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Zultan Rock Beat Serie Test

Ein ähnliches Maß an Phantasie wie der britische Kultautor Terry Pratchett beim Ersinnen seiner millionenfach verkauften “Scheibenwelt”-Romane braucht man wohl, um nachvollziehen zu können, warum ein bestimmter Schlag Mensch freiwillig und teilweise sogar mit großem Vergnügen auf runde Bleche eindrischt. Und das, obwohl man damit sich und allen im Raum befindlichen wahrscheinlich langfristig gesehen die Fähigkeit raubt, das akustische Signal handelsüblicher elektronischer Fieberthermometer wahrnehmen zu können. Möglicherweise treibt den einen oder anderen ja das Verlangen nach dem durch Schmerz ausgelösten Adrenalinschub an, im Normalfall motiviert aber die Erkenntnis, dass sich der Klang von schwingendem Metall hervorragend mit dem Sound von Musikinstrumenten verträgt. Hier kann der Einsatz von Crash, Ride und Hi-Hat entscheidenden Einfluss auf die Wirkung einzelner Elemente haben aber auch das gesamte Klangbild verändern.

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Die Vielzahl der Hersteller und deren Bemühen, jedem musikalischen Umfeld gerecht zu werden, macht es besonders schwer, die individuell passenden Cymbals zu finden. Um dem geneigten Einsteiger die Suche zu erleichtern, bieten mittlerweile fast alle Beckenschmieden vermeintlich aufeinander abgestimmte Sets an, die sich für die meist im Produktnamen enthaltenen Musikrichtung am besten eignen soll. Hier nun also das Nötigste für den Rockdrummer von der Firma Zultan, die eigentlich gar keine Firma ist, sondern quasi ein Sortiment von Turkish Cymbals aus Istanbul. „Handmade from Turkey“ sagt die Verpackung und weckt damit ein gerüttelt maß an Vorfreude. Am besten gleich mal den Karton aufrupfen und schauen, ob denn auch alles dabei ist…

DETAILS

Der soeben geöffnete Karton enthält ein Paar 14“ Hi-Hats, ein 16“ Crash , ein 20“ Ride und eine Beckentasche mit Tragegurt. Alle Becken stecken in transparenten Plastiktüten und haben die Anreise geschützt durch Tasche, Tüten und Karton unbeschadet überstanden. Turkish Cymbals setzt auch bei der relativ günstigen Zultan Serie auf traditionelle Handarbeit und das vielfach bewährte Material B20 Bronze. Auf der Website gibt es sowohl Fotos von der Produktion als auch ein „The Fusion“ betiteltes Video, das die Herstellung der Beckenrohlinge zeigt. Das Finish der Rock Beat Serie ist auf Hochglanz poliert und wirkt durch den klassischen Bronzefarbton sehr edel. Hobbykrimonologen dürften an den schnell entstehenden Fingerabdrücken ihre wahre Freude haben, für Leute mit ausgewachsenem Reinlichkeitsfimmel kann die schimmernde Oberfläche schnell zum Albtraum werden. Jedes Becken trägt die Turkish Cymbals Gravur und wurde von beiden Seiten mit dem grossen Zultan Logo bedruckt. Zusätzlich gibt es ein kleines „Handmade Cymbals“ Emblem und auf der Unterseite erfährt man etwas über Art und Durchmesser des Beckens. Alle Probanden haben diverse kleine Dellen, die sich der Arbeit des von Hand polierenden Mitarbeiters widersetzt haben, was aber weder optisch noch akustisch eine Rolle spielt.

