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Harley Benton SC-450 P90 GT Classic Series Test

Mit der Harley Benton SC-450 P90 GT Classic stellt sich ein extrem preiswerter Les Paul-Klon der Thomann Hausmarke unserem Test, der mit P90 Singles bestückt ist und Vintage-Gefühle aufleben lässt. Die spannende Frage, die sich bei nahezu allen Harley Benton Produkten unweigerlich stellt, ist die nach dem Verhältnis von Preis zu Qualität.

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Und in unserem Fall ist das ein ganz besonderes Thema, denn die Gitarre, die sich zumindest auf den ersten Blick als überaus attraktives Instrument vorstellt, wechselt für nicht einmal 130 Euro den Besitzer! Eine Tatsache, die förmlich nach einem eingehenden Test schreit.

Details

Optik/Verarbeitung:

Wie schon erwähnt, orientiert sich die SC-450 P90 natürlich an der Mutter aller E-Gitarren, der Gibson Les Paul. Allerdings hat man unserem Exemplar einen Korpus aus Linde mit auf den Weg gegeben und nicht wie üblich einen aus Mahagoni. Wie das Kürzel im Namen verrät, ist die Decke goldfarben lackiert, denn der Zusatz GT bedeutet nichts anderes als Gold Top. Ein perfekt eingelassenes cremefarbenes Binding setzt die Decke vom rötlichen Braunton ab, in dem sich die restliche Oberfläche der Gitarre präsentiert. Insgesamt bin ich ziemlich baff, auf welch einem hohen Niveau das Instrument gefertigt ist. Alle Schrauben sitzen gerade, aber auch der Klarlack, mit dem die Gitarre überzogen wurde, zeigt sich tadellos und ohne Lackreste oder Nasen. Bei dem aufgerufenen Preis eine beachtliche Leistung!

Fotostrecke: 4 Bilder Der Korpus der Gitarre besteht aus Linde

Die SC-450 legt solide 3661 Gramm auf die Waage, liegt damit im gesunden Mittelfeld und sollte auch über einen längeren Zeitraum komfortabel im Stehen zu bespielen sein. Und wer jetzt glaubt, dass Linde (engl. Basswood) ein minderwertiges Tonholz sei, der irrt gewaltig. Das Holz ist bekannt für seinen trockenen Punch und nimmt auch bei Herstellern wie beispielsweise Ibanez sehr großen Raum ein. Ich selbst besitze eine Tom Anderson Drop Top, ebenfalls mit Lindenkorpus. Allerdings verbindet man mit Les Pauls einen Mahagoni Body mit Ahorndecke, daher bin ich gespannt, wie viel Paula-Charakter sich unsere Probandin klanglich leistet – aber dazu später mehr im Praxisteil.

Fotostrecke: 4 Bilder Tune-o-matic Bridge und Stop-Tailpiece

Ein Blick auf die Decke jedenfalls zeigt die klassischen Bestandteile einer solchen Gitarre, zu denen zwei Tonabnehmer, ein kleines Schlagbrett, vier Potis, ein Dreiwegschalter und eine Tune-o-matic Brücke gehören. Die Potis tragen goldene Top Hat-Knöpfe und sind traditionsgemäß für Lautstärken und Klang der beiden P90-Pickups zuständig. Letztere stecken in ebenfalls cremefarbenen Kunststoffkappen und lassen sich mithilfe des Dreiweg-Schalters verwalten. Die Korpusrückseite hat außer den beiden obligatorischen Elektronik-Fächern keine weiteren Besonderheiten zu bieten. Seien noch die zwei Gurtpins (mit Unterleg-Gummi!) erwähnt, womit wir auch schon beim Hals angelangt sind.

Fotostrecke: 6 Bilder Alles an Bord, was man von einer klassischen E-Gitarre erwartet

