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Endorphin.es Shuttle Test

Praxis

Das Shuttle ist wirklich komplex mit vielen Funktionen. Auch erfahrene Modularisten werden ohne Handbuch am Anfang nicht weit kommen und so hat dieser Test auch mehr Zeit beansprucht als manch anderer, da dieses Instrument erst gelernt werden möchte und sich nicht auf Anhieb intuitiv erschließt. Am Ende der steilen Lernkurve wird man jedoch belohnt und auch wenn man am Anfang oft verloren ist, hat man sich doch viel schneller in das System eingearbeitet als angenommen und kann dann das verständliche Handbuch auch wieder beiseite legen.
Der Furthrrrr Generator hat als analoges Herz des Systems auch die direkteste Bedienung. Nach kurzer Einarbeitung findet man sich schnell zurecht und kann dem Doppeloszillator und Waveshaper sehr filigrane Klänge entlocken. Durch die weiten Wertebereiche muss man oft nach den Sweet Spots suchen, welche sich nicht immer leicht finden lassen und so klingt der Furthrrrr am Anfang oft mittig oder der Waveshaper geht schnell in die Noise-Richtung. Nachdem man jedoch ein bisschen Zeit mit dem Furthrrrr verbracht hat, kann man dem analogen Oszillator und Waveshaper sehr hochwertige Klänge entlocken.

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Furthrrrr Generator: OSC pur mit FM und Wavefolder

Das Grand Terminal stellt dann das digitale Herzstück des Systems da und hier muss man sich noch ein bisschen mehr einarbeiten als bei den anderen Sektionen. Die beiden Kanäle mit Filtern und VCAs sind mittig in der Sektion angeordnet und werden rechts und links von den Hüllkurven ergänzt. Es gibt zwei Taster zur Auswahl der Filter und zwei Poti, welche für Cutoff-Frequenz und Resonanz zuständig sind. Hält man einen Taster gedrückt, so wird die mittlere Sektion zu einem Mixer und anstatt Cutoff und Resonanz werden jetzt Volume und Panning mit den Potis gesteuert. Da es kein Display gibt (was wir dennoch sehr begrüßen), muss man sich zunächst daran gewöhnen darauf zu achten, in welchem Modus man sich gerade befindet. Da man die Volume- und Panning-Funktionen jedoch nicht so oft beim spielen nutzt, sondern eher vorher einstellt, finden wir diese Lösung akzeptabel.

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Grand Terminal: Transistor Ladder Filter Grand Terminal: Diode Ladder Filter Grand Terminal: Vactrol LoPass Gate Grand Terminal: Resonant Vactrol LoPass Gate Grand Terminal: State Variable Low Pass Filter Grand Terminal: State Variable High Pass Filter Grand Terminal: State Variable Band Pass Filter Grand Terminal: Comb Filter Grand Terminal: Effekt 1 – Hall Reverb Grand Terminal: Effekt 2 – Shimmer Reverb Grand Terminal: Effekt 3 – Stereo Room Reverb Grand Terminal: Effekt 4 – Plate Reverb Grand Terminal: Effekt 5 – Spring Reverb Grand Terminal: Effekt 6 – Ping Pong Delay Grand Terminal: Effekt 7 – Tape Echo Grand Terminal: Effekt 8 – Chorus
Ein "Buchla Bongo" Patch auf dem Endorphin.es Shuttle
Ein “Buchla Bongo” Patch auf dem Endorphin.es Shuttle
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Classic Buchla Bongo Patch

Das Shuttle Control entpuppt sich bei der praktischen Nutzung als kleine Geheimwaffe und stellt viele Funktionen bereit, die die Hauptkomponenten sinnvoll ergänzen. Besonders die Tap-Tempo-LFOs und -Hüllkurven ermöglichen sehr komplexe Patches.
Von der Soundqualität her hat mir das Shuttle System gut gefallen und so empfinde ich es auch nicht als Manko, dass viele Funktionen digital verwirklicht wurden, denn am Ende zählt schließlich der Sound. Zwar macht sich an verschiedenen Stellen in der Signalkette leichtes Aliasing bemerkbar, doch habe ich das nicht als sehr störend sondern als musikalisch empfunden. Die Effektsektion konnte hier besonders überzeugen, da solche vielseitigen Effekteinheiten in Desktopsynthesizern meistens eher als Gimmick zugefügt werden und sich selten gut anhören. Nicht so beim Endorphin.es Shuttle, denn hier kann man wirklich kreativ mit den Effekten arbeiten und diese sind durchaus auch in einer Studioproduktion zu gebrauchen. Die Filter klingen für digitale Filter auch vernünftig und mir gefällt die breite Auswahl an Filtertypen, womit man sehr viele verschiedene Soundfarben zur Verfügung gestellt bekommt. Für mein Empfinden sind die Hüllkurven und VCAs die schwächsten der digitalen Bausteine, aber auch diese hören sich im Grunde gut an. Überhaupt ist das ist Kritik auf hohem Niveau, denn wirklich gut klingende digitale Hüllkurven sind sehr selten und die von Endorphin.es bewegen sich auf dem gleichen Niveau wie digitale Hüllkurven anderer Hersteller. Seit einiger Zeit kann man außerdem den Carrier Oszillator durch einen digitalen Kern ersetzen, welcher dann Through-Zero FM ermöglicht. Jedoch kann der digitale Chip gegenüber dem analogen Oszillator nicht wirklich überzeugen, da hier doch relativ starkes Aliasing entsteht.
Bedingt durch die große Zahl von Funktionen und den limitierten Platz von 84TE, was 19“ entspricht, sind einige Regler und Taster mit Doppelfunktionen belegt. So muss man häufig etwas gedrückt halten, um zwischen den verschiedenen Funktionen zu wählen, und weiß am Anfang oft nicht, bei welcher Funktion man sich gerade befindet. Im Zusammenspiel mit dem Umstand, dass es Mono-, Stereo- und dreikanälige Eingänge gibt, kommt man am Anfang gelegentlich durcheinander, wo man sich gerade befindet oder welches Kabel man am besten für welche Buchse verwenden sollte. Das ganze System ist jedoch sehr schlüssig aufgebaut und man hat schon nach relativ kurzer Zeit das Shuttle verinnerlicht und kann damit sehr expressiv seine Ideen verwirklichen und sich inspirieren lassen.
Sicherlich scheiden sich hier auch ein bisschen die Geister, da vieles digital verwirklicht wurde. Ich empfinde das aber als positiv, da eine analoge Alternative viel größer und teurer wäre, ohne die sehr breite Palette an Möglichkeiten bieten zu können. Die digitalen Einheiten klingen gut und sind durch ihre digitale Natur sehr präzise und durch einen einfachen Update-Prozess immer auf dem letzten Stand. Desweiteren ermöglicht die Verwendung von digitalen Prozessen ein kompaktes System mit so vielen Möglichkeiten, dass man keine anderen Module benötigt, um mit dem Shuttle Musik zu machen. Durch die vorbildliche Einbindung der Außenwelt mit Midi-CV, Stereokanälen, Sends und Kompressor lassen sich komplette Stücke mit dem System spielen und aufnehmen, ohne viel externes Equipment nutzen zu müssen. Besonders mit einem iPad oder iPhone macht dieses wirklich Sinn und Spaß, da man hier mit einem kleinen externen Gerät das Shuttle steuern, aufnehmen und gleichzeitig ein oder zwei weitere Effekte einbinden kann. Die Verarbeitung ist sehr hochwertig und so fühlt es sich dabei auch wie ein Instrument an und lässt sich wie ein solches benutzen und spielen.

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