Epiphone Jack Casady Signature Bass 20th Anniversary Test

Jack Casadys hat eine lange und erfolgreiche Karriere in der Welt des Rock’n’Roll vorzuweisen: Er ist Bassist/Mitbegründer der Bands Jefferson Airplane und Hot Tuna, war aber auch als Sideman unter anderem für Greatful Dead oder keinen Geringeren als Jimi Hendrix tätig. So ist er zum Beispiel auf der legendären Aufnahme von “Voodoo Chile” aus dem Hendrix-Album “Electric Ladyland” zu hören. Mit Jefferson Airplane wurde er 1996 sogar in die “Rock And Roll Hall Of Fame” aufgenommen. Respekt!

Epiphone_Jack_Cassady_20th_Anniversary_Wine_Red_E_Bass_007FIN


Bereits 1997 widmete Epiphone dem legendären Bassisten daher einen Signature-Bass in halbakustischer Bauweise – natürlich ganz nach Jacks Vorstellungen! 20 Jahre später gibt es davon ein Anniversary-Modell in einer für diesen Anlass entsprechend edlen Optik. Höchste Zeit also, den Jack Casady Signature mal wieder unter die Lupe zu nehmen!

Details

Die Zargen und der Boden des Bodys bestehen aus Ahorn, die wunderschöne Decke aus Riegelahorn (Flamed Maple). Das transparente weinrote Finish lässt die Maserung schön erkennen, was dem Bass eine wirklich edle Note verleiht. Unterstrichen wird diese durch ein fünfstreifiges Binding, welches die Decke einfasst. Der Boden muss sich hingegen mit einem einfachen Binding begnügen.
Insgesamt ist der Korpus für einen E-Bass recht groß und besticht durch opulente Kurven, dafür ist er hingegen relativ dünn – und entspricht hier wieder eher den gewohnten Maßen eines herkömmlichen E-Basses. Ein dreilagiges weißes Schlagbrett mit einem großen “E” für “Epiphone” rundet das Bild ab.

Fotostrecke: 5 Bilder Der Epiphone Jack Casady Signature Bass kommt im klassischen Look…

Der Hals wurde aus zwei Streifen Mahagoni gefertigt und mit dem Korpus verleimt. Auf der schwarzen Kopfplatte befinden sich neben Jacks Signatur auch der Zugang zum Halsstab und die Stimm-Mechaniken. Diese sind im Verhältnis 2:2 angebracht. Das Griffbrett aus Satinwood bietet neben den 20 Bünden noch die typischen trapezförmigen Block Inlays.

Fotostrecke: 5 Bilder Das Cutaway erlaubt auch mal Ausflüge in die höheren Lagen.

Die Vintage-Brücke steht auf drei höhenverstellbaren “Säulen”, sprich: Schrauben. Diese münden in Metallhülsen, die in den Korpus eingelassen sind. So kommt es auch nach x-maligen Verstellen nicht zu Verschleiß am Holz. Die einzelnen Saitenreiter lassen sich leider nicht noch zusätzlich in der Höhe verstellen. Nicht ohne Grund haben wir es hier mit einer Vintage-Brücke zu tun -Authentizität ging den Erbauern offensichtlich vor praktischen Nutzen. Die Oktavreinheit lässt sich mithilfe zum Hals zeigenden Schrauben justieren.

Fotostrecke: 4 Bilder Die Vintage-Brücke macht ihrem Namen alle Ehre,…

Ein Tonabnehmer namens “JBC-1 Humbucker” und die passive Elektronik machen die Beschreibung kurz und einfach. Lautstärke und passive Tonblende – “Ende Gelände”! Mehr braucht ein echter Charakterkopf nicht. Wäre da nicht noch ein Dreifach-Wahlschalter, laut Epiphone-Webseite lässt sich mit ihm die Klangcharakteristik des JBC-1 verändern. Die drei anwählbaren Frequenzen sind 50, 250 oder 500 Hz.

Fotostrecke: 4 Bilder Der Bass ist ganz puristisch mit nur einem Tonabnehmer mit der Bezeichnung “JBC-1 Humbucker” ausgestattet.

Die Verarbeitung des Epiphone Jack Casady Signature ist ordentlich, wenn auch nicht auf höchstem Niveau. An mancher Stelle, wie z.B. den Spaltmaßen des Schlagbretts oder der Lackierung des Hals-Korpus-Übergangs etc., könnte durchaus etwas sorgfältiger gearbeitet werden. Allerdings hat nichts davon einen Einfluss auf die Bespielbarkeit oder den Klang.
Optisch finde ich den Bass sehr gelungen – er schafft den Spagat zwischen Vintage Look und edler Note ganz vortrefflich. Bleibt noch zu erwähnen, dass man mit dem Anniversary ein solides Gigbag, einen Ledergurt und ein von Jack signiertes Zertifikat bekommt.

