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Fender Squier Contemporary Jazz Bass Test

Das hätte sich Leo Fender 1960 sicher nicht träumen lassen! Gab es zu seiner Zeit genau EIN Modell seines äußerst populären Jazz-Basses, kann man heute gleich aus zwölf verschiedenen Baureihen wählen, die sich teilweise um das 20- bis 30-fache im Preis unterscheiden. Die günstigsten Instrumente daraus tragen den Labelnamen “Squier” und werden in Indonesien gefertigt. Und selbst bei Squier gibt es noch drei unterschiedliche Modellreihen. Der jüngste Spross hört auf den Namen Contemporary Series und liegt preislich zwischen den Einsteigermodell Affinity und der Player Series, welche die ersten Bässe mit Fender-Logo auf der Kopfplatte beinhaltet. Hier soll also eine Lücke geschlossen werden, sodass preisbewusste Interessenten, die etwas mehr wollen als die reine Einsteiger-Klasse, ebenfalls beim “Original” fündig werden. Heute schaue ich mir also einen Fender Squier Contemporary genauer an und untersuche, was ihn von seinen günstigeren und teureren Geschwistern unterscheidet.

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Details

Auf den ersten Blick lässt sich kein Unterschied zu anderen Serien feststellen. Ein Jazz Bass ist eben … ein Jazz Bass – und das ist auch gut so! Das Design blieb über die Jahrzehnte nahezu unverändert und ist seit fast 60 Jahren ein Klassiker. Der Fender Squier Contemporary macht da keine Ausnahme: Er sieht keinesfalls günstig aus, sondern ebenso hochwertig wie viel teurere Modelle. Die Unterschiede scheinen also im Detail zu liegen!
Der Korpus unseres Testbasses wurde aus Pappel gefertigt, der vierfach verschraubte Hals besteht aus Ahorn, und das Griffbrett aus Indian Laurel (auch als “Chinesische Feige” bekannt). Die Farbe des Polyurethan-Finish nennt sich “Dark Red Metallic”. Im Gegensatz zur Einsteiger-Serie Affinity bekommt man hier eine farblich passend lackierte Kopfplatte: den so genannten Matching Headstock. (Diesen gibt es übrigens noch nicht einmal bei der doppelt so teuren Player-Serie nicht!) zu erwähnen bleibt noch das dreilagige schneeweiße Schlagbrett.

Fotostrecke: 4 Bilder Das Design des Fender Jazz Bass ist auch 60 Jahre nach …

Die entscheidenden Unterschiede zur günstigeren Serie liegen in der Hardware und der Elektronik. Hier wird auf ganzer Linie eine Etage höher ins Regal gegriffen als bei der Affinity-Serie. Die Brücke ist deutlich massiver als die übliche Blechwinkel-Konstruktion, ähnliches gilt für die Stimm-Tuner. Die beiden Keramik-Singlecoil-Tonabnehmer sind laut Squier ebenfalls hochwertiger. Als Cockpit bekommt man die typischen zwei Volumen-Regler und eine passive Tonblende. Und: Für einen kleinen Aufpreis gibt es die Contemporary-Serie sogar mit einer Aktiv-Elektronik!

Fotostrecke: 7 Bilder Ein Matching Headstock ist immer wieder ein echter Blickfang.

20 Bünde bietet das Griffbrett, welches mit einem 12-Zoll-Radius einen Kompromiss zwischen deutlich runderen und den modernen, geraden Varianten bietet. “Gespart” wurde am Finish des Halses, denn der Ahornhals wurde nicht – wie bei seinen teureren Brüdern und Schwestern – mit einer Hochglanzlackierung überzogen, sondern lediglich mit einem hauchdünnen, matten Finish. Ich persönlich halte dieses “Manko” in Sachen Bespielbarkeit allerdings sogar für die bessere Lösung, da bei Lagenwechseln keine dicke Lackschicht den Daumen der Greifhand bremst.

Fotostrecke: 2 Bilder In das Griffbrett aus “Indian Laurel” wurden …

Der Fender Squier Contemporary wirkt insgesamt deutlich hochwertiger, als sein Preis es vermuten lässt. Die Verarbeitung befindet sich auf sehr gutem Niveau – rein äußerlich lässt sich auf den ersten Blick kaum ein Unterschied zu höherwertigen Modellreihen ausmachen; vom Squier-Logo natürlich einmal abgesehen!

Wer hätte vor 20 Jahren gedacht, dass im Herstellungsland Indonesien einmal derartige Qualitätsstandards möglich sein würden?
Wer hätte vor 20 Jahren gedacht, dass im Herstellungsland Indonesien einmal derartige Qualitätsstandards möglich sein würden?
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Praxis

Der Sattel weist mit 38 mm die üblichem Maße eines Jazz-Basses auf. Das Halsprofil beschreibt Squier als “schlankes C”. Zusammen mit dem dünnen Finish lädt die Haptik des Fender Squier Contemporary so richtig zum Spielen ein, denn alles fühlt sich sehr bequem und vertraut an. Allerdings ist beim Spiel leider auf den ersten Bünden der tiefen E-Saite ein deutliches Schnarren zu vernehmen. Nach einem kurzen Setup meinerseits ist dies fast verschwunden, doch dafür musste ich die Saitenlage schon deutlich erhöhen. Das ist zwar alles noch im Rahmen, aber sicher nicht optimal!
Mit 4,2 kg rangiert der Fender Squier Contemporary in Sachen Gewicht im Mittelfeld, schwerer sollte ein Viersaiter nicht sein. Wie in diesem Genre zu erwarten, macht sich eine leichte Kopflastigkeit bemerkbar. Davor ist konstruktionsbedingt leider kaum ein Jazz Bass gefeit. Dadurch gibt es in punkto Bespielbarkeit keine Bestnote, auch wenn sich unterm Strich noch alles in akzeptablen Grenzen hält. Das hier zum selben Preis aber noch etwas “mehr” möglich ist, zeigt derzeit so mancher Mitbewerber.

