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Fender Landau Hot Rod DeVille ML212 Test

Der Fender Landau Hot Rod DeVille ML212 ist Michael Landau gewidmet, einem der umtriebigsten Gitarristen unserer Zeit. Zwar setzte er bei seinen unzähligen Studio- und Livejobs schon alles an Gitarrenequipment ein, was Rang und Namen hat, aber es dürfte kein Geheimnis sein, dass der Gitarrenvirtuose ein Fender-Fan der ersten Stunde ist. Und so hört man ihn auf seinen Soloalben zumeist mit seiner alten Strat oder seinem eigenen Fender-Modell, der Michael Landau Signature 1968 Relic Stratocaster.

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Nur logisch, dass Fender ihm, angelehnt an dessen eigenen Hot Rod DeVille III, nun ein eigenes Verstärkermodell widmet. Unser Tester Robby Mildenberger hat sich dem Fender Landau Hot Rod DeVille ML212 mit scharfem Testerblick und kritischem Ohr etwas eingehender gewidmet.

Details

Konzept

Der Hot Rod DeVille ML212 ist ein gemeinsam mit Michael Landau entwickelter Gitarrencombo, der auf der Schaltung des Fender Hot Rod DeVille III basiert. Das Signaturemodell liefert mit 60 Watt Endstufenleistung und den beiden Zwölfzöllern einen sehr voluminösen Sound, der von diversen Features wie Federhall, zwei schaltbaren Masterreglern und einem ebenfalls schaltbaren Boost-Modus unterstützt wird. Auf eine Distortioneinheit hat man hier übrigens bewusst verzichtet, schließlich realisiert der Meister Verzerrungen hauptsächlich mit Pedalen. Dank seiner enormen Kraftreserven eignet sich der Amp auch als Gefährte auf großen Bühnen.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Schaltungsbasis des Amps liefert der Fender Hot Rod DeVille III

Aufbau und Bedienelemente

Wie beim AC 30 befindet sich auch hier das Bedienpaneel auf der Oberseite hinter dem Tragegriff, womit sich die für einen 2 x 12 Combo relativ kompakte Konstruktion erklärt. Neben den beiden Eingängen befinden sich zwei schaltbare Masterregler. Ein kleiner Taster aktiviert den Bright Modus, der bei eingeschaltetem Boost übrigens automatisch deaktiviert wird. Neben der klassischen Dreibandklangregelung, bestehend aus Treble, Bass und Middle, sitzt ein weiterer Taster, der die beiden Masterregler anwählt. Den Abschluss bilden die beiden Regler für Hall und Presence. Der Hot Rod Deville ML besitzt einen seriellen Effekteinschleifweg, dessen Anschlüsse – hier mit “Preamp Out” und “Power Amp In” gekennzeichnet – nicht wie üblich an der Rückseite, sondern ebenfalls auf dem Bedienpaneel zu finden sind. Zwar sind die Bezeichnungen etwas unüblich, aber sie beschreiben exakt den Signalweg und bedeuten zudem, dass man den Amp auch als Endstufe zweckentfremden kann.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Panel wartet auf der Oberseite auf Zugriff

Möchte man zwei Amps gleichzeitig spielen, kann man den “Preamp Out” des Hauptverstärkers mit dem “Power Amp In” des zweiten Combos verbinden. Lediglich die Einstellungen für Hall und Presence müssen in diesem Fall bei jedem Verstärker separat eingestellt werden, weil sie schaltungstechnisch hinter dem Effekt-Einschleifweg liegen. Eine weitere Buchse nimmt den beigelegten Fußschalter auf. Und last, but not least sitzen ganz rechts noch die beiden massiven On/Off- und Standbyschalter für das Strommanagement nebst Netzkontrollleuchte. Weitere Anschlüsse gibt es hier nur noch im Inneren des Gehäuses in Form zweier Klinkenbuchsen für den Anschluss des internen und eines externen Lautsprechers, erreichbar durch die großzügigen Öffnungen an der Rückseite.

