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Vox Time Machine Test

Berühmt geworden ist Vox durch den Klassiker AC30 – einen Gitarrenamp, der Geschichte geschrieben hat. Von den Beatles bis zu U2 war und ist sein markanter Ton immer wieder ein Genuss. Zu den legendären Amp-Klassikern und Wah-Wahs der britischen Sound-Schmiede haben sich in den letzten Jahren aber auch diverse Modeling-Amps und Pedale sowie die röhrenbefeuerten Bodentreter der Cooltron-Serie gesellt.

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Wen wundert´s also, dass sich Joe Satriani, einer der führenden und einflussreichsten Gitarristen der aktuellen Szene, an die englische Traditionsfirma wandte, um sich insgesamt drei Effekte auf den Leib schneidern zu lassen. Nachdem ich kürzlich den Vox Satchurator getestet habe, bin ich jetzt natürlich sehr gespannt, ob auch die Time Machine das vorgelegte Niveau halten kann.

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Details

Konzept:
Genau wie beim Satchurator besteht auch das Gehäuse der Time-Maschine aus Metall-Druckguss, diesmal aber in einem hochglänzendem Grün lackiert. Es wirkt äußerst robust und wertig. An der rechten Außenseite finden wir den Instrumenteneingang, auf der anderen Seite die beiden Ausgangsbuchsen OUT und DRY. Auf dem Pedal – wie schon beim Verzerrermodell – greift man stilecht mittels cremefarbener “Chickenhead“-Drehregler ins Geschehen ein. Diese bedienen von rechts nach links Feedback, Time, D.Range und Level. In der Mitte oberhalb der Potis ziert ein Kippschalter mit der Wahlmöglichkeit “HI-FI“ und “LO-FI“ die Oberfläche und zum Aktivieren des Pedals und damit auch des Delays dienen links unten ein “ON“-  und rechts daneben ein “TAP“-Schalter. Die zwei LEDs darüber zeigen den jeweiligen Status an. Zu erwähnen wäre noch, dass über dem Tap-Schalter “Modern/Vintage“ aufgedruckt ist. Was es damit auf sich hat, werden wir noch im Laufe des Tests feststellen. Die Unterseite ist komplett mit einer Gummimatte beklebt, um das Verrutschen auf dem Boden zu verhindern. Nur das mit einem Schnellverschluss versehene Batteriefach bleibt davon ausgenommen

Im Inneren der Time Machine parkt die Elektronik auf zwei kleine Platinen. Einen True Bypass sucht man vergeblich. Allerdings wird man diesen auch kaum vermissen, da er in diesem Falle durch ein Relais hätte realisiert werden müssen, das bauartbedingt störendes Knacken verursacht hätte.

Bedienung:
Das Pedal ist quasi in Stereo ausgelegt, sodass zwei Amps angesteuert werden können, wobei der eine das direkte, unbearbeitete Signal erhält und der zweite das Effektsignal. In den meisten Fällen wird das Delay allerdings in den Effekt-Einschleifweg des Verstärkers oder direkt davor geschaltet. Die sehr griffigen Chickenhead-Potis regeln sehr flüssig und gleichmäßig. Level erklärt sich von selbst, gibt also die Lautstärke des Effektes an. Delay Range ist als einziger ein Drehschalter mit vier Positionen. Mit ihm wird der Einstellbereich der Verzögerungszeit gewählt (125ms, 250ms, 500ms und 1000ms). Nach Anwahl des Bereichs kann die Verzögerungszeit mit dem TIME-Regler genauer nachgeregelt werden, der Feedbackregler bestimmt die Anzahl der Wiederholungen. Mit dem TAP-Schalter wird das Tempo durch Drücken vorgegeben. Dadurch verändert der Time-Regler aber seinen Einstellbereich folgendermaßen: 125ms: 1/12250ms: 1/8500ms: 3/161000ms: 1/4 erzeuge ich beispielsweise durch Drücken auf den “TAP“-Schalter ein Delay von 120bpm und drehe den Time-Regler auf 125ms, erzeugt das Delay eine punktierte Achtel. Drehe ich auf 250 ms, habe ich normale Achtelwiederholungen, sehr praktisch! Insgesamt ist es möglich, eine maximale Verzögerung  von 5800 ms zu erzeugen! Das wird zwar in den seltensten Fällen benötigt, zeigt aber die enorme Leistung, die in diesem Pedal steckt. Durch Drehen am Time-Regler verlasse ich den Tap-Modus automatisch. Drückt man den TAP-Schalter länger als eine Sekunde, ändert sich die Farbe der Status-LED, wobei grün für “Modern“ und rot für “Vintage“ steht. Und genau das ist der eigentliche Clou des Pedals, denn es kann mit zwei Charakteristiken in einem Gerät aufwarten! Der Vintage-Mode gibt das typische Verhalten eines alten Bandechos wieder; die Echos modulieren etwas und werden angezerrt. Im Modern-Modus werden wie bei einem normalen Digital-Delay alle Frequenzen ausgewogen wiederholt. Bleibt nur noch der „HI-FI/LO-FI“-Kippschalter. Es ist üblich, dass im Studio und auch live das Delaysignal mit einem Highpass- und einem Lowpass-Filter eingeschränkt wird. Dadurch setzt sich das Grundsignal besser durch und wird nicht durch störende Bass- oder Höhen-Frequenzen behindert. Aktiviert man also den “LO-FI“-Modus, geschieht genau das. Im “HI-FI“-Mode deaktiviert man das Filter, und das Delay wird unverfälscht wiedergegeben.

