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Harley Benton ST-20 Test

Mit der Harley Benton ST-20 bietet die Thomann-Hausmarke eine E-Gitarre an, die ganz in der Tradition der Post-58er Stratocaster-Modelle steht. Wie diese ist auch die ST-20 mit einem dreilagigen Schlagbrett und einem dunklen Griffbrett ausgestattet. Wer hier allerdings auf Palisander tippt, wird einer Besseren belehrt, denn gebackener Ahorn löst in diesem Fall das traditionell eingesetzte Material ab.

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Auch in Bezug auf das Finish weicht das Testmodell vom Erwarteten ab und präsentiert sich in einer glitzernden Candy-Apple-Red-Lackierung, die extrem wertig wirkt und fasst schon zum Reinbeißen einlädt. Auch wenn man von Harley Benton ohnehin tendenziell kostengünstige Modelle erwartet, so lässt mich der Blick auf das Preisschild dennoch extrem stutzig werden, denn die ST-20 wechselt für deutlich unter hundert Euro den Besitzer. Kann so ein günstiges Instrument etwas taugen? Das möchte ich hier ergründen!

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Details

Korpus

Die Harley Benton ST-20 präsentiert sich, wie schon erwähnt, mit einem in Candy Apple Red lackierten Lindenkorpus in klassischer Stratform. Das Finish wirkt sehr ansprechend, nicht zuletzt, weil es tadellos aufgetragen wurde und ein metallisch glitzernder „Sparkle“ durch den Rotton zum Vorschein kommt. Ein weißes, dreilagiges Schlagbrett ist auf dem Korpus arretiert und beheimatet die Pickups, die Potis und den Fünfwegschalter.

Fotostrecke: 5 Bilder Die Harley Benton ST-20 richtet sich an den ambitionierten Einsteiger…

Hinter dem Schlagbrett zeigt sich zum einen ein Vintage-Tremolo, das gänzlich in Chrom gehalten ist, sowie die für Stratmodelle typische Eingangsbuchse. Das Tremolo wurde beim Testkandidaten übrigens aufliegend arretiert. Da Linde ein mittelschweres Holz ist, bringt unser Strat-Abkömmling 3,4 kg auf die Waage, ein für diese Modellform durchaus übliches Gewicht. Die ebenfalls chromfarbenen Gurtpins sind an den für E-Gitarren typischen Stellen in den Zargen zu finden.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Vintage-Tremolo ist wie die komplette Hardware in Chrom gehalten…

Rückseitig verschließt ein weißer Kunststoffdeckel das Fach für die mit drei Federn aufgehängte Tremoloeinheit, die mit einem mäßig starken Tremoloblock ausgestattet ist. Ansonsten findet sich hier noch die chromfarbene Neckplate, durch die der Hals mit vier Schrauben am Korpus befestigt ist.

Die Federn der Tremoloeinheit sind über einen weißen Kunststoffdeckel auf der Rückseite erreichbar.
Die Federn der Tremoloeinheit sind über einen weißen Kunststoffdeckel auf der Rückseite erreichbar.

Hals

Der Hals besteht aus Ahorn und wurde in einem modernen C-Shape bei einer Typus-üblichen Mensur von 648 mm gefertigt. Für das aufgeleimte Griffbrett fiel die Wahl nicht, wie das Erscheinungsbild und die Tradition vermuten lässt, auf Palisander, sondern auf Roseacer, einer Wortschöpfung aus Rosewood und Acer, dem wissenschaftlichen Namen des Ahorns, hinter der sich gebackener Ahorn verbirgt. Die Bünde sind allesamt gut abgerichtet und ohne scharfe Kanten und das Griffbrett ist mit weißen Punkteinlagen zur Orientierung versehen. Der Griffbrettradius bemisst sich auf 350 mm, was 13,8“ entspricht, und selbst für moderne Stratmodelle ziemlich flach ist. Die Halsbreite am weißen Kunststoffsattel beträgt 42 mm, wie es auch beim Vorbild in der Regel der Fall ist.

Fotostrecke: 3 Bilder Die Harley Benton ST-20 besitzt zwei Cutaways, die ein komfortables Spiel auch in den hohen Lagen unterstützen.

An der Kopfplatte sind sechs chromfarbene geschlossene Stimmmechaniken einreihig angebracht, über deren Hersteller keine weiteren Angaben gemacht werden. Nachdem bei unserer Testgitarre die ab Werk aufgezogenen Saiten einigermaßen eingespielt waren, hielten sie auch relativ gut die Stimmung, solange man keine zu wilden Aktionen mit dem Tremolohebel anstellte. Zwei Saitenniederhalter kümmern sich um den Winkel, mit dem e- und b- sowie g- und d-Saite auf die Mechaniken treffen.

Fotostrecke: 2 Bilder Die Kopfplatte ist mit sechs einreihig angeordneten…

Um den „Double-Action“-Halsstab zu erreichen, befindet sich hinter dem Sattel eine Öffnung, über die man mit dem beigefügten Inbusschlüssel Korrekturen vornehmen kann.
Insgesamt wirkt der Hals für Stratocaster-Verhältnisse eher kräftig, fühlt sich jedoch immer noch sehr bequem und leicht zu spielen an.