Praxis

3,7 Kilogramm sind ein sehr moderates Gewicht für einen Bass – längere Gigs oder Proben sollten damit wahrlich kein Problem sein! In diesen Situationen spielt man in der Regel im Stehen und das ist auch die Schokoladenseite des Jack Casady Signature. Durch die Größe des Bodies wird es im Sitzen nämlich leider etwas unangenehm. Die Anschlagshand hat hier einfach Mühe, in gewohnter Weise an die Saiten zu gelangen. Aber zugegeben: dieser Umstand trifft eigentlich auf fast jeden halbakustischen oder akustischen Bass zu!
Das Halsprofil nennt sich “vintage round”. Ich würde es irgendwo zwischen einem kräftigem “D” mit Tendenz zum “C” einordnen. Man hat ordentlich was in der Hand, das Spiel bleibt aber noch komfortabel.
Das Finish der Halsrückseite ist identisch mit dem des Bodies. Die Hochglanzlackierung sorgt hier allerdings für einen leichten Bremseffekt, gerade bei längerem Spielen. Die Saitenlage ist dafür wirklich angenehm, allerdings natürlich höher als bei modernen Boutique-Bässen. Aber hey – dieser Epiphone wurde schließlich für Rock’n’Roll gebaut. Da man hier in der Regel mit etwas mehr Energie zu Werke geht, passt die Saitenlage optimal. Die 20 Bünde sind gut abgerichtet, Schnarren oder Scheppern treten erst bei wirklich harter Gangart auf.

Der Epiphone Jack Casady Signature 20th Anniversary liefert druckvolle Sounds für Classic Rock, Blues, Soul und all jene Stilistiken, die keinen hochauflösenden Ton mit entsprechend Höhen benötigen.
Der Epiphone Jack Casady Signature 20th Anniversary liefert druckvolle Sounds für Classic Rock, Blues, Soul und all jene Stilistiken, die keinen hochauflösenden Ton mit entsprechend Höhen benötigen.

Im akustischen Test zeigt sich, dass der Epiphone nicht wesentlicher lauter ist als ein E-Bass. Das liegt daran, dass die beiden Resonanzkammern aufgrund des schlanken Korpus schlicht zu klein sind. Die halbakustische Bauweise soll auch nicht dem unverstärkten Spiel dienen, sondern zusammen mit der luftigen Konstruktion der Brücke ein akustisches Element in den verstärkten Sound bringen. Insgesamt ist der Ton solide und kraftvoll und verfügt über ausreichend Sustain. Ein Feinzeichner ist er nicht unbedingt, aber das sollte er sicher auch niemals sein.
Zwei negative Dinge fallen mir auf: Zum einen ist die Einstellung der Oktavreinheit seitens Epiphone als schlampig zu bezeichnen. Spätestens ab dem zwölften Bund kommt es zu deutlichen Verstimmungen. Zum anderen vibriert leider das Schlagbrett unangenehm. Dies mag auch an den Spaltmaßen liegen, die doch eher an eine Laubsägearbeit erinnern. Für den verstärkten Ton spielt das freilich keine Rolle. Hier sind ein paar Beispiele, wie der Epiphone Jack Casady Signature 20th Anniversary im verstärkten Zustand klingt:

Audio Samples
0:00
Bluesrock, Wahlschalter: 50 Hz Shuffle, Wahlschalter: 50 Hz, Tonblende: -75% Rock, Wahlschalter: 50 Hz Rock, Wahlschalter: 250 Hz Slow Blues, Wahlschalter: 50 Hz, Tonblende: -75% Motown-12/8, Wahlschalter: 50 Hz Motown-12/8, Wahlschalter: 50 Hz, Tonblende: -75% Motown, Wahlschalter: 50 Hz Motown, Wahlschalter: 250 Hz, Tonblende: -75%

Keine Frage: der Epiphone Jack Casady Signature 20th Anniversary liefert druckvolle Sounds für Classic Rock, Blues, Soul und all jene Stilistiken, die keinen hochauflösenden Ton mit entsprechend Höhen benötigen. Gerade mit einem guten Vollröhrenamp als Partner macht das richtig Spaß. Und auch leicht verzerrt macht der Bass eine richtig gute Figur. Dabei besitzt er stets eine eigene kehlige, tiefmittige Note, die für entsprechend Durchsetzungskraft sorgt.
Aufgrund der Position des Pickups denkt man sicher schnell an eine Verwandtschaft mit einem Precision Bass. Der Jack Casady Signature besitzt jedoch einen ganz eigenen Charakter, der sicherlich nicht zuletzt seiner halbakustischen Bauweise zu verdanken ist. Den Dreifach-Wahlschalter bräuchte ich persönlich nicht unbedingt. Zwischen der 50-Hz- (schien mir am neutralsten) und der 250-Hz-Stellung ist der Unterschied relativ subtil, in der 500-Hz-Position dröhnt es doch recht schnell.

