Ein Bodentreter von Fender extra für Bass, echt? Das war meine erste ungläubige Reaktion auf den neuesten Spross der „Fender Classics“ Effekt-Linie, das Sub-Lime Bass-Fuzz. Mittlerweile gibt es ja auch für uns Freunde der tiefen Töne eine ganze Menge dieser kleinen bunten Kisten – von Chorus über Phaser bis Oktaver, alles, was das Herz begehrt. Einen Fuzz oder Verzerrer zu finden, der dem Bass nicht den Druck und die Definition wegnimmt, aber trotzdem schön schmutzig klingt, ist allerdings gar nicht so einfach. Da blieb in der Vergangenheit oft keine andere Lösung, als sich durch die komplette Angebotspalette von Verzerrern für Gitarristen durchzuarbeiten, um ein Gerät zu finden, das mit den Bassfrequenzen halbwegs klarkam.
Hier schafft Fender mit dem Bass-Fuzz aus der „Classic“-Serie Abhilfe. Mit dieser Effekt-Linie lässt die Instrumenten-Schmiede die legendären Pedale der 70er Jahre wieder aufleben und so kommt auch das Sub-Lime Bass-Fuzz in einer ultracoolen Vintage-Optik, sehr groß und sehr grün. Die Innereien sind allerdings neu und wurden speziell für den Bass konzipiert, wie zum Beispiel der X-Over Regler, mit dem sich die Trennfrequenz für den Wirkungsbereich des Effekts bestimmen lässt. Der Tiefbassbereich kann also vom Fuzz-Effekt ausgenommen werden und bleibt somit transparent. Ich bin wirklich sehr gespannt, ob das grüne Monster tatsächlich genauso giftig klingt, wie es aussieht.
Details
Für einen Bodentreter, der nur eine Aufgabe übernehmen soll, ist das Sub-Lime Fuzz wirklich groß und aufgrund des massiven Metallgehäuses naturgemäß auch schwer. Als Mitbewohner einer Pedalboard-WG wäre der Effekt somit kein idealer Kandidat. Andererseits sind das Design und das retro–limonengrüne Finish echte Hingucker. Vintage-Freaks werden es lieben.
Das Gehäuse ist wirklich stabil und mit fünf Gummifüßen gegen Verrutschen gesichert. Ich stehe auf einfache Benutzer-Oberflächen und in dieser Hinsicht ist das grüne Fuzz ganz weit vorne – lediglich ein Metallfußschalter zum Aktivieren und eine Drehscheibe zum Einblenden des Effektes zieren die Oberfläche. Die Drehscheibe ist mit einer rauen und griffigen Kunststoffoberfläche belegt und wird mit dem Fuß bedient. Damit man sich dabei nicht den Fuß ausrenkt, funktioniert das Ganze nicht über die gesamten 360 Grad, sondern nur über ein Drittel, ungefähr von Stellung 10 Uhr bis 2 Uhr. Eine Beleuchtung im äußeren Ring der Scheibe gibt ein optisches Feedback über die Stellung, indem sie von grün bei 10 Uhr stufenlos zu rot bei 2 Uhr Maximalstellung fadet – sehr stylisch.
Seitlich befinden sich wie bei Geräten dieser Gattung üblich, die Klinkenbuchsen. Rechts der Eingang fürs Instrument, links der Ausgang zum Amp. Zusätzlich sitzt neben den Klinken jeweils ein Regler: „Drive“ zur Kontrolle der Effekt-Intensität auf der Input–Seite – Volume zur Anpassung der Lautstärke des bearbeiteten Sounds an das cleane Signal auf der Output-Seite. Ein Netzteil wird nicht mitgeliefert, ein Anschluss für 9 Volt ist aber ebenfalls auf der rechten Seite vorhanden.