Elektrik

Die Harley Benton ST-20 ist mit drei Singlecoils mit weißen Pickup-Kappen ausgestattet. Die Website des Herstellers gibt hier lediglich „ST-Style Single Coils“ an, irgendeine Herstellerbezeichnung ist nicht zu erkennen.
Geschaltet werden die Tonabnehmer über den Fünfwegschalter in vertrauter Manier: Steg-Steg/Mitte-Mitte-Mitte/Hals und Hals. Grundsätzlich wirkt der Schalter vertrauenserweckend und auch hier lässt die oberflächliche Betrachtung keine Rückschlüsse auf den günstigen Preis zu.

Fotostrecke: 7 Bilder Die Tonabnehmerbestückung besteht wie man es von Strat-Modellen her kennt…

Zum Lieferumfang gehören der Inbusschlüssel für den Halsstab, der Tremoloarm und ein schwarzes, drei Meter langes Klinkenkabel von eher mäßiger Qualität.

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Praxis

Trocken angespielt wirkt die ST-20 höhenreich, aber etwas matt und in ihrem Natursound wenig lebendig. Klar, bei einem solchen Preis erwarte ich keine Wunder, andererseits hat man trotz dieser Einschränkung nicht den Eindruck, ein Instrument für deutlich unter 100 Euro in der Hand zu halten. Die Oktavreinheit der tiefen Saiten hätte etwas sauberer eingestellt werden können und auch im Hinblick auf die Saitenlage wäre hier sicherlich noch die eine oder andere Optimierung möglich gewesen, was sich jedoch auch leicht selbst bewerkstelligen lässt.
Beim unverstärkten Anspielen fällt auf, dass die Tremolofedern lautstark vibrieren und bei manchen Frequenzen im Nachklang mitresonieren. Das ist zwar nervig, aber auch kein Beinbruch. In der Praxis müsste man hier mit Gummiringen oder Isolierband die Federgeräusche zum Schweigen bringen.
Für die Soundfiles spiele ich die Testkandidatin zunächst in einen cleanen Fender Bassman.
Zu Beginn hört ihr ein cleanes Picking mit allen fünf Pickuppositionen. Die ST-20 kann nicht nur ihre optische Verwandtschaft zur Strat nicht verleugnen, denn es entstehen alle klassischen Sounds, wobei vor allem die Zwischenpositionen sehr deutlich den Charakter hervorbringen. Der Ausgangspegel ist eher mäßig und leicht hohl, das heißt, die Pickups wirken eher an den 50er als an den „Texas“-Strat-Ton angelehnt.

Audio Samples
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Clean Picking all Pickups

Glasige Funksounds sind der ST-20 mühelos zu entlocken. Ich spiele hier sowohl den Halspickup als auch die Position Hals-Mitte. Beide Sounds klingen für mich sehr überzeugend und authentisch „stratig“. 

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Funky Neck – Pos 2

Nun geht’s an die Halsposition und der Tone-Regler nimmt etwas die Höhen zurück. Auch wenn man im Jazz weniger Singlecoils und Strats gewohnt ist, klingt das Ergebnis doch sehr angenehm und warm.

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Jazzy Neck – Tone zurückgenommen

Mit mehr Verzerrung geht es jetzt in einen Vox AC30. Break-Up-Sounds haben richtig Charakter und das harmonische Zerren, wenn der Sound in den Crunch fährt, überrascht mich positiv für ein Modell dieser Preiskategorie.

Audio Samples
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Crunch – Vox AC30 – Pos 4
Trocken angespielt wirkt die ST-20 höhenreich, aber etwas matt und in ihrem Natursound wenig lebendig.
Trocken angespielt wirkt die ST-20 höhenreich, aber etwas matt und in ihrem Natursound wenig lebendig.

Bei der Stratocaster kommt man natürlich an Hendrix nicht vorbei. Hier folgt ein Beispiel über einen Marshall Plexi mit dem Hals-Pickup. Für meinen Geschmack liefert die ST-20 ein bisschen zu viel Schärfe in den Hochmitten und der Bassbereich wirkt etwas undifferenziert. Hier macht sich natürlich der Preis der Gitarre und die Qualität der Pickups bemerkbar, die zwar grundsätzliche einen ordentlichen Job abliefern, aber nicht die Ausgewogenheit von höherpreisigen Modellen besitzen.

Audio Samples
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Crunch Plexi

Mit einem Hauch mehr Gain lande ich bei AC/DC-artigen Klängen. Hier kommt das eingangs erwähnten Vibrieren der Federn auch über den Amp unangenehm deutlich zum Vorschein und der User wird sich an dieser Stelle wohl mit den oben genannten Tricks behelfen müssen. 

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Moderate Gain

Nun möchte ich mich vom dynamischen Potential der Harley Benton überzeugen und spiele zunächst mit zurückgenommen Volume-Poti ein Fingerpicking, gehe dann zum Plektrum über und letztendlich drehe ich den Volume-Regler voll auf. Letzterer erlaubt musikalisches Arbeiten und die dynamischen Abstufungen werden gut umgesetzt. Der Höhenverlust durch das Zurücknehmen der Lautstärke hält sich sehr in Grenzen.

