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Neunaber Iconoclast Test

Beim Neunaber Iconoclast handelt es sich um einen Speaker-Emulator in Pedalform, der laut Hersteller mit seinen Fähigkeiten in den meisten Fällen sogar in der Lage ist, weitere Amps und vor allem Boxen zu ersetzen. Das Gerät arbeitet digital und nutzt einen anderen Weg als die im Moment so populären Impulsantworten.


Ob der kalifornische Hersteller mit dieser Philosophie tatsächlich den Stein der Weisen gefunden hat, soll dieser Test zeigen. Fakt ist, dass der Iconoclast die Möglichkeit bietet, dynamisch und in Realtime die wichtigsten Parameter einer Speaker-Emulation zu verändern. Das klingt spannend!

Details

Optik/Verarbeitung

Bei Neunaber Audio handelt es sich um ein Familienunternehmen, das Brian Neunaber 2009 gründete. Der Namensgeber produziert schon seit 1994 professionelle Audioprodukte, darunter auch Effektprozessoren für unterschiedliche Hersteller, unter anderem auch als DSP-Architekt für die Marke QSC. An Erfahrung und Wissen mangelt es also nicht, und die bisherigen Resultate seiner Arbeit lassen auch beim Iconoclast durchaus Besonderes erwarten.
So zeigt sich schon die edle Verpackung mit schwarzem Karton und goldener Bedruckung als nicht alltäglich für ein Effektpedal. Und in der Tat wirkt das 116 mm x 68 mm x 47 mm große und 227 Gramm schwere Pedal ausgesprochen hochwertig. Das Gehäuse besteht aus Metall und sollte auch härtere Belastungen locker wegstecken, und im Karton findet sich neben einer Anleitung auch ein Tütchen mit vier Gummifüßen, die das Pedal vor dem Verrutschen auf glatten Oberflächen bewahren sollen. Ein Firmenaufkleber darf natürlich auch nicht fehlen.

Fotostrecke: 3 Bilder Mit dem Iconoclast soll das lu00e4stige Amp- und Boxenschleppen fu00fcr Gitarristen ein Ende haben.

Die Oberseite des Iconoclast beherbergt fünf hochwertige Potis mit griffigen Kunststoffknöpfen, die jeweils mit einem weißen Skalenstrich versehen sind. So lassen sich die Einstellungen auch aus dem Stand gut ablesen. Die Regler arbeiten samtig mit genügend Widerstand, der ein versehentliches Verstellen verhindert. Zur Auswahl stehen ein Kopfhörerpoti, das die Lautstärke des entsprechenden Anschlusses an der Gehäuseseite regelt, sowie eine Dreiband-Regelung, bestehend aus Low, Mid und High. Mit dem Low-Regler lässt sich die Größe der virtuellen Box bestimmen. Ganz nach links gedreht wird eine offene 1×12″ Box simuliert, ganz nach rechts ein geschlossenes 4×12″ Cabinet, das sich klanglich unter anderem mit einem satteren Bassfundament von einer kleinen Box unterscheidet. Der Mid-Regler simuliert die Interaktion zwischen Box und Verstärker. Wie sich das klanglich auswirkt, werde ich im Praxisteil genauer erforschen. Mit dem High-Regler wird der Charakter des Speakers bestimmt. Wie Neunaber im Manual beschreibt, verhalten sich Lautsprecher im Grunde wie steilflankige Low-Pass-Filter mit unterschiedlichen Grenzfrequenzen. Das High-Poti verschiebt diese “Drop-Off-Frequenz” und erlaubt so, unterschiedliche Lautsprecher nachzubilden. Ganz rechts schließlich findet sich ein Gate-Regler, dessen Arbeitsweise von einer dreifarbigen LED angezeigt wird. Leuchtet sie weiß, liegt ein Signal an, bei Blau schließt das Gate und bei Rot ist der Eingangspegel zu hoch und muss zurückgeregelt werden.

Fotostrecke: 3 Bilder Fu00fcnf hochwertige, gut ablesbare Potis mit griffigen Kunststoffknu00f6pfen stehen zum Feinjustieren zur Verfu00fcgung.

Zwei unsymmetrische Ein- und zwei wahlweise symmetrische oder unsymmetrische Ausgangsbuchsen ermöglichen Stereobetrieb, aber das Pedal lässt sich natürlich auch mono betreiben. Positiv fällt auf, dass die Buchsen mit dem Gehäuse verschraubt sind. An der linken Gehäuseseite befindet sich die bereits erwähnte 3,5 mm Kopfhörerbuchse sowie der Anschluss für ein 9- oder 12-Volt-Gleichstromnetzteil, das jedoch nicht Teil des Lieferumfangs ist.