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Praxis

Ich schleife die Time Machine in den Effekt-Einschleifweg meines Verstärkers ein.
Als erstes fällt auf, dass das Delay absolut klangneutral ist. Das Signal wird unverfälscht wiedergegeben, kein Brummen, kein Rauschen, die Dynamik des Verstärkers bleibt – sehr gut!  Ich stelle ein Viertel-Delay ein und switche jeweils im “Modern“-Mode von “HI-FI“ zu “LO-FI“ und das ganze noch einmal im “Vintage“-Mode. Dazu spiele ich clean und achte darauf, was sich genau verändert.

Audio Samples
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Modern-Mode Hi-Fi Modern-Mode Lo-Fi Vintage-Mode Hi-Fi Vintage-Mode Lo-Fi

Die Veränderung ist zwar subtil, aber durchaus hörbar. Vor allem beim Spielen macht sich der Klangunterschied bemerkbar. Sobald der Kippschalter auf “LO-FI“  steht, fügt sich das Delay besser ein, es verschmilzt mit den gespielten Tönen und tritt mehr in den Hintergrund. Es macht also durchaus Sinn, das Delay mit einem EQ zu bearbeiten. Gerade in einer Live-Situation ist das Delay zwar da, aber nicht vordergründig. Der “HI-FI“-Modus wiederholt ja das Signal unbearbeitet, wer also zum Beispiel kurze, rhythmische  Linien spielt und nicht möchte, dass das Signal “dünner“ wiederholt werden soll, der ist hier genau richtig.

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Als nächstes stelle ich mir einen etwas angezerrten Sound ein und erzeuge mit der Time Machine ein Slap-Echo. Dafür wechsele ich in den Vintage-Mode und schalte den Kippschalter auf LO-FI.

Audio Samples
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Crunchy Rockabilly

Hier kommt die Bandecho-Wiedergabe sehr schön. Das Delay schwimmt etwas und die Wiederholungen fügen sich in das Gesamtbild wunderbar ein.
Zu guter Letzt spiele ich eine Singlenote-Linie und schalte das Delay in den Modern-Mode und LO-FI.

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Single Note Delay Light Crunch

Durch die sehr gute Bedienung macht es großen Spaß, psychedelische Sounds durch das Ändern der “Feedback-Rate“ und des Tempos zu erzeugen. Unbedingt empfehlenswert! Vor allem in der Hektik auf der Bühne machen die griffigen Potis absolut Sinn. Insgesamt habe ich das Gefühl, dass die Time Machine mit verzerrten Amps am besten klarkommt, denn erst dann ist ein Unterschied der verschiedenen Modi auch tatsächlich zu hören. Das finde ich zwar etwas schade, aber so hat es sich der Meister eben gewünscht … Und wo wir gerade bei den Kritikpunkten sind: Bei einem Pedal in dieser Preisklasse wünsche ich mir schon ein so genanntes “Spill over“. Das heißt, sobald der Bypass-Schalter gedrückt wird, sollte das Delay weiterhin auslaufen und nicht schlagartig aufhören. Aber, wie gesagt, Joe Satriani wollte es genau so, es ist ja auch schließlich sein Signature-Pedal. Das war es dann aber auch schon an Negativpunkten, die den ansonsten durchweg positiven Eindruck nicht wirklich schmälern.

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Die Vox Time Machine ist ein grundsolides Delay mit sehr hohem Praxiswert. Die hohe Fertigungsqualität und die sehr sinnvollen Schaltungen zeigen, ähnlich wie beim Satchurator, auf welch hohem Niveau konzipiert und gefertigt wurde.
Bis auf die zwei, zugegebenermaßen sehr subjektiven Kritikpunkte gibt es nichts zu beanstanden. Wer auf der Suche nach einem sehr gut klingenden Delay ist, sollte dieses Gerät unbedingt in die engere Wahl ziehen. Das Pedal ist uneingeschränkt auch allen anderen Musikern und als externes Delay im Studio zu empfehlen, weil es mit Sicherheit für jeden etwas zu bieten hat. Das Preis-Leistungsverhältnis geht absolut in Ordnung.

Unser Fazit:
4,5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Sound
  • Tap-Schalter
  • Bedienung
  • Chickenhead Potis
Contra
  • kein Spill over (mit Einschränkungen, da Signature-Pedal)
  • an cleanen Amps sind die Modus-Änderungen nur marginal
Artikelbild
Vox Time Machine Test
Für 139,00€ bei
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Specs
  • Anschlüsse: 1x INPUT, 1x OUTPUT, 1x DRY OUT, 1x DC9V
  • Eingangsimpedanz: 1MΩ
  • Ausgangsimpedanz: 1kΩ
  • Stromversorgung: 9V-Alkalibatterie (6LF22/6LR61) oder optionales AC-Netzteil
  • Leistungsaufnahme: 60mA
  • Batterielaufzeit: ±6 Stunden
  • Abmessungen (B x T x H): 143 x 121 x 58 (mm)
  • Gewicht: 600g (ohne Batterie)
  • Lieferumfang: 9V-Alkalibatterie
  • Sonderzubehör: 9V AC-Netzteil
  • UVP: 225 EUR
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