Fotostrecke: 5 Bilder Die beiden 12 Zöller haben Luft zum Atmen

Das Combogehäuse ist mit schwarzem Tolex bezogen, das zumindest bei meinem Testgerät etwas schlampig verarbeitet ist. Aber ich gehe davon aus, das man für den Test einen Combo mit nicht ganz perfektem Finish ausgesucht hat, denn für den Endkunden wäre das so nicht in Ordnung. Für den Transport muss ein Griff auf der Oberseite reichen, obwohl der Amp stattliche 25 Kilo auf die Waage bringt. Das kann ohne Rollbrett auf längeren Strecken ganz schön auf die Bandscheiben gehen. Farblich passend setzt sich die klassische Fender Grill-Cloth-Lautsprecherbespannung perfekt vom restlichen Combogehäuse ab. Dreht man den Amp, zeigen sich an der Rückseite die beiden Celestion G12 V 70 Lautsprecher, die mein geschätzter Kollege Thomas Dill in einem separaten Test einmal genauer unter die Lupe genommen hat (Celestion G12 V-Type Test). Die Bestückung mit zwei 6L6 Röhren in der Endstufe und drei 12AX7 Glaskolben in der Preamp-Sektion wurden von Werk aus mit selektierten Modellen der Firma Groove Tubes vorgenommen. Somit hat der Amp technisch gesehen die besten Voraussetzungen für einen fetten Ton.

Fotostrecke: 3 Bilder Steht gut da!
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Praxis

Neben meinem alten Bassman wirkt der Hot Rod DeVille ML wie ein Cousin zweiten Grades. Das Gehäuse ist etwas niedriger und gleichzeitig etwas breiter, um den beiden 12-Zoll-Speakern ausreichend Raum bieten zu können. Im Gegensatz zum Bassman liefert allerdings mein Testamp klanglich von allem wesentlich mehr. Hier gibt es mehr Power, mehr Stabilität und wesentlich höhere Cleanreserven. Als ich den Amp zum ersten Mal angespielt habe, war ich von dem mächtigen Druck und seinem fetten Ton sofort begeistert. Der Amp ist einer der besten cleanen Combos, die ich bisher gespielt habe. Sein Gesamtklang liegt irgendwo zwischen Twin Reverb und Bassmann. Er hat einen insgesamt samtigen Obertonbereich, der zwar klare Fender-Eigenschaften aufweist, aber niemals harsch oder eierschneidermäßig erscheint. Im Gegensatz zum klassischen Twin-Reverb-Konzept darf der Amp, besonders im Zusammenspiel mit dem Booster, schmutzig klingen, was modernen Sounds sehr entgegenkommt.

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Aber beginnen wir die klangliche Reise mit den cleanen Einstellungen des Amps. Die verwendete Gitarre ist meine mit Kloppmann-Pickups bestückte 77er Stratocaster mit Ahornhals, die sich im ersten Beispiel mit ihrem Steg-Tonabnehmer präsentieren darf. Die Klangregelung steht bei allen Audiobeispielen in der 12-Uhr-Position, die auch von Michael Landau favorisiert wird. Das Mikro ist ein SM 57 über einen UAD 6176 Preamp. Das verwendete Interface ist ein Apogee Ensemble und als Aufnahmemedium kommt ein iMac mit Logic Pro zum Einsatz.

Audio Samples
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Soundbeispiel 1

Jetzt gibt es die gleiche Einstellung noch einmal, jedoch mit dem Halstonabnehmer. Hier hört man bereits sehr schön, wie stabil und harmonisch der Sound wirkt. Gleichzeitig scheint der Verstärker den Ton mit einer sehr leichten Kompression zu verdichten. Der Master steht übrigens auf knapp 10 Uhr, wobei der Amp schon eine beachtliche Lautstärke fabriziert. Eine echte Verzerrung ist jedoch noch nicht wahrnehmbar, obwohl der Ton bereits mit leichten harmonischen Übersteuerungen angereichert ist.

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Soundbeispiel 2

Aktiviert man den Booster, wird der Bright-Schalter deaktiviert, wodurch der Ton nicht nur rotziger, sondern auch etwas fetter wird. Eine wirkliche Verzerrung bekommt man allerdings auch damit nicht hin, dazu muss man den Amp entweder noch weiter aufdrehen oder einen Verzerrer seiner Wahl vorschalten.