Fotostrecke: 3 Bilder Insgesamt vier Klinkenbuchsen stehen als Ein- und Ausgang fu00fcr wahlweise Stereo- oder Monobetrieb zur Verfu00fcgung.

Die folgenden Bilder verdeutlichen die verschiedenen Einsatzbereiche des Iconoclast:

Fotostrecke: 6 Bilder Mono In / Mono Out

Auf der Neunaber Homepage lässt sich zudem eine kostenlose Software für Mac und PC herunterladen, mit der sich die Arbeitsweise der Regler aufgrund weiterer Parameter noch feiner justieren lässt. Dazu muss das Pedal mit dem mitgelieferten Micro-B USB-Kabel an den Rechner angeschlossen werden, von dem aus es dann fernbedient und feinjustiert wird.
Hier ein paar Screenshots, die die Parameter aufzeigen:

Der Output-Sektion wurde ein Parameter hinzugefügt, der nicht auf dem Bedienfeld des Iconoclast zu finden ist. Dabei handelt es sich um einen Stereo-Enhancer, mit dem sich ein Pseudo-Stereosignal aus einem Monosignal generieren lässt. Dazu mehr später im Praxisteil.

Lautsprecher interagieren bekanntlich mit dem angeschlossenen Verstärker und können je nach verwendetem Modell dem Amp einen völlig anderen Charakter geben. Zudem klingen sie je nach Position des Hörers auch unterschiedlich, genauso wie unterschiedliche Mikrofonpositionen am selben Speaker zu vollkommen unterschiedlichen Sounds führen können. Neunaber behauptet auf seiner Website, dass das größte Problem von IRs (also Impulsantworten) die statische Momentaufnahme bei ihrer Erstellung darstellt. Der Iconoclast entkoppelt laut Hersteller den klangformenden Aspekt des Lautsprechers vom Verstärker und erlaubt mit seinen Einstellmöglichkeiten, nur den Sound der erzeugten Box zu formen. Das klingt ausgesprochen interessant und ich bin schon sehr gespannt, wie sich das im Klang und im Spiel niederschlägt.

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Praxis

Sound/Bedienung

Ich verbinde den Send meines Marshalls JVM 410 mit dem Eingang des Pedals und führe das Signal des Outputs in einen Tube-Tech-Preamp. Von dort geht es direkt und ohne Umwege über ein AVID HD i/o in Pro Tools. Klanglich wird nichts weiter bearbeitet.
Los geht es mit dem Clean-Kanal des Marshalls, wobei alle Regler des Iconoclast auf 12 Uhr zeigen. Im zweiten Audiofile stelle ich Low auf 9 Uhr, Mid auf 15 Uhr und High auf den Maximalwert.

Audio Samples
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Clean: alle Regler mittig Clean: Low 9 Uhr, Mid 15 Uhr, High max.

Ich muss zugeben, dass ich bis auf einen erweiterten Höhenbereich keine besonders großen Unterschiede zwischen den beiden Einstellungen am Pedal heraushören kann. Der Sound als solcher gefällt mir aber sehr gut! Er ist warm und rund, besitzt aber genug Punch bei den Anschlägen.
Ich schalte in den nächsthöheren Kanal des Amps und erzeuge einen Medium-Crunch-Sound.

Audio Samples
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Crunch: alle Regler mittig

Der Klang ist trocken und genau so, wie ich ihn von einem Marshall erwarte, sehr gut! Signal und Ansprache beim Spielen sind vollkommen natürlich.
Im Folgenden spiele ich dasselbe, verändere aber die Stellungen der Potis am Pedal. Der einzige Unterschied zwischen dem zweiten und dem ersten Beispiel ist der veränderte Mittenregler. Ansonsten zeigen Low auf 9 und High auf 14 Uhr. Im ersten Durchgang steht Mid auf 8, im nächsten dann auf 14 Uhr.

Audio Samples
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Crunch: Low 9 Uhr, Mid 8 Uhr, High 14 Uhr Crunch: Low 9 Uhr, Mid 14 Uhr, High 14 Uhr

Die Klangregelung ist ausgesprochen effektiv, der Sound lässt sich sehr gut einstellen, ohne dabei unnatürlich zu klingen. Durch die Veränderung der Mittenfrequenzen erhält man in der Tat ein vollkommen anders klingendes Signal.
Ich erzeuge nun einen High-Gain-Sound am Amp und spiele unterschiedliche Settings am Pedal. Im ersten Durchgang stehen alle Regler aber zunächst wieder in der Mitte.

