Focal Solo6 Test

Schlicht Focal Solo6 nennt der französische Hersteller seine überarbeitete Version der „alten“ Solo6 BE. Als Teil der ST-6 Serie bietet sie außer einem verbesserten Gehäuse, Treibern und Amp selbstverständlich noch ein paar mehr Features.

Focal Solo6 Review

Einige der neuen Features kennt man eventuell von der größeren Trio Serie. Was das Update sonst noch gebracht hat und wie das Ganze klingt – ihr erfahrt es in unserem Test!

DETAILS

Französisches Understatement

Die Focal Solo6 sind aktive Zwei-Wege-Studio-Nahfeldmonitore in Bassreflex-Bauweise „made in France“. Sie gehören zur neuen ST-6 Serie, zu der sich außerdem noch eine Twin6 mit zwei Woofern sowie ein 58 kg schwerer Subwoofer namens Sub12 gesellt.

Focal Solo 6: von vorn und hinten
Solides Paar: Die Focal Solo6 liefern einen tollen Feature-Mix“

Im Hinblick auf die Treibergrößen, darf man den Franzosen tatsächlich Understatement unterstellen. Zu Gunsten knackiger Produktbezeichnungen haben sie nämlich abgerundet: Der Sub12 bietet mit 13 Zoll in Wahrheit mehr Druckfläche als man vermuten könnte. 

Selbst in der Twin6 und Solo6 arbeiten mit 6,5 Zoll dezent größere Treiber als erwartet. Der grau melierte Look des w-förmigen Konus passt gut zu den recht roten Holzseitenteilen. Aber Optik ist bekanntlich nicht alles: Die Kalotte wurde gegenüber ihren Vorgängern nochmals steifer und leichter. So ist etwa das Dustcap nun aus Pappe – alles wichtig für eine gute Impulsabbildung und weniger Verzerrungen. Ferner lenkt der Woofer nun auch weiter aus. Unter ihm befindet sich der frontseitige und abgerundete Schlitz für den Bassport.

Gut gebettet koppelt es sich smoother

Als Tweeter kommt, Focal-typisch, ein invertierter 38-mm-Beryllium-Hochtöner zum Einsatz. Das Gitter wirkt hinsichtlich der Öffnungen edel und gröber als beim Vorgänger. Das umgebende Baffel wurde außerdem leicht eingerückt. Zusammen mit dem Mehr an abgerundeten Kanten sorgt das für eine verbesserter Ankoppelung. Insgesamt sollen die Maßnahmen die Schallabstrahlung homogener gestalten und sie mit weniger Richtwirkung versehen, wodurch ein größerer Sweetspot entsteht. 

Tweeter hinter gittern, mit Waveguide
Ein Gitter schützt den Beryllium-Tweeter

Weniger und doch mehr

Auch insgesamt wirkt die Focal Solo6 auf mich hochwertiger und besser verarbeitet. Schwerer ist die Box gegenüber der alten Solo6 BE ebenfalls geworden, was ich auf das auf 22 mm angewachsene MDF-Gehäuse zurückführen würde. An den Außenmaßen hat sich indes kaum etwas verändert – die Box zeigt sich mit Maßen von 334 x 246 x 295 mm also weiterhin recht kompakt, bei einem Gewicht von 13 kg pro Box aber nicht gerade leicht. 

Die RMS-Verstärkerleistung wird nun mit 80 Watt plus 50 Watt beziffert. Hoch- und Tieftöner werden weiterhin unabhängig und nach der Trennung versorgt. Den resultierenden Übertragungsverlauf gibt Focal innerhalb der -3-dB-Grenzen mit 45 Hz bis 40 kHz an, den maximalen SPL (50 bis 10kHz, Freifeld @ 1 m) mit 110 dB. 

Theoretisch sind all diese Leistungsdaten unter dem Vorgänger einzuordnen, auch wenn die Focal-Zahlen generell nicht besonders vergleichbar sind, weil teilweise ungenau spezifiziert. Das ist Schade und das habe ich auch schon mal kritisiert.

