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Fender American Elite Stratocaster HSS Shawbucker Test

Weil auch die Fender American Elite Stratocaster HSS Shawbucker wie alle ihre Geschwister nach dem Baukastensystem aufgebaut ist, beweisen die vielen unterschiedlichen Modelle und Varianten des Klassikers, welche klanglichen und auch qualitativen Unterschiede möglich sind. Natürlich sind es bei allen die legendären Strat-Gene, die das Fundament für Ton und Bespielbarkeit legen.

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Aber beim Klang einer Gitarre zählen, ähnlich wie bei einem guten Gericht, bekanntlich nicht nur die richtigen Zutaten, sondern auch deren Qualität und ihre Abstimmung untereinander. Wie das bei der American Elite Stratocaster HSS Shawbucker gelungen ist, soll sie uns im folgenden Test zeigen.

Details

Konzept und Besonderheiten

Fender hat mit der American Elite Stratocaster HSS Shawbucker das Rad zwar nicht neu erfunden, jedoch kann das Nachfolgemodell der Deluxe-Serie mit vielen neuen Features aufwarten. So verfügt unsere Testgitarre neben dem bereits bekannten Shawbucker-Pickup in der Stegposition über zwei neue Noiseless-Tonabnehmer der vierten Generation, die nur in der Elite-Serie zum Einsatz kommen. Diese beiden Pickups imitieren den Singlecoilsound erstaunlich gut, aber dazu später mehr. Mit der ausgefuchsten Push/Push-Schaltung wird der Steghumbucker unter Umgehung der Klangregelung direkt auf die Ausgangsbuchse gelegt. So wird der Ton noch direkter und kommt speziell den Ansprüchen bei High-Gain-Sounds entgegen. Auch in punkto Handling und Bespielbarkeit hat man es hier mit einem eher modernen Konzept zu tun. So sorgen das Compound-Halsprofil und der ergonomische Hals/Korpus-Übergang für eine exquisite Bespielbarkeit bis in die höchsten Lagen. Aber kommen wir zu den Einzelheiten.

Fotostrecke: 6 Bilder Strat für 2016 : Die American Elite kommt mit HSS Bestückung und ausgeschlafenen Features

Korpus

Jenseits eventueller Neuerungen und Gimmicks hat man es auch bei der Elite Stratocaster HSS Shawbucker mit einer typischen Strat aus dem Fender-Baukasten zu tun. Der Korpus ist aus Erle gefertigt und mit einer sogenannten Mystic-Black-Lackierung versehen. Dieses Tonholz wird seit Jahrzehnten für die Konstruktion von Stratbodys verwendet und zeichnet sich durch einen mittenbetonten und obertonreichen Klang aus. Das Gewicht der Gitarre liegt mit 3,7 Kilo im gesunden Mittelfeld. Cutaways und Bodyshaping entsprechen denen des Klassikers, in dieser Hinsicht gibt es auf den ersten Blick also nichts Neues zu entdecken. Erst bei näherem Hinsehen treten die Feinheiten zutage, wie beispielsweise der komfortabler Hals-Korpus-Übergang. Dort bietet die Halstasche quasi ein kleines Cutaway, sodass der Daumen auch in den obersten Lagen nirgendwo hängenbleiben kann. Deutlich leichtgängiger als bei der klassischen Variante ist auch das freischwebende Tremolo mit Zweipunkt-Aufhängung, das auch bei härterem Einsatz kaum aus der Stimmung zu bringen ist.

Fotostrecke: 5 Bilder Das freischwebend eingestellte Tremolosystem ist an zwei Bolzen gelagert…