Der besteht aus Ahorn, ist mit einem Palisandergriffbrett bestückt und wie beim Original mit dem Korpus verleimt. Auch diese Arbeiten wurden tadellos ausgeführt. Ein Binding zwischen Griffbrett und Hals verleiht der Gitarre ein stimmiges Äußeres. Die 22 sauber eingesetzten und abgerundeten Bünde unterstreichen das hohe Fertigungsniveau. Die Anmerkung, dass man diese noch etwas besser hätte polieren können, erspare ich mir angesichts des Preises. Mit ein wenig Stahlwolle ist das beim nächsten Saitenwechsel in Minuten erledigt. Klassische Trapez-Inlays sorgen für die Übersicht auf dem Griffbrett, ebenso kleine schwarze Punkte an der Halskante. Die Kopfplatte ist wie bei Gibson angewinkelt, um mehr Druck auf den 43 mm breiten Sattel zu lenken. Und wo wir gerade bei Zahlen sind, können wir auch konstatieren, dass die Gitarre über eine 628mm Mensur verfügt. Die Saiten laufen zu den geschlossenen Vintage Style-Mechaniken, die das Instrument in Stimmung bringen und hoffentlich auch halten. Hier war wohl jemand beim Anbringen etwas nachlässig, denn die Mechaniken sind nicht 100% parallel an der Kopfplatte angebracht. Ein kleiner Kunststoffdeckel verschließt den Zugang zum Halsspannstab, der hier in der “double action”-Variante verbaut wurde. Sehr gut!

Fotostrecke: 5 Bilder Der Ahornhals ist mit dem Korpus verleimt
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Praxis

Sound/Bespielbarkeit:

Die Gitarre wurde werksseitig wirklich sehr gut eingestellt und ermöglicht ein komfortables Bespielen über das gesamte Griffbrett. Kopflastigkeit ist kein Thema, was dem Spielen im Sitzen sehr entgegenkommt. Wie bereits erwähnt, überrascht mich nach wie vor das hohe Fertigungsniveau. Trocken angespielt erzeugt die Gitarre ein etwas nasales Klangbild, ist dabei aber recht laut und die Saiten schwingen gleichmäßig bei durchschnittlichem Sustain aus.
Es geht wie immer los mit einigen cleanen Beispielen, bei denen ich die Positionen, beginnend am Hals, durchschalte. Als Amp verwende ich meinen JVM410 Marshall mit einer 2×12″ Vintage 30 bestückten Box, die mit einem SM57 abgenommen und ohne Umwege direkt vom Mic Pre in die DAW geführt wird. Ich beginne mit einer Picking-Figur.

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Soundbeispiel 1

Hier zeigt sich die Gitarre von ihrer spritzigen Seite. Die Anschläge kommen direkt und das Klangbild ist am besten mit frisch zu bezeichnen. Alle drei Positionen setzen sich klanglich voneinander ab und lassen sich daher gut in unterschiedlichen Musikstilen einsetzen. Der nasale Charakter beim trockenen Anspielen setzt sich dabei nicht durch.
Es folgt eine kleine funky Figur. Auch hier schalte ich wieder durch.

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Soundbeispiel 2
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Die SC-450 besitzt dank ihrer P90 Pickups den beliebten “snap” beim Anschlagen der Saiten und liefert tolle Sounds, die sich in diesem Genre heimisch zu fühlen scheinen.
Jetzt geht es in den Crunch-Kanal des Marshalls. Wieder schalte ich ab dem Hals-PU durch.

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Soundbeispiel 3

Auch hier weiß sie zu gefallen. Natürlich fehlt das letzte Quäntchen Direktheit und Spritzigkeit, denn spätestens im Crunch-Kanal trennt sich die Spreu vom Weizen, aber ich muss neidlos anerkennen, dass die Gitarre auch hier ihre Gene nicht verbergen kann. Und das bei 129 Euro!
Weiter geht es im Heavy-Kanal, und der Stegpickup darf arbeiten.

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Soundbeispiel 4

Huch, das hätte ich jetzt nicht erwartet! Die Gitarre kann ja richtig zornig klingen! Man muss natürlich erwähnen, dass es sich bei P90 Pickups bekanntlich um Singlecoils handelt, und die erzeugen bei höheren Gain Settings natürlich Nebengeräusche. Ist man aber schnell am Lautstärkepoti, lässt sich das Ganze sehr gut beherrschen.
Es ist Zeit für ein Drop-D-Tuning und etwas mehr Gain.

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Soundbeispiel 5
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Also ich muss zugeben, das ich von diesem Sound wirklich begeistert bin. Der Linde-Korpus liefert die beliebten trockenen und punchigen Bässe, das Höhenbild ist da, aber nicht aufdringlich, und die Mitten werden klar und definiert gezeichnet. Nicht umsonst werden bei heftigen Musikstilen gerne Instrumente aus diesem Tonholz verwendet.
Hier ein kleines Leadfile, zuerst mit dem Steg-, dann mit dem Halspickup.

