Mit der Idee zu einem Bassdrum-Pedal, das stabiler und schneller sein sollte als der damalige Standard, gründete Wiliam F. Ludwig im Jahre 1910 zusammen mit seinem Bruder die Firma Ludwig & Ludwig. Nach Trennung und Neugründung wurde daraus erst die WFL- und später die Ludwig Drum Company, die in den 60er-Jahren Weltruhm erlangte. Tatsächlich gelten Trommeln aus der damaligen Zeit, wie zum Beispiel der “Black Beauty”- oder “Supraphonic”- Snaredrums bis heute als Maßstab. Auch in den 70er-Jahren sorgte Ludwig mit innovativen Produkten wie dem “Vistalite” Acryl-Schlagzeug oder dem Stainless Steel-Set für Aufsehen. Ab den 80ern wurde es ruhiger um die Firma, obwohl Ludwig seither mit einem Mix aus Klassikern, neuen Produkten und Retro-Serien die Legende am Leben hält…
Zum Überblick: Im Moment bietet Ludwig die Setups seiner beiden bekanntesten Nutzer, das “Zep Set” von Led Zeppelin-Trommler John Bonham und Ringos “Fab 4 Set” gleich in zwei verschiedenen Ausführungen an. Beide Sets gibt es zum einen als edle “Classic Maple” Ausführung und zum anderen als “Accent”-Variante für den kleineren Geldbeutel.
Ludwigs “Accent” Serie ist in mehrere Qualitätsstufen unterteilt und reicht vom Einsteigerniveau (CS 100) über das gehobene Einsteigerniveau (CS200) bis hinauf zur Mittelklasse (Custom/Custom Elite). Das “Fab 4” und das “Zep Set” bilden kurz darüber ihre eigene Klasse und unterscheiden sich von ihren Serienkollegen durch eine andere Holzkombination und spezielle Finishes. Außerdem sind “Fab” und “Zep” made in Taiwan, während der Rest der Serie in China gefertigt wird.

Wieder zurück zu meinem Testkandidaten: Das “Fab 4″ ist ein vierteiliges Set, bestehend aus einer 22″x14″ Bassdrum, einem 13″x9″ Tom-Tom, einem 16″x16″ Stand-Tom und einer 14″x6,5” Snaredrum. Alle Kessel bestehen aus einem achtlagigen Mix aus Juniper (Wachholder) und philippinischem Mahagoni. Es stehen vier Folien-Finishes zur Auswahl:
Black Oyster Pearl (für den Ringo-Look), Black Diamond Pearl, White Marine Pearl und Silver Sparkle.
Toms und Snaredrum sind mit Evans G1 White-Coated Schlagfellen und klaren “No Name”-Resonanzfellen ausgestattet. Die Bassdrum ist mit einem klaren Evans EQ 4-Schlagfell und einem bedämpften White Coated-Resofell mit Ludwig-Logo bestückt.
Zum Lieferumfang gehört ein kompletter Hardwaresatz aus der 700-Serie, bestehend aus einer Hi-Hat Maschine, einem Snareständer, einem geraden Beckenständer, einem Galgenbeckenständer und einer Fußmaschine. Die “Elite”-Kesselhardware ist optisch teilweise an die Klassiker angelehnt..
Ich kann mir nicht helfen, aber so ein Ludwig-Logo auf dem Karton macht einfach Lust aufs Auspacken!
Macht man sich dann ans Werk, erinnert man sich allerdings schnell, dass da ja auch noch “Accent” auf der Kiste stand. Fernostprodukte haben eben ihre eigene Ästhetik.
Aber nun mal der Reihe nach…

Zum Test bekam ich ein Set in “Black Oyster Pearl”. Das ist die Bezeichnung der Folie, die auch Ringos Schlagzeug zierte. Allerdings hat die aktuelle Folie nur entfernte Ähnlichkeit mit der von damals, ist aber trotzdem nicht ganz hässlich. Die Kesselhardware der “Accent”-Sets nennt Ludwig “Elite”. Dabei sind alleine die Böckchen an die Optik der Klassiker angelehnt. Der Rest (Bassdrumbeine, Halterung der Standtombeine usw.) hat ein eigenständiges Design. Alles macht einen robusten Eindruck und funktioniert tadellos. Etwas preiswert wirkt, dass die Böckchen auf der Snare eine Aussparung in der Mitte haben, um auch auf Metallsnares mit Mittelwulst verwendet werden zu können.
Alle Kessel bestehen aus einem achtlagigen Mix aus Juniper (Wachholderholz) und philippinischem Mahagoni. Letzteres hat allerdings in Beschaffenheit, Farbe und Klang wenig mit dem afrikanischen Edelholz zu tun, das in den 60ern zum Trommelbau verwendet wurde. Die Kesselverarbeitung macht einen guten Eindruck. Die Gratungen würde ich als Standard und dementsprechend nicht besonders “vintage” oder 60s-mäßig bezeichnen. Sie sind ordentlich gefräst, haben aber anscheinend schon bei der Montage einige Kerben davongetragen.
Sehr erfreulich ist der im Lieferumfang enthaltene Hardwaresatz. Hi-Hat-, Snare- und Beckenständer haben stabile doppelstrebige Füße und sind ansonsten schlicht, aber funktional gehalten. Die Fußmaschine ist mit einer Bodenplatte mit Klettstreifen ausgestattet und läuft sehr sauber und geräuschfrei. Sie hat sogar ihre eigene Tragetasche. Um die Hardware muss man sich selbst bei häufigem Live-Einsatz wahrscheinlich keine Sorgen machen. “Freischwinger”-Tomaufhängungen scheinen heutzutage Pflicht zu sein. Ludwigs Modell heißt “Vibra Band” und funktioniert gut, stört aber das Auge des 60s-Fans..
Man muss sagen, dass an den Reso-Seiten von Toms und Snare sehr auffällig gespart wurde. Während auf der Schlagfellseite Evans G1 zu finden sind, gibt es “untenrum” nur klare, knittrige Folie mit Ludwig- Logo. Auch der Snareteppich lässt die Snare viel schlechter dastehen als sie es verdient, so dass ich ihn nach kurzem Test gegen einen hochwertigen ausgetauscht habe. Die Trommeln im Einzelnen:

Die Bassdrum ist mit einem klaren Evans EQ4 Schlagfell und einem geschlossenen White-Coated-Resofell ausgestattet. Wenn man sie stilecht ohne Loch im Resonanzfell belässt, muss man mit ein wenig Dämpfung nachhelfen, um den Ton und den Rebound in den Griff zu bekommen. Dann aber hat sie trotz des klaren Schlagfells einen schönen runden Ton mit viel Bass. Mit Loch im Resonanzfell und tief gestimmt ist sie sehr kraftvoll und hat einen herrlich pappigen Anschlag. Dabei schiebt sie eine erstaunliche Luftsäule in den Raum. Erwähnenswert finde ich noch die Holzspannreifen, die immer auch ihren Teil zum Sound beitragen. Übrigens war meine Test-Bassdrum trotz anders lautender Herstellerangaben 16″ tief.
Die Snare ist mit ihren 6,5″ ebenfalls tiefer als das Vorbild. Sie klingt luftig und in mittlerer Stimmung fast ein wenig unkonkret. Erst in höheren Stimmungen wird sie fokussierter und behält einen schönen Tiefenanteil. In tiefen Stimmungen und stärker bedämpft bekommt sie wie die Bassdrum einen tollen “Pappfaktor” dazu. Ein Moongel-Pad reicht im Normalfall aus, um die Obertöne auf ein schönes Maß zu reduzieren. Die Teppichansprache ist nach Tausch des Snareteppichs ausreichend gut und der Teppichsound passt mit nicht allzu ausgeprägten Höhen perfekt zum Gesamtsound des Sets.
Die Toms reihen sich klanglich gut in das bisher Gesagte ein. Sie haben einen kontrollierten, runden Ton, ein mittleres Sustain und angenehm wenig “HiFi-Ambitionen”. Auch die Toms können schön “pappen”. Der Stimmumfang ist ordentlich, allerdings kommen sich bedingt durch die Kesselmaße Toms und Snare tonal etwas in die Quere. Das bedeutet, dass man ein wenig tricksen muss, damit sie sich gegenseitig nicht zu sehr anregen. Wie schon gesagt ließen sich die klanglichen Eigenschaften der Toms durch den Tausch der Resonanzfelle (gerne auch gegen dünnere Exemplare) sicher deutlich verbessern.
Mikrofone: Telefunken U47 (OH), Sennheiser MD21 (BD, SN, Ambient), Preamps: Siemens v72, EQ: Manley EQP-1A, Kompressor: ADR Compex
FAZIT
Wer den Kauf eines “Accent Fab 4” ins Auge fasst, der sollte sich nicht vom Marketing in die Irre führen lassen und ein modernes “Vintage”-Set erwarten. Denn weder die Kesselkonstruktion, noch das Holz, noch die Trommelgrößen haben etwas mit dem Vorbild oder mit 60er-Jahre-Trommeln im Allgemeinen zu tun. Aufbau und Konstruktion entsprechen einem zeitgemäßen Standard-Shellset ohne 12er-Tom, und so betrachtet macht das Fab 4 eine wirklich gute Figur. Es hat einen runden, warmen Grundsound und bis auf filigranen Jazz oder Monster-Metal kann es eigentlich überall mitspielen. Auch der im Lieferumfang enthaltene Hardwaresatz samt Fußmaschine macht einen sehr guten Eindruck. Wenn man noch ein wenig in neue Resofelle und einen vernünftigen Snareteppich investiert, hat man ein sehr ordentliches Mittelklasse-Schlagzeug zu einem vernünftigen Preis
- gutes Preis- Leistungsverhältnis
- Hardwaresatz inklusive
- guter Sound
- minderwertig: Resonanzfelle und Snareteppich
- Bassdrum ist zwei Zoll tiefer als angegeben

- Kesselsatz: 22″x 14″ Bass Drum, 13″x 9″ Tom Tom, 16″x16″ Floor Tom, 14″x 6,5″ Snare Drum
- Hölzer: Wacholder und Mahagoni
- Evans Schlagfelle auf allen Trommeln
- Hardwareset (doppelstrebige 700er-Serie):Hi-Hat-Maschine, Snareständer, Galgenbeckenständer, gerader Beckenständer, Fußmaschine
- Tom-Freischwingsystem
- Preis: € 1406,00 UVP
Christoph Buhse sagt:
#1 - 05.11.2013 um 16:03 Uhr
Tolle Audiofiles, gut gespielt und der Tom Sound 1a!
christian sagt:
#2 - 24.03.2016 um 22:44 Uhr
Mal ne frage an alle kenner und wisser... kann man dieses accent set aktuell noch irgendwo kaufen? Ich finde und finde keins mehr. Brauche eins aber ziemlich schnell:) falls jemand einen rat hat bitte pn.
vechtakontakt@yahoo.deVielen dank!!!!!