Fakten, Fakten, Fakten

Selbst die Angaben zur Trennfrequenz fehlen. Man könnte aber mutmaßen, weil Focal das „Fokus-Feature“ verbaut hat: Mithilfe eines normalen Fußschalters kann man die Funktion fernsteuern, wodurch sich der Zwei-Wege-Speaker in einen Ein-Weg wandelt.

Leichter, steifer Woofer
Unten findet sich der Bassport in Form eines großen Schlitzes

Der Woofer wandelt sich so zum Breitband-Lautsprecher. Der Übertragungsverlauf verschiebt sich dann auf 110 Hz bis 10 kHz. Das ist insofern gut, als dass man beispielsweise kritische Frequenzen im Übergangsbereich isolierter betrachten kann.

XLR-Anschluss, Klinke für Fokus

Für die Fokus-Funktion der Focal Solo6 befinden sich auf der Rückseite die beiden Klinken-Eingänge, die Signal-Zufuhr gibt es indes nur mit symmetrischem XLR – ähnlich wie beim Focal Sub12 Subwoofer. Wobei der neben dem I/Os für die Fokus-Spielerei auch noch einen weiteren Anschluss für den Sub-Bypass bzw. ein Bass-Management mit Stereo-I/O und LFE I/O anbietet. 

Die Rückseite der Solo6 mit ihren Anschlüssen und Filtern zur Raumanpassung.

Die Focal Solo6 sind trotzdem flexible Teamplayer, weil sie auch einen eigenständigen Low-Cut bieten, was praktisch ist, falls man andere Basserweiterungen nutzten möchte.

Reichlich Filter für Raumanpassung

Hinzu kommt bei  der neuen Solo6 eine praktische Raumanpassung in Form eines analogen EQs. Dieser ist identisch zu dem der teuren Drei-Wege-Speaker der Trio Serie. Der Highpass erlaubt so beispielsweise auch 45-Hz-, 60-Hz- und 90-Hz-Beschneidungen von Off bzw. Fullrange (FR). 

Ein 250-Hz-Low-Shelf und ein 4,5-kHZ-High-Shelf gibt es dazu, genau wie ein Glockenfilter für die Kompensationen von 160 Hz. Dieser Bereich wird gern mal bei Platzierungen von Speakern auf der Console oder dem Schreibtisch korrumpiert. 

Alle Filter sind nur mit dem Schraubenzieher zu erreichen und bieten jeweils Gain in einem Bereich von +/- 3 dB. Ein abschaltbarer Auto-Standby-Modus sowie eine anpassbare Eingangsempfindlichkeit (-10dBV und +4dBu) runden die elektrischen Features ab. 

Neben dem obligatorischen IEC-Stromanschluss, dem Schalter für die Versorgungsspannung und dem Hauptschalter finden sich außerdem zwei Schrauböffnungen an der Focal Solo6: Diese verstehen sich mit ausgewählten Halterungen von K&M. Im Hinblick auf umfangreiche Surround-Setups ist das zu begrüßen, weil auf diese Weise Wand- und Deckenmontagen ganz einfach möglich werden. Siehe dazu auch die Adapter K&M 24359 plus 24471 für die Wand bzw. K&M 24496 oder 24491 für die Decke. 

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Praxis

Nahfeldtest

Zunächst bau ich die Speaker recht eng hinter meiner Meterbridge auf, sodass ich bei einer Basisbreite von ca. 1 m im direkten Nahfeld sitze. Dabei fällt mir die schöne Größe der Stereobühne sofort auf, die sich im Sweetspot beeindruckend breit aufspannt. Einzelne Instrumente sind eindeutig zu orten, die Tiefe sehr gut fühlbar. Die Balance von Höhen und Mitten gefällt, besonders bei moderaten Pegel.

Viva la france!
Ein überzeugender Nahfeld-Speaker und Satellit in Verbindung mit dem Sub12!

