Audiomodern Chordjam Test

Wer die meisten Parts seiner Produktion am Controller-Keyboard einspielt und überwiegend mit MIDI-Noten arbeitet, freut sich eigentlich immer über kleine Ideengeber: MIDI-Effekt-Plugins lassen sich einfach in die Instrument-Spur der DAW einbinden und inspirieren durch fertige Muster schnell zum nächsten Song. Apple Logic Pro und andere Programme verfügen natürlich über solche Plugins, hinzu kommen einige weitere Softwareprodukte, die wir im Feature „Top 10 MIDI-Effekt-Plugins für die DAW“ vorstellen. Akkordfolgen, Phrasen oder Groove – all das geht hier per Mausklick.

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Mit Chordjam von AudioModern gibt es neue Impulse. Dabei handelt es sich um ein MIDI-FX-Plugin, das durch kontrollierbare Zufälle die Zusammenstellung einzelner Chords und umfangreicher Akkordfolgen zu einem spannenden und kreativen Prozess werden lässt. Wer schnell davon müde wird, vordefinierte und sehr geläufige Akkorde oder Akkordfolgen als Presets reihenweise zu probieren, bekommt frischen Wind zu spüren. Da mir das MIDI-FX-Plugin Riffer von Audiomodern als „Tool zur Ideenfindung“ bereits sehr zugesagt hat, bin ich gespannt, wie gut nun wohl das Schwesterprodukt Chordjam sein mag. Installation und Online-Autorisation verlaufen zumindest schon einmal genauso entspannt wie bei „Riffer“.

Details

Chordjam besteht aus drei einzelnen Bereichen

Das MIDI-FX-Plugin gibt es für Windows, Mac OS X sowie als iPad-App. Es umfasst insgesamt drei Bereiche: Chord Creation, Sequencer und Pads. Insbesondere mit der ersten Sektion wird man sich intensiver beschäftigen. Auswählen lassen sich Skalen und Akkordtypen für bis zu fünfstimmige Chords (die Screens geben hierzu eine Übersicht).

Fotostrecke: 5 Bilder Die Akkorde können bei Chordjam auf ganz unterschiedlichen Skalen basieren. Das MIDI-Effekt-Plugin bietet eine große Auswahl.

Über eine virtuelle Tastatur sind auch eigens definierte Zusammenklänge möglich. Alle fünfstimmige Akkorde sind in drei Parameterbereichen individuell veränderbar: Voice, Velocity sowie ARP/Time/Sync. Das bedeutet, dass die Oktavlage, die Anschlagsdynamik sowie der zeitliche Einsatz beziehungsweise die rhythmische Struktur für jede einzelne Note des fünfstimmigen Akkords programmierbar sind. In der Praxis wird man aber bestimmte Wertebereiche eingrenzen, die Zufallsfunktion walten und sich von den spontan gewonnenen Akkorden inspirieren lassen.

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Mehr Informationen

In der Sequencer-Sektion können die eigenen Akkorde rhythmisiert werden. Andersherum kann man auch einem Robot-Sequencer vertrauen, der Akkordfolgen automatisch vorgibt. Schließlich können auch Akkorde und Arpeggiator-Muster insgesamt 16 Pads zugewiesen werden, was vor allem für Live-Jams praktisch ist. Alles in allem ergeben sich mit Chordjam einzelne komplexe Akkorde, herkömmliche Arpeggiator-Muster und auch umfangreiche Akkordfolgen, die per Tastatur, Pads oder mit dem internen Sequencer getriggert werden. In diesem Video kann man Chordjam in Aktion erleben: Triggern per Keyboards, Pads und Sequencer.

Praxis

Wie nutzt man ChordJam?

Die Benutzeroberfläche ist skalierbar und zeigt viele Parameter auf einen Blick. Sie wirkt weder richtig komplex noch sehr transparent. Vielmehr stimmt sie aufs Experimentieren ein. Beliebte Folgen aus vier Akkorden, die man bei so einigen Songklassikern hört, bietet Chordjam nicht auf Knopfdruck an. In erster Linie bemüht man den großen Randomization Button, der alle Parameter – auch Voice, Time und Velocity – automatisch randomisiert. Es entstehen dabei viele brauchbare Ergebnisse.