Die Schaltung

Die Elektronik befindet sich unter einem Schlagbrett, das sich – sollten einmal Reparaturen oder Modifikationen anstehen – erst nach Entfernen der Saiten abschrauben lässt. Hier hat man es mit einer flexiblen und sehr gut aufeinander abgestimmten HSS-Bestückung zu tun. Für den Steghumbucker ist übrigens Tim Shaw zuständig. Er war Anfang der 80er Jahre bei Gibson dafür verantwortlich, neue Pickups im Stil der ursprünglichen PAF-Modelle zu entwerfen. Die Shaw-PAFs wurden zwischen 1980 und 1983 vorwiegend in Heritage Les Pauls verbaut. Der hier eingesetzte Humbucker besitzt im Gegensatz zu Gibsonpickups ein breiteres Spacing, weil bei Fendergitarren die Saitenabstände etwas weiter sind. Seine Ausgangsleistung ist eher gemäßigt, damit der Unterschied zu den Singlecoils nicht zu drastisch ausfällt. Die beiden Einspuler sind übrigens die vierte Generation der Fender Noiselesspickups, die in punkto Dynamik und Klangverhalten kaum noch von einem guten Singlecoil zu unterscheiden sind. Das spezielle 250K/500K Volume-Poti ist eine neu entwickelte Kombi-Variante, die mit zwei verschiedenen Widerstandswerten arbeitet. So bleiben die Höhen des Humbuckers dank des 500kOhm-Potis erhalten. Aktiviert man dagegen die Singlecoils, wird automatisch das 250 kOhm-Poti in den Signalweg geschaltet.

Fotostrecke: 5 Bilder Am Steg sorgt der bewährte Shawbucker für Dampf

Neben dem gewohnten Stratocaster Fünfwege-Schalter bietet unsere Elite Stratocaster jedoch noch einige Besonderheiten. Mittels eines kleinen Tasters, der zwischen den beiden Tonreglern liegt, wird der Steghumbucker ohne Umwege sofort auf den Ausgang geschaltet, wodurch der Sound einen Tacken direkter, aber auch höhenreicher wird. Eine weitere Besonderheit ist der im Volume-Poti integrierte sogenannte SW-1 Switch. Ist er aktiviert, bringen die einzelnen Positionen des 5-Wege-Schalters andere Soundvariationen hervor, denen wir uns im Praxisteil ausführlich widmen wollen.

Fotostrecke: 4 Bilder Im Volume-Regler versteckt sich ein weiterer Schalter

Der Hals

Der Ahornhals mit seinem Ahorngriffbrett bietet ebenfalls einige Besonderheiten, die es in sich haben. So ist das Compound Griffbrettprofil mit einem 9.5″-14″ Radius ausgezeichnet zu bespielen. Dank des eher flachen Griffbretts und der 22 Medium-Jumbo-Bünde erlaubt die Gitarre einen angenehmen, fast schon gibsonartigen Spielkomfort. Der absolute Knüller ist für mich aber die Form der Halsrückseite. Am Sattel beginnt er mit einer C- und endet am Hals-Korpus-Übergang in einer D-Form. Somit erhält man hier das Beste aus beiden Welten, denn während man vorne die gute Bespielbarkeit der schlanken C-Form genießen kann, erhält man dank der höheren Masse im oberen Bereich einen insgesamt fetteren Sound. Für mich als Liebhaber der klassischen C-Form die perfekte Lösung schlechthin, denn das fettere D in den oberen Lagen macht sich beim Spielen faktisch nicht bemerkbar. Ein weiteres Highlight sind die Fender Locking Tuner, die hier in Zusammenarbeit mit dem Tremolo eine hervorragende Stimmstabilität bieten.

Fotostrecke: 7 Bilder Das Ahorngriffbrett ist relativ flach
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Praxis

Praxis und Sound

Beim ersten Anspielen ist mir neben der exzellente Bespielbarkeit der Gitarre auch ihr guter Primärklang aufgefallen. Die Gitarre tönt rein akustisch relativ laut und ihr Sustain ist ausgeglichen. Das Tremolo mit Zweipunkt-Aufhängung macht einen guten Job, trotzdem frage ich mich, ob die Gitarre mit einem klassischen Tremolo mit Blechreitern und Sechspunkt-Verschraubung vielleicht noch fleischiger klingen würde. Aber kommen wir zu den Sounds, die man mit dieser Gitarre am Amp realisieren kann, schließlich bietet der SW-1 Switch eine Vielzahl neuartiger Pickupschaltungen, die man sonst mit einer “normalen” Strat nicht hinbekommt. Zuerst die Standard-Stratsounds, beginnend mit dem Stegtonabnehmer, der sich übrigens nicht splitten lässt. Im ersten Soundbeispiel hört ihr den Humbucker zuerst ohne, in der zweiten Hälfte dann mit aktiviertem Soloschalter. Hier gibt es einen deutlichen Höhenschub, der mir im cleanen Bereich persönlich nicht so gut gefällt, weil er mir etwas zu giftig daherkommt.

