regionen ihre Schwächen aufweisen, profitieren von dem „Mü“ mehr Glanz, bei allzu präzise agierenden Kopfhörermodellen dagegen kann das Filter mit seinem seichteren Roll-Off etwas Abhilfe schaffen und dem Klang die Schärfe nehmen. In den Mitten nimmt sich der Kopfhörerverstärker etwas zurück, während er in den Tiefen wiederum leicht zulegt. Allerdings bildet er hier keine Badewanne, sondern deutet eher eine Pfütze an. So ergibt sich ein runder, etwas zur Wärme tendierender Gesamtklang, der ein wenig gefälliger ist, als man es in manchen Situationen gern hätte. Der Fostex-Kopfhörerverstärker fordert seinen Tribut in der Konzentration, einerseits, weil man Geschehnisse im Mitteltonbereich schärfer fokussieren muss, andererseits, weil er ein wenig zum Dahinschwelgen einlädt. Konturen umreißt der Verstärker hingegen prächtig und zeichnet Instrumente trotz seiner Gefälligkeit mit klaren Linien. 

Viel Zubehör ist nicht dabei. Lediglich Netzteil und USB-Kabel sind im Lieferumfang enthalten, letzteres immerhin mit Goldkontakten.
Viel Zubehör ist nicht dabei. Lediglich Netzteil und USB-Kabel sind im Lieferumfang enthalten, letzteres immerhin mit Goldkontakten.

Panorama-Verteilung: sauber abgegrenzt

Impulse behalten einen knackigen Charakter und können durchaus mit Wandlern anderer Hersteller konkurrieren. Gerade in höheren Lautstärkebereichen fällt auf, dass es sich trotz Biss noch angenehm mit dem DAC-/Headpohone-Amp arbeiten lässt. Das geschieht nicht zuletzt aufgrund der guten Verteilung des Panoramas, das die Elemente nicht in die Mitte bannt, sondern verhältnismäßig sauber abgrenzt. Im symmetrischen Betrieb scheint die Kanaltrennung ein wenig ausgeprägter und die Auflösung etwas feiner. Insbesondere bei DSD-Dateien kann der HP-A4BL hier das Maximum heraus kitzeln. Dabei macht sich das Filter in veränderter Form bemerkbar, indem die Frequenzbereiche im Mitten- und Bassbereich stärker betont werden und somit präsenter erscheinen.

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Fazit

Ein guter Kopfhörerverstärker ist in einer tadellosen Signalkette Pflicht – so viel steht fest. Den Fostex HP-A4BL kann man mit Fug und Recht als einen solchen bezeichnen. Sicher spielt er nicht in der Oberliga, liegt jedoch auch im Preis deutlich darunter. Dennoch kostet er immerhin 200 Euro mehr als der „kleinere“ HP-A4 und bietet auf den ersten Blick nur einen marginal größeren Umfang. Doch allein die kräftigere Verstärkung und die asynchrone USB-Schnittstelle sind nennenswerte Vorteile. Wer über einen Kopfhörer mit symmetrischem Anschluss verfügt, kommt um ein Modell mit passendem Anschluss ohnehin nicht herum, und da scheiden sowohl die meisten Interfaces als auch preisgünstigere Kopfhörerverstärker kategorisch aus. Im Klang fährt er zwar keine Bestnoten ein, schlägt sich aber grundsolide. Die Option, DSD zu verarbeiten, ist beim HP-A4BL ebenfalls auf der Haben-Seite zu verbuchen. Lediglich die fehlende Option der Stromversorgung via USB trübt den ansonsten überzeugenden Auftritt etwas.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • symmetrischer Kopfhörerausgang
  • gute Ausgangsleistung
  • hohe Formatvielfalt
  • optischer Ein- und Ausgang
  • kompakte Größe
Contra
  • leichte Mittensenke
  • externe Stromversorgung nötig
Artikelbild
Fostex HP-A4BL Test
fostex_hpa4bl_12
FEATURES und Spezifikationen
  • Kopfhörerverstärker und DAC
  • PCM-Audio in 24 Bit bis 192 kHz
  • DSD-Audio von 2,8 MHz bis 11,2 MHz
  • USB 2.0
  • asynchrone Übertragung
  • wählbares Digitalfilter
  • schaltbarer 10dB-Headphone-Boost
  • optischer S/PDIF-Ein-und -Ausgang
  • analoge Cinch-Ausgänge
  • symmetrischer Kopfhörerausgang
  • Micro SD-Slot für Firmware-Updates
  • Abmessungen: 150 (B) x 34 (H) x 157 (T) mm
  • Gewicht: 630 g
  • Leistungsaufnahme: 2,5 W bei 5V
  • Leistung (Kopfhörer): 300 mW / 32 Ohm
  • Minimale Impedanz: 16 Ohm
  • THD (Kopfhörer): 0,04% bei 1 kHz / 32 Ohm / 100 mW
  • THD (Line): 0,01% bei 2 Vrms
  • Frequenzumfang: 20 Hz – 80 kHz (+/- 3 dB)
  • Preis: € 592,– (UVP)
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