Bässe werden ebenfalls überzeugend wiedergegeben: schön knackig-schnell und mit ordentlich Druck. Kickdrums kommen punchy und mit Wucht, wenn sie denn so gemischt wurden. Das Focal hier auf 6,5 Zoll setzt, zahlt sich aus, die Verbesserungsmaßnahmen “leichter und steifer” ebenfalls!

Mir gefallen Zwei-Wege-Speaker mit großen Woofern eher selten, da sie einfach zu träge sind, um gleichermaßen präzise Obere-Mitten wiedergeben zu können. Somit macht es für mich auch absolut Sinn, dass Focal in der nächstgrößeren Box, der Twin-6, direkt zwei 6,5-Zöller verbaut, anstatt größere und behäbigere Woofer zu nutzten – allerdings kann ich das nur vermuten, denn gehört habe ich sie nicht. 

Die Mitten und Höhen sind hier ebenfalls sehr detailliert, schön schnell und präzise aufgelöst. Nur im Übergangsbereich empfinde ich so nah vor den Boxen eine leichte Schärfe, die bei heftiger Gitarrenmucke und hohem Pegel etwas anstrengend gerät. Allerdings kann man mit den EQs durchaus gegenwirken.

Rückseite Focal Solo6
Endlich! Richtige Filter gehören an jede aktive Box!

Generell hat mir hier elektronische bzw. moderne Musik mehr Spaß gemacht. Meine typischen 50-Cent-Bass-Check-Tracks (Just a Lil Bit, In da Club, Position of Power) meistert der Speaker mit Bravour und ging dabei gut laut – fängt aber auch schon im Limit-Bereich an, leicht rot zu blinken, wobei ich hier klanglich keine Einschränkungen wahrnehmen konnte. Insgesamt geht die Box schon laut, superlaut nur eher nicht – ich empfinde den neuen Kompromiss „Präzision über Pegel“ allerdings gelungen. Port-Turbulenzen oder Rasseln waren zu keinem Zeitpunkt zu hören.

Fokus, bitte

Fokus verschiebt den Übertragungsbereich auf 110 Hz bis 10 kHz – und auf einen Weg, sprich den Basstreiber. Dadurch werden kritische Bereiche, die vorher im kompromissbehafteten Übergangsbereich lagen, nun nur noch über einen Treiber wiedergegeben, was bereits die Wiedergabequalität steigert. Um den Übertragungsverlauf nach oben sinnig öffnen zu können, muss man die Basswiedergabe entsprechend reduzieren, was Focal mit einer eigenständige Frequenz-Weiche für den Fokus realisiert. Damit legt man auch eine Art Lupe auf den wichtigen Mittenbereich, was Probleme in diesen wichtigen Bereich offensichtlicher hervorheben kann: James Hetfield lispelt mir beispielsweise in Metallica „Whiskey in the Jar“ zu scharf, was geübten Ohren auch auf vielen anderen guten Speaker unangenehm auffallen dürfte. Tatsächlich waren Probleme des starken HISS um Minute 2:05 mit dem Fokus noch eindeutiger, ja fast isolierter, zu hören. Hätten die damals doch nur mal besser über Focal abgehört …

Midfield-Test

Natürlich hat mir Focal auch gleich den neuen und ziemlich fetten Sub mitgeschickt – und den hab ich mit Freude ausprobiert! Der 13-Zoller ist nach vorn komplett offen und liefert ordentlich Cojones. Dank seiner 58 kg und der frei einstellbaren Trennfrequenz bekommt man ihn sehr angenehm tief gestimmt. Ein ordentlich professioneller Donnerkasten, der null scheppert und richtig fies Druck aufbaut. 

Insofern kann er die „kleinen“ Satelliten auch ziemlich entlasten, wenn diese dann den Low-Cut nutzen – entweder am Speaker selbst oder über die am Sub. Die 60 Hz Trennung empfand ich hier als ideal, den Sub selbst hab ich allerdings noch ein Stück tiefer gedreht – so gefällt es mir am besten. Richtig Sub-Sub und kein 100-Hz-Pockern!

