Anzeige

Fender Aerodyne Jazz Bass Test

Wenn man bedenkt, dass es schon fast sechzig Jahre her ist, dass Leo Fender mit dem Precision den ersten bebundeten Elektrobass mit massivem Korpus erfand, und dass diese Bauart bis heute die gesamte Instrumentengattung prägt, dann wird auch klar, wie schwer es ist, in diesem Bereich etwas grundlegend Neues auf die Beine zu stellen. Zumal mit dem Jazz Bass 1960 ein weiterer Meilenstein gelegt wurde, der sich schon am Vorläufer orientierte. Angesichts dieser Tatsachen ist es nicht überraschend, dass kaum einer der unzähligen Bassbauer auf diesem Planeten es sich verkneifen konnte, sich an der Form und den Konstruktionsmerkmalen dieser beiden Legenden zu orientieren.

Diese Vorgaben machen es natürlich auch einem Namen wie Fender nicht leicht, vom eigenen Weg abzuweichen und lassen nur wenig Spielraum für Experimente oder etwa einschneidende Änderungen am Design. Aber warum auch, wenn doch die Kundschaft auch bei der Vorstellung von neuen Instrumenten eine ganz klare Erwartungshaltung hat, die sich an der langen und erfolgreichen Tradition orientiert. Folgerichtig setzt Fender auf die Weiterentwicklung der eigenen großen Klassiker und bringt in regelmäßigen Abständen neue Varianten mit vorsichtigen Änderungen am Design oder technischen Verbesserungen auf den Markt.Der Aerodyne Jazz Bass ist eine solche Variante und soll besonders durch komfortable Handhabung und ein elegantes Erscheinungsbild überzeugen. Mit dem ergonomisch gefrästen Korpus, der Kopfplatte in Korpusfarbe und dem cremefarbenen Binding wirkt er denn auch recht smart und sollte Bassisten mit einem Hang zum Edelbass für sich einnehmen können.

Hierzulande ist er nur in einer Ausführung mit Precision-Pickup vorne und einem Jazz Bass-Singlecoil in der Bridge Position erhältlich. In seinem Herstellungsland Japan werden auch Modelle mit zwei Jazz-Pickups und anderen Farben als sogenannte „non export models“ angeboten. In der sonstigen Ausstattung unterscheiden sich die Bässe allerdings nicht, alle haben ein Lautstärkepoti pro Pickup, einen Master-Tonregler und die Standard Fender-Hardware. Optisch lässt der schwarze Schönling schon mal nichts anbrennen; umso mehr sind wir gespannt, wie er in seiner Hauptdisziplin abschneidet.

Anzeige

DETAILS

Konstruktion / Korpus
Der Jazz Bass-Korpus des Aerodyne ist durch seine gewölbte Decke deutlich schlanker als der des Standard-Jazz Bass. Für noch mehr Komfort hat Fender den Korpus aus Linde gefertigt, ein sehr leichtes, warm klingendes Holz. Weil Linde in der Regel keine besonders dekorative Maserung vorweisen kann und häufig einen leichten Grünstich besitzt, sollte es möglichst deckend lackiert werden, wie bei unserem Testbass. Für Fender untypisch ist auch die Kopfplatte in Korpusfarbe lackiert und rundet zusammen mit der cremefarbenen Korpuseinfassung die noble Gesamterscheinung des Aerodyne ab.

Für einen Jazz Bass ebenfalls untypisch, aber durchaus praktisch, ist der schräge Klinkenausgang mit Montageblech wie bei der Stratocaster-Gitarre. Vor der Buchse sind die drei bereits erwähnten Potis in einer gediegenen „smoke-chrome“-Optik zu finden. Auch die übrige Hardware ist rauchverchromt, ansonsten unterscheidet sie sich nicht von der traditionellen Fender-Bestückung. Als Brücke dient der allseits bekannte und in zwei Richtungen einstellbare Blechwinkel, und vier offene Mechaniken mit großen Flügeln zieren die Kopfplatte.

Hals
Keine Experimente auch bei der Halskonstruktion. Das C-Profil liegt vertraut wie das eines altbekannten Jazz Basses in der Hand, der Hals ist einteilig aus liegendem Ahorn aufgebaut und mit einem mitteldicken Palisandergriffbrett versehen. Die 20 hervorragend abgerichteten Bünde präsentieren sich im Vintage-Format, also eher dünn. Der Hals war schon ab Werk nach meinem Geschmack sehr gut, also mit wenig Relief (Halskrümmung) eingestellt, sodass die Saitenlage weit nach unten schrauben konnte, ohne dass ein Scheppern zu hören war – auch nicht bei kräftigem Anschlag. Das passt auf jeden Fall ins Gesamtbild eines komfortablen Basses, wie ich finde.

Da nichts am Hals zu justieren war, fiel mir erst sehr spät auf, dass der Zugang zum Spannstab an der Kopfplatte und nicht wie sonst beim Jazz Bass üblich am Korpus liegt. Eine weitere Besonderheit sind die fehlenden Inlays im Griffbrett: Der Aerodyne-Hals hat Lagenmarkierungen nur an der Griffbrettflanke.

