Faderfox Micromodul SC4 und PC4 Test

Praxis

Starten wir unsere Dreh- und Schraub-Session mit dem einfacheren Gerät der neuen Serie und das ist fraglos der Poti-Profi PC4. Direkt nach dem Einstecken steht er als MIDI-Controller in der DAW bereit, wobei der Hersteller aus gutem Grund auf das Beifügen von Mapping- oder Template-Dateien verzichtet, denn es macht keinen Sinn, für ein so „universelles“ Stück Hardware irgendwelche Belegungen vorzugeben. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang der mitgelieferte Bogen mit den kleinen Etiketten, die sich beschriften und auf dem Gerät, am besten unter Zuhilfenahme einer Pinzette, anbringen lassen.
Unter der angenehm sachlichen Frontplatte schlummert ein ganzes Arsenal von Funktionen, die einem auf den ersten Blick vielleicht gar nicht relevant erscheinen mögen, sich bei der Integration des Controllers ins spezifische Setup aber als höchst nützlich erweisen können. Zu nennen wäre hier zunächst einmal die Option, das Poti-Verhalten fest, via Shift auch im laufenden Betrieb, von „Jump“ (Parameter „springt“ beim Anfassen zum aktuellen Wert) auf „Snap“ (Parameter wird erst beim Überfahren des aktuellen Werts „abgeholt“) umzuschalten. Zudem kann jeder Drehregler des PC4 über ankommende MIDI-Daten „angelernt“ werden. Ein solches selbst erstelltes Mapping findet seinen Platz in einem der insgesamt sechzehn Setup-Speicherplätze, die auch via Sysex-Dump importiert werden können. Als überaus hilfreich dürfte sich in manchen Szenarien die Möglichkeit erweisen, MIDI-Daten frei zwischen USB-Port und MIDI-In/Out zu routen, was die Box zu einem vollwertigen MIDI-Interface macht – auch und besonders im Verbund mit iOS-Geräten.
Der PC4 leistet also immer da gute Dienste, wo softwareseitig eine Vielzahl von Parametern in den haptischen Zugriff gebracht werden soll oder muss. Das reicht von virtuellen Synthesizern und Effektgeräten bis hin zu Signalwegen und Equalizern.

Fotostrecke: 2 Bilder Dem PC4 liegt ein Bogen Aufkleber zum Beschriften bei.

Kommen wir zu unserem zweiten Kandidaten, dem Micromodul SC4, das sich als ein weitaus komplexeres Biest als der handzahme PC4 entpuppt. Hinter seinen insgesamt 30 Setups verbergen sich nämlich außer einem universellen MIDI-Controller (Setup 1-16) noch ein Ableton Live-Controller (Setup 28-30) und ein vollwertiger Step-Sequencer (Setup 17-27). Klar also, dass sich die Frontseite bei so vielen Funktionen ein ganzes Stück weit komplizierter präsentiert als die des PC4. Das liegt nicht zuletzt daran, dass hier sowohl Beschriftungen zur Bedienung des Sequencers sowie zur Steuerung von Ableton Live friedlich nebeneinander koexistieren.
Die Kommunikation und Interaktion mit dem Gerät erfolgt über insgesamt zehn Funktionstaster, acht Push-Rotary-Encoder, über denen jeweils ein 12-segmentiger LED-Kranz thront, sowie ein vierstelliges LC-Display. Möchte man den SC4 für die Interaktion in eigenen Szenarien dressieren, kann das über MIDI-Learn oder die direkte Auswahl von Controller- oder Note-Nummern erfolgen. Wer hier ins Detail einsteigt, darf die Beschleunigungsrate von Parameteränderungen beim schnellen Drehen der Encoder und auch das Push-Verhalten (Halten, Schalten) der Tasten variieren.
Zwischen den Setups wechsele ich, indem ich die beiden Shift-Taster gleichzeitig drücke und dann mit dem ersten Encoder die gewünschte Nummer anwähle. Die insgesamt drei Ableton-Setups halten diverse Funktionen zur Track-Steuerung bereit, die von Standards wie Volume, Pan und Sends bis hin zur Kontrolle von Makros, Szenen- und Track-Wechsel oder der Quantisierung reichen. Unterstützend wirken dabei die LED-Ringe mit ihrer zwar rudimentären, dennoch die Übersichtlichkeit merklich verbessernden Visualisierung. Besonders hübsch: Wechsele ich den Modus, springen die Anzeigepunkte nicht, sondern zeigen eine Art Drehungsanimation, bis der neue Wert erreicht ist. 