Audio Samples
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High Gain: alle Regler mittig High Gain: Low 10 Uhr, Mid 15 Uhr, High 16 Uhr High Gain: Low 14 Uhr, Mid 8 Uhr, High 15 Uhr
Das Iconoclast Pedal liefert einen authentischen Speaker-Sound und erweiterte Parametereinstellungen per Gratis-Software für PC und Mac.
Das Iconoclast Pedal liefert einen authentischen Speaker-Sound und erweiterte Parametereinstellungen per Gratis-Software für PC und Mac.

Gerade bei stark verzerrten Sounds lässt sich der Wirkungsgrad der Regler besonders gut heraushören und das Resultat ist in allen Fällen sehr beeindruckend. Beim Einspielen hatte ich nie das Gefühl, über eine Boxensimulation zu spielen, denn das Pedal reagiert ausgesprochen natürlich und dank der Klangregelung lässt sich der Sound in vollkommen unterschiedliche Richtungen drehen. Tatsächlich ganz so, als ob man unterschiedliche Boxentypen verwendet.
Die nächsten beiden Audiobeispiele sollen die Arbeitsweise des Gates aufzeigen. Im ersten Beispiel ist es deaktiviert, was sich am Rauschen zeigt, im zweiten habe ich es dann nahezu komplett aufgedreht.

Audio Samples
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High Gain: ohne Gate High Gain: mit Gate

Das Gate verhält sich vollkommen unauffällig und öffnet augenblicklich, sobald ein Signal anliegt. Auch das Schließen geschieht musikalisch und unauffällig.
Wie das Iconoclast in Verbindung mit einem Verzerrerpedal klingt, zeigt das nächste Beispiel. in diesem Fall kam ein altes Boss OD2 zum Einsatz. Die Klangregelung am Pedal ist mittig eingestellt.

Audio Samples
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Iconoclast mit Boss OD 2, aller Regler mittig

Das funktioniert wunderbar und eröffnet vollkommen neue Wege, denn so lassen sich die Lieblingspedale einbinden und vor allem ganz ohne Amp nutzen!
Kommen wir zum Stereo-Enhancer, der sich nur mithilfe der Software und dem an den Computer angeschlossenen Pedal aktivieren lässt. Ich schalte ihn im zweiten Durchgang ein.

Audio Samples
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Stereo Enhancer Off/On

Und das klappt wirklich hervorragend und mit einem überzeugenden Sound! Die Gitarre wird in der Tat breiter, klingt aber nicht unnatürlich oder moduliert. Sehr gut!

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Fazit

Mit dem Iconoclast hat Neunaber Audio aus den USA ein ausgesprochen interessantes und vor allem sehr gut klingendes Speaker-Simulations-Pedal auf dem Markt, das auf allen Ebenen überzeugen kann. Es ist auf hohem Niveau gefertigt, die Bedienung ist intuitiv und mit der kostenlosen PC- und Mac-Software erreicht man weitere Parameter jenseits der Regelmöglichkeiten des Pedals. Außerdem bietet die Software die Möglichkeit eines Stereo-Enhancers, der ganz hervorragend klingt! Das Iconoclast ist zwar kein Schnäppchen, aber definitiv jeden Euro wert.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • authentischer Speaker-Sound
  • intuitive Bedienung
  • tadellose Verarbeitung
  • Gratis-Software für PC und Mac
Contra
  • keins
Artikelbild
Neunaber Iconoclast Test
Für 249,00€ bei
Authentischer Speaker-Sound, intuitive Bedienung und tadellose Verarbeitung verhelfen dem Iconoclast zu fünf Sternen!
Authentischer Speaker-Sound, intuitive Bedienung und tadellose Verarbeitung verhelfen dem Iconoclast zu fünf Sternen!
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Neunaber
  • Bezeichnung: Iconoclast
  • Herstellungsland: USA
  • Effekt-Typ: Speaker Emulator
  • Regler: Kopfhörer, Low, Mid, High, Gate
  • Anschlüsse: 2 x Mono/Stereo-Eingang, 2 x Mono/Stereo Ausgang symmetrisch/unsymmetrisch, 9-V-Netzteilanschluss, 3,6 mm Kopfhörer
  • Abmessungen: 116 mm x 68 mm x 47 mm
  • Gewicht: 227 Gramm
  • Batteriebetrieb: Nein
  • Besonderheiten: Software für weitere Regelmöglichkeiten
  • Ladenpreis: 289,00 Euro (August 2017)
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