Audio Samples
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Soundbeispiel 3

Auch wenn es mit erheblichen Lautstärken einhergeht, kann man den Amp sehr gut zum Zerren bringen, indem man ihn, wie bei Amps ohne Mastervolumen üblich, weit aufreißt. Im nächsten Beispiel habe ich den Master auf Halbgas gedreht. Auch hier macht sich der Amp sehr gut und erinnert fast schon an einen alten 50 Watt Marshall.

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Soundbeispiel 4
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Mit aktivem Boost kommt eine zusätzlich Schippe Verzerrung ins Spiel, ohne den Ton zu komprimieren. Blueser und Soundgourmets kommen damit voll auf ihre Kosten, denn was der Amp hier leistet, bieten sonst nur wesentlich teurere Boutique-Amps.

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Soundbeispiel 5

Obwohl man auf der Bühne kaum in den Genuss der Endstufenverzerrung kommen wird, habe ich den Amp noch weiter aufgedreht, nämlich auf Dreiviertel-Gain. Dabei komprimiert der Amp fast schon wie ein AC 30 und generiert in der Zwischenposition von Steg und mittlerem Tonabnehmer fette, silbrige Sounds.

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Soundbeispiel 6

Mit dem Stegpickup knallt der Sound dank der saftigen Endstufenkompression förmlich aus den Speakern. Trotzdem atmet der Sound und man erhält einen klassischen rotzigen Country/Rock-Ton, der sich gewaschen hat.

Audio Samples
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Soundbeispiel 7

Wenn jetzt noch der Boost hinzugeschaltet wird, hat man fast schon einen Blackmore-Ton. Zwar hat man den Eindruck, der Amp stehe kurz vor dem Mulmen, aber er tut es nicht und bleibt stabil. Jegliche Anflüge eines fuzzigen Tons fehlen komplett, was mir sehr gut gefällt. Der Bassbereich ist ebenfalls gut abgestimmt und bietet ein sattes und stabiles Fundament, ohne auch nur ansatzweise unscharf oder undefiniert zu klingen.

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Soundbeispiel 8
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Fazit

Der Fender Landau Hot Rod DeVille ML212 ist ein 60 Watt starker Vollröhren-Gitarrencombo mit einem stabilen, fetten und sehr ausgewogenen Sound, ideal für diejenigen unter uns, die ihre Sounds hauptsächlich mit Pedalen realisieren. Wer in den Genuss der Endstufenverzerrung kommen möchte, muss erhebliche Lautstärken in Kauf nehmen. Vor allem im Studio lässt sich so eine ganze Palette sehr authentischer klassischer Rocksounds im Medium-Gain Bereich erzeugen, die man sonst nur mit gut abgehangenen Boutique-Amps hinbekommt. Trotz kleiner optischer Mängel, die jedoch nur meinen Test-Combo betrafen, bietet der Amp ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis bei hervorragender Verarbeitung.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Sound
  • stabile Cleanreserven
  • ausgeglichener, fetter Bassbereich
  • samtige Höhen
  • Verarbeitung
  • Preis/Leistung
Contra
  • Keins
Artikelbild
Fender Landau Hot Rod DeVille ML212 Test
Für 1.349,00€ bei
Clean Machine...Mean Machine!
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Technische Spezifikationen
  • Michael Landau Signature Modell
  • Leistung: 60 W
  • Lautsprecher: 2 Celestion 12″ V-Type
  • Röhren: 3 x Preampröhren 12AX7, 2 x Endstufenröhren 2x 6L6
  • Anschlüsse: 2 x Input, Preamp Out, Power Amp in, Foot Switch, 2 x Speaker Out
  • Regler: Volume 1, Volume 2, Treble, Bass, Middle, Reverb, Presence
  • Schalter: On/Off, Standby, Volume Select, Boost On/Off, Bright On/Off
  • inkl. 2-fach Fußschalter (Kanalwahl und Boost)
  • Abmessungen: 53,3 x 61,6 x 27,3 cm
  • Gewicht: 25 kg
  • inkl. Schutzhülle
  • Preis: 1.055,00 Euro
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Wolf Gang sagt:

#1 - 30.08.2023 um 09:33 Uhr

0

Was genau soll bitteschön ein „gut abgehangener Boutique-Amp“ sein?

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