Kommen wir zur Unterseite, denn auch da gibt’s tatsächlich etwas zu regeln. Hier haben sich nämlich zwei versenkte Trim-Potis ein lauschiges Plätzchen gesucht, die mithilfe eines kleinen Schraubendrehers verstellt werden können und die Aufschriften „OD Tone“ bzw „X-Over FREQ“ tragen. Mit dem „X-Over FREQ“ Poti lässt sich in einem Bereich zwischen 300 Hz und 30 Hz bestimmen, wie weit nach unten der Sound mit dem Effekt behandelt wird. Das ist also die Geheimwaffe des Sub-Lime, um den Bass-Sound trotz Effekt durchsetzungskräftig und transparent zu halten- denn zu stark verzerrte Tiefbässe führen in der Regel zwangsläufig zu einem schwammigen Sound.
Das „OD Tone“ Poti bestimmt den Charakter der Verzerrung, auf MAX mit mehr Höhenanteil wird der Sound schneidender und aggressiver, in Richtung MIN hingegen immer milder und unaufdringlicher. Auch das Fach für die mitgelieferte 9 Volt Batterie ist auf der Unterseite zu finden und wird mit einer Kreuzschlitzschraube gesichert.
Praxis
Wie oben schon erwähnt, ist das Sub-Lime wirklich ein ziemlicher Klopper und nimmt auf einem Pedal-Board viel Platz in Anspruch. Andererseits ist es ganz angenehm, ein solides Gerät unter dem Fuß zu haben, welches man ohne Navigationshilfe zielsicher kontrollieren kann. Besonders die Scheibe zum Einblenden des Effektes wäre sehr schwer zu bedienen, würde sie kleiner ausfallen. Ich finde die Drehscheibe ohnehin schon gewöhnungsbedürftig. Übt man zu viel Druck aus, ist sie schwergängig und lässt sich kaum bewegen, bei zu leichtem Tritt rutscht man schnell auf dem Kunststoffbelag ab und kommt so auch nicht zum gewünschten Sound. Es hat eine ganze Zeit gedauert, bis ich das Gerät einigermaßen sicher bedienen konnte – auf eine mehr oder weniger lange Experimentierphase sollte man sich also einstellen.

Leider sind alle anderen Regler so angebracht, dass man nicht mal eben schnell und zielsicher Änderungen vornehmen kann. Die Trim-Potis mit Schraubendreher-Bedienung auf der Unterseite sowieso nicht, sie sind wohl eher als „Set and Forget“-Regler gedacht – einmal den bevorzugten Sound-Charakter und Trennfrequenz eingestellt und fertig. Das ist sehr schade, zumal man mit den verschiedenen Einstellungen sehr unterschiedliche und durch die Bank brauchbare Soundvariationen erreichen kann, die ich gerne von einem Song zum nächsten abrufbereit hätte. Ich verstehe nicht, warum Fender den Einsatznutzen des Bodentreters durch die schwer zugänglichen Regler derart beschneidet. Hier war wohl die zugegebenermaßen coole Optik der Bedienoberfläche wichtiger als die Funktion. Auch die seitlichen Regler sind nicht optimal zu erreichen, wenn man schnell mal mehr „Drive“ geben will oder die Effekt-Lautstärke anpassen muss. Alle Bedienelemente sollten oben angebracht sein – zumal gerade die beiden Trim-Potis „OD TONE“ und „X OVER“ extrem nützlich sind, um gute Sounds zu schrauben.