Pickups
Fender hat dem Aerodyne nur in der Stegposition einen Singlecoil Jazz-Tonabnehmer spendiert, an der Halsposition sitzt ein Split-Coil, wie man ihn vom Precision-Bass kennt. Also auch hier eine Differenz zum traditionellen Jazz Bass, die allerdings mehr Soundmöglichkeiten bietet. Die beiden Pickups sind keine Vintage-Ausführungen, sondern mit einem kräftigen Keramikmagneten auf ein breiteres Frequenzspektrum mit mehr Höhen und kräftigem Fundament getrimmt. Eine aktive Elektronik ist nicht an Bord, man kann den Sound also wie beim Standard Jazz Bass lediglich mit den Pickup-Lautstärken und dem Tonregler beeinflussen.

FenderAerodyneJBass_31FIN Bild
Anzeige

PRAXIS/SOUND
Der Tragekomfort der schwarzen Flunder ist wirklich beachtlich, nichts drückt in die Rippen und trotz des leichten Gewichtes von nicht einmal vier Kilo kann ich keine nennenswerte Kopflastigkeit feststellen. Wenn ein Bass so ausbalanciert und angenehm am Körper hängt und keine Kanten die Spieltechnik und den Komfort beeinträchtigen, lassen sich stundenlange Gigs mühelos absolvieren. Auch den etwas stärkeren Radius des Griffbretts finde ich sehr angenehm. Zusammen mit dem flachen Halsprofil ermöglicht er ein entspanntes Agieren der Greifhand – auch nach längerer Zeit stellen sich keine Ermüdungserscheinungen ein. Aus ergonomischer Sicht gibt es also absolut nichts zu mäkeln beim Aerodyne, jetzt muss er nur noch gut klingen.

FenderAerodyneJBass_15FIN_01 Bild

Schon trocken gespielt bemerkt man, dass die Holzkonstruktion des schicken Fenders sehr resonant ist, der Bass ist unverstärkt relativ laut und das Sustain sehr lang. Lediglich am siebten Bund auf der G-Saite kippt der Ton etwas schneller um – ein Phänomen, das bei 99% der Schraubhals-Konstruktionen zu finden ist und man deshalb auch nicht von einem Deadspot sprechen kann. Bei so guten Vorraussetzungen stimmt in den meisten Fällen auch der verstärkte Sound eines Instrumentes. Natürlich muss die Pickup-Bestückung zum Bass passen, was beim Aerodyne definitiv der Fall ist. Mich erinnert der Sound etwas an die beliebten Jazz Bass-Replacements von DiMarzio: größeres Frequenzspektrum mit satten Bässen und sehr klar ausgeleuchtete Höhen, aber alles sehr ausgewogen und unaufdringlich.

Erfreulich ist auch die Soundvielfalt, die der Aerodyne aufgrund seiner Bestückung mit einem Precision- und einem J-Tonabnehmer bereitstellt. Der Spilt-Coil in der Halsposition erzeugt den typischen Precision-Sound mit viel Punch und Schubkraft, während der J-Singlecoil in der Bridgeposition für die prägnanteren und filigraneren Töne zuständig ist. Beides setzt der leichte Fender sehr gut um, und dreht man alle Regler inklusive der Höhenblende voll auf, bekommt man einen sehr ausgewogenen, satten und universell einsetzbaren Sound. Ein richtiger Allrounder eben, der schwarze Schönling.

Audio Samples
0:00
Neck-Pickup Beide Pickups Bridge-Pickup
Anzeige

FAZIT
Der Aerodyne ist eine sehr gelungene Jazz Bass-Variante. Sämtliche Maßnahmen wie das reduzierte Gewicht, zusätzliche Korpus-Shapings oder die Änderungen an Halsprofil und Griffbrettradius tragen dazu bei, dass der Bass sehr komfortabel am Körper hängt und sich mühelos und entspannt spielen lässt. Dem Sound schaden die Veränderungen dabei keineswegs, der Aerodyne klingt erstaunlich nach Fender und ist durch die Pickup-Bestückung sehr flexibel. Dabei sieht er auch noch geschmackvoll elegant aus und ist tadellos verarbeitet. Was will man mehr.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Optik
  • Verarbeitung
  • Sound / Flexibilität
  • Spielkomfort / Ergonomie
  • Gewicht
Contra
Artikelbild
Fender Aerodyne Jazz Bass Test
Für 1.329,00€ bei
  • Fabrikat: Fender
  • Model: Aerodyne Jazz Bass
  • Herstellungsland: Japan
  • Mensur: Longscale 34“
  • Korpus: Linde (Basswood), Hochglanzlack schwarz
  • Hals: Geschraubt, einteilig Ahorn, seidenmatt lackiert
  • Tonabnehmer: Precision Split-Coil, Jazz – Singlecoil, passiv
  • Elektronik: Passiv
  • Bedienfeld: 2 x Volume, Tonregler
  • Hardware: Fender Standard-Brücke, offene Mechaniken, rauchverchromt
  • Gewicht: Ca. 3,9 kg
  • Preis: 1.034,- Euro UVP
Hot or Not
?
FenderAerodyneJBass_13FIN Bild

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Schreibe den ersten Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Sire Marcus Miller F10-6 NT - Sound Demo (no talking)
  • First notes on the Sire Marcus Miller F10-6 NT #shorts #sirebass #marcusmiller #siremarcusmillerf10
  • First notes on the Marleaux Consat Custom Bolt-On #bassguitar #marleaux #bass #bassbonedo