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Fender SQ CV50 Esquire Test

Praxis

Das Instrument wird mit einem Satz Saiten in der Stärke 009-042 ausgeliefert, die mir persönlich etwas zu dünn sind. Bei härterem Einsatz schnarrten sie recht schnell und so richtig fett klang das Ganze auch nicht. Das ist natürlich Geschmacksache, aber für meine Vorstellung vom Tele-Twang müssen eher dickere Drähte her, die auch mal eine kräftige Hand vertragen können. Deshalb habe ich für den Test einen Satz Elixir Light/Heavy 010-052 aufgezogen, und es war ein Unterschied wie Tag und Nacht. Die Gitarre gibt im trockenen Zustand einen sehr dünnen, knackigen und drahtigen Ton von sich. Ich glaube, das beschreibt den Charakter des Instrumentes am treffendsten. Und die dicke 052er E-Saite harmoniert da bestens. Fetter Ton, aber sehr knackig im Bassbereich. Die Esquire hat einen schnellen Attack, der Ton ist sofort da und auch das Ausklingen der Saiten ist sehr gleichmäßig und recht lang – ein Charakter, der auch vom Pickup entsprechend an den Amp weitergegeben wird. Im Praxisteil ist ein Sovtek MIG-50 mit unverzerrter Einstellung im Einsatz, das Signal geht dann weiter an ein Universal Audio OX, der die Cab-Simulation übernimmt (2×12 Ace Top Cab). Bei der Bezeichnung der Tonabnehmerpositionen im Video und bei den Audiodateien habe ich mich an die internationale Benennung gehalten: Position 1 ist, wenn der Pickup-Wahlschalter nach rechts gelegt ist, also die übliche Steg-Pickup-Position. Position 2 ist in der Mitte und Position 3 ist Schalter nach links (Hals-Pickup-Position).

In den ersten beiden Beispielen hört ihr die drei Pickup-Kombinationen mit unverzerrtem Sound. Der Klang von Position 3 ist tatsächlich extrem dumpf und bei Cleansounds etwas schwächer im Pegel, daher in der Art nur bedingt praktikabel. Aber dass diese Einstellung auf jeden Fall ihre Daseinsberechtigung hat, dazu später mehr. Der Unterschied von Position 1 und 2 ist eher gering, aber schon klar hörbar. Der Sound in der ersten Position ist eine Ecke spitzer und hat etwas mehr Pegel. Und nicht zu überhören ist, dass die Gitarre ordentlich Twang hat! Trotz des schneidenden Tons kann man sie und insbesondere die erste Pickup-Position für funkige Cleansounds einsetzen. Der Vorteil dabei liegt klar auf der Hand – ein solcher Ton setzt sich erstklassig durch, im Recording-Mix oder im Proberaum und auf der Bühne mit der Band.

Audio Samples
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Clean: Alle drei Pickup Kombinationen (1-2-3) Clean: Pos 1 – Funk Style Clean: Pos 3 > Pos. 1 > Pos. 2 (Tone zurück)
Die Esquire liefert einen sehr rotzigen und schneidenden Sound.
Die Esquire liefert einen sehr rotzigen und schneidenden Sound.

Jetzt kommen die Klänge, bei denen die Esquire ihre Kernkompetenz klar ausspielen kann – meines Erachtens die Schokoladenseite der Gitarre, nämlich die angezerrten Sounds. Im Bereich vom leichten Overdrive bis zum kernigen Mid-Gain-Brett glänzt die Esquire mit ihrem drahtigen Ton, der sich auch mit dem Anschlag an der Gitarre und mit dem Volume-Poti sehr schön modellieren lässt. In der zweiten Pickup-Position kann der Ton mit dem Tone-Regler sehr feinfühlig weiter verändert und etwas weicher eingestellt werden. Ausserdem hat die Einstellung des Tone-Potis Einfluss auf das Zerrverhalten. Die Anschlagsdynamik könnt ihr im ersten Beispiel hören, im zweiten Beispiel habe ich nach der ersten Melodielinie das Tone-Poti auf die Hälfte zurückgenommen. Der Sound ist zwar immer noch recht crisp, aber leicht in den Höhen abgedämpft und der Zerrgrad geht leicht zurück. Beim dritten Beispiel gibt es das Gegenteil, nämlich Position 1 und alles auf Vollgas, und im vierten Beispiel wird nach zwei Runden das Volume-Poti an der Gitarre zurückgedreht.

Audio Samples
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Overdrive: Pos 1 – Anschlagsdynamik (Klon KTR) Overdrive: Pos 2 – Tone Poti zurück (Walrus Ages) Overdrive: Pos. 1 – volle Kraft voraus (Walrus Ages) Overdrive: Pos. 2 – Volume Poti Aktion (Walrus Ages)

Die Klangübertragung des Pickups und die Einstellmöglichkeiten nur mit Volume und Tone sind für eine Gitarre aus dem unteren Preissegment überdurchschnittlich gut. Harte Anschläge werden beispielhaft umgesetzt. Bei Gitarren dieser Preisklasse hatte ich schon Exemplare in den Händen, die bei hartem Anschlag schon recht früh dicht machten. Den knackigen und knalligen Twang-Sound bekommt man hier mit härterer Betätigung der Saiten vernünftig hin. Eine runde Sache, und der Spieler, der gerne seine Feinabstimmung mit Volume und Tone an der Gitarre vornimmt, wird auf jeden Fall seinen Spaß mit der Esquire haben. Aber an dieser Stelle ist noch Luft nach oben, denn im Vergleich zu höherwertigen Pickups fehlt es unserem Fender Alnico Single Coil etwas an Transparenz. Schlägt man tiefe Saiten laut an und dazu hohen Saiten leicht, gehen letztere etwas unter. Das ist natürlich jetzt Jammern auf hohem Niveau, zumal klar ist, dass bei der Preisgestaltung kein Boutique-Pickup drin ist. Aber die Substanz der Gitarre finde ich ausgesprochen gut, aus der ein hochwertiger Pickup noch einiges mehr rausholen könnte.

Wir kommen nun zu den höheren Zerrgraden und der Auflösung, warum Position 3 trotz allem ihre Daseinsberechtigung hat. Die präsentiert sich nämlich absolut genial mit Fuzz-Sounds. Im ersten Beispiel habe ich zuerst den Volume-Regler für einen leichten Zerrsound zurückgenommen, danach voll aufgedreht. Im letzten Beispiel ist ein High-Gain-Sound mit dem Friedman BE-OD am Start, bei dem sich das leicht mikrofonische Verhalten des Pickups bei hohen Gain-Einstellungen bemerkbar macht. Da wird wohl früher oder später ein Wachsbad fällig werden.

Audio Samples
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Fuzz: Pos. 3 – Vol. zurück > Vol. max (Lovepedal Bonetender) High Gain: Pos. 1 (Friedman BE-OD)

Zum Abschluss ist die Esquire noch einmal im kompletten Bandarrangement zu hören. Alle Gitarrenspuren sind mit ihr eingespielt worden, als Overdrive war der Klon KTR im Einsatz. Die Gitarre hat den typischen “fit-in-the-mix-sound”, man muss nicht viel am EQ schrauben, um ihr einen Platz zuzuweisen. Gefällt mir außerordentlich gut!

Audio Samples
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Squier Esquire im Bandkontext
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Profilbild von Gioi Geniale

Gioi Geniale sagt:

#1 - 12.01.2021 um 20:50 Uhr

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Als ich von dieser Gitarre erfuhr, bestellte ich sofort ein Exemplar.
Zuerst war ich etwas enttäuscht. Die Bünde kratzten etwas und vor allem die Position 3 "Muff Sound" fand ich absolut unbrauchbar. Ich hatte schon das Rücksendeformular ausgefüllt, als ich das übrigens ausnehmend schöne Instrument nochmals in die Hand nahm.So quasi zum Abschied. Klimperte etwas damit herum und blies die Gitarre im "Muff Modus" mit einem Verzerrer kräftig an. WOW! Da geht die Post ab. Und die Gitarre ging eben nicht auf die Post. Ein wuchtiger Blues Rock Sound, der kräftig fetzt. Da spielen sich die Blues Licks wie von selbst.Und ja, ich habe bereits seit Jahren eine Squire CV Tele. Ohne Fehl und Tadel. Ein Arbeitstier vom Besten. Liegt unglaublich gut in der Hand.
Die Esquire habe ich mit einem Fender 72 Pickup aufgemotzt. Volle Kanne.Bei der nächsten Band Probe dabei, spielte sich, wie wenn ich sie schon seit langem hätte. Die CV Serie ist ein echtes Geschenk. Mit einem wertigeren PU hängt der Himmel voller Geigen.Meine CV Tele habe ich natürlich schon lange mit besseren PUs bestückt: Seymour Duncan am Hals und Fender Yosemite am Steg.

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