Audio Samples
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Clean: Steg-Pickup, zuerst normal dann mit Soloswitch gebrückt

Die Zwischenposition von Steg und mittlerem Tonabnehmer kommt naturgemäß nicht ganz an die Kombination zweier Singelcoils heran, weil der Humbucker dazu einfach zu fett klingt. Im Vergleich zu vielen anderen Gitarren, die ebenfalls den Spagat von Humbucker und Singlecoils in Kombination versuchen, finde ich den Sound jedoch vergleichsweise gut.

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Clean: Steg-Pickup & Mittlerer-Pickup

Kommen wir zu den beiden Singlecoils und deren erstaunlichen Soundeigenschaften, die einem “richtigen” Singlecoil sehr nahe kommen. Ein geschultes Ohr wird jedoch die etwas starrere Dynamik und einen fetteren Ton feststellen. Beide Eigenschaften kommen besonders verzerrten Sounds entgegen.

Audio Samples
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Clean: Mittlerer Pickup Clean: Mittlerer Pickup & Hals-Pickup Clean: Hals-Pickup
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Ohne die Einstellung des Amps zu verändern, habe ich für die nächsten Beispielen den SW-1 Switch aktiviert. Beginnend mit der Stegpickup-Position des 5-Wege-Schalters wird für jede Einstellung ein Soundbeispiel eingespielt. Hier die bereits angesprochenen Schaltungs- und Soundvarianten:

Audio Samples
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SW-1 Switch Position 1 – Steg & Mitte in Serie SW-1 Switch Position 2 – Steg & Mitte in Serie über einen speziellen Kondensator SW-1 Switch Position 3 – Steg & Mitte parallel und Hals-PU dazu in Serie SW-1 Switch Position 4 – Mitte & Hals in Serie über einen speziellen Widerstand SW-1 Switch Position 5 – Mitte & Hals in Serie

Kommen wir zu den verzerrten Sounds, die sich mit dieser Gitarre wirklich hervorragend realisieren lassen. Dank der beiden nahezu brummfreien Singlecoils und dem eher schwach gewickelten Humbucker klingt die Gitarre wegen der natürlichen Kompression, die bei verzerrten Sounds entsteht, sehr ausgewogen. Das erste Audiobeispiel ist ohne, das zweite dann mit aktiviertem Solo-Switch.

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Medium Gain: Steg-Pickup Medium Gain: Steg-Pickup mit Solo-Switch

Die Zwischenposition von Steg und mittlerem Pickup klingt auch im verzerrten Bereich weitaus mittiger als bei einer reinen Singlecoil-Gitarre. Der Ton ist stabil und fett, wobei die silbrigen Anteile etwas in den Hintergrund geraten.

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Medium Gain: Steg-Pickup & Mittlerer Pickup

Die mittlere Position eignet sich wunderbar für bluesige Licks und kantige Riffs. Der straffere Sound der Noiselesspickups kommt mit dem verzerrten Kanal besser klar als reinrassige Singlecoils, weil der Ton einen Tacken mehr Kompression bietet und sich die etwas weicheren Höhen mit der Verzerrung homogener mischen.

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Medium Gain: Mittlerer Pickup
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Hier noch die beiden verbleibenden Positionen von mittlerem und Halspickup sowie der Halspickup alleine. Beide klingen sehr authentisch, reichen aber an den Charme eines guten Singlecoils a la Fat50 oder Kloppmann nicht heran. Dazu reicht die Auflösung im Obertonbereich nicht wirklich aus.