Wer möchte, kann den Sequencer mit beliebigen Chords füllen und für rhythmische Ideen bemühen, was ich persönlich aber ebenso wenig benötige wie das Zuweisen und Triggern der Chords mittels Pads. Ich bin mir sicher, dass jeder seine eigene Arbeitsweise mit diesem Echzeit-Tool findet. Ein Feature wird man dabei immer schätzen: Wie bei Audiomodern Riffer lassen sich alle Noten äußerst bequem per Drag-and-drop ins Arrangierfenster der DAW bewegen. Das können bei Chordjam einzelne Akkorde sowie komplette Sequenzen sein. Daneben gibt es noch die Option, Audiodateien analysieren zu lassen und die ermittelten Skalen und Akkorde zu übernehmen. Das Erkennen der tonalen Struktur funktioniert nicht so zuverlässig – es geht offenbar um eine zusätzliche Inspiration.

Audio Samples
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ChordJam mid GrandPiano-Sound ChordJam mit Rhodes-Sound ChordJam mit D50-Sound ChordJam mit AcousticGuitar-Sound ChordJam mit Synth-Sound

Das Gute an Chordjam: Es ist offen für jedes Level. Man muss sich nicht länger einarbeiten, um auf neue Ideen zu stoßen. Für mich selbst ist es schon gut, wenn per Zufall ungewöhnlichere Akkordtypen entstehen, die per Tastatur rhythmisch eigenständig angespielt werden können. Mehr muss es meist nicht sein. Wer aber bis ins letzte Detail alles ausloten möchte, kann sich bei diesem Plugin für eine sehr lange Zeit beschäftigen. Eigentlich ist dieses MIDI-Effekt-Plugin ziemlich komplex und umfangreich, nach einigen Blicken ins Manual (PDF) ist man meist gut informiert und wird sich weiter ans Probieren wagen.

Wie die fünf Audiodemos zeigen, ist das Plugin insbesondere für Keyboarder praktisch, die natürlich wirkende und komplexere Akkorde inklusive Strumming sehr bequem im „Single-Finger-Trigger-Modus“ hervorzaubern möchten. Für Dance, Techno und andere Clubmusik ist Chordjam ebenso verwendbar, aber funktionell überdimensioniert.

Was könnte verbessert werden?

Obwohl es gegen das eigentliche Konzept spricht, stellen mehrere, fürs klassische Songwriting nutzbare Presets einen sinnvollen Mehrwert dar. So hätten auch Musiker, deren Kenntnisse über Akkorde und Harmonien eher schwammig sind, mehr Spaß mit dieser App. Da Audiomodern meist sehr schnell und kompetent auf Anfragen reagiert, könnte es sein, dass der kleine Wunsch nach songorientierten Presets, die sämtliche Funktionen der Software berücksichtigen, in einem kommenden Update vielleicht tatsächlich verwirklicht wird.

Fazit

Think different! Während andere MIDI-Chord-Plugins mit einer größeren Auswahl an schnell abrufbaren Akkordfolgen begeistern, steht bei Chordjam wortwörtlich das „Jammen“ zu Vorlagen, die in Echtzeit erzeugt werden, im Fokus. So lässt man sich spontan wie spielerisch zu neuen Akkorden und Harmonien verleiten. Dieses Konzept geht aber erst dann so richtig auf, wenn man sich mit Chords und Chord Progressions schon wenigstens ein bisschen auskennt. Falls man zudem bereit ist, die gesamte Funktionalität dieser praktischen Software verstehen zu lernen, ist das zwar noch besser, doch sind klare Ziele durch einfaches Probieren ebenfalls erreichbar. Für diesen attraktiven Preis ist Audiomodern Chordjam jedenfalls eine klare Empfehlung, nicht nur in der unverschämt günstigen iPad-Version – die Demo-Version also unbedingt probieren!

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PRO

  • Inspiration für erfahrene Musiker und Produzenten
  • Praktische Zufallsfunktionen
  • Musikalisch gut verwertbar
  • Viele Editiermöglichkeiten
  • Bedienung kann einfach bleiben
  • Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

CONTRA

  • kein Contra

Features

  • Hersteller: Audiomodern
  • Name: Chordjam
  • Typ: MIDI-Effekt-Plugin.
  • Akkorde und Akkordfolgen intuitiv per kontrollierbaren Zufall erzeugen
  • Auswahl aus verschiedenen Skalen, Akkordtypen, Stimmen, Rhythmen
  • Arpeggiator-Modus
  • Pad-Sektion für Performances
  • Shuffle-Modus
  • Sichern und Laden eigener Muster
  • VST2/3, AU, AAX
  • Systemvoraussetzungen: Ab Windows 7, Mac OS X (64-bit) ab 10.12, Ab iOS 11, Online-Aktivierung

Preis:

  • 49 Euro (Mac/Win), 8,99 Euro (iOS)
Unser Fazit:
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Audiomodern Chordjam Test
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