Sehr wohl eine Rolle spielen wird das Gewicht, das man durchaus als stattlich bezeichnen kann. Das Ride bringt es auf 2434, das Crash auf 1084 Gramm, das Hat-Top wiegt 1155, das Bottom 1302 Gramm. Die Cymbals sind ziemlich exakt auf das angegebene Zollmaß geschnitten und beidseitig vollflächig mit sauber gearbeiteten Abdrehmustern versehen, die auch auf den wohlgeformten Kuppen vorhanden sind. Auch das schöne handgehämmerte Profil gibt keinen Anlass zur Beanstandung. Die Mittellöcher befinden sich allesamt exakt im Zentrum der Kuppe, sind aber nicht absolut rund gearbeitet. Die Kuppe des Ride Beckens hat einen Durchmesser von 14 Zentimetern und sollte somit leicht zu treffen sein. Die Beigabe der Beckentasche erhärtet die Vermutung, dass die Zielgruppe dieses Produktes wohl eher der noch nicht so häufig reisende Schlagzeuger ist, denn es handelt sich dabei um ein recht dünnes Täschchen ohne Trennmatten im Inneren, das im eng gepackten Tourbus keine besonders hohe Lebenserwartung haben dürfte. Um die Becken vom Wohnzimmer in den Schlagzeugkeller zu transportieren, reicht sie allemal und genau das wird jetzt passieren, auf dass es ordentlich scheppern möge…

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PRAXIS

Den Anfang macht die 14“ Hi-Hat, die auf eine dafür vorgesehene Maschine montiert, erst einmal getreten wird. Das dabei entstehende Geräusch klingt ein wenig schepperig und lässt schon erahnen, warum man diese Serie “Rock Beat” getauft hat. Durchaus durchsetzungsstark, jedoch nicht sonderlich klar definiert kommt der Klang der aufeinander prallenden Rundlinge daher. Auch mit Sticks ist es kaum möglich, einen trockenen Anschlagsound zu erreichen. Besonders schnell aufeinander folgende Schläge geraten dann doch sehr ins Schwimmen. Der Grundklang der beiden Cymbals ist durchaus angenehm und beinhaltet ein ausgewogenes Frequenzspektrum. Das freischwingende Top klingt voluminös und nicht spitz und beide Becken liefern im halboffenen Zustand ein sattes Rauschen. Im eher plakativen Spiel macht diese HiHat durchaus eine gute Figur, sobald das Spiel sensibel akzentuiert werden soll, wird es eher kritisch. Der „Zultan“-Schrifzug auf dem Top scheint sich nicht sonderlich wohl zu fühlen, denn er hat den Test nur schwer beschädigt überstanden.

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Audio Samples
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HiHat Solo 1 HiHat Solo 2

Das 20“ Ride macht insgesamt eine bessere Figur. Hier wird der Anschlag angenehm klar wiedergegeben und von den Grundschwingungen des Beckens fein unterlegt. Spielt man auf der Kante, entsteht im Ausklang ein gongartiger Ton, der sehr langsam ausklingt. Der Sound der Kuppe ist sehr prägnant und klar und setzt sich extrem gut durch. Auf den Einsatz von weichen Klöppeln reagiert dieses schwere Cymbal relativ träge. Will man einen klassischen Beckenschweller erzeugen, muss man schon gehörig wirbeln. Bei dauerhaftem Kantenspiel schwingt sich dieses Ride zu einer bedrohlich wirkenden Soundwand auf, was ja durchaus von Nutzen sein kann.

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Ride Schweller Ride Solo

Das 16“ Crash bestätigt den guten Eindruck und besticht durch seine explosive Ansprache. Dem prägnanten Crashsound folgt ein langanhaltendes Ausklingen, das ebenso wie beim Ride gongähnliche Frequenzen enthält und dadurch einen sehr eigenwilligen Charakter erhält. Der Grundklang ist eher dunkel und ermöglicht auch dauerhaften Einsatz (etwa hart gespielte Achtelnoten), ohne ein sich zügig einstellendes Ohrensausen zu bewirken. Auch bei eher sanfter Schlagstärke klingt dieses Crashbecken sehr ausgewogen und angenehm.

