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Vox AC10C1 Custom Test

Auch der Vox AC10C1 Custom repräsentiert die großen Jahre einer Marke, die ebenso wie der Name Marshall für puren Rock’n Roll und großes Showbusiness steht. Das traditionsreiche Vox-Imperium, das mittlerweile fast sechzig Jahre und einen zigfachen Besitzerwechsel in seiner Firmengeschichte verzeichnet, steht trotz aller Turbulenzen auch heute noch wie ein Fels in der Brandung eines hart umkämpften Marktes.

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Bei uns im Test ein Remake des AC10, der erstmals in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts für kurze Zeit auf dem Markt erhältlich war. Aber wie gut kommt der neue alte Vox-Sprössling 50 Jahre nach seiner Erstauflage in der Neuzeit an?

Details

Konzept

Mit dem AC10C1 erweitert Vox seine Produktpalette der Custom Serie um ein 10 Watt starkes Modell, dessen Konstruktion ebenso wie die der beiden Klassiker AC 30 und AC15 auf Vollröhrentechnologie beruht. Warum sich das Ur-Modell in den Sechziger Jahren nicht durchsetzen konnte, liegt mutmaßlich daran, dass der Trend damals entgegen dem heutigen Ideal eher hin zu leistungsstarken und großen Gitarrenanlagen ging. PA-Anlagen waren noch nicht erfunden und so war man darauf angewiesen, sich auf der Bühne allein mit seinem Gitarrenverstärker und ohne externe Unterstützung Gehör zu verschaffen. Der AC10C1 ist portabler als der AC15 und leistungsstärker als der AC4. Damit sollte sich unser Testcombo sowohl für leise Proben als auch für das Abrocken in den heimischen vier Wänden bestens eignen.

Aufbau

Rein optisch hat man es hier mit einem klassischen Vox-Amp zu tun, allerdings ist beim AC10C1 alles etwas kleiner ausgefallen und so wirkt der handliche Combo auf den ersten Blick wie ein zu heiß gewaschener AC 30. In seinem Inneren befinden sich trotz des scheinbar geschlossenen Gehäuses zwei 12 AX7 Vorstufen- und zwei EL 84 Endstufenröhren. Zwei nahezu unsichtbare Öffnungen, von denen sich eine im unteren Bereich der Rückwand und eine zweite auf der Oberseite unter einer geschlitzten schwarzen Kunststoffabdeckung befindet, sorgen für ausreichende Kühlung. Damit hat man hier gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, denn das fast geschlossene Gehäuse schützt nicht nur die elektronischen Bauteile sowie den Speaker vor Beschädigungen, es verleiht dem Combo auch einen fetteren und definierteren Sound.

Fotostrecke: 5 Bilder Ein zu heiß gewaschener AC30…?

Wie man es vom Vox-Konzept gewohnt ist, sitzen die Bedienelemente auf einem von hinten eingeschobenen Verstärkerchassis. Dieses ist mit den typischen Chickenhead-Potiknöpfen bestückt und leicht versenkt angebracht. Eine Anordnung, die übrigens noch aus Zeiten stammt, als Gitarristen in Bigbands ihre Verstärker vor sich stellten, um so ihre Regler besser im Auge zu haben. Entsprechend ist die Beschriftung bei vielen alten Gitarrencombos verkehrt herum angebracht, damit man sie von hinten lesen kann. Bestückt ist der Combo mit einem 10 Zoll Celestion VX10 Speaker. Der Boxenbespannstoff mit dem typischen Rautenmuster schützt die Membran vor Beschädigungen und gibt dem Amp zusammen mit dem goldene Vox-Schriftzug und dem weißen Keder das typische Vox-Gesicht.