Scheppern in den tiefen Lagen: das Werkssetup erwies sich bei unserem Testbass leider als noch verbesserungswürdig!
Scheppern in den tiefen Lagen: das Werkssetup erwies sich bei unserem Testbass leider als noch verbesserungswürdig!

Dafür klingt der Fender Squier Contemporary bereits ohne Verstärker recht spritzig mit einer leichten Vorliebe für die Hochmitten und Höhen. Im Vergleich zu anderen Jazz-Bässen wirkt er etwas schlanker in den Tiefen und besitzt ein überraschend langes Sustain. Auch die fast obligatorischen Dead Spots im Bereich des fünften bis achten Bundes halten sich hier absolut in Grenzen.
Übrigens: Wie in dieser Preisklasse üblich ist die Werksbesaitung leider von bescheidener Qualität. Ich vermute daher mal stark, dass der Fender Squier Contemporary mit hochwertigeren Strings bei den angesprochenen Punkten noch deutlich besser abschneiden würde!

Unser Testbass verfügte über ein überraschend langes Sustain, zeigte sich aber im Vergleich zu anderen Modellen etwas weniger bassstark.
Unser Testbass verfügte über ein überraschend langes Sustain, zeigte sich aber im Vergleich zu anderen Modellen etwas weniger bassstark.

So, nach der Unplugged Session hören wir uns unseren Testbass doch mal verstärkt an:

Audio Samples
0:00
Beide Pickups, Finger, Disco Beide Pickups, Finger, Rock Beide Pickups, Slap Beide Pickups, Solo Neck-PU, Finger, Rock Neck-PU, Soul, Tonblende: -80% Bridge-PU, Funk, Tonblende: -50% Bridge-PU, Solo

Was soll man sagen: Dieser Bass ist – ein Jazz Bass! Alles, was man sich von einem solchen Exemplar erhofft, liefert der Fender Squier Contemporary auch in durchaus akzeptabler Qualität. Erwartungsgemäß bekommt man in dieser Preisregion in Sachen Dynamik, Transparenz, Auflösung etc. etwas weniger geboten als in höherpreisigen Bereichen. Ob das im Bandkontext nun wirklich entscheidend ist, sei aber mal dahingestellt.
Einzig der Mittenbereich scheint er mir auch im verstärkten Betrieb einen minimal anderen Charakter zu haben, als man es von einem “typischen” Jazz Bass kennt. Im Vergleich zur klassischen Erle-Rosewood-Kombination fehlen dem Fender Squier Contemporary etwas die warmen Tiefmitten. Gründe hierfür könnten das Griffbrett aus Indian Laurel, die Pickups, oder der Korpus aus Pappel sein – oder eine Kombination aus allem!

Letztlich erweist sich wieder einmal: Wo Fender draufsteht, klingt es auch nach Fender!
Letztlich erweist sich wieder einmal: Wo Fender draufsteht, klingt es auch nach Fender!
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Fazit

Der Fender Squier Contemporary bietet ordentlich “Jazz Bass” für den aufgerufenen Preis. Optisch ist er sehr gelungen, das Dark Red Metallic erinnert stark an die klassische Fender-Farbe Candy Apple Red. Und auch die Haptik stimmt hier: Man fühlt sich sofort heimisch und spürt die Gene des Originals. Auch die Sounds sind authentisch – alles, was man von einem Jazz Bass hören will, bekommt man, wenn auch im Vergleich zu höherwertigen Serien etwas flacher und ungestümer. Angesichts des Preises ist das aber keine wirkliche Überraschung. Einzig das Handling und die Bespielbarkeit könnten von Herstellerseite noch ein wenig verbessert werden. Instrumente in dieser Preisklasse richten sich ja hauptsächlich an Einsteiger oder Musiker, die Bass als Zweitinstrument spielen. Deshalb halte ich es für sehr wichtig, dass dem Spieler keinerlei unnötige Hindernisse in den Weg gestellt werden. Manche Mitbewerber zeigen, dass man auch in diesem Preissegment ein noch besseres Bild abgeben kann. Alles in allem bringt der Fender Squier Contemporary aber alle Attribute eines echten Jazz-Basses mit sich und bietet deshalb immer noch ein sehr ordentliches Preis-Leistungs-Verhältnis.

Pro:
  • authentische Jazz-Bass-Optik
  • authentische Sounds
  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra:
  • Ergonomie nicht optimal
  • hohe Saitenlage nötig, um Nebengeräusche zu vermeiden
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Technische Spezifikationen:
  • Hersteller: Squier by Fender
  • Modell: Fender Squier Contemporary
  • Herkunftsland: Indonesien
  • Body: Pappel
  • Neck: Ahorn
  • Mensur: 86 mm (34 Zoll)
  • Griffbrett: Indian Laurel
  • Bünde: 20
  • Pickup: 2 Keramik-Singlecoils
  • Elektronik: passiv, Volume, Volume, Tone
  • Hardware: Chrome
  • Gewicht: 4,2 kg
  • Preis: 329,- Euro (Ladenpreis im Januar 2019)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • authentische Jazz-Bass-Optik
  • authentische Sounds
  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • Ergonomie nicht optimal
  • hohe Saitenlage nötig, um Nebengeräusche zu vermeiden
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Fender Squier Contemporary Jazz Bass Test
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