Fotostrecke: 2 Bilder Das Display hilft sowohl bei der Eingabe von Noten, …

Die letzte Funktionseinheit, über die wir noch zu reden haben, ist der Step-Sequencer. Steps heißen hier „Stages“ und für jede dieser Stages kann ich folgende Parameter bestimmen.
Stages:
Note – Notenwert
Oktave – Die Oktavlage (1-7)
Accent – Velocity/Anschlagsstärke (1-127)
Length – Bestimmt, wie lange eine einzelne Stage gehalten werden soll
Repeat – Wiederholung jeder einzelnen Stage
Probability – Wahrscheinlichkeit, dass eine Note gespielt wird (0: wird nie getriggert bis 7: wird meistens getriggert).
CC – ein zusätzlicher CC-Controller zur freien Zuweisung
In der globalen Sequencer-Steuerung stehen folgende Parameter zur Modifikation bereit:
Tempo/Tap (Encoder 1) – 20 bis 250 BPM, Tempo-Tapping zur manuellen Synchronisation
Gate/Reset Clock (Encoder 2) – Gate-Time für jeden Trigger-Impuls in Millisekunden (10 ms bis 3 sec)
Length (Encoder 3) – Regelt die Dauer bis zum Pattern-Reset im Bereich von 1 bis 64 Clocks
Transpose/Set Notes (Encoder 4) – Transponiert die Sequenz im Bereich von +/-12 Halbtönen inklusive Skalenkorrektur
Nudge/Start (Encoder 5) – startet den Sequencer (bei internem Sync) und verschiebt den Takt einen Tick vorwärts oder rückwärts
Sync/Stop (Encoder 6) – stoppt den Sequencer und legt die Synchronisationsquelle fest (intern, USB, MIDI-Clock)
Swing/Remote (Encoder 7) – aktiviert den internen Swing-Modus mit wählbarem Schema:

  • no – kein Swing aktiv
  • 8 1 – jede zweite 8  Note wird um einen Tick (96 ) verschoben
  • 8 2 – jede zweite 8  Note wird um zwei Ticks (2 x 96 ) verschoben
  • 16 1 – jede zweite 16  Note wird um einen Tick (96 ) verschoben
  • 16 2 – jede zweite 16  Note wird um zwei Ticks (2 x 96 ) verschoben
  • 32 1 – jede zweite 32  Note wird um einen Tick (96 ) verschoben
  • 32 2 – jede zweite 32  Note wird um zwei Ticks (2 x 96 ) verschoben

Direction/Scales (Encoder 8) – legt die Laufrichtung des Patterns fest (vorwärts/abwechselnd vor und zurück, rückwärts, zufällig).Zudem lässt sich bestimmen, ob eine automatische Dur- oder Moll-Korrektur erfolgen soll.

Dies und das

Die ersten Schritte mit dem SC4 im Sequencer-Modus dürften auch sehr maschinennah denkenden Musikern nicht leicht fallen, denn die verschiedenen Modi und Funktionen wollen zunächst einmal erlernt und verstanden sein. Bei mir hat es ungefähr eine gute Stunde konzentrierter Beschäftigung mit dem Gerät und der Bedienungsanleitung bedurft, bis der kleine Sequenzgenerator und ich uns hinreichend miteinander vertraut gemacht hatten. Als überaus praktisch erwies sich dabei der Umstand, dass sich der SC4 auch mit iOS-Geräten bestens versteht. Bequem auf dem Sofa lümmeln und dabei eine vertrackte Sequenz zusammenschrauben zu können (im Test iMini von Arturia und Animoog von Moog), erhöht die Lernmotivation nämlich erheblich. Besonders die Möglichkeit, sowohl die Notendauer als auch die Anzahl der Wiederholungen pro Stage bestimmen zu können, sind es, welche die mit dem SC4 erzielbaren Ergebnisse weit über die normale, lauflichtprogrammierte Noten-Iteration hinausheben und sehr interessante rhythmische Ergebnisse entstehen lassen.
Für Anwender, die oft und schnell zwischen Ableton Live-, Sequencer- und Controller-Modus wechseln wollen, empfiehlt es sich, die drei Setups auf aufeinanderfolgende Setups zu legen (beispielsweise 1-3). Denn das Springen zwischen den zweistelligen Programmnummern (17=Sequencer, Ableton Live=28) erweist sich in der Praxis als etwas umständlich.

Die aufgelaserten Informationen verraten viel: Hier Sequencer-Modus und Laufrichtung der Sequenz.
Die aufgelaserten Informationen verraten viel: Hier Sequencer-Modus und Laufrichtung der Sequenz.
Audio Samples
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Note-Repeat und Mute mit dem SC4 Modulation über den Sequencer Verschiedene Swing-Einstellungen
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