Bedienelemente und Anschlüsse

Der Vox AC10C1 ist ein klassischer Röhrenverstärker in einkanaliger Ausführung. Das einzige Zugeständnis an die Moderne ist der eingebaute Digitalhall, der die traditionelle Hallspirale ersetzt. Eine der Ausstattung entsprechende übersichtliche Anzahl an Reglern sorgt für einen entspannten und intuitiven Umgang mit dem Combo. Neben dem Gitarreneingang befindet sich der Gainregler, mit dessen Hilfe auch bei geringen Lautstärken fette Distortionsounds möglich sind. Die Klangregelung besteht lediglich aus Bass und Treble, die sich in einem gewissen Rahmen gegenseitig beeinflussen, einen Mittenregler sucht man vergebens. Das Reverb-Poti regelt den digitalen Hall, der dem Sound eine gewisse Tiefe verleiht. Für die Ausgangslautstärke steht das Volume-Poti zur Verfügung, bei dem ab etwa 12 Uhr die Sättigung der Endstufe einsetzt. Ein On/Off -Schalter rundet das Bild ab.

Fotostrecke: 4 Bilder Der AC10 kommt absolut puristisch daher

Rückseitig wartet außer der Schukobuchse für das Netzkabel noch ein Lautsprecheranschluss, der den internen Speaker bei Verwendung abschaltet. Das alles wäre nicht besonders bemerkenswert, wenn da nicht noch ein kleiner Schalter mit der Bezeichnung “ECO” wäre. Hier lässt sich eine Selbstabschaltung des Combos aktivieren. Diese tritt dann in Kraft, wenn der Amp zwei Stunden ohne Eingangssignal eingeschaltet war. Für die Vergesslichen unter uns eine recht nützliche Angelegenheit, zu der mir spontan eine typisch Kölsche Redensart einfällt: “Et jitt nix wat et nit jit”! (Es gibt nichts was es nicht gibt).

Fotostrecke: 3 Bilder So präsentiert sich der AC10 von hinten
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Praxis

Der kleine Brüller erzeugt trotz seiner eher gemäßigten Leistung von 10 Watt einen anständigen Druck, was nicht zuletzt darauf zurückzuführen ist, dass der Amp mit Röhren arbeitet. Ein vergleichbarer Transistorverstärker müsste mit etwa 30 Watt aufwarten, um eine ähnliche Durchsetzungskraft zu generieren. An die Definition eines gut abgehangenen Röhrenamps kommen bis heute nur sehr wenigen Technologien heran, wie beispielsweise der Dual Drive von Baldringer.
So kann man mit dem Amp auch durchaus bei Proben mitmischen. Wer jedoch in einer wirklich lauten Punk- oder Metallkapelle mithalten will, ist hier falsch. Gemäßigte Klassikrocker, Blueser oder Jazzkollegen allerdings können durchaus auf ihre Kosten kommen, denn der Amp klingt durch die Bank sehr amtlich. Dabei sind die Soundergebnisse ganz klar als “voxig” identifizierbar, allerdings tönt – von der Lautstärke abgesehen – alles einen Tacken kleiner als beim AC30, was nicht alleine dem 10 Zöller zuzuschreiben ist. Auch der kleinere Ausgangstrafo leistet seinen Beitrag zu dem etwas schlankeren Ton. Clean gespielt bringt der Combo zusammen mit meiner Stratocaster einen süßen knackigen Ton, der trotz reichhaltiger Obertöne keinerlei Schärfe beinhaltet. Der Sound ist klar, lebendig und frisch. Ideal für Cleanfetischisten, die auf Sounds im Stil der Shadows oder Ventures stehen.

Audio Samples
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Soundbeispiel 1 – Gain 9 Uhr
Trotz geringer Gehäusegröße und 10"-Speaker baut dieser Combo ordentlich Druck auf
Trotz geringer Gehäusegröße und 10″-Speaker baut dieser Combo ordentlich Druck auf

Dreht man den Gainregler auf 11 Uhr, bleibt es zwar immer noch clean, der Ton wird jedoch deutlich fetter und komprimiert leicht. Hier kommt man in eine Grenzregion, in der man je nach Anschlagsstärke neben Hank Marvin-Sounds auch Countrypickings realisieren kann. Hier ist der Frequenzgang ebenfalls völlig ausgeglichen. Die Klangregelung habe ich bei beiden Reglern auf 12 Uhr belassen.