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Medium Gain: Mittlerer Pickup & Hals-Pickup Medium Gain: Hals-Pickup

Die fünf Positionen, die man nach Aktivierung des SW-1 Switches erhält, sind fetter und lauter als die Standard-Stratsounds. Den Grund liefert die Serienschaltung der Tonabnehmer, die mehr in Richtung Humbuckersound tendiert. Damit ihr den Unterschied zu den “normalen” Sounds besser hören könnt, habe ich die Einstellungen am Amp nicht verändert, wobei sich die Soundunterschiede der einzelnen Positionen teilweise drastisch offenbaren. Zeitweise hat man schon fast den Eindruck, ich hätte eine andere Gitarre verwendet.

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Medium Gain: SW-1 Switch on – Pos 1 Medium Gain: SW-1 Switch on – Pos 2 Medium Gain: SW-1 Switch on – Pos 3 Medium Gain: SW-1 Switch on – Pos 4 Medium Gain: SW-1 Switch on – Pos 5

Zum Schluss noch ein solistisches High-Gain-Soundbeispiel, bei dem ich die erste Hälfte mit dem Steghumbucker spiele und dann auf den Halspickup umschalte. Hier klingt der Hals fast schon wie ein Humbucker und es gibt so gut wie keinen “Druckabfall”. Für Heavy-Rocker und Fusionflitzer erste Sahne, aber hört selbst.

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High Gain: Solobeispiel – zuerst Steg- dann Hals-Pickup
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Fazit

Die Fender American Elite Stratocaster HSS Shawbucker ist eine klasse Allround-Strat, die neben ihrer hervorragenden Verarbeitung auch in punkto Bespielbarkeit kein Auge trocken lässt. Nicht nur der Humbucker macht eine sehr gute Figur, auch die beiden Noiselesspickups kommen einem gut abgehangenen Singlecoil-Ideal sehr nahe.
Alles in allem hat man es hier mit einem sehr hochwertigen und vielseitigen Top40/Rock/HeavyRock-Arbeitstier zu tun. Die Sounds des SW-1 Switches sind quasi eine Gratis-Zugabe und müssen nicht unbedingt jedermanns Sache sein. Aber auf jeden Fall hat man mit ihnen zumindest im Studio eine weitere Palette brauchbarer Sounds zur Hand, die sich durchaus hören lassen können.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Bespielbarkeit
  • Verarbeitung
  • sehr stimmstabiles Tremolo
  • Humbucker klingt sehr offen
  • gut klingende Noiselesspickups
  • gute Balance zwischen Humbucker und Singlecoils
Contra
  • keins
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Fender American Elite Stratocaster HSS Shawbucker Test
Für 1.749,00€ bei
Bei der American Elite Strat hat Fender alles richtig gemacht!
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Technische Spezifikationen
  • Model: American Elite Stratocaster HSS Shawbucker
  • Serie: American Elite
  • Korpus: Erle
  • Korpus Finish: Gloss Polyurethane
  • Farbe: Mystic Black
  • Hals: Ahorn
  • Griffbrett: Ahorn
  • Halsform (Rückseite) : Compound-Form, von Modern “C” zu “D”
  • Griffbrettradius: 9,5“-14″ Compound Radius (241 mm – 355,6 mm)
  • Mensur: 25,5“ (648 mm)
  • Bünde: 22 Medium Jumbobünde
  • Sattelmaterial: Kunststoff (synthetic bone)
  • Sattelbreite: 1,685“ (42,8 mm)
  • Mechaniken: geschlossene Guss-Deluxe Locking
  • Griffbretteinlagen: große schwarze Pearloid-Punkteinlagen
  • Tremolo: Zweipunkt Deluxe Synchronized Tremolo mit Pop-In Arm
  • Pickguard: dreilagig, Mint Green
  • Tonabnehmerbestückung: HSS (1 x Shawbucker, 2 x Noiseless 4.Generation)
  • Regler: Mastervolume mit S-1 Schalter, Tone 1 für Halspickup, Tone 2 für Middle & Steg
  • Schalter: 5-Positionen-Schalter, Push/Push zur Aktivierung des Steghumbuckers unter Umgehung der Klangregelung
  • Saiten ab Werk: .009 – .042 Fender
  • Preis: 1.949,00 Euro UVP
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