Die Soundqualität des Sub -Lime allerdings ist sehr gut. Das grüne Monster produziert einen sehr natürlichen Fuzz-Sound, der alles andere als synthetisch klingt. Die Möglichkeit, mit der Drehscheibe den Effekt einzublenden, ist, hat man sich erst einmal daran gewöhnt, wirklich großartig. Bei Minimalstellung ist der Sound nahezu clean. Je nach Stellung der restlichen Regler kann man dann durch stetiges „Gasgeben“ bis zu brutalsten Sägesounds überblenden. Dabei bleibt die Performance selbst bei extremsten Settings mit starker Verzerrung im Bassbereich absolut brauchbar und behält ihre Kontur. Viele Verzerrer liefern in derartig krassen Einstellungen nur noch Dröhngeräusche ab. Zusätzlich lässt sich mit dem „X-Over“ der Bassbereich bis zur Obergrenze von 300 Hz vom Effekt befreien, sodass der Sound transparent bleibt und den Attack nicht verliert. Damit kann man ohne Ende warme, angezerrte Bass-Sounds erzeugen, die charaktermäßig in Richtung „natürliche Sättigung“ gehen. Der Tone-Control an der Unterseite stellt ein breites Soundspektrum bereit – von grellen bis zu dumpferen Fuzz-Sounds ist alles im Angebot. Und brauchbar sind sie auch alle. Deshalb wäre es klasse, wenn der Regler oben wäre, damit man die Einstellung schnell ändern kann. Alles in allem versöhnt der hervorragende Sound des Sub-Lime mit den kleinen Bedienungseinschränkungen, und die schnörkellose Optik trägt sicherlich seinen Teil zum Charme des Vintage-Treters bei.
Ich habe euch natürlich auch ein paar Audios aufgenommen, damit ihr euch selber ein Bild vom Sub-Lime machen könnt:
Allein der Sound macht das Fender Sub-Lime zur echten Empfehlung für Freunde schmutziger Bass-Sounds. Zwar sieht die Bedienoberfläche auf den ersten Blick sehr simpel aus, die teilweise verborgenen Einstellmöglichkeiten machen das Gerät aber sehr flexibel und ermöglichen eine breite Palette absolut praxistauglicher Sounds. Die Verarbeitung ist tadellos und das Gerät so solide, dass man es im normalen Gebrauch wohl schwer kaputt bekommt. Wenn Fender es jetzt noch schaffen würde, die Regler so anzubringen, dass man schnellen Zugriff darauf hat, die supercoole Vintage-Optik allerdings erhalten bliebe, wäre ich restlos begeistert.
- Soundqualität
- Soundvielfalt
- Verarbeitung
- Vintage-Optik
- „OD TONE“ und „X-Over“ auf der Unterseite nicht schnell zu verstellen


- Hersteller: Fender
- Modell: Sub-Lime Bass-Fuzz
- Gehäuse: Metall, 5 Gummifüße, limonengrün lackiert
- Anschlüsse: 2 Klinke, 9 Volt Netzteil
- Regler / Schalter: Fußschalter, Drive, Volume, Blend – Scheibe, OD Tone, X Over-Frequenz
- Stromversorgung: 9 Volt, Batterie oder Netzteil (nicht mitgeliefert)
bazzfuzz sagt:
#1 - 19.02.2012 um 01:13 Uhr
Ich selbst habe das Gerät seit 2 Jahren.Der Testbericht an sich ist gut geschrieben.Aber der angeprangerte Nachteil mit den schwerzugänglichen Stellschrauben auf der Unterseite ist für mich ein Vorteil.Ich mag keine Stomp Boxen mit Drehregler und Schaltern vollgestopfter Gehäuseoberfläche. Wie es schon zu Anfang geschrieben wurde:"set and forget".Die Drehscheibe auf 12 Uhr,dann sucht man sich einmal die perfekte Zerre.Ist mal ein wenig mehr oder weniger Dampf gefragt, einfach die Drehscheibe benutzen...und seitlich rechts wäre ja auch noch der versenkte DRIVE Regler. Hatte vorher 4 Bassverzerrer, war mit allen unzufrieden und nach wenigen Wochen wieder verkauft.Das Sub-Lime ist für mich die beste Basszerre auf dem Markt und wird mit Sicherheit in 20 Jahren ein gesuchtes Gerät auf den Gebrauchtmarkt werden.durch die schwere, massive Bauweise auch für den harten Bühnenalltag bestens geeignet.Gegenüber anderen Bassverzerrern überzeugt das Teil auch wegen der Rauscharmut im Studiobetrieb.Antesten ist Pflicht.