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Soundbeispiel 2 – Gain 11 Uhr

Bei Gainstellungen ab 13 Uhr rockt bereits die Hütte. Dabei reagiert der Amp sehr dynamisch auf den Anschlag. Obwohl der Bassregler in der 12-Uhr-Position steht, beginnt es beim Arpeggiospiel auf den tiefen Saiten mit dem Halspickup ganz leicht zu mulmen, wie man am Ende des folgenden Audiobeispiels hören kann. Das hält sich meiner Meinung nach aber noch in vertretbaren Grenzen. Alles in allem gefällt mir dieser lebendige, bluesige Sound, der für Gitarrencombos dieser Preisklasse keine Selbstverständlichkeit ist.

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Soundbeispiel 3 – Gain 13 Uhr
In der Disziplin "Dynamikverhalten" verdient sich der kleine R(o)acker Bestnoten
In der Disziplin “Dynamikverhalten” verdient sich der kleine R(o)acker Bestnoten

Noch fetter, aber keine Spur mulmiger wird es, wenn man den Gainregler in die 16-Uhr-Position dreht. Hier habe ich die Bässe leicht zurückgenommen, damit sich der Amp klanglich nicht verschluckt. Was soll ich sagen, klasse! Der Amp scheint sich mit den Singlecoils meiner Stratocaster bestens zu verstehen und bringt ohne großartiges Geschraube einen ausgewogenen klassischen Blues/Rock-Ton, der sich wirklich hören lassen kann.

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Soundbeispiel 4 – Gain 16 Uhr

Wie aber klingt der Amp im Zusammenspiel mit den Humbuckern einer Les Paul? Auch hier kann ich Entwarnung geben. Obwohl der Gainregler auf Rechtsanschlag steht, wird es nicht einmal ansatzweise mulmig oder undifferenziert. Der Twäng und der Anschlag der Les Paul bleiben vollständig erhalten und das Plektrum und die Feinheiten des Anschlags sind deutlich zu vernehmen. Die Verzerrung tendiert mit der Les Paul in Richtung Classic-Rock, also Thin Lizzy oder Peter Frampton. Wer mehr Gain braucht, kann mit einem dezenten Overdrive sicher noch eine Schippe mehr rausholen, aber Metal ist definitiv nicht machbar.

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Soundbeispiel 5 – Gain Maximum mit Les Paul
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Fazit

Den Entwicklern von Vox ist unter der Leitung von Phil Scarffe mit der Neuauflage des AC10 ein kleines Meisterwerk gelungen. Der Combo eignet sich nicht nur als Übungsamp oder Studioverstärker. Er erzeugt dank seiner (fast) geschlossenen Bauweise genügend Druck, um auch bei gemäßigten Proben und Clubgigs zu bestehen. Seine Stärken liegen in dynamischen und fein aufgelösten, perligen Sounds, wobei er von clean über leichte Anzerrungen bis hin zu Thin Lizzy-Verzerrungen eine reichhaltige Palette abdeckt. Wer den klassischen VOX AC30 Sound mag, aber nicht dessen Power benötigt, sollte den AC10C1 unbedingt einmal anspielen.

Unser Fazit:
5 / 5
Pro
  • Verarbeitung
  • Preis/Leistung
  • sehr gute Dynamik
  • Sound
Contra
  • Keins
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Vox AC10C1 Custom Test
Für 490,00€ bei
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Technische Spezifikationen
  • Vollröhre
  • Leistung: 10 W
  • Lautsprecher: 1x 10″ Celestion VX10 Speaker
  • Röhrenbestückung: 2x 12AX7 Vorstufe, 2x EL84 Endstufe
  • 1 Klinkeneingang
  • Regler: Gain, Bass, Treble, Reverb, Volume
  • Lautsprecheranschluss: 1x 16 Ohm – schaltet den internen Lautsprecher ab
  • Abmessungen (B x T x H): 520 x 210 x 410 mm
  • Gewicht: 12,3 kg
  • Preis: 594,00 Euro UVP
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