Fazit

“What You See Is What You Get!” Man braucht den Epiphone Jack Casady Signature 20th Anniversary nur anzuschauen und weiß eigentlich gleich, wohin die Reise geht. Rock, Blues und Soul sind seine Lieblingsstilistiken. Hier liefert der Bass zweifellos, was man sich von ihm erhofft. Dazu verrät ja auch bereits die Vita seines Namensgebers einiges. Der Epiphone Jack Casady Signature hat zwar im Grunde nur einen Sound im Angebot, dieser ist jedoch voll, rund, kräftig und besitzt durchaus eigenständigen Charakter. Für Flexibilität und Feinzeichnung gibt es sicher andere Bässe, ein einzelner Tonabnehmer mit passiver Elektronik sollten Hinweis genug sein. Dazu kommt das wirklich gelungene Retro-Design, zu dem auch gut das etwas edlere Gewand der Anniversary-Ausgabe passt. Die eine oder andere Nachlässigkeit bei der Verarbeitung sei ihm im Hinblick auf das gelungene Gesamtpaket verziehen. Vergleicht man den Preis mit anderen Instrumenten aus chinesischer Fertigung, bewegt er sich schon im oberen Drittel. Angesichts der komplexeren halbakustischen Konstruktion relativiert sich das aber wieder. Wer in den oben genannten Stilistiken unterwegs ist und im wahrsten Sinne des Wortes “einen” guten Basssound gepaart mit einer coolen Optik abseits des Mainstreams sucht, bekommt mit dem Epiphone Jack Casady Signature 20th Anniversary eine interessante Alternative geboten.

Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • coole Optik
  • guter Sound
  • geringes Gewicht
  • gutes Preis-Leistungs-Verhältnis
Contra
  • Verarbeitung und Vibration beim Schlagbrett
  • Werkseinstellung Oktavreinheit
Artikelbild
Epiphone Jack Casady Signature Bass 20th Anniversary Test
Für 738,00€ bei
Rock, Blues und Soul sind die bevorzugten Spielwiesen für den Epiphone Jack Casady Signature 20th Anniversary.
Rock, Blues und Soul sind die bevorzugten Spielwiesen für den Epiphone Jack Casady Signature 20th Anniversary.
Technische Spezifikationen
  • Hersteller: Epiphone
  • Modell: Jack Casady Signature 20th Anniversary
  • Herkunftsland: China
  • Body: Ahorn
  • Neck: Mahagoni, zweistreifig
  • Mensur: 86 mm (34 Zoll)
  • Griffbrett: Satinwood
  • Bünde: 20
  • Pickup: Low Impedance JBC-1 Humbucker
  • Elektronik: passiv, Volume, Tone, Dreifach-Wahlschalter für Resonanzfrequenz
  • Mechaniken: Epiphone, Clover Style
  • Brücke: Epiphone
  • Hardware: Nickel
  • Gewicht: 3,4 kg
  • Lieferumfang: Gigbag, Ledergurt, Zertifikat
  • Preis: 738,- Euro (Ladenpreis im November 2018)
Hot or Not
?
…mit einem Ahornkorpus und wunderschön gemaserter Riegelahorndecke.

Wie heiß findest Du dieses Produkt?

Kommentieren
Profilbild von B. Bass

B. Bass sagt:

#1 - 28.06.2019 um 17:18 Uhr

0

Danke für den Test. Ich spiele dieses Bass und kann das Ergebnis im Wesentlichen nur bestätigen. Probleme mit der Oktavreinheit hatte ich jedoch nicht.
Die Beschreibung des 3-fach Wahlschalters geht allerdings, soweit ich das beurteilen kann, in die falsche Richtung. Mit dem Schalter werden keine "Resonanzfreqenzen" eingestellt.
Das ist ein Tone-Shaping-Schalter für den Output-Gain von 50, 250 oder 500 Ohm (!) - nicht Herz.
Im Original heißt es: "Epiphone’s custom 3-Position VariGain™ Switch for additional tone shaping (50, 250, and 500 ohms)".
Und an anderer Stelle:
"The Jack Casady Bass ... employs a three-position VariGain™ switch to shape the sound and output levels. Try the "50" position for a direct studio recording or for a pure acoustic tone. The "500" level will give you a seriously fat tone that's perfect for blues, jazz or rock. And the "250" level will put you in-between."
Vielleicht wäre ja das Urteil zu den klanglichen Qualitäten des Instruments ja in Kenntnis der tatsächlichen Funktion des Schalters ein wenig anders ausgefallen... ;-)

    Profilbild von Thomas Meinlschmidt

    Thomas Meinlschmidt sagt:

    #1.1 - 03.07.2019 um 15:28 Uhr

    0

    Hallo B.Bass,
    danke für den Hinweis, die Hertz haben sich aus Macht der Gewohnheit eingeschlichen, das ist natürlich nicht korrekt. Für die klangliche Beurteilung und Einordnung spielt das aber zum Glück keinerlei Rolle. Die findet nach wie vor mit den Ohren statt und da spielt das, was der Regler tatsächlich an klanglicher Auswirkung in der Praxis hat die entscheidende Rolle.
    Nochmal Danke für die Hinweis und Gruß
    Thomas

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.
Bonedo YouTube
  • Sire Marcus Miller F10-6 NT - Sound Demo (no talking)
  • First notes on the Sire Marcus Miller F10-6 NT #shorts #sirebass #marcusmiller #siremarcusmillerf10
  • First notes on the Marleaux Consat Custom Bolt-On #bassguitar #marleaux #bass #bassbonedo