Platz, Platz, wir brauchen Platz

Somit konnte ich die Basisbreite meines Stereodreiecks auf amtlich 2,5 Meter erweitern, was den Eindruck des zischeligen Übergangsbereichs schwinden ließ. Je nach Klangqualität des Raumes bekommt man nun einen viel größeren und lebendigeren Sound, der allerdings auf die Distanz auch etwas an Präzision verlieren kann – mehr Spaß macht die Lösung hier bei mir auf 45 Quadratmeter aber auf jeden Fall! 

Ob man Bässe nun so präziser als ohne Sub abhören kann, mag ich zu bezweifeln. Was im Umkehrschluss allerdings auch bedeutet, dass ich der Solo6 auch “solo” als Bass-Referenz durchaus vertrauen würde. Mit einem Subwoofer kommt auch der Aufwand des sauberen Einmessens hinzu, da ein paar Zentimeter mehr oder weniger schon ordentlich etwas ausmachen können. Was ich sagen will: Es kann sein, dass der fette Sub dann nicht richtig unter den Schreibtisch passt, wenn man das Ideal des Halbkreises verfolgen will – und dann ist man u.U. direkt mit der Twin-6 als mit dem 2.1 Setup besser beraten. 

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Fazit

Der neue Solo6 von Focal überzeugt mich: ein hochwertiger und präziser Speaker, der in einem moderaten Preisfeld spielt, wodurch er selbst in der Mehrzahl nicht komplett die Bank sprengen dürften – zum Beispiel in einem Immersive-Setup. Bei begrenztem Platzangebot macht auch ein Paar alleine Sinn: Für seine kompakten Maße bietet der Speaker ein ordentliches Referenzmaß, das mit knackigen und tiefen Bässen, präzisen Mitten und offenen Höhen überzeugend abliefert. Das macht er nüchtern, aber nicht langweilig – weshalb die Monitore sich geradezu als Arbeitsgerät prädestinieren. Ob sie in diesem Preisbereich nun besser oder schlechter als Genelec, Neumann, ADAM, Dynaudio oder PSI ist, kann ich aufgrund des fehlenden Direktvergleichs nicht beurteilen – die Solo6 ist aber auf jeden Fall in bester Gesellschaft und Unterschiede sind in Nuancen zu finden: 4,5 Sterne.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • tolles, großes Stereobild

  • nüchtern, aber nicht langweilig
  • 
präzise und knackige Basswiedergabe
  • schön unaufgeregte Auflösung in den Mitten und Höhen
Contra
  • leichte Schärfe im absoluten Nahfeld
Artikelbild
Focal Solo6 Test
Für 1.329,00€ bei


Focal Solo6, vorn und hinten
Hochwertiger Nahfeld-Monitor: Focal Solo6

Features

  • Aktiver Zwei-Wege-Bassreflex-Studiomonitor

  • 6.5“-Tieftöner und 1.5″-Beryllium-Hochtöner

  • Übertragungsverlauf: 45 – 40.000 Hz bei -3dB

  • maximaler SPL 110 dB (50-10kHz, Freifeld @ 1m)
  • 
Verstärkerleistung (RMS): 80 W (Tieftöner) + 50 W (Hochtöner)
  • einstellbarer Hochpassfilter, low- und high-shelving EQ und low-mid-EQ (160 Hz)

  • XLR-Eingang, umschaltbare Eingangsempfindlichkeit (+4 dBu / -10 dBV)
  • schaltbarer Focus-Modu (nur Tieftöner): 110 – 10.000 Hz im Ein-Wege-Modus

  • Focus-Eingang und -Ausgang: 6,3-mm-Klinke

  • MDF-Gehäuse mit furnierten Seitenteilen

  • Abmessungen (H x B x T): 334 x 24.6 x 29,5 mm

  • Hergestellt in Frankreich
  • Gewicht: 13 kg

  • Preis: 1.329 Euro (Straßenpreis am 29.7.2022)
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