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Crash Einzelschlag Crash Schlagfolge Stick Crash Schweller
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FAZIT

Die “Zultan Rock Beat”-Serie hat sich im Test als ein Beckenset präsentiert, das seinem Namen durchaus gerecht wird. Klangfarbe und Lautstärke der beinhalteten Becken sind sehr gut aufeinander abgestimmt und auch verarbeitungstechnisch gibt es nichts zu bemäkeln. Da aber bei dieser Art von traditioneller Handarbeit kaum ein Becken genau wie das andere klingt, ist die gewissenhafte Endkontrolle entscheidend für die Qualitätssicherung. Sowohl der hammerführende Schmied als auch sein die Endabnahme durchführender Kollege können nicht immer ihren besten Tag haben. So lässt sich vielleicht erklären, warum beim vorliegenden Beckensatz die Hi-Hat nicht in vollem Umfang überzeugen kann. Grundsätzlich ist es aber so, dass man hier für wenig Geld einen hochwertigen Satz echter handgefertigter türkischer Becken erhält, mit dem man sicherlich (eine artgerechte Nutzung vorausgesetzt) lange Zeit Spass haben kann. Ebenfalls interessant dürfte die Tatsache sein, dass diese Serie von Zultan vielfältig erweiterbar ist.

Zultan_Set_2
SPEZIFIKATIONEN
  • Material: B20-Bronze
  • Verarbeitung: von Hand gehämmert und abgedreht
  • Finish: auf Hochglanz poliert
  • Gewicht: schwer (siehe Details)
  • Preis: 446,60 € (UVP)
Unser Fazit:
4 / 5
Pro
  • gute Verarbeitung von Hand
  • ausgewogene Klangeigenschaften
  • sehr gutes Preis/Leistungsverhältnis
Contra
  • Hi-Hat klingt etwas undefiniert
Artikelbild
Zultan Rock Beat Serie Test
Für 498,00€ bei
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Kommentieren
Profilbild von Lukas

Lukas sagt:

#1 - 04.05.2012 um 11:13 Uhr

0

Das HiHat-Pärchen hört sich auch bei mir eher "verwaschen" an, insgesammt würde ich dem Testbericht vollkommen zustimmen.
Interessant wäre an der Stelle ein weitergeführter testbericht über die Chinas / Splash und 15"/18" Crashbecken.Das 18" Crash ist im übrigen sehr Laut, es eignet sich nicht zum achtel-durchdreschen, dafür entfaltet sich der Sound einfach zu lang bzw. klingt sehr lange nach. Ich will es dennoch nicht missen, nicht falsch verstehen. Ein Super Teil.Ich für meinen Fall würde sie wieder und wieder kaufen.

Profilbild von ach

ach sagt:

#2 - 19.05.2012 um 21:00 Uhr

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ich spiele von der Rockbeat-Serie inzwischen 12", 14" 16" & 18" Crash, 20" Ride und die 14" HiHat. 16" China wird demnächst kommen :-)
Die Becken sind Tonal und von der Lautstärke her wirklich gut aufeinander abgestimmt.Dieses leicht Verwaschene gefällt mir gerade an der HiHat. Also würde ich das nicht unbedingt als negativ bewerten - es kommt darauf an was man will.
Für das Geld bekommt man - imho - nichts Besseres, eigentlich nicht mal etwas Gleichwertiges.Toller Test und die Samples sind wirklich gut. Mein Satz klingt nahezu identisch.

Profilbild von Till

Till sagt:

#3 - 17.07.2012 um 14:11 Uhr

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Die benutzte Snare klingt eher schrecklich. Gutes Review aber, schade das die Effektbecken nicht mit aufgenommen wurden. Mich würden vor allem die (größeren) Chinas und Splashes interessieren.

Profilbild von Michael Gehrlein

Michael Gehrlein sagt:

#4 - 04.06.2020 um 21:47 Uhr

0

Auch ich spiele mittlerweile 10 unterschiedliche Becken plus HiHat aus der Rock Beat Serie. Man wird mir nicht glauben, dass ich zuvor Paiste 2002 gespielt habe. Alle Becken sind top aufeinander abgestimmt und lassen sich bestens kombinieren. Gerade die Effekt-Becken (Bell, Splash, Cina, Holey) bieten klanglich mehr, als die "Großen" zu einem wesentlich höherem Preis.

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