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Soundbeispiel 6

Die Gitarre ist recht antrittsschnell und in der Lage, ordentlich Druck zu erzeugen. Dank ihrer guten Werkseinstellung ist ein müheloses Bespielen der hohen Lage überhaupt kein Problem.
Abschließend noch ein kleines Beispiel mit unverändertem Amp-Setting, allerdings drehe ich das heruntergeregelte Volumen-Poti pro Durchgang immer höher.

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Soundbeispiel 7

Auch hier kann die SC-450 punkten, sie reagiert feinfühlig auch bei kleinem Pegel auf Nuancen im Spiel.

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Fazit

Was soll ich sagen? Es ist ein Knaller, wie viel Gitarre man für den Gegenwert von nicht einmal zwei Tankfüllungen bekommt. Die Verarbeitung ist, gemessen am Preis, sensationell, dasselbe gilt für die Bespielbarkeit und den Sound. Aber auch an der Werkseinstellung gibt es nichts zu bemängeln – bis auf die nicht 100% gerade verbauten Mechaniken vielleicht, die aber ansonsten ihren eigentlichen Job tadellos erledigen. Dass die Gitarre nicht in einer Tasche oder einem Koffer geliefert wird – geschenkt! Wer eine P90-bestückte Gitarre sein eigen nennen und dafür möglichst wenig Geld über die Theke schieben möchte, sollte sich hier bedienen. Gemessen am Preis ist die Harley Benton SC-450 P90 GT Classic Series nämlich ein echtes Schnäppchen und definitiv nicht nur für Anfänger interessant!

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Bespielbarkeit und Sound, clean und heavy
  • Preis-Leistungsverhältnis
Contra
  • Mechaniken nicht 100% gerade verbaut
Artikelbild
Harley Benton SC-450 P90 GT Classic Series Test
Für 149,00€ bei
Für den Preis von nicht einmal zwei Tankfüllungen, bekommt man hier richtig viel Gitarre
Für den Preis von nicht einmal zwei Tankfüllungen, bekommt man hier richtig viel Gitarre
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Harley Benton
  • Bezeichnung: SC-450 P90 GT Classic Series
  • Korpus: Linde, gewölbte Decke
  • Hals: Ahorn eingeleimt
  • Griffbrett: Palisander
  • Bünde: 22
  • Sattelbreite: 43 mm
  • Mensur: 628 mm
  • Tonabnehmer: 2x Classic P90 Single Coils
  • Steg: Tune-O-Matic
  • Hardware: Chrom
  • Gewicht: 3661 Gramm
  • Besonderheiten: Double Action Halsstab, Creme Bindings an Hals und Korpus
  • Preis: 129,00 Euro
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Alles an Bord, was man von einer klassischen E-Gitarre erwartet

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Kommentieren
Profilbild von chri0816

chri0816 sagt:

#1 - 22.09.2015 um 09:44 Uhr

1

Ein Wort zum Gewicht wäre gut... alle HB-Modelle, die ich bisher in den Händen hielt waren ziemlich übergewichtig!

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Bassel sagt:

#2 - 22.09.2015 um 11:24 Uhr

0

Hallo Chri0816, die Gitarre wiegt 3661 Gramm, was Du unter Optik/ Verarbeitung und den Technischen Spezifikationen auf der letzten Seite nachlesen kannst.
Beste Grüße, Bassel

Profilbild von chri0816

chri0816 sagt:

#3 - 22.09.2015 um 12:47 Uhr

0

Ooops, wie peinlich...!
Danke für den Hinweis.

Profilbild von Bluesbodo

Bluesbodo sagt:

#4 - 09.10.2017 um 19:27 Uhr

0

Ok, ich habe auch so eine HB aber,das alte Model. Zur Gitarre ist zusagen das sie Live eine gute Figur macht die Hardware habe ich getauscht die Mechaniken waren eigentlich für eine Akustik ausgelegt die aber halten den ton bombensicher. Mir fehlt eine wichtige Eigenschaft durch die P90 bringt sie auch einen ordentlichen Telecastersound mit. Grund für den Kauf waren die P90 auf ner Paula zu haben. Später erst habe ich entdeckt das GIBSON 3200€ für sowas verlangt.

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