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Focusrite Clarett 2 Pre Test

Praxis

Gute Treiber, einfacher DSP-Mixer
Die Installation des Treibers ist zur Benutzung des Clarett 2Pre durchaus zwingend, denn ohne „Focusrite Control“ Software werden die Eingänge auf die Ausgänge einfach nur durchgeschleift. Also: Software drauf, Neustart – und los geht es!

Fotostrecke: 7 Bilder 3,7 ms Latenz bei 32 Samples.

Genau wie das bereits von uns getestete Focusrite Clarett 8Pre überzeugt auch das Clarett 2Pre Interface mit sehr guten Latenzwerten, vergleichbar mit denen bei RME und USB-Protokoll. Damit kann das Monitoring auch durchaus durch die DAW laufen, denn eine besonders umfangreiche Console mit DSP-Effekten oder dergleichen gibt es hier nicht. Trotzdem lassen sich alle Eingänge mit allen Playback-Kanälen mixen und auf die Ausgänge verteilen. Das Interface ist also auch Router, Merger und Mixer zugleich. Nach einer kleinen Eingewöhnungszeit hat man das einfache, visuell etwas verspielte Prinzip der DSP-Mixer Software auch verstanden, denn so richtig viele Optionen gibt es hier ja nun auch nicht. Überwiegend wird man wohl nur die Funktionen „Instrument“ und „Air“ über die Software aktivieren.
Ein halber Monitorcontroller
Gut gelöst ist die Einschaltverzögerung auf den Hauptausgängen, um das unschöne Knacken beim Einschalten des Interfaces auf den Monitoren zu vermeiden. Praktisch ist ebenfalls die Regelbarkeit der Monitore. Auch dass ein zweites Paar Speaker mitgeregelt werden kann, ist angenehm. Warum man allerdings auf der Front des Clarett nicht zwischen beiden Ausgangspaaren umschalten kann, erschließt sich mir nicht ganz.
Die beiden frontseitigen Gain-Regler lassen sich gut bedienen und somit auch gut pegeln. Wer das Gerät allerdings mit Stereo-Signalen füttern möchte, muss etwas Geduld mitbringen, da es für die Line-Ins leider keine festen Gain-Settings gibt. Schade!

Fotostrecke: 3 Bilder Die Parameter AIR und INSTRUMENT werden von der Software aus aktiviert.

Gute Wandler und gute Pres
Das Auflösungsvermögen des Audio-Interfaces ist sehr gut und identisch mit dem des Clarett 8Pre. Damit wird unseren Mics genügend Raum gelassen sich zu entfalten. Der „normale“ Modus kling dabei sehr linear, neutral sowie mit einer leichten Tendenz zur Langeweile versehen. Der Air-Mode hingegen frischt das Signal deutlich auf, was dem deutlichen Mehr an Höhen und den etwas dünneren Bässen geschuldet ist. Etwas Schade ist, das der Air-Mode etwas lauter ist, sodass schnelle vergleichen zumindest etwas erschwert wird. Beide Modi zeichnen sich dabei durch ein geringes Eigenrauschen aus und bieten genügend, wenn auch nicht besonders üppige Gain-Reserven.

Audio Samples
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Acoustic Stereo – L: Shure SM57 / R: AKG C414 – NO Air Acoustic Mono – AKG C414 – NO Air Acoustic Mono – Shure SM57 – NO Air Acoustic Stereo – L: Shure SM57 / R: AKG C414 – WITH Air Acoustic Mono – AKG C414 – WITH Air Acoustic Mono – Shure SM57 – WITH Air Shaker Stereo – L: Shure SM57 / R: AKG C414 – NO Air Shaker Mono – AKG C414 – NO Air Shaker Mono – Shure SM57 – NO Air Shaker Stereo – L: Shure SM57 / R: AKG C414 – WITH Air Shaker Mono – AKG C414 – WITH Air Shaker Mono – Shure SM57 – WITH Air Bass DI – WITH Air Bass DI – No Air

Der Unterschied zwischen dem Normal-Mode („pink“) und dem „AIR“-Mode („türkis“) lässt sich in folgendem Messbild auch optisch deutlich an einer kontinuierlich steigenden Erhebung im Übertragungsverlauf bis hinauf auf +4 dB in den Höhen erkennen:

Einmal mit, einmal ohne AIR-Funktion gemessen: lila=off, türkis=on.

Auch die Wandler an sich bieten ein gutes Auflösungsvermögen und müssen sich selbst vor teureren Interfaces nicht verstecken. Die klanglichen Unterschiede zu meinem RME UFX waren beispielsweise sehr gering, subjektiv klang das Focusrite nur etwas “weicher” und musikalischer – es handelt sich hierbei aber nur um feinsten Nuancen, welche auch nur im harten A/B-Vergleich auffallen. 
Kräftiger Kopfhörerausgang
Der Kopfhörerausgang spielt ebenfalls kräftig laut auf und klingt gut, lediglich in den höheren Leistungsbereichen neigt er zur leichten Komprimierung. Er teilt sich übrigens die Wandler mit dem Line-Out 3/4, über die Software können aber auch ohne Probleme die Playback-Kanäle 1/2 auf den Kopfhörer gelegt werden.
Mitgelieferte Plug-Ins
Die mitgelieferten PlugIns der „Red 2 and Red 3 Suite“ sind eine gute Bereicherung und bieten mit den sehr gut klingenden und einfach zu bedienenden EQ- und Compressor-Plug-In einen unbeschwerten Start in das Thema Klangbearbeitung. Außerdem gibt es auch noch ein kleines Softube-Bundle bestehend aus TSAR-1R Reverb, Tube Delay und Saturation Knob dazu – gut, letzteres ist sowieso kostenlos.

Red 2 & 3 Plug-In Suite

Aus Kundensicht für mich nicht nachvollziehbar ist der Umstand, dass Thunderbolt-Kabel nicht Teil des Lieferumfangs sind. Das ist aber bei allen Herstellern von Thunderbolt-Interfaces der Fall und wohl den hohen Lizenzkosten geschuldet, die Apple für seine Technik einfordert. 
Sehr gutes Interface für Musiker
Das Focusrite Clarett 2Pre ist mit seiner Ausstattung besonders für Singer/Songwriter prädestiniert, die sich selbst aufnehmen wollen. Zwei Preamps reichen hierfür im Allgemeinen aus, auch wenn man hier wohl öfters umstecken muss, da die Instrumenten-Eingänge sich die Mic-Eingänge via Combo-Buchse teilen.
Der zusätzliche optische SPDIF/ADAT ist ein nettes Zubehör, aber in der Praxis durchaus zu vernachlässigen, zumal es ja auch keine Wordclock-Anschlüsse gibt. Für faule Musiker, die gern Kabel stecken lassen wollen, bieten sich hier eventuell dasnetzteillose RME Babyface Pro an, da dieses über vier statt nur zwei analoger Eingangswege verfügt. Es ist auch deutlich kompakter. Weitere Alternativen findet ihr in unseren beiden Kaufberatern „Audiointerfaces bis EUR 250,- und Audiointerfaces von EUR 250,- bis EUR 750,-“!

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