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Dynapick

Auch wenn Strats nicht die klassischen Metal-Gitarren sind, wage ich den Schritt zum 5150. Natürlich geht hier das typische Singlecoil-Brummen stark in die Höhe, bewegt sich aber immer noch im Normbereich. Der Sound klingt für mich auch im High-Gain-Sektor vollkommen vertretbar und Einsteiger, an die sich dieses Modell ja primär richtet, werden es auch für härtere Gangarten einsetzen können.

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HiGain 5150

Singlecoil-Leadsounds klingen überzeugend, auch wenn ich für eine bequemere Bespielbarkeit noch einmal das Setting bearbeiten und die Saitenlage optimieren musste. 

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HiGain Lead
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Fazit

Die Harley Benton ST-20 ist ein tadellos verarbeitetes Einsteigermodell für Freunde typischer Stratsounds. Die Lackierung wirkt sehr wertig und die Bauteile machen einen soliden Eindruck. Natürlich darf man bei einem Ladenpreis von knapp 80 Euro keine Offenbarungen erwarten und muss ein paar Wermutstropfen beim Tremolosystem, den Tremolofedern und auch der Qualität der Pickups in Kauf nehmen, die für mich etwas spitz und leicht unausgewogen klingen. Bedenkt man aber, dass hier selbstverständlich nicht primär der (Semi-) Profimusiker angesprochen wird, erhält man ein brauchbares Instrument für den kleinen Geldbeutel und die ersten Gehversuche in der Welt der E-Gitarre, das mit etwas Nachjustierung richtig Spaß macht und cool aussieht.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • Strat-artige Grundsounds
  • gute Verarbeitung
  • attraktives Finish
  • sehr guter Preis
Contra
  • Pickups neigen zu Schärfe in den Höhen
  • Tremolofedern vibrieren laut
  • Werkseinstellung nicht perfekt
Artikelbild
Harley Benton ST-20 Test
Für 89,00€ bei
Für die Harley Benton ST-20 sprechen gute Verarbeitung und typische Strat-Sounds, Schwächen zeigt die Gitarre beim Tremolosystem, den Tremolofedern und auch der Qualität der Pickups.
Für die Harley Benton ST-20 sprechen gute Verarbeitung und typische Strat-Sounds, Schwächen zeigt die Gitarre beim Tremolosystem, den Tremolofedern und auch der Qualität der Pickups.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Harley Benton
  • Model: ST-20
  • Typ: E-Gitarre, 6-saitig
  • Finish: Candy Apple Red
  • Korpus: Linde
  • Mensur: 648 mm
  • Hals: Ahorn
  • Profil: Modern C
  • Griffbrett: Roseacer (gebackener Ahorn)
  • Halsbr.Sattel: 42 mm
  • Griffbrett Radius: 350 mm
  • Bünde: 22
  • Mechaniken: 6 geschlossen
  • Pickups: 3 ST-Style Singlecoils
  • Regler: 1xVolume, 2x Tone
  • Schalter: 5-Wege Pickup-Schalter
  • Brücke: Synchronized Tremolo
  • Gewicht: 3,4 kg
  • Zubehör: Inbusschlüssel, Kabel, Tremoloarm
  • Ladenpreis: 79,00 Euro (Februar 2020)
Hot or Not
?
…und kommt mit einem in Candy Apple Red lackierten Lindenkorpus in klassischer Stratform.

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Profilbild von Guitarfollower

Guitarfollower sagt:

#1 - 28.02.2020 um 09:09 Uhr

0

Die Gitarre gefällt mir optisch sehr gut. Mit einem selbstständigen Setup (0.-), Abdecken der Federn (Stoff- oder Gummitülle, unter 5.-) und 'nem Yosemite Pickup Set gibt das 'ne hübsche S-Gitarre für unter 200.-...

Profilbild von Gioi Geniale

Gioi Geniale sagt:

#2 - 21.03.2020 um 16:17 Uhr

0

Tolles Teil.Spiele die Schwester der Benton - 20, die benton - 62 mit Ahorn Griffbrett.Habe sie in Lake Placid Blue gespritzt. Edel.Vom Gewicht und Handling 1A.Spielte in einer Band, in der der andere Gitarrist eine Fender Strat spielte. Die beiden Strats tönten im Grundcharakter verschieden, die Fender etwas gedämpfter und runder, die HB etwas heller. Meine HB stand der Fender in Sachen Durchsetzung, Tonbildung, Dynamik nichts nach.Irgendwelche Nebengeräusche von den Federn nahm ich nie wahr. Hab den Sattel eh fixiert, da das Tremolo doch kräftig zum Verstimmen der Saiten neigt.Habe später Tonrider PUs eingesetzt. Vor allem die Zwischenpositionen gewannen dadurch an Substanz.Sehr empfehlenswert.

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Fz sagt:

#3 - 25.03.2023 um 19:34 Uhr

0

Es gibt keine b-Saite. Das ist kein Tremolo Hebel.

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