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Fender Pawn Shop Jaguarillo Test

Die Fender Pawn Shop Jaguarillo FSB im bonedo-Test – Sie sind allgegenwärtig und kommen seit Jahrzehnten im traditionellen Outfit der Urfom: Instrumente mit dem Fender-Logo generierten schon sehr früh eine so große Nachfrage, dass nur eine industrielle Produktion diese befriedigen konnte. Bei Massenfertigungen liegt es aber in der Natur der Sache, dass die Resultate so gut wie keine Unterscheidungsmerkmale besitzen und individuelle Ansprüche völlig außen vor bleiben. Kein Wunder, dass deshalb im Laufe der Jahrzehnte Heerscharen von Gitarristen dazu übergingen, ihre Instrumente an die eigenen Bedürfnisse anzupassen und ihnen den ganz persönlichen Stempel aufzudrücken.
Nicht selten findet man in Musikläden, Second Hand Shops oder den legendären Pfandleihhäusern (Pawn Shops) die Resultate, die mitunter kaum noch etwas mit dem Original gemeinsam haben. Ein Grund für Fender, selbst eine Reihe solcher “Bastarde” aufzulegen. Einer davon in Form einer Jaguar steht heute zum Test bereit.

Details

Optik/Verarbeitung

Im Grunde handelt es sich bei der Jaguarillo natürlich um eine Jaguar, die Form ist unverkennbar. Der Body besteht aus Erle und ist tadellos mit Nitrolack in “Faded Sonic Blue” lackiert – meiner Meinung nach ein hinreißendes Outfit. Das gute Stück bringt ziemlich genau dreieinhalb Kilo auf die Waage und wird optional auch in Candy Apple Red und 3-Color Sunburst angeboten.

Fotostrecke: 2 Bilder Der Korpus im typischen Jaguar-Shaping

Den Korpus ziert ein dreilagiges Schlagbrett, auf dem ein Atomic-Humbucker am Steg und zwei schräg eingelassene Standard Single Coils zu Hause sind. Passend zur allgemeinen Optik hat sich Fender zum Glück dafür entschieden, ein sogenanntes Mint Green/ Black/Mint Green Pickguard anstelle eines schneeweißen zu verwenden. Während die originale Jaguar dafür bekannt ist, viele Schaltmöglichkeiten zu bieten, die aber in erster Linie mit Schiebereglern realisiert werden, findet man bei unserer Kandidatin diese nicht. Stattdessen werden die Pickups mit einem Fünfwegschalter angewählt, wie man ihn auch von Strats her kennt.

Fotostrecke: 4 Bilder Singlecoils in Hals- und Mittel-Position

Keine Überraschung also bei den Schaltmöglichkeiten, die wie folgt zur Verfügung stehen:

1 – Stegpickup
2 – Steg- und Mittelpickup
3 – Mittelpickup
4 – Mittel- und Halspickup
5 – Halspickup

Der Pickupschalter sitzt unterhalb des Halspickups und damit meiner Meinung nach etwas ungünstig, da er den Aktionsradius der rechten Hand behindert und im Eifer des Gefechts durchaus versehentlich verstellt werden kann.
Der Adjusto-Matic Steg wird vom Schlagbrett umschlossen, was den Zugang zu den Rändelschrauben erschwert. Das sollte allerdings kein allzu großes Problem sein, da dort wohl eher selten eingegriffen werden muss. Ist es aber irgendwann so weit, kann es recht fummelig werden. Wie beim Original benötigt die Gitarre nur einen Lautstärke- und einen Klangregler, beide auf einer verchromten Metallplatte angebracht, die das Schlagbrett vom Steg ausgehend nach hinten verlängert. Hier findet sich auch ganz klassisch die Klinkenbuchse.

Fotostrecke: 3 Bilder Vintage Style Floating Tremolo

Die Rückseite

Die Rückseite benötigt keinerlei Fächer für Elektrik oder Tremolo, somit erstrahlt sie makellos. Wie bei einer Strat sorgen auch hier ergonomische Ausfräsungen am Korpus dafür, dass sich das Instrument passgenau an den austrainierten Gitarristenkörper anschmiegt. Herrlich!

Fotostrecke: 2 Bilder Rückseite mit ergonomischem Shaping

Der Hals

Weiter geht es mit dem Hals, der aus einem Stück Ahorn besteht und mit Klarlack versehen ist. Ihn halten vier Schrauben bombenfest in seiner Ausfräsung am Korpus. Das Griffbrett aus Palisander beherbergt 22 sauber eingesetzte und entgratete Jumbo Medium Bünde. Große weiße Punkteinlagen auf dem Griffbrett und kleinere auf der Halsseite dienen zur Orientierung. Laut Fender besteht der Sattel aus synthetischem Knochen.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Hals sitzt passgenau in der Korpusfräsung

Auf der großen Kopfplatte prangt das Fender-Logo und sechs geschlossene Vintage Style Mechaniken verrichten dort ihre Arbeit tadellos. Die Mensur beträgt lediglich 610 mm, ein typisches Jaguar-Maß im Gegensatz zu den 648 mm einer Strat. Wie sich das auf das Spiel auswirkt, werde ich im Praxisteil noch näher erläutern. Bei der Halsform hat sich Fender für das typische C entschieden, das wohl die meisten Gitarristen ansprechen dürfte und auch auf Standard-Jaguars zu finden ist.

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Praxis

Sound / Bespielbarkeit

Die Jaguarillo liegt sehr gut in der Hand, der C-Shape-Hals macht das Greifen sehr leicht und durch die verkürzte Mensur lassen sich auch überstreckte Griffe komfortabel bewerkstelligen. Ich frage mich jedoch, warum Fender hier einen 009er Satz Saiten aufgezogen hat. Die Gitarre ist mit dieser Stärke nur sehr schwer in Stimmung zu halten, reagiert feinfühligst auf Saitendruck und quittiert das mit Verstimmung. Meiner Meinung nach wäre ein 010er, wenn nicht sogar ein 011er Satz angebracht.
Trocken angespielt zeigt sich unsere Kandidating schwingungsfreudig und sehr nahe an einer Strat. Das Sustain ist durchschnittlich, was wenigstens zum Teil auch den dünnen Saiten zuzuschreiben ist. Das Tremolo ist perfekt für den typischen Surfsound. Wer auf Dive-Bombs steht, ist hier ganz sicher an der falschen Adresse. Wenn man es aber mit dem Tremolieren nicht übertreibt, hält es die Stimmung ordentlich.
Im ersten Clip kommt ein Deluxe Amp zum Einsatz. Ich habe alle Schaltpositionen – beginnend am Hals – durchgesteppt und immer dieselbe Strummingfigur gespielt.

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Strumming – 5-Pickup-Positionen

Die Jaguarillo klingt einer Strat nicht unähnlich, besitzt aber trotzdem einen eigenen Charakter. Sie klingt nicht ganz so glockig, sondern wartet mit mehr Mitten auf. Alle Saiten sind untereinander in der Lautstärke ausgewogen und schwingen – wie schon erwähnt – durchschnittlich aus. Es ist kein Sound, der mich überrascht, aber sie klingt durchaus eigenständig.
Jetzt das Ganze mit einer Picking-Figur.

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Picking – 5-Pickup-Positionen

Hier zeigt sie ganz klar, wo sie sich wohlfühlt. Ohne viel Zutun perlen die Töne aus dem Amp und schmeicheln sich ins Ohr.
Für das nächste Beispiel muss ein Plexi Marshall ran. Auch hier schalte ich alle Positionen einmal durch und bin erstaunt, wie vielseitig sich die Gitarre zeigt.

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Crunch – 5-Pickup-Positionen

Sie besitzt durchaus eine eigene Farbe und bringt im Zusammenhang mit dem Amp schön dreckige Sounds zustande. Insgesamt gefallen mir jedoch die Single Coils wesentlich besser, da sie den Grundsound der Gitarre widerspiegeln.

Fender_PawnShop_Jaguarillo_049FIN Bild

Ich bleibe bei Marshall, stöpsel die Jaguarillo jedoch in einen JCM 800.

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Mehr Gain – Humbucker

Für meinen Geschmack wirkt der Humbucker in dieser Kombination etwas lustlos, aber für das Rockriff zwischendurch ist er gut zu gebrauchen. Will sagen, dass wir es hier nicht mit einer Hardrock-Gitarre zu tun haben. Für die Indiefreunde jedoch kann das durchaus interessant sein!
Für das letzte Beispiel kommt ein moderner High Gain Amp zum Einsatz.

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High Gain – Humbucker

Mit viel Gain lässt sich natürlich einiges wegbügeln, aber auch der Charakter der Gitarre geht flöten. Insgesamt klingt der Humbucker für mich etwas zu flach. Er bringt zwar alles mit, was ein solcher Pickup braucht – er klingt mittig, die Höhen werden etwas bedämpft und insgesamt hat er auch ein ordentliches Pfund Ausgangsleistung – aber die Agilität und Frische der beiden anderen Pickups fehlt ihm leider.

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Fazit

Die Jaguarillo hat ihren ganz eigenen Charakter, auf den man sich einlassen muss, und das meine ich auf gar keinen Fall negativ. Tut man es, dann zeigt sie sich wendig und nicht auf eine bestimmte Musikrichtung festgelegt. Die Verarbeitung ist ohne Fehl und Tadel, der C-Shape-Hals und die kurze Mensur sorgen für eine komfortable Bespielbarkeit. Alles in allem eine gelungene Gitarre mit Charakter.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Optik
  • Bespielbarkeit
  • Bedienung
  • Flexibilität
  • Sound der Single Coils
Contra
  • Position des Pickupschalters
  • Gurtpins ohne Schutz direkt an den Korpus geschraubt
  • Humbucker klingt etwas flach am zerrenden Amp
Artikelbild
Fender Pawn Shop Jaguarillo Test
Fender_PawnShop_Jaguarillo_011FIN-1009801 Bild
Technische Daten
  • Hersteller: Fender
  • Bezeichnung: Pawn Shop Jaguarillo FSB
  • Herstellungsland: Mexico
  • Korpus: Erle
  • Hals: Ahorn
  • Halsform: C-Shape
  • Griffbrett: Palisander
  • Bünde: 22 Medium Jumbo
  • Mensur: 610 mm
  • Gewicht: 3,5 kg
  • Pickups: 1x Atomic Humbucker, 2x Standard Single Coils
  • Hardware: 5-Wegschalter, Adjusto-Matic Vintage Style Floating Tremolo, Vintage Style Mechaniken
  • Farbe: Faded Sonic Blue
  • Besonderheiten: Gigbag
  • Preis: 998,00 Euro UVP
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Der Korpus